goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Eduard Mörike
Der alte Turmhahn

Mit Illustrationen von Ludwig Richter

Stand: Oktober 2013

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Gliederung

1. Eduard Mörike, »Der alte Turmhahn«. Mit Illustrationen von Ludwig Richter
2. Zeichnungen Mörikes: Cleversulzbach und die Stube im Pfarrhaus
3. Kurzbiographie zu Eduard Mörike
4. Kurzbiographie zu Ludwig Richter
5. Rechtlicher Hinweis und Kontaktadresse

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1. Eduard Mörike:
»Der alte Turmhahn«.
Mit Illustrationen von Ludwig Richter

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Zu Cleversulzbach im Unterland
Hundertunddreizehn Jahr ich stand,
Auf dem Kirchenturm ein guter Hahn,
Als ein Zierat und Wetterfahn.
In Sturm und Wind und Regennacht
Hab ich allzeit das Dorf bewacht.
Manch falber Blitz hat mich gestreift,
Der Frost mein' roten Kamm bereift,
Auch manchen lieben Sommertag,
Da man gern Schatten haben mag,
Hat mir die Sonne unverwandt
Auf meinen goldigen Leib gebrannt.
So ward ich schwarz für Alter ganz,
Und weg ist aller Glitz und Glanz.
Da haben sie mich denn zuletzt
Veracht't und schmählich abgesetzt.
Meinthalb! So ist der Welt ihr Lauf,
Jetzt tun sie einen andern 'nauf.
Stolzier, prachtier und dreh dich nur!
Dir macht der Wind noch andre Cour.
  
Ade, o Tal, du Berg und Tal!
Rebhügel, Wälder allzumal!
Herzlieber Turm und Kirchendach,
Kirchhof und Steglein übern Bach!
Du Brunnen, dahin spat und früh
Öchslein springen, Schaf' und Küh,
Hans hinterdrein kommt mit dem Stecken,
Und Bastes Evlein auf dem Schecken!
- Ihr Störch und Schwalben, grobe Spatzen,
Euch soll ich nimmer hören schwatzen!
Lieb deucht mir jedes Drecklein itzt,
Damit ihr ehrlich mich beschmitzt.
Ade, Hochwürden, Ihr Herr Pfarr,
Schulmeister auch, du armer Narr!
Aus ist, was mich gefreut so lang,
Geläut und Orgel, Sang und Klang.
  
Von meiner Höh so sang ich dort,
Und hätt noch lang gesungen fort,
Da kam so ein krummer Teufelshöcker,
Ich schätz, es war der Schieferdecker,
Packt mich, kriegt nach manch hartem Stoß
Mich richtig von der Stange los.
Mein alt breshafter Leib schier brach,
Da er mit mir fuhr ab dem Dach
Und bei den Glocken schnurrt hinein;
Die glotzten sehr verwundert drein,
Regt' ihnen doch weiter nicht den Mut,
Dachten eben, wir hangen gut.

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Jetzt tät man mich mit altem Eisen
Dem Meister Hufschmied überweisen;
Der zahlt zween Batzen und meint Wunder,
Wieviel es wär für solchen Plunder.
Und also ich selben Mittag
Betrübt vor seiner Hütte lag.
Ein Bäumlein - es war Maienzeit -
Schneeweiße Blüten auf mich streut,
Hühner gackeln um mich her,
Unachtend, was das für ein Vetter wär.
Da geht mein Pfarrherr nun vorbei,
Grüßt den Meister und lächelt: Ei,
Wärs so weit mit uns, armer Hahn?
Andrees, was fangt Ihr mit ihm an?
Ihr könnt ihn weder sieden noch braten,
Mir aber müsst es schlimm geraten,
Einen alten Kirchendiener gut
Nicht zu nehmen in Schutz und Hut.
Kommt! tragt ihn mir gleich vor ins Haus,
Trinket ein kühl Glas Wein mit aus.

