Über die Entstehung der im „Deutschen Musenalmanach für 1835“ erstveröffentlichten Tierballade schreibt Julius Schwering: „Wie mir Emil Rittershaus erzählte, entwarf Freiligrath die berühmte Tierballade in einem Amsterdamer Restaurant. Er lehnte träumend an der Tür des Zimmers und schaute in einen anstoßenden Ballsaal, und während das Gewirr der tanzenden Paare an seinem Auge vorüberglitt, stand plötzlich vor seinem geistigen Blicke die Wüstenszenerie: die Feuer des Tafelberges, die nächtliche Karoo, die Giraffe an der Lagune und der im Röhricht kauernde König der Tiere. Seine Einbildungskraft war damals immerfort fieberhaft beschäftigt.“ Schwering weist hin auf den Einfluss des französischen Romantikers Victor Hugo. Literatur: ***** Johann Wolfgang von Goethe
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Und woni uffem Schnidstuehl sitz für Basseltang, und Liechtspöh schnitz, se chunnt e Hexli wohlgimuet, und frogt no frei: "Haut's Messer guet?" Und seit mer frei no Guete Tag! und woni lueg, und woni sag: "'s chönnt besser go, und Große Dank! " se wird mer's Herz uf eimol chrank. Und uf, und furt enanderno, und woni lueg, isch's nümme do, und woni rüef: "Du Hexli he!", se git's mer scho kei Antwort meh. Und sieder schmeckt mer 's Esse nit; stell umme, was de hesch und witt, und wenn en anders schlofe cha, se höri alli Stunde schlah. Und was i schaff, das grotet nit, und alli Schritt und alli Tritt, se chunnt mim Sinn das Hexli für, und was i schwetz, isch hinterfür. 's isch wohr, es het e Gsichtli gha, 's verluegt si en Engel dra, und 's seit mit so 'me freie Muet, so lieb und süß: "Haut's Messer guet?" Und leider hani's gehört und gseh, und sellemols und nümmemeh. Dört isch's an Hag und Hurst vorbei, und witers über Stock und Stei. Wer spöchtet mer mi Hexli us, wer zeigt mer siner Mutter Hus? I lauf no, was i laufe cha, wer weiß, se triffi's doch no a! I lauf no alli Dörfer us, i suech und frog vo Hus zu Hus und würd mer nit mei Hexli chund, se würdi ebe nümme gsund. |
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Und wie ich auf dem Schnittstuhl sitz', Zum Zeitvertreib, und Lichtspähn schnitz', So kömmt ein Hexlein wohlgemut, Und fragt noch gar: "schneid't s'Messer gut?" Und sagt mir gar noch guten Tag, Und wie ich schau' und wie ich sag': "Es geht so so," und "großen Dank!" So wird das Herz mir plötzlich krank. Blitzschnell verschwindet, was ich sah, Und blick' ich auf, ist Nichts mehr da; Und ruf' ich laut: "du Hexlein, hör'!" Gibt mir's schon keine Antwort mehr. Mir schmeckt nun nicht mehr Speis' und Trank, Und Nichts macht man mir mehr zu Dank: Froh schläft ein Andrer bis zum Tag, Ich höre jeden Stundenschlag. Was ich beginn', misslinget mir, Und wand'l ich dort, und weil' ich hier, So liegt das Hexlein mir im Sinn, Und meine Ruhe ist dahin. Ja, sein Gesichtchen war so schön, Ein Engel könnt' sich dran verseh'n, Auch sprach es mit so freiem Mut, So lieb und süß: "schneid't s'Messer gut?" Das hört ich denn zu meiner Qual Zum ersten und zum letzten Mal. Es lief in Busch und Wald hinein Und weiter über Stock und Stein. Wer spähet mir mein Hexlein aus? Wer zeigt mir seiner Mutter Haus? Ich laufe, was ich laufen kann, Ich treff' es doch vielleicht noch an! Ich suche alle Dörfer aus, Ich frage nach von Haus zu Haus, Und wird mir nicht mein Hexlein kund, So werd' ich nimmermehr gesund. |
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Das alemannische Original ist mehrfach online verfügbar, so im Projekt Gutenberg-DE und bei zeno.org. Die Übersetzung ins Hochdeutsche von Johann Valentin Adrian (1793-1864) ist der Anthologie "Panorama der deutschen Klassiker" entnommen.
