goethe


Freund Heins Erscheinungen


Beschluß

Der Vorhang fällt, die bunte Scene schwindet,
die Aug und Ohr, zur Kurzweil, unterhielt;
doch wenn dabey der Geist auch Nahrung findet,
nicht bloß die Phantasie mit Bildern spielt;
wenn das Gemählde der Vernichtung ernste Lehren
verkündet, die der Leichtsinn anderswo zu hören
sich scheuet, weil sie leicht die frohe Laune stöhren:
so trift der Wurf wohin er zielt.
   
[…]
   
Das Spiel ist aus, jetzt gilt das Pfand!
Wie nun, bin ich den Herrn willkommen?
habt traun mich weidlich durchgenommen
mit Schimpf und Ernst! - Nun auch ein Wort an euch:
hab Auftrag, in mein Schattenreich
die Herren beyde zu introduziren.
   
Dichter.
Wir hätten zwar noch mancherley zu expediren,
wärst du, Freund Hein, kein unerbittlicher Vezier,
so thätst du uns schon den Gefallen
und gingst für eine andre Thür;
doch muß es seyn, so folgen wir
dir willig, ohne Gram und böse Laune.
   
Künstler.
Wohl wahr! man spricht vom Wolf
und er steht hinterm Zaune.
Wir sind am Ziel, - verronnen ist der Sand, -
und schliessen, als Gehülfen und Konsorten,
am Feyerabend, traulich Hand in Hand,
um zu den schauervollen Pforten
des Grabes mit einander einzugehn.
Also, mein Freund, auf Wiedersehen!
   
Dichter.
Es sey: Wir müssen uns ergeben.
Nimm, Würger, nimm den Mottenraub für dich:
nur unser Kunstprodukt laß leben,
Und fahre mit uns säuberlich!!

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