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Der rußig Lümmel, schnell bedacht,
Nimmt mich vom Boden auf und lacht.
Es fehlt' nicht viel, so tat ich frei
Gen Himmel einen Freudenschrei.
Im Pfarrhaus, ob dem fremden Gast
War groß und klein erschrocken fast;
Bald aber in jedem Angesicht
Ging auf ein rechtes Freudenlicht.
Frau, Magd und Knecht, Mägdlein und Buben,
Den großen Göckel in der Stuben
Mit siebenfacher Stimmen Schall
Begrüßen, begucken, betasten all.
Der Gottesmann drauf mildiglich
Mit eignen Händen trägt er mich
Nach seinem Zimmer, Stiegen auf,
Nachpolteret der ganze Hauf.
  
Hier wohnt der Frieden auf der Schwell!
In den geweißten Wänden hell
Sogleich empfing mich sondre Luft,
Bücher- und Gelahrtenduft,
Gerani- und Resedaschmack,
Auch ein Rüchlein Rauchtabak.
(Dies war mir all noch unbekannt.)
Ein alter Ofen aber stand
In der Ecke linker Hand.
Recht als ein Turn tät er sich strecken
Mit seinem Gipfel bis zur Decken,
Mit Säulwerk, Blumwerk, kraus und spitz -
O anmutsvoller Ruhesitz!
Zu öberst auf dem kleinen Kranz
Der Schmied mich auf ein Stänglein pflanzt'.
  
Betrachtet mir das Werk genau!
Mir deuchts ein ganzer Münsterbau;
Mit Schildereien wohl geziert,
Mit Reimen christlich ausstaffiert.
Davon vernahm ich manches Wort,
Dieweil der Ofen ein guter Hort
Für Kind und Kegel und alte Leut,
Zu plaudern, wann es wind't und schneit.
  
Hier seht ihr seitwärts auf der Platten
Eines Bischofs Krieg mit Mäus und Ratten,
Mitten im Rheinstrom sein Kastell.
Das Ziefer kommt geschwommen schnell,
Die Knecht nichts richten mit Waffen und Wehr,
Der Schwänze werden immer mehr.
Viel Tausend gleich in dicken Haufen
Frech an der Mauer auf sie laufen,
Fallen dem Pfaffen in sein Gemach;
Sterben muss er mit Weh und Ach,
Von den Tieren aufgefressen,
Denn er mit Meineid sich vermessen.
- Sodann König Belsazers seinen Schmaus,
Weiber und Spielleut, Saus und Braus;
Zu großem Schrecken an der Wand
Rätsel schreibt eines Geistes Hand.
- Zuletzt da vorne stellt sich für
Sara lauschend an der Tür,
Als der Herr mit Abraham
Vor seiner Hütte zu reden kam,
Und ihme einen Sohn versprach.
Sara sich Lachens nicht entbrach,
Weil beide schon sehr hoch betaget.
Der Herr vernimmt es wohl und fraget:
Wie, lachet Sara? glaubt sie nicht,
Was der Herr will, leicht geschicht?
Das Weib hinwieder Flausen machet,
Spricht: Ich habe nicht gelachet.
Das war nun wohl gelogen fast,
Der Herr es doch passieren lasst,
Weil sie nicht leugt aus arger List,
Auch eine Patriarchin ist.

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Seit dass ich hier bin dünket mir
Die Winterszeit die schönste schier.
Wie sanft ist aller Tage Fluss
Bis zum geliebten Wochenschluss!
- Freitag zu Nacht, noch um die Neune,
Bei seiner Lampen Trost alleine,
Mein Herr fangt an sein Predigtlein
Studieren; anderst mags nicht sein;
Eine Weil am Ofen brütend steht,
Unruhig hin und dannen geht:
Sein Text ihm schon die Adern reget;
Drauf er sein Werk zu Faden schläget.
Inmittelst einmal auch etwan
Hat er ein Fenster aufgetan -
Ah, Sternenlüfteschwall wie rein
Mit Haufen dringet zu mir ein!
Den Verrenberg ich schimmern seh,
Den Schäferbühel dick mit Schnee!
  