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Die Heimkehr
VII
Wir saßen am Fischerhause, Und schauten nach der See; Die Abendnebel kamen, Und stiegen in die Höh'. Im Leuchtturm wurden die Lichter Allmählig angesteckt, Und in der weiten Ferne Ward noch ein Schiff entdeckt. Wir sprachen von Sturm und Schiffbruch, Vom Seemann, und wie er lebt Und zwischen Himmel und Wasser, Und Angst und Freude schwebt. Wir sprachen von fernen Küsten, Vom Süden und vom Nord, Und von den seltsamen Menschen, Und seltsamen Sitten dort. Am Ganges duftet's und leuchtet's, Und Riesenbäume blühn, Und schöne, stille Menschen Vor Lotosblumen knien. In Lappland sind schmutzige Leute, Plattköpfig, breitmäulig und klein; Sie kauern um's Feuer, und backen Sich Fische, und quäken und schrein. Die Mädchen horchten ernsthaft, Und endlich sprach niemand mehr; Das Schiff ward nicht mehr sichtbar, Es dunkelte gar zu sehr. |
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Das Bild der Andacht
Die höchste Liebe, wie die höchste Kunst Ist Andacht. Dem zerstreueten Gemüt Erscheint die Wahrheit und die Schönheit nie; Sie, die aus Vielem nicht gesammlet wird, Die, in sich Eins und Alles, jeden Teil Mit sich belebet und vergeistiget. Sophronius, der in dem Heidentum Den Musen einst geopfert, wollte jetzt Der Mutter Gottes auch ihr Bildnis weihn. Wie eine Biene flog er auf der Au’ Der Kunstgestalten: Pallas, Cynthia Stand ihm vor Augen; Aphrodite sollt’ In Einer Huldgestalt mit ihnen blühn. Er überlegt’, und schlief ermattet ein; Da stand im Schlaf Sie selbst vor Augen ihm, Die Benedeite. „Sieh mich, wer ich bin," Sprach sie, "und gib mir keinen fremden Reiz. Nur Selbstvergessenheit ist meine Zier; Nur Demut, Zucht und Einfalt ist mein Schmuck.“ Getroffen wie vom Pfeile wacht’ er auf. Und sah fortan auch wachend Sie, nur Sie! Wie der, der in die Sonne schaut, das Bild Der Sonne mit sich trägt. Öfters stand (So dünkt es ihm) sie sichtbar vor ihm da, Das Kind auf ihrem Arm, und Engel ihr Zur Seite. Als das Bild vollendet war, Da trat ein Himmelsjüngling zu ihm hin, Und sprach: „Gegrüßet sei, Holdselige!“ Zum Bilde. Viele Herzen werden Dein Sich am Altar erfreu'n und willig Dir Ihr Innres öffnen: denn was Andacht schuf, Erwecket Andacht. Dir, o Künstler, hat Die Selige sich selber offenbart.“ * * * Erschien, o Raphael, dir auch das Bild Der Göttin, als die heilige Idee Dir in der Dürftigkeit an Erdenschöne Vorschwebete? Ich seh’ ihr Bild. Sie war's. (1) |
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(1) Essendo carestia e de buoni giudici e di belle donne, io mi serva di certa idea, que mi viene alla mente. Raffaello Sanzio.
Vorlage:
* Herders Sämmtliche Werke. Hrsg. von Bernhard Suphan. Bd. 28 (Herders Poetische Werke. Hrsg. von Carl Redlich. Bd. 4) Berlin: Weidmannsche Buchhandlung 1884. Darin: Das Bild der Andacht, S. 192-194.
* Digitalisiert in Wikisource.
Literatur:
* Hans Belting: Das unsichtbare Meisterwerk. Die modernen Mythen der Kunst. München: Beck 1998. Darin: Der Traum Raffaels, S. 88 ff. ISBN 3-406-44057-6
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Der Bilderfries des Herderzimmers im Weimarer Residenzschloss beinhaltet eine Illustration des Gedichtes "Das Bild der Andacht", die Gustav Jäger ca. 1847 geschaffen hat. Dazu vgl. Fachhochschule Erfurt. Geben Sie in das Suchfeld ein: "Bild der Andacht“ aus dem Bilderfries im Herderzimmer.
