Sagen-Motive auf Postkarten
Der Mönch von Heisterbach
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Stand: Juni 2015
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Gliederung
1. Postkarten 2. Wolfgang Müller: Der Mönch von Heisterbach 3. Klosterruine Heisterbach 4. Biographische Daten zu Müller und den Künstlern 5. Weblinks 6. Rechtlicher Hinweis und Kontaktadresse |
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Oben: Der Mönch zu Heisterbach (mit Text des Gedichts). Kunstanstalt Ludwig Meister, Köln. Nicht gelaufen.
Mitte: Der Mönch zu Heisterbach [mit Text des Gedichts]. Adressseite: Verlag v. Adolf Pilz, O.-Dollendorf a. Rh. S 18. Nicht gelaufen.
Unten: Der Mönch von Heisterbach [mit Text des Gedichts]. W. Stucke pinx[it]. Adressseite: Gemälde in der Restaurationshalle Kloster Heisterbach. Signet UVACHROM. A11: Verlag Kloster Heisterbach, Siebengebirge. Nachdruck verboten. Nicht gelaufen.
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2. Wolfgang Müller:
Der Mönch von Heisterbach
Ein junger Mönch im Kloster Heisterbach Lustwandelt an des Gartens fernstem Ort. Der Ewigkeit sinnt still und tief er nach Und forscht dabei in Gottes heil'gem Wort. Er liest, was Petrus der Apostel sprach: Dem Herren ist ein Tag wie tausend Jahr, Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag. Doch wie er sinnt, es wird ihm nimmer klar. Und er verliert sich zweifelnd in dem Wald, Was um ihn vorgeht, hört und sieht er nicht, Erst wie die fromme Vesperglocke schallt, Gemahnt es ihn der ernsten Klosterpflicht. Im Lauf erreichet er den Garten schnell; Ein Unbekannter öffnet ihm das Tor, Er stutzt – doch sieh, schon ist die Kirche hell Und draus ertönt der Brüder lauter Chor. Nach seinem Stuhle eilend tritt er ein, Doch wunderbar, ein and'rer sitzet dort, Er überblickt der Mönche lange Reih'n: Nur Unbekannte findet er am Ort. Der Staunende wird angestaunt ringsum, Man fragt nach Namen, fragt nach dem Begeht, Er sagt's, da murmelt man durchs Heiligtum: Dreihundert Jahre hieß so niemand mehr. Der letzte dieses Namens, tönt es laut, Er war ein Zweifler und verschwand im Wald; Man hat den Namen keinem mehr vertraut, Er hört das Wort, es überläuft ihn kalt. Er nennt den Abt nun und nennt das Jahr, Man nimmt das alte Klosterbuch zur Hand, Da wird ein großes Gotteswunder klar: Er ist's, der drei Jahrhunderte verschwand. Der Schrecken lähmt ihn, plötzlich graut sein Haar, Er sinket hin, ihn tötet dieses Leid. Und sterbend mahnt er seiner Brüder Schar: Gott ist erhaben über Ort und Zeit. Was er verhüllt, macht nur ein Wunder klar. Drum grübelt nicht, denkt meinem Schicksal nach, Ich weiß, ihm ist ein Tag wie tausend Jahr, Und tausend Jahre sind ihm wie ein Tag. |
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Bibelstellen:
* "Das eine, liebe Brüder, dürft ihr nicht übersehen: dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind" (2. Petrus 3,8).
* "Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sproßt, das am Morgen blüht und sproßt und des Abends welkt und verdorrt" (Psalm 90, 4-6)).
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Kloster-Ruine Heisterbach im Siebengebirge.
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Doppelkarte, in der Mitte gefalzt; die dritte (Adresskarte) fehlt. Montage von 5 Bildern. Mitte: Die ehemalige Abteikirche zu Heisterbach. | Oben links: Thor (Eingang | Oben rechts: Chor Ruine | Unten links: Caesarius Denkmal [Caesarius von Heisterbach, geb. um 1170 in oder um Köln, gest. um 1240 im Kloster Heisterbach, wo er seit 1199 Mönch war. Hauptwerk: "Dialogus miraculorum".] Inschrift:
Dem Cisterziensermönch
Caesarius
von Heisterbach
zur Anerkennung
seiner Bedeutung für die
heimische Geschichte und die
Kundes des Volkslebens
der Hohenstaufenzeit errichtete
diesen Denkstein der
Bergische Geschichtsverein
1897
Unten rechts: Äbte Begräbnisstätte. — Auf der Rückseite links: "Die Abtei Heisterbach", mit dem unten wiedergegebenen Text. Rechts: "Der Mönch zu Heisterbach", mit den ersten sieben Strophen des Gedichts von Müller von Königswinter.