Zu schreiben endlich er sich setzet,
Ein Blättlein nimmt, die Feder netzet,
Zeichnet sein Alpha und sein O
Über dem Exordio.
Und ich von meinem Postament
Kein Aug ab meinem Herrlein wend;
Seh, wie er, mit Blicken steif ins Licht,
Sinnt, prüfet jedes Worts Gewicht,
Einmal sacht eine Prise greifet,
Vom Docht den roten Butzen streifet;
Auch dann und wann zieht er vor sich
Ein Sprüchlein an vernehmentlich,
So ich mit vorgerecktem Kopf
Begierlich bringe gleich zu Kropf.
Gemachsam kämen wir also
Bis Anfang Applicatio.
  
Indes der Wächter Elfe schreit.
Mein Herr denkt: es ist Schlafenszeit;
Ruckt seinen Stuhl und nimmt das Licht;
Gut Nacht, Herr Pfarr! - Er hört es nicht.
  
Im Finstern wär ich denn allein.
Das ist mir eben keine Pein.
Ich hör in der Registratur
Erst eine Weil die Totenuhr,
Lache den Marder heimlich aus,
Der scharrt sich müd am Hühnerhaus;
Windweben um das Dächlein stieben;
Ich höre, wie im Wald da drüben -
Man heißet es im Vogeltrost -
Der grimmig Winter sich erbost,
Ein Eichlein spalt't jähling mit Knallen,
Eine Buche, dass die Täler schallen.
- Du meine Güt, da lobt man sich
So frommen Ofen dankbarlich!
Er wärmelt halt die Nacht so hin,
Es ist ein wahrer Segen drin.
- Jetzt, denk ich, sind wohl hie und dort
Spitzbuben aus auf Raub und Mord;
Denk, was eine schöne Sach es ist,
Brave Schloss und Riegel zu jeder Frist!
Was ich wollt machen herentgegen,
Wenn ich eine Leiter hört anlegen;
Und sonst was so Gedanken sind;
Ein warmes Schweißlein mir entrinnt.
Um zwei, gottlob, und um die drei
Glänzet empor ein Hahnenschrei,
Um fünfe, mit der Morgenglocken,
Mein Herz sich hebet unerschrocken,
Ja voller Freuden auf es springt,
Als der Wächter endlich singt:
Wohlauf, im Namen Jesu Christ!
Der helle Tag erschienen ist!
  
Ein Stündlein drauf, wenn mir die Sporen
Bereits ein wenig steif gefroren,
Rasselt die Lis' im Ofen, brummt,
Bis 's Feuer angeht, saust und summt.
Dann von der Küch' rauf, gar nicht übel,
Die Supp ich wittre, Schmalz und Zwiebel.
Endlich, gewaschen und geklärt,
Mein Herr sich frisch zur Arbeit kehrt.

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Am Samstag muss ein Pfarrer fein
Daheim in seiner Klause sein,
Nicht visiteln, herumkutschieren,
Seine Fass einbrennen, sonst hantieren.
Meiner hat selten solch Gelust.
Einmal - Ihr sagts nicht weiter just -
Zimmert' er den ganzen Nachmittag
Dem Fritz an einem Meisenschlag,
Dort an dem Tisch, und schwatzt' und schmaucht',
Mich alten Tropf kurzweilt' es auch.
  