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Simon gez[eichnet]. Stahlstich von Carl Mayer's Kunst-Anstalt in Nürnberg. Stuttgart, Eigenthum & Verlag von Karl Göpel.
Das Bild zeigt in der oben Szene, wie Prometheus das Feuer, verborgen im Mark eines Rohrs, dem schlafenden Zeus entwendet, und im unteren Teil, wie er zur Strafe an einen Fels geschmiedet ist, mit dem Adler, der ihm jeden Tag seine Leber abfraß, die ihm nachts wieder wuchs. Eine nähere Verbindung zu den 13 mythologischen Szenen Herders stellt das Bild nicht her.
Das Werk "Der entfesselte Prometheus. Szenen. 1802" feiert - wie es der Titel verspricht - die Befreiung des Prometheus, des Schöpfers und Bildners der Menschen, durch Herakles, der den Adler mit seinem Bogen erlegt und die Fesseln löst. .Pallas Athene schenkt dem Menschengeschlecht "Agathia, die reine Menschlichkeit". Mit der folgenden Strophe des Chors schließt das Werk, das die klassische Humanitätsidee feiert:
Was Himmlisches auf der Erde blüht, Was Menschen hoch zu Göttern hebt, Ihr Holdestes, Ihr Seligstes, Ist Dein Geschenk, Agathia, Ist Menschlichkeit. |
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In der Einleitung „An Gleim“, die dem Werk vorangestellt ist, bekräftigt Herder seine Meinung, „dass die harte Mythologie der Griechen aus den ältesten Zeiten von uns nicht anders als milde und menschlich angewandt werden dürfe“. Eine „Probe“ davon sei „Der entfesselte Prometheus“. Er habe in die Geschichte des Prometheus „den natürlichsten Sinn“ gelegt: „die Bildung und Fortbildung des Menschengeschlechtes zu jeder Kultur; das Fortstreben des göttlichen Geistes im Menschen zu Aufweckung all seiner Kräfte“. Das Feuer, das Prometheus den Menschen brachte, deutet Herder als „die Flamme der immer-fortgehenden Menschen-Bildung“.
Literatur:
Herders Sämmtliche Werke. Hrsg. von Bernhard Suphan. Bd. 28 (Herders Poetische Werke. Hrsg. von Carl Redlich. Bd. 4) Berlin: Weidmannsche Buchhandlung 1884. Darin: Der entfesselte Prometheus. Scenen. 1802, S. 329-368. Zitate S. 329f., 352.
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Zur Vertonung durch Franz Liszt siehe den Eintrag in der englischen Wikipedia:
http://en.wikipedia.org/wiki/Prometheus_(Liszt)
"In 1850, Franz Liszt composed an overture and eight choruses with orchestra accompaniment for Johann Gottfried Herder's "Der entfesselte Prometheus" ("Prometheus Unbound"), a mythological work of thirteen scenes meant as a sequel to Aeschylus's "Prometheus Bound". This was to be performed for the Herder Festival scheduled for August of that year in Weimar. Liszt gave indications for the orchestration, and from these notes Liszt's helper Joachim Raff produced a score which was used in the first performance. This concert commemorated the unveiling of a monument to Herder on August 24, 1850. In 1855 Liszt revised both the overture and the choruses, added new instruments, mainly woodwinds, which resulted in the expansion of the overture to a symphonic poem and the choruses to a concert stage work. The symphonic poem was first performed on October 18, 1855."
"The work that was composed to illustrate the imprisonment, pain, hope, and the final triumph of Prometheus turned out to be incomprehensible to the contemporary public because of the many dissonances in the music. The choral parts ended too soon and were unusable, but the overture acquired its own life as a symphonic poem thanks to many performances of it by conductor Hans von Bülow."