Im Jahre 1192 stieg ein Cister[c]ienserkonvent aus Himmelrode i.d. Eifel, der seit dem Jahre 1189 in den von einer Augustiner-Genossenschaft verlassenen Zellen auf dem Petersberge gewohnt hatte, in das Thal von Heisterbach und gründete hier die Abtei. 1202 wurde der Grundstein zur Kirche gelegt, die 1232 vollendet und 1808 seitens der Bergischen Regierung auf Abbruch verkauft wurde. Das Langschiff derselben war ca. 64 m lang, 24 m breit, 26 m hoch, das grosse Querschiff 48 m lang. Zu Ende des 12. und Beginn des 13. Jahrhunderts lebte in Heisterbach der gelehrte Mönch Caesarius, dessen Denkmal bei der Chorruine steht; er sah unter dem Abte Heinrich I. die glanzvollste Zeit der Abtei, die am politischen Leben dieser Zeit grossen Anteil hatte. Ihre Bedeutung liegt auf wirtschaftlichem Gebiete. Sie besass zur Zeit ihrer Blüte über 50 grosse Gutshöfe, unzählige Häuser, Gärten, Weinberge, Ländereien, das Visitationsrecht über viele Abteien und Klöster, das Patronat über manche Kirche und endlich die Herrschaft über das Ländchen Flerzheim-Neunkirchen i.d. Sürst. Fast in jedem Jahrhundert durch Kriegsscharen zerstört, hat sie doch über 600 Jahre bestanden und ist 1803 durch die Bergische Regierung aufgehoben worden. im Jahre 1820 wurde das Gut nebst der Ruine an den Grafen von Lippe-Biesterfeld verkauft und ist es heute noch im Besitz der Familie, welche auch ihre Grabstätte in Heisterbach hat.
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Heisterbach im Winter.
Originalradierung von B. Mannfeld.
Druck von L. Angerer in Berlin S.42.
Verlag von Emil Strauss in Bonn
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Quelle: Rheinlands Sang und Sage. Die schönsten Rheinlieder mit einem Leitgedichte von Emil Rittershaus und zwanzig Originalradierungen von Bernhard Mannfeld. Bonn, Verlag von Emil Strauß, o.J. Pierer'sche Hofbuchdruckerei. Stefan Geibel & Co. in Altenburg. - Für den Bauzustand des Chores Mitte der 1840er Jahre vgl. das Caspar Scheuren (1810-1887) zugeschriebene Aquarell. In: Der Rhein - Strom der Romantik. Hrsg. von Karsten Keune. Petersberg: Michael Imhof Verlag 2011, S. 48/49.
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Photochrom print, created between 1890 and 1905. Library of Congress, Prints and Photographs Division. Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie. URL: de.wikipedia.org/wiki/Bild:Abtei-Heisterbach-1900.jpg.
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Oben: Kloster-Ruine Heisterbach im Siebengebirge. Adressseite: Paul Krieger, Kloster Heisterbach. W. Fülle, Barmen. Gelaufen. Datiert und Poststempel 1908.
Unten: Heisterbach. Richarz' Naturaufnahmen. Der Rhein 27. Adressseite: Naturaufnahmen Carl Richarz, Königswinter, Selbstverlag. Nicht gelaufen.
Die Zisterzienserabtei Heisterbach bei Königswinter im Siebengebirge wurde 1201 gegründet (Konsekrierung der Abteikirche 1237) und im Zuge der Säkularisation von 1803 aufgehoben. Von der 1809 zum Abbruch verkauften Abteikirche ist nur der Chorschluß erhalten. "1820 erwarb der Graf zur Lippe-Biesterfeld das Gelände innerhalb der Klostermauern. Der von ihm unter Einbeziehung der Chorruine errichtete englische Park, ließ Heisterbach zum beliebten Motiv der Rheinromantik werden." (Kurze Geschichte der Abtei Heisterbach, eine Seite auf der Homepage der Stiftung Abtei Heisterbach, siehe Weblinks. Vgl. Michael Schmitt: Die illustrierten Rhein-Beschreibungen. Dokumentation der Werke und Ansichten von der Romantik bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Köln u.a.: Böhlau 1996. Das herangezogene Werk ist hier nicht berücksichtigt.
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Wolfgang Müller von Königswinter, geb. 15. März 1816 in Königswinter, gest. 29. Juni 1873 in Neuenahr, Lyriker, Erzähler, Dramatiker und Kunstkritiker. Seit 1853 lebte er als freier Schriftsteller in Köln. Müllers Popularität "gründete sich auf seine volksliedhafte Lyrik u. die Sammlung u. Nacherzählung von Sagen aus dem Rheinland". Mit Rheindichtungen erwarb er sich den Ehrentitel "Sänger des Rheines": "Rheinfahrt" (1846); "Loreley. Rheinsagenbuch" (1851); "Rheinbuch" (1854). Werkausgabe: "Dichtungen eines rheinischen Poeten", 6 Bde., 1871-76.