Jetzt ist der liebe Sonntag da.
Es läut't zur Kirchen fern und nah.
Man orgelt schon; mir wird dabei,
Als säß ich in der Sakristei.
Es ist kein Mensch im ganzen Haus;
Ein Mücklein hör ich, eine Maus.
Die Sonne sich ins Fenster schleicht,
Zwischen die Kaktusstöck hinstreicht
Zum kleinen Pult von Nußbaumholz,
Eines alten Schreinermeisters Stolz;
Beschaut sich was da liegt umher,
Konkordanz und Kinderlehr,
Oblatenschachtel, Amtssigill,
Im Tintenfass sich spiegeln will,
Zuteuerst Sand und Grus besicht,
Sich an dem Federmesser sticht
Und gleitet übern Armstuhl frank
Hinüber an den Bücherschrank.
Da stehn in Pergament und Leder
Vornan die frommen Schwabenväter:
Andreä, Bengel, Rieger zween,
Samt Ötinger sind da zu sehn.
Wie sie die goldnen Namen liest,
Noch goldener ihr Mund sie küsst,
Wie sie rührt an Hillers Harfenspiel -
Horch! klingt es nicht? so fehlt nicht viel.
  
Inmittelst läuft ein Spinnlein zart
An mir hinauf nach seiner Art,
Und hängt sein Netz, ohn erst zu fragen,
Mir zwischen Schnabel auf und Kragen.
Ich rühr mich nicht aus meiner Ruh,
Schau ihm eine ganze Weile zu.
Darüber ist es wohl geglückt,
Dass ich ein wenig eingenickt. -
Nun sagt, ob es in Dorf und Stadt
Ein alter Kirchhahn besser hat?
  
Ein Wunsch im stillen dann und wann
Kommt einen freilich wohl noch an.
Im Sommer stünd ich gern da draus
Bisweilen auf dem Taubenhaus,
Wo dicht dabei der Garten blüht,
Man auch ein Stück vom Flecken sieht.
Dann in der schönen Winterzeit,
Als zum Exempel eben heut:
Ich sag es grad - da haben wir
Gar einen wackern Schlitten hier,
Grün, gelb und schwarz; - er ward verwichen
Erst wieder sauber angestrichen:
Vorn auf dem Bogen brüstet sich
Ein fremder Vogel hoffärtig -
Wenn man mich etwas putzen wollt,
Nicht dass es drum viel kosten sollt,
Ich stünd so gut dort als wie der
Und machet niemand nicht Unehr!
- Narr! denk ich wieder, du hast dein Teil!
Willst du noch jetzo werden geil?
Mich wundert, ob dir nicht gefiel',
Dass man, der Welt zum Spott und Ziel,
Deinen warmen Ofen gar zuletzt
Mitsamt dir auf die Läufe setzt',
Dass auf dem Gsims da um dich säß
Mann, Weib und Kind, der ganze Käs!
Du alter Scherb, schämst du dich nicht,
Auf Eitelkeit zu sein erpicht?
Geh in dich, nimm dein Ende wahr!
Wirst nicht noch einmal hundert Jahr.

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Online im Projekt Gutenberg.DE. Vgl. Eduard Mörike: Sämtliche Werke. Auf Grund der Originaldrucke hrsg. von Herbert G. Göpfert. 4. Aufl. München: Carl Hanser 1972, S. 141-149. – Entstanden Juni 1840, erweitert 1845, vollendet 1852. Erstdruck 1852. – Erläuterung: Johann Valentin Andreä (1586-1654), Johann Albrecht Bengel (1687-1752), Friedrich Christoph Ötinger (1702-1782), Georg Konrad Rieger (1687-1743): württembergische Theologen und Prediger. - Friedrich Philipp Hiller (1699-1769), schwäbischer Pfarrer und Dichter.

Illustrationen: Ludwig Richter-Hausbuch. Hrsg. von F.A. Fahlen. Leipzig: Georg Wigand o.J., S.41-45.

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2. Zeichnungen Mörikes:
Cleversulzbach und die Stube im Pfarrhaus

 

 Skizze von Cleversulzbach,
wo Mörike 1834 bis 1843 Pfarrer war.