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Der Polenflüchtling
Im quellenarmen Wüstenland Arabischer Nomaden Irrt, ohne Ziel und Vaterland, Auf windverwehten Pfaden Ein Polenheld und grollet still, Dass noch sein Herz nicht brechen will. Die Sonn auf ihn heruntersprüht Die heißen Mittagsbrände, Von ihrem Flammenkusse glüht Das Schwert an seiner Lende. Will wecken ihm den tapfern Stahl Zur Racheglut der Sonnenstrahl? Sein Leib neigt sich dem Boden zu Mit dürstendem Ermatten; Der sänke gern zu kühler Ruh In seinen eignen Schatten, Der tränke gern vor dürrer Glut Schier seine eigne Tränenflut. Doch solche Qual sein Herz nicht merkt, Weils trägt ein tiefers Kränken. Er schreitet fort, vom Schmerz gestärkt, Vom Schlachtenangedenken. Manchmal sein Mund Kosziusko! ruft, Und träumend haut er in die Luft. Als nun der Abend Kühlung bringt, Steht er an grüner Stelle; Ein süßes Lied des Mitleids singt Entgegen ihm die Quelle, Und säuselnd weht das Gras ihn an: O schlummre hier, du armer Mann! Er sinkt, er schläft. Der fremde Baum Einflüstert ihn gelinde In einen schönen Heldentraum; Die Wellen und die Winde Umrauschen ihn wie Schlachtengang, Umrauschen ihn wie Siegsgesang. Dort kommt im Osten voll und klar Herauf des Mondes Schimmern; Von einer Beduinenschar Die blanken Säbel flimmern Weithin im öden Mondrevier, Der Wildnis nächtlich helle Zier. Stets lauter tönt der Hufentanz Von windverwandten Fliehern, Die heißgejagt im Mondenglanz Dem Quell entgegenwiehern. Die Reiter rufen in die Nacht; Doch nicht der Polenheld erwacht. Sie lassen, frisch und froh gelaunt, Die Ross' im Quelle trinken, Und plötzlich schauen sie erstaunt Ein Schwert im Grase blinken, Und zitternd spielt das kühle Licht Auf einem bleichen Angesicht. Sie lagern um den Fremden stumm, Ihn aufzuwecken bange; Sie sehn der Narben Heiligtum Auf blasser Stirn und Wange; Dem Wüstensohn zu Herzen geht Des Unglücks stille Majestät. Dem schlafversunknen Helden naht, Mit Schritten gastlich leise, Ein alter, finsterer Nomad', Und Labetrunk und Speise, Das Beste, das er ihm erlas, Stellt er ihm heimlich vor ins Gras, Nimmt wieder seine Stelle dann. – Noch starrt die stumme Runde Den Bleichen an, ob auch verrann Der Nacht schon manche Stunde; Bis aus dem Schlummer fährt empor Der Mann, der's Vaterland verlor. Da grüßen sie den Fremden mild Und singen ihm zu Ehre Gesänge tief und schlachtenwild Hinaus zur Wüstenleere. Blutrache, nach der Väter Brauch, Ist ihres Liedes heißer Hauch. Wie fasst und schwingt sein Schwert der Held, Der noch vom Traum berückte! – Er steht auf Ostrolenkas Feld – Wie lauschet der Entzückte, Vom stürmischen Gesang umweht! Wie heiß sein Blick nach Feinden späht! Doch nun der Pole schärfer lauscht, Sind's fremde, fremde Töne; Was ihn im Waffenglanz umrauscht, Arabiens freie Söhne, Auf die der Mond der Wüste scheint: Da wirft er sich zur Erd' – und weint. |
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Anmerkungen:
Lenau hielt sich 1831 in Heidelberg, Stuttgart und bei Justinus Kerner in Weinsberg auf, wo er Polen trifft, die nach der Niederschlagung des polnischen Aufstandes durch Russland 1830/31 hatten flüchten müssen. Das Schicksal Polens regte ihn zu mehreren "Polenliedern" an.
* Kosziusko". Tadeusz Kościuszko (1746-1817), polnischer Nationalheld, Führer des Aufstandes gegen die Teilungsmächte Russland und Preußen im Jahr 1794.
