Federzeichnungen von Hans Bender
zu Heinrich Pestalozzis Volksbuch
"Lienhard und Gertrud"
Hundert achtundzwanzigstes Kapitel:
Ein Gespräch voll Güte auf der einen und voll Angst auf der andern Seite.
Auszug:
Man sah es dem Vogt an, daß die ganze Last seiner innern Zerrüttung und seines äußern Elendes schwer auf ihm lag. Er saß da, den Kopf auf seine Linke gestützt, und bewegte sich nur wenig, um zu sehen, wer komme. Aber es war, wie wenn er am ganzen Leibe erstarrte; seine Augen und sein Mund waren eine Weile unbeweglich, da er den Hübelrudi erblickte.
Dieser sah es, und sagte zum Pfarrer: Es übernimmt ihn so, mich zu sehen, daß ich wünschte, ich wäre nicht da, oder ich hätt es ihm vorher sagen können.
Es macht Nichts! es macht gar Nichts! antwortete der Vogt; ich bin froh, daß du da bist. Er zitterte aber am ganzen Leibe, und wollte aufstehen.
Ich will doch gerne jetzt wieder gehen, und ein andermal kommen, sagte der Rudi.
Nein, nein! erwiederte der Vogt, bleib doch! bleib doch! Indem er dieses sagte, stand er zitternd auf, warf sich plötzlich dem Rudi zu Füßen, und stammelte fast unverständlich: Um Gottes willen, um Gottes willen verzeihe mir!
Um Gottes willen! was machst du? Bist du nicht bei deinen Sinnen? sagte der Rudi, und wollte ihn mit beiden Händen aufheben, aber vergebens. Der Vogt wollte nicht aufstehen, und bat ihn immer, die Hände ineinander geschlossen, um Gottes willen um Verzeihung.