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Stube im Pfarrhaus

Mörike als Zeichner. Sechzig Abbildungen nach Zeichnungen des Dichters im Schiller-Nationalmuseum in Marbach. Hrsg. von Otto Güntter (Veröffentlichungen des Schwäbischen Schillervereins; 13) Stuttgart, Berlin: J.G. Cotta'sche Buchhandlung 1930. Nr. 14 und 16.

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3. Kurzbiographie zu Eduard Mörike

 

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Quelle: Sieben Schwaben. Biographische Charakteristiken von Hermann Fischer nebst sieben Portraits in Photographie ... München: Friedr. Bruckmann o.J.

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Mörike, Eduard, geboren 8. September 1804 in Ludwigsburg, gestorben 4. Juni 1875 in Stuttgart, empfing seine Gymnasialbildung im Seminar zu Urach und studierte dann Theologie in Tübingen, wo er sich mit Ludwig Bauer, David Friedrich Strauß u.a. eng befreundete. Als Dichter trat er zuerst mit dem poetisch reichen Roman »Maler Nolten« (1832; 2. umgearbeitete Aufl. 1877) hervor, der mit seiner Darstellung weit über den allgemeinen Lebens- und Stimmungsgehalt der schwäbischen Dichterschule hinauswuchs.

Nachdem Mörike als Pfarrgehilfe an einigen Orten Württembergs tätig gewesen, erhielt er 1834 die Pfarrstelle zu Kleversulzbach bei Weinsberg, die er bis 1843 bekleidete. Krankheit zwang ihn, sein Amt niederzulegen; er lebte hierauf einige Jahre hindurch als Privatgelehrter in Mergentheim. 1851 siedelte er nach Stuttgart über, übernahm hier eine Lehrerstelle am Katharinenstift, die sehr geringe Anforderungen an ihn stellte, und trat 1866 in den Ruhestand. Seine letzten Lebensjahre waren durch häusliche Verhältnisse, an denen seine schwerblütige Natur viel Schuld trug, getrübt; auffallend war auch in Mörikes bessern Jahren sein Mangel an Aktivität.

Das bedeutendste Werk dieses eigentümlichen, unter den nachgoetheschen Lyrikern mit an erster Stelle stehenden Dichters war und blieb die Sammlung seiner »Gedichte« (1838). Ihr Wert beruht auf der vollendeten, auch vom leisesten Zuge der Abstraktion oder falschen Rhetorik freien Unmittelbarkeit des Gefühls, der tiefen Innerlichkeit, volkstümlichen Schlichtheit, lebendigen Anschauung und fein abgestimmten Form. Gedichte wie »Der alte Turmhahn«, »Schön Rohtraut«, »Das verlassene Mädchen« u.a. gehören zu den vollendetsten der deutschen Literatur; viele sind durch Hugo Wolf genial vertont. Reizende Einzelheiten weisen auch »Das Stuttgarter Hutzelmännlein«, Märchen (1852), woraus die »Historie von der schönen Lau« später mit 7 Umrissen von Moritz von Schwind (1873) erschien, das »Idyll vom Bodensee«, in 7 Gesängen (1846), die Novellen: »Mozart auf der Reise nach Prag« (1856), »Der Schatz« und »Lucie Gelmeroth« u.a. auf. Mörike gab außerdem eine Übersetzung von Theokrits Idyllen (mit Friedrich Notter, 1853-56) und des Anakreon (1864) heraus.


Meyers Großes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage 1905-1909 (Digitale Bibliothek; 100) Berlin: Directmedia 2003, S. 133341-43. Redigiert, gekürzt.

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4. Kurzbiographie zu Ludwig Richter

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Ludwig Richter-Hausbuch. Hrsg. von F.A. Fahlen. Leipzig: Georg Wigand o.J. 1. Umschlagseite.