* "Ostrolenkas Feld": "Während des Novemberaufstandes kam es 1831 zu einer Schlacht zwischen polnischen und russischen Truppen, in deren Folge Teile der Stadt Ostrolenka zerstört wurden." (Wikipedia)
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Der Alpenjäger
Willst du nicht das Lämmlein hüten? Lämmlein ist so fromm und sanft, Nährt sich von des Grases Blüten, Spielend an des Baches Ranft. »Mutter, Mutter, lass mich gehen, Jagen nach des Berges Höhen!« Willst du nicht die Herde locken Mit des Hornes munterm Klang? Lieblich tönt der Schall der Glocken In des Waldes Lustgesang. »Mutter, Mutter, lass mich gehen, Schweifen auf den wilden Höhen!« Willst du nicht der Blümlein warten, Die im Beete freundlich stehn? Draußen ladet dich kein Garten; Wild ist's auf den wilden Höh'n! »Lass die Blümlein, lass sie blühen! Mutter, Mutter, lass mich ziehen!« Und der Knabe ging zu jagen, Und es treibt und reißt ihn fort, Rastlos fort mit blindem Wagen An des Berges finstern Ort; Vor ihm her mit Blitzesschnelle Flieht die zitternde Gazelle. Auf der Felsen nackte Rippen Klettert sie mit leichtem Schwung, Durch den Riss geborstner Klippen Trägt sie der gewagte Sprung; Aber hinter ihr verwogen Folgt er mit dem Todesbogen. Jetzo auf den schroffen Zinken Hängt sie, auf dem höchsten Grat, Wo die Felsen jäh versinken, Und verschwunden ist der Pfad. Unter sich die steile Höhe, Hinter sich des Feindes Nähe. Mit des Jammers stummen Blicken Fleht sie zu dem harten Mann, Fleht umsonst, denn loszudrücken Legt er schon den Bogen an: Plötzlich aus der Felsenspalte Tritt der Geist, der Bergesalte. Und mit seinen Götterhänden Schützt er das gequälte Tier. »Musst du Tod und Jammer senden,« Ruft er, »bis herauf zu mir? Raum für alle hat die Erde! Was verfolgst du meine Herde?« |
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Graf Eberhard der Greiner von Württemberg
Kriegslied
Ihr – ihr dort außen in der Welt, Die Nasen eingespannt! Auch manchen Mann, auch manchen Held, Im Frieden gut und stark im Feld, Gebar das Schwabenland. Prahlt nur mit Karl und Eduard, Mit Friedrich, Ludewig! Karl, Friedrich, Ludwig, Eduard Ist uns der Graf, der Eberhard, Ein Wettersturm im Krieg. Und auch sein Bub', der Ulerich, War gern, wo 's eisern klang; Des Grafen Bub', der Ulerich, Kein Fußbreit rückwärts zog er sich, Wenn's drauf und drunter sprang. Die Reutlinger, auf unsern Glanz Erbittert, kochten Gift, Und buhlten um den Siegeskranz, Und wagten manchen Schwertertanz Und gürteten die Hüft' - Er griff sie an – und siegte nicht. Und kam gepanscht nach Haus; Der Vater schnitt ein falsch Gesicht, Der junge Kriegsmann floh das Licht, Und Tränen drangen 'raus. Das wurmt' ihn – Ha! ihr Schurken, wart! Und trug's in seinem Kopf. Auswetzen, bei des Vaters Bart! Auswetzen wollt' er diese Schart' Mit manchem Städtlerschopf. Und Fehd' entbrannte bald darauf Und zogen Roß und Mann Bei Döffingen mit hellem Hauf, Und heller ging's dem Junker auf, Und, hurrah! heiß ging's an. Und unsers Heeres Losungswort War: die verlorne Schlacht! Das riss uns wie die Windsbraut fort Und schmiss uns tief in Blut und Mord Und in die Lanzennacht. Der junge Graf, voll Löwengrimm, Schwung seinen Heldenstab, Wild vor ihm ging das Ungestüm, Geheul und Winseln hinter ihm, Und um ihn her das Grab. Doch weh! ach weh! ein Säbelhieb Sank schwer auf sein Genick. Schnell um ihn her der Helden Trieb - Umsonst! umsonst! erstarret