Federzeichnungen von Hans Bender
zu Heinrich Pestalozzis Volksbuch
"Lienhard und Gertrud"
Siebenundsiebenzigstes Kapitel:
Seelsorgerarbeit
Auszug:
Der Pfarrer aber redete mit dem Vogt herzlich, und sagte zu ihm: Untervogt, ich habe vernommen, daß dir Etwas begegnet ist, und ich bin da, dir mit Trost, so gut ich kann, an die Hand zu gehen. Sage mir aufrichtig: was ist dir eigentlich begegnet?
Vogt. Ich bin ein armer unglücklicher Tropf, der leidige Satan hat mich nehmen wollen.
Pfarrer. Wie so, Vogt? wo ist dir das begegnet?
Vogt. Oben auf dem Berge.
Pfarrer. Hast du denn wirklich Jemand gesehen? hat dich Jemand angegriffen?
Vogt. Ich sah ihn, ich sah ihn, wie er auf mich zulief. Es war ein großer, schwarzer Mann, und er hatte Feuer auf seinem Kopfe. Er ist mir nachgelaufen bis unten an den Berg.
Pfarrer. Warum blutest du am Kopfe?
Vogt. Ich bin im Herunterlaufen gefallen.
[Der Vogt gesteht, dass er sich verletzte, als er dem Junker einen Markstein versetzen wollte. Er gesteht auch weitere Untaten und bereut seine Sünden.]
Pfarrer. Gott wolle mit seiner Gnade bei dir sein, wenn du thust, was dein Gewissen dich heißt.
Vogt. Ich will es bekennen.
Und da er dieses gesagt hatte, betete der Pfarrer vor ihm also:
Preis und Dank und Anbetung, Vater im Himmel! Du hast deine Hand gegen ihn ausgestreckt, und sie hat ihm Zorn und Entsetzen geschienen, die Hand deiner Erbarmung und Liebe; aber sie hat sein Herz bewegt, daß er sich nicht mehr gegen die Stimme der Wahrheit verhärtet, wie er sich lange gegen sie verhärtet hat. Du, der du Schonung und Mitleiden und Gnade bist, nimm das Opfer seines Bekenntnisses gnädig an, und ziehe deine Hand nicht ab von ihm. Vollende das Werk der Erbarmung, und laß ihn wieder deinen Sohn, deinen Begnadigten werden. O Vater im Himmel! der Menschen Leben auf Erden ist Irrtum und Sünde; darum bist du gnädig den armen Kindern der Menschen, und verzeihest ihnen Übertretung und Sünde, wenn sie sich bessern. Preis und Anbetung, Vater im Himmel! Du hast deine Hand gegen ihn ausgestreckt, daß er dich suche. Du wirst das Werk deiner Erbarmung vollenden, und er wird dich finden, lobpreisen deinen Namen, und verkündigen deine Gnade unter seinen Brüdern.
Jetzt war der Vogt durch und durch bewegt, und Thränen flossen von seinen Wangen. O Gott! so sagte er, Herr Pfarrer, ich will es bekennen und thun, was man will. Ich will Ruhe suchen für mein Herz, und Gottes Erbarmen.