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Adrian Ludwig Richter, Maler und Zeichner, geboren 28. September 1803 in Dresden, gestorben daselbst 19. Juni 1884, erhielt den ersten Unterricht in der Kunst von seinem Vater Karl August R., einem geschickten Kupferstecher, an dessen landschaftlichen Stichen Richter mitarbeitete, und nahm sich dann vornehmlich Daniel Chodowieckis Radierungen zum Muster. Nachdem er 1820 den Fürsten Narischkin auf einer Reise durch Frankreich als Zeichner begleitet hatte, verweilte er von 1823-1826 in Italien und erwarb sich bereits 1824 durch eine Gebirgslandschaft vom Watzmann allgemeine Anerkennung. Er schloß sich an die neudeutschen Meister, vornehmlich an Julius Schnorr von Carolsfeld, an, der ihm als Vorbild für seine ideal aufgefaßten, meist stilisierten Landschaften diente.

In die Heimat zurückgekehrt, erhielt er 1828 eine Anstellung an der Zeichenschule in Meißen, wo er acht Jahre tätig war. 1836 wurde er an die Akademie nach Dresden berufen und hier 1841 zum Professor ernannt. 1876 trat er mit einem ihm vom deutschen Kaiser ausgesetzten jährlichen Ehrensold in den Ruhestand.

Schon bald nach Beginn seiner Dresdener Tätigkeit begann er für den Holzschnitt zu zeichnen, zunächst seit 1838 für die von Oswald Marbach herausgegebenen »Deutschen Volksbücher«. Nach und nach fand seine künstlerische Tätigkeit immer mehr ihren Schwerpunkt in diesen Zeichnungen, denen er auch seine ungemeine Volkstümlichkeit verdankt. Er hat durch seine gemütvolle Schilderung des deutschen Lebens, seinen liebenswürdigen Humor und die Fülle seiner Phantasie als Illustrator epochemachend gewirkt. Unter der Fülle seiner Zeichnungen, die zugleich den deutschen Holzschnitt wesentlich fördern halfen, sind hervorzuheben die Sammlungen: »Beschauliches und Erbauliches, Goethe-Album, Vaterunser, Schillers >Lied von der Glocke<, Voer de Goern, Fürs Haus, der Sonntag, neuer Strauß fürs Haus, Unser tägliches Brot, Gesammeltes«. Eigentliche Textillustrationen lieferte er zum »Landprediger von Wakefield«, zu den Märchensammlungen von Johann Karl August Musäus und Ludwig Bechstein, zu Karl Gustav Nieritz' Volkskalendern, zu W. O. von Horns [Wilhelm Oertels] Schriften (besonders der »Spinnstube«), zu Studentenliedern und den von Georg Scherer gesammelten Volksliedern, zu Johann Peter Hebels »Alemannischen Gedichten« etc. Sie wurden gesammelt im »Richter-Album», von dem die erste Sammlung 1848, die zweite 1851 erschien (vielfach neu aufgelegt und vermehrt); die zu den W. O. von Hornschen Schriften erschienen 1873-74 für sich in zwei Bänden.

Richter hat auch eine große Anzahl Blätter, besonders Landschaften aus der Umgegend von Dresden, der Sächsischen Schweiz und den Umgebungen Roms, radiert. Von seinen Landschaften in Öl, die an einer etwas spröden Technik leiden, sind hervorzuheben: Gewittersturm am Monte Serone (1830); Erntezug in der römischen Campagna (1833); Schreckenstein bei Aussig (1835); die Überfahrt am Schreckenstein (1837); Landschaft am Riesengebirge (1839); der Brautzug im Frühling (1847). Er hat auch zahlreiche Aquarelle und Entwürfe für dekorative Malereien ausgeführt.


Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Aufl., 1905-1909, Bd. 16, S. 906-908; Digitale Bibliothek 100, S. 165384-165387; Abschnitte eingefügt, gekürzt.

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Ludwig Richter-Hausbuch. Hrsg. von F.A. Fahlen. Leipzig: Georg Wigand o.J., S.1.

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