"Donna Clara! Donna Clara! Heißgeliebte langer Jahre! Hast beschlossen mein Verderben, Und beschlossen ohn' Erbarmen. | "Doch warum, o schöne Herrin, Sind gerichtet deine Blicke Dorthin nach der Saalesecke?" So verwundert sprach der Ritter. |
Donna Clara! Donna Clara! Ist doch süß die Lebensgabe! Aber unten ist es grausig, In dem dunkeln, kalten Grabe. | "Siehst du denn nicht, Don Fernando, Dort den Mann im schwarzen Mantel?" Und der Ritter lächelt freundlich: "Ach! das ist ja nur ein Schatten." |
Donna Clara! Freu dich, morgen Wird Fernando, am Altare, Dich als Eh'gemahl begrüßen – Wirst du mich zur Hochzeit laden?" | Doch es nähert sich der Schatten, Und es war ein Mann im Mantel; Und Ramiro schnell erkennend, Grüßt ihn Clara, glutbefangen. |
"Don Ramiro! Don Ramiro! Deine Worte treffen bitter, Bittrer als der Spruch der Sterne, Die da spotten meines Willens. | Und der Tanz hat schon begonnen, Munter drehen sich die Tänzer In des Walzers wilden Kreisen, Und der Boden dröhnt und bebet. |
Don Ramiro! Don Ramiro! Rüttle ab den dumpfen Trübsinn; Mädchen gibt es viel auf Erden, Aber uns hat Gott geschieden. | "Wahrlich gerne, Don Ramiro, Will ich dir zum Tanze folgen, Doch im nächtlich schwarzen Mantel Hättest du nicht kommen sollen." |
Don Ramiro, der du mutig Soviel Mohren überwunden , Überwinde nun dich selber – Komm auf meine Hochzeit morgen." | Mit durchbohrend stieren Augen Schaut Ramiro auf die Holde, Sie umschlingend spricht er düster: "Sprachest ja, ich sollte kommen!" |
"Donna Clara! Donna Clara! Ja, ich schwör es, ja ich komme! Will mit dir den Reihen tanzen; – Gute Nacht, ich komme morgen." | Und ins wirre Tanzgetümmel Drängen sich die beiden Tänzer; Und die lauten Pauken wirbeln, Und es schmettern die Trommeten. |
"Gute Nacht!" – Das Fenster klirrte. Seufzend stand Ramiro unten, Stand noch lange wie versteinert; Endlich schwand er fort im Dunkeln. – | "Sind ja schneeweiß deine Wangen!" Flüstert Clara, heimlich zitternd. "Sprachest ja, ich sollte kommen!" Schallet dumpf Ramiros Stimme. |
Endlich auch, nach langem Ringen, Muß die Nacht dem Tage weichen; Wie ein bunter Blumengarten Liegt Toledo ausgebreitet. | Und im Saal die Kerzen blinzeln Durch das flutende Gedränge; Und die lauten Pauken wirbeln, Und es schmettern die Trommeten. |
Prachtgebäude und Paläste Schimmern hell im Glanz der Sonne; Und der Kirchen hohe Kuppeln Leuchten stattlich wie vergoldet. | "Sind ja eiskalt deine Hände!" Flüstert Clara, schauerzuckend. "Sprachest ja, ich sollte kommen!" Und sie treiben fort im Strudel. |
Summend, wie ein Schwarm von Bienen, Klingt der Glocken Festgeläute, Lieblich steigen Betgesänge Aus den frommen Gotteshäusern. | "Laß mich, laß mich! Don Ramiro! Leichenduft ist ja dein Odem!" Wiederum die dunklen Worte: "Sprachest ja, ich sollte kommen!" |
Aber dorten, siehe! siehe! Dorten aus der Marktkapelle, Im Gewimmel und Gewoge, Strömt des Volkes bunte Menge. | Und der Boden raucht und glühet, Lustig tönet Geig' und Bratsche; Wie ein tolles Zauberweben, Schwindelt alles in dem Saale. |
Blanke Ritter, schmucke Frauen, Hofgesinde, festlich blinkend, Und die hellen Glocken läuten, Und die Orgel rauscht dazwischen. | "Laß mich, laß mich! Don Ramiro!" Wimmerts immer im Gewoge. Don Ramiro stets erwidert: "Sprachest ja, ich sollte kommen!" |
Doch, mit Ehrfurcht ausgewichen, In des Volkes Mitte wandelt Das geschmückte junge Eh'paar, Donna Clara, Don Fernando. | "Nun, so geh in Gottes Namen!" Clara rief's mit fester Stimme; Und dies Wort war kaum gesprochen, Und verschwunden war Ramiro. |
Bis an Bräutigams Palasttor Wälzet sich das Volksgewühle; Dort beginnt die Hochzeitfeier, Prunkhaft und nach alter Sitte. | Clara starret, Tod im Antlitz, Kaltumflirret, nachtumwoben; Ohnmacht hat das lichte Bildnis In ihr dunkles Reich gezogen. |
Ritterspiel und frohe Tafel Wechseln unter lautem Jubel; Rauschend schnell entfliehn die Stunden, Bis die Nacht herabgesunken. | Endlich weicht der Nebelschlummer, Endlich schlägt sie auf die Wimper; Aber Staunen will aufs neue Ihre holden Augen schließen. |
Und zum Tanze sich versammeln In dem Saal die Hochzeitgäste; In dem Glanz der Lichter funkeln Ihre bunten Prachtgewänder. | Denn derweil der Tanz begonnen, War sie nicht vom Sitz gewichen, Und sie sitzt noch bei dem Bräut'gam, Und der Ritter sorgsam bittet: |
Auf erhobne Stühle ließen Braut und Bräutigam sich nieder, Donna Clara, Don Fernando, Und sie tauschen süße Reden. | "Sprich, was bleichet deine Wangen? Warum wird dein Aug so dunkel? –" "Und Ramiro? – –" stottert Clara, Und Entsetzen lähmt die Zunge. |
Und im Saale wogen heiter Die geschmückten Menschenwellen, Und die lauten Pauken wirbeln, Und es schmettern die Trommeten. | Doch mit tiefen, ernsten Falten Furcht sich jetzt des Bräutgams Stirne; "Herrin, forsch nicht blut'ge Kunde – Heute Mittag starb Ramiro." |