Im Taumel süsser Gefühle, wenn des Lebens Wonnerausch das Herz erwärmt, und die Phantasie noch mitten im Gewühle goldner Träume zwischen Trug und Wahrheit schwärmt; in der Lebenszeit, wo Zärtlichkeit und Liebe Vorgefühl himmlischer Wonne gewährt: ist traulichen Seelen, vereint in sympathetische Triebe, ihr Erdenleben Elysium werth. Unter des wirthbaren Eichbaums Schatten, die dem einsamen verschwiegnen Hain malerischen Reiz verliehen hatten, wandelten Damon und Phyllis allein. Das Geständniß der Liebe schwebt' ihm auf den Lippen, von den Augen war die Werbung schon gewagt: Aber Worte sind Anker zwischen blinden Klippen, die des Schiffers Müh zurükzuwinden verzagt. Ach erseufzte, in Geheim, der Blöde, wenn sie mich verschmähend von sich stieß! wenn sie, - - doch es sey gewagt, wenn auch die Spröde mich mit Spott zurük von ihrem Herzen wieß! Der Liebe fehlt es nie am Ausdruk, mit Entzüken ergriff der Jüngling die zarte Hand der trauten Dirn', und las aus ihren Bliken Zusagung : alsobald war auch der Zunge Band gelöst, und was Verliebte sich zu sagen wissen gieng über Bord; Die Herzgefühle ströhmten frey und unaufhaltsam aus, und führten all die süssen Ideen von Minneglük im Reihentanz herbey. Als wenn Aurorens Finger ihre Wange berühret hätte, blöd und unbekannt mit Amors Schälkeleyen, dekte bange Verschämtheit ihr Gesicht mit purpurnem Gewand. Aber elastisch hob sich der Busen, frischer wallte das Blut: Denn, wie wir alle wissen, schleicht sich Dämon Amor gern in die geheimste Falte des Herzens ein, und findet diesen Weg gar leicht. Noch zögerte sie ihr Geständniß ihm zu wagen, den ersten Schritt auf unbetretnem Pfad; Doch das Geheimniß ihrem Herzen abzufragen, wußte der kundige Jüngling schon Rath. Den untrennbaren Bund bestätigte kein Zeuge, kein Schwur, kein Unterpfand, als ein errungner Kuß; Doch lud der blühende Hain und die beschattende Eiche, das jugendliche Paar zum frohen Liebsgenuß. "Der Himmel selbst gewähret keine reinern Freuden, als die erhörte Liebe in mein Herz ergoß, Unsterbliche, o Auserwählte, neiden sterblicher Zärtlichkeit glückliches Looß. Laß uns die flüchtigen Stunden fesseln, daß uns keine entschwindet, ohne Zeugin unsers Glüks zu seyn! Wenn Todesschlummer uns dereinst befällt, vereine ein Grabeshügel unser moderndes Gebein!" Sie. "Laß des Todesschlummer, laß den Grabeshügel, ach so schauervoll ist der Gedanke mir von des Bundes Trennung! Auf der Liebe Flügel entschwing ich mich der Sterblichkeit mit dir! Wem's gelingt, das wonnige Entzüken des Himmels zu empfinden, glaube mir, den scheut der Tod mit seinen Nezen zu bestriken: Ist unsre Wonne nicht Gefühl der Seeligkeit?" Der Lüsterne umarmte rasch die schöne Sophistin, die ihm einen leichten Sieg versprach. Drauf hüllte Dämmerung die stumme Scene in nächtliche Schatten, bey schwindendem Tag. - Sie. "Was regt sich im Gebüsch? Was säuselt durch die Laube die Lieb und Nacht um uns gewölbet hat? Welch Ungethüm pflegt seinem Raube hier nachzuspähn?" Er. "Es ist ein rauschend Blatt, befürchte nichts, hörst du nicht Zephyrs Flüstern im Wipfel unsers Gastfreunds? Traulich hallt der Baum uns lauten Beyfall." Sie. "Ach mir graut im düstern Gebüsch! - Weiß nicht, ist's Ahndung oder Traum was mich erschreket: Laß uns fliehen! Es rauscht so fürchterlich rings um uns her." Sich loß zu winden war nun ihr Bemühen, aus Damons Arm sich loß zu winden; Aber er ließ nicht entrinnen die geliebte Beute, both kühn dem unbekannten Freudenstöhrer Truz, und nahm die lieblichste der Bräute durch seinen rüstigen Arm in Schuz. Für Liebende ist doch der dritte Mann im Spiele Fürwahr ein lästig Ding, befinden sie sich gar an ihrer Wünsche nahem Ziele: so ihr Liebesunstern offenbar. Ach der gewaltsame Vertilger alles Lebens, trieb dießmal sein gewohntes Possenspiel zur Unzeit! Achtete des Widerstrebens der ersten Liebe nicht; - Kein sanft Gefühl wohnt in dem knöchernen Busen des Todes. - - Beyde bedekte sein fallend Nez. - Ach da umgab sie Grabesfinsterniß, und schrekte des Lebens lezten Hauch in's Schattenreich hinab! |