blieb Und sterbend brach sein Blick. Bestürzung hemmt des Siegers Bahn, Laut weinte Feind und Freund – Hoch führt der Graf die Reiter an: Mein Sohn ist wie ein andrer Mann! Marsch, Kinder! In den Feind! Und Lanzen sausen feuriger, Die Rache spornt sie all, Rasch über Leichen ging's daher, Die Städtler laufen kreuz und quer Durch Wald und Berg und Tal. Und zogen wir mit Hörnerklang Ins Lager froh zurück, Und Weib und Kind im Rundgesang Beim Walzer und beim Becherklang Lustfeiern unser Glück. Doch unser Graf – was tät er itzt? Vor ihm der tote Sohn. Allein in seinem Zelte sitzt Der Graf, und eine Träne blitzt Im Aug' auf seinen Sohn. Drum hangen wir so treu und warm Am Grafen, unserm Herrn. Allein ist er ein Heldenschwarm, Der Donner rast in seinem Arm, Er ist des Landes Stern. Drum, ihr dort außen in der Welt, Die Nasen eingespannt! Auch manchen Mann, auch manchen Held, Im Frieden gut und stark im Feld, Gebar das Schwabenland. |
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Zwecker gez[eichnet]. Stahlstich von Carl Mayer's Kunst-Anstalt in Nürnberg. Stuttgart, Eigenthum & Verlag von Karl Göpel.
Die Kapelle
Droben stehet die Kapelle, Schauet still ins Tal hinab. Drunten singt bei Wies' und Quelle Froh und hell der Hirtenknab'. Traurig tönt das Glöcklein nieder, Schauerlich der Leichenchor, Stille sind die frohen Lieder, Und der Knabe lauscht empor. Droben bringt man sie zu Grabe, Die sich freuten in dem Tal. Hirtenknabe, Hirtenknabe! Dir auch singt man dort einmal. |
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Sängerliebe
5. Dante
War's ein Tor der Stadt Florenz Oder war's ein Tor der Himmel, Draus am klarsten Frühlingsmorgen Zog so festliches Gewimmel? Kinder, hold wie Engelscharen, Reich geschmückt mit Blumenkränzen, Zogen in das Rosental Zu den frohen Festestänzen. Unter einem Lorbeerbaume Stand, damals neunjährig, Dante, Der im lieblichsten der Mädchen Seinen Engel gleich erkannte. Rauschten nicht des Lorbeers Zweige, Von der Frühlingsluft erschüttert? Klang nicht Dantes junge Seele, Von der Liebe Hauch durchzittert? Ja, ihm ist in jener Stunde Des Gesanges Quell entsprungen; In Sonetten, in Kanzonen Ist die Lieb' ihm früh erklungen. Als, zur Jungfrau hold erwachsen, Jene wieder ihm begegnet, Steht auch seine Dichtung schon Wie ein Baum, der Blüten regnet. Aus dem Tore von Florenz Zogen dichte Scharen wieder, Aber langsam, trauervoll, Bei dem Klange dumpfer Lieder. Unter jenem schwarzen Tuch, Mit dem weißen Kreuz geschmücket, Trägt man Beatricen hin, Die der Tod so früh gepflücket. Dante saß in seiner Kammer Einsam, still, im Abendlichte, Hörte fern die Glocken tönen Und verhüllte sein Gesichte. In der Wälder tiefste Schatten Stieg der edle Sänger nieder, Gleich den fernen Totenglocken Tönten fortan seine Lieder. Aber in der wildsten Öde, Wo er ging mit bangem Stöhnen, Kam zu ihm ein Abgesandter Von der hingeschiednen Schönen; Der ihn führt' an treuer Hand Durch der Hölle tiefste Schluchten, Wo sein ird'scher Schmerz verstummte Bei dem Anblick der Verfluchten. Bald zum sel'gen Licht empor Kam er auf den dunkeln Wegen, Aus des Paradieses Pforte Trat die Freundin ihm entgegen. Hoch und höher schwebten beide Durch des Himmels Glanz und Wonnen, Sie, aufblickend, ungeblendet, Zu der Sonne aller Sonnen; Er, die Augen hingewendet Nach der Freundin Angesichte, Das, verklärt, ihn schauen ließ Abglanz von dem ew'gen Lichte. Einem göttlichen Gedicht Hat er alles einverleibet Mit so ew'gen Feuerzügen, Wie der Blitz in Felsen schreibet. Ja, mit Fug wird dieser Sänger Als der Göttliche verehret, Dante, welchem ird'sche Liebe Sich zu himmlischer verkläret. |
