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Franz Pforr
Zeichnungen zu Goethes
"Götz von Berlichingen"

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Georg, Selbitz, Götz im Spessart. 

Georg, Selbitz, Götz im Spessart (Wien 1810). Bleistift-Umriss. Höhe: 17,5; Breite: 20,5 cm.

 

 

Akt. II.
Im Spessart.
Götz. Selbitz. Georg.

 

SELBITZ. Ihr seht, es ist gegangen, wie ich gesagt habe.
GÖTZ. Nein! nein! nein!
GEORG. Glaubt, ich berichte Euch mit der Wahrheit. Ich tat, wie Ihr befahlt, nahm den Kittel des Bambergischen und sein Zeichen, und damit ich doch mein Essen und Trinken verdiente, geleitete ich Reineckische Bauern hinauf nach Bamberg.
SELBITZ. In der Verkappung? Das hätte dir übel geraten können.
GEORG. So denk ich auch hintendrein. Ein Reitersmann, der das vorausdenkt, wird keine weiten Sprünge machen. Ich kam nach Bamberg, und gleich im Wirtshaus hörte ich erzählen: Weislingen und der Bischof seien ausgesöhnt, und man redte viel von einer Heirat mit der Witwe des von Walldorf.
GÖTZ. Gespräche.
GEORG. Ich sah ihn, wie er sie zur Tafel führte. Sie ist schön, bei meinem Eid, sie ist schön. Wir bückten uns alle, sie dankte uns allen, er nickte mit dem Kopf, sah sehr vergnügt, sie gingen vorbei, und das Volk murmelte: Ein schönes Paar!
GÖTZ. Das kann sein.
GEORG. Hört weiter! Da er des andern Tags in die Messe ging, paßt ich meine Zeit ab. Er war allein mit einem Knaben. Ich stund unten an der Treppe und sagte leise zu ihm: Ein paar Worte von Eurem Berlichingen! Er ward bestürzt; ich sahe das Geständnis seines Lasters in seinem Gesicht, er hatte kaum das Herz, mich anzusehen, mich, einen schlechten Reitersjungen.
SELBITZ. Das macht, sein Gewissen war schlechter als dein Stand.
GEORG. Du bist bambergisch? sagt er. Ich bring einen Gruß vom Ritter Berlichingen, sagt ich, und soll fragen - Komm morgen früh, sagt er, an mein Zimmer, wir wollen weiter reden.
GÖTZ. Kamst du?
GEORG. Wohl kam ich, und mußt im Vorsaal stehn, lang, lang. Und die seidnen Buben beguckten mich von vorn und hinten. Ich dachte, guckt ihr - Endlich führte man mich hinein, er schien böse, mir war's einerlei. Ich trat zu ihm und legte meine Kommission ab. Er tat feindlich böse, wie einer, der kein Herz hat und's nit will merken lassen. Er verwunderte sich, daß Ihr ihn durch einen Reitersjungen zur Rede setzen ließt. Das verdroß mich. Ich sagte, es gäbe nur zweierlei Leut, brave und Schurken, und ich diente Götzen von Berlichingen. Nun fing er an, schwätzte allerlei verkehrtes Zeug, das darauf hinausging: Ihr hättet ihn übereilt, er sei Euch keine Pflicht schuldig und wolle nichts mit Euch zu tun haben.
GÖTZ. Hast du das aus seinem Munde?
GEORG. Das und noch mehr - Er drohte mir -
GÖTZ. Es ist genug! Der wäre nun auch verloren! Treu und Glaube, du hast mich wieder betrogen. Arme Marie! Wie werd ich dir's beibringen!
SELBITZ. Ich wollte lieber mein ander Bein dazu verlieren, als so ein Hundsfott sein.

 

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