Zitat und weitere Informationen: Martin Unkel, Artikel "Wolfgang Müller von Königswinter". In: Walther Killy (Hg.): Literaturlexikon. 2. Ausgabe. Berlin: Directmedia 2005 (Digitale Bibliothek; 9) S. 13.836 f.
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Mannfeld, Bernhard, Radierer, geb. 6. März 1848 in Dresden, verlebte seine Jugend in Meißen, wo er sich frühzeitig im Zeichnen übte und in dem Maler Otto Georgi einen Lehrer fand, mußte sich jedoch dem Zimmermannshandwerk widmen und war in diesem Beruf bis zum Ausbruch des Krieges von 1866 tätig. Die Kenntnis der Architektur, die er dabei gewonnen, veranlaßte ihn zu der Ausführung von 24 Federzeichnungen mit Ansichten von Meißen. Auf Grund dieser Blätter wies ihn Georgi auf die Radierung hin, und in dieser Technik versuchte sich M. zuerst 1867 in Breslau, wo er eine Anstellung im Seilerschen Institut für Glasmalerei gefunden hatte. 1873 siedelte er nach Berlin über, wo er seinen ersten großen Zyklus von Originalradierungen begann, die seit 1876 in Berlin u. d. T.: "Durchs deutsche Land. Malerische Stätten aus Deutschland und Österreich" (60 Blatt) erschienen. Eine von der Berliner Nationalgalerie veranstaltete Ausstellung von Malerradierungen französischer und englischer Künstler verhalf ihm zu einer weitern Ausbildung seiner Technik, und unter ihrem Einfluß entstanden die großen, zum Teil auf dekorative Wirkung berechneten Blätter: der Rheingrafenstein im Nahetal, das Rathaus in Breslau, die Seitenstücke Köln und Heidelberg und der Lurleifelsen (1881–83).
In derselben Zeit radierte M. auch einige Blätter nach Gemälden andrer Künstler, unter andern den Blick in den Garten des Palais des Prinzen Albrecht und das Eisenwalzwerk nach Menzel. Einen weitern Aufschwung nahm Mannfelds Technik durch die Bekanntschaft mit den Architekturradierungen des Schweden Axel Haig, die er 1883 in Wien kennen lernte. Seine reifsten Schöpfungen sind: die Albrechtsburg in Meißen (1884), vom Rhein (1885, 2. Aufl. 1890), Marienburg von der Nogatseite (1885), Dom zu Limburg an der Lahn (1886), Schloß zu Merseburg (1887), Westchor des Doms zu Erfurt (1887), Dom zu Aachen von der Südseite (1888), Blick auf Dresden (1889), der Gendarmenmarkt in Berlin, Rathaus in Löwen (1891). 1895 wurde er als Lehrer an das Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt a. M. berufen, wo unter anderm die Radierungen: Porta nigra in Trier, Rüdesheim und Denkmal auf dem Niederwald, Universität Marburg und Dom zu Speyer entstanden. 1900 wurde er zum Professor ernannt. Gestorben am 29. März 1925 in Frankfurt a.M.
Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Aufl. 1905–1909. Berlin: Directmedia 2003 (Digitale Bibliothek; 100). Bd. 13, S. 234 f. = S. 124061 f. in der Digitalisierung. Ergänzt.
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Georg Osterwald (1808-1884)
Turnfest in der Ruine Heisterbach am 2. September 1849.
Bleistift auf Papier, Ausriss
Schilder über dem Eingang: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Auf den seitlichen Schildern stehen die Namen der Orte, die auf dem Fest vertreten sind.
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Willy Stucke, geb. 21. Februar 1880 in Cleve, Todesdatum unbekannt, Bildnis- und Dekorationsmaler in Bonn. Schüler der Münchner Akademie, Weiterbildung in Holland und Italien, seit 1907 in Bonn. Wandbilder für die Dominikanerkirche in Düsseldorf (1913)); Ausmalung der Kirche zur Hl. Familie in Kassel (1914/20); Deckenbilder in der Nikolaikirche in Braunschweig (1921) und in der Kirche in Horchheim bei Koblenz (1922). (Thieme/Becker)
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Einen Überblick über die Märchen- und Sagenmotive
im Goethezeitportal finden sie hier.
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* Der Mönch von Heisterbach. Eine Legende über die Relativität von Raum und Zeit, URL: www.kombu.de/heisterb.htm
* Stiftung Abtei Heisterbach, URL: www.abtei-heisterbach.de. Mit Seiten zur Geschichte und Architektur der Abtei, Literaturhinweisen und Links.
* Artikel "Kloster Heisterbach" aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie, URL: de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Heisterbach.
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6. Rechtlicher Hinweis und Kontaktadresse
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