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Alexander Simon (Carl Wilhelm Alexander Simon), genannt Carl Alexander, Maler, Schriftsteller und Dichter, geboren 4. 11. 1805 in Frankfurt a. 0., gestorben nach 1859 in Chile. Schüler der Berliner Akademie, bereiste Italien und Sizilien (1829/31 in Rom). Seit 1832 in Berlin, seit etwa 1835 in Weimar ansässig (Mitarbeit bei Ausmalung der Dichterzimmer im Schloss). Zog nach Stuttgart, wurde bei der Unterdrückung des sog. Stuttgarter Brotkrawalls des Landes verwiesen, flüchtete im Winter 1848/49 nach Frankreich, lebte in Lyon und Marseille. Kehrte dann nach Stuttgart zurück. 1859 in München, wanderte später nach Chile aus. Arabeskenbilder und Illustrationen zu Christoph Martin Wielands epischer Dichtung "Oberon". (Thieme-Becker)
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Johann Baptist Zwecker, Maler, Illustrator und Radierer, geboren 18. 9. 1814 in Frankfurt a. M., gestorben 10. 1. 1876 in London. Schüler des Städelschen Instituts (1831/34, unter Carl Friedrich Wendelstadt und Friedrich Maximilian August Wilhelm Hessemer) und der Akademie in Düsseldorf (1834/38). Tätig in Frankfurt, seit ca. 1850 in London. Malte anfänglich Bildnisse und Genreszenen, später hauptsächlich Pferdebilder. Bildnisse der Kaiser Heinrich I. und Heinrich VI. im Kaisersaal des Römers in Frankfurt a.M. (Thieme-Becker)
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Mayer, Carl, * 21. Mai 1798 Nürnberg, † 2. Januar 1868 ebda, Kupfer- und Stahlstecher, Verleger. Besuchte die Nürnberger Zeichenschule unter Direktor Zwinger und trat in das Atelier des Malers und Kupferstechers Friedrich Fleischmann ein, dessen erfolgreichster Schüler er war. Nach seinen Studien in Nürnberg ging Mayer nach Paris, wo er unter Desnoyers lernte, und kam nach mehrjährigen Aufenthalt zurück nach Nürnberg. Er wurde als Reproduktionskünstler bekannt und eröffnete 1828 ein Atelier, zunächst für Kupferstich und Druck, später auch für Stahlstich, das als "Carl Mayer's Kunstanstalt" firmierte. Talentvolle junge Künstler arbeiteten unter seiner Direktion; "jeder einzelnen Platte aber, die aus dieser Kunstwerkstätte hervorging, verstand er durch eigene Überarbeitung und Retouche das eigentümliche gefällige Lustre zu geben, welches das Auge so wohltuend ansprach." (Rudolf Schmidt) "Als Kunstverleger begann Mayer seine Tätigkeit durch Erwerbung des klassischen Verlages der ehemals Frauenholzschen Kunsthandlung in Nürnberg, und trat, indem er durch eigene Herausgabe von Bilderwerken denselben ansehnlichst vermehrt hatte, nunmehr auch in direkten Verkehr mit dem Sortimentsbuchhandel." (Rudolf Schmidt) (Auf Grundlage und mit Zitaten des Eintrags in Wikipedia; Lizenzbestimmungen)
Weblinks:
* Zu Carl Mayer und der Kunstanstalt siehe den Eintrag in Wikipedia.
* Mayer, Carl, in Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Beiträge zu einer Firmengeschichte des deutschen Buchgewerbes. Berlin: Verlag der Buchdruckerei Franz Weber (später: Eberswalde: Verlag von Rudolf Schmidt), 1902-1908. Hier Bd. 4, 1907, S. 663f. Online bei zeno org.
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