goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Heidenröslein.
Lieder von Liebeslust und Frühlingsfreud'

 

Alexander Kaufmann:
Vorfrühling

Waldmeister steckt sein Köpfchen heraus,
Das lustige Waldmeisterlein;
Dann pflücken wir bald einen vollen Strauß,
Dann trinken wir Maienwein,
Und trinken wir lustigen Maienwein,
Sind auch die Lauben grün;
Wie glänzend wallt der goldne Rhein,
Wie rot die Röslein blühn!
Und glühn die Röslein rosenrot,
Dann fügen wir Paar an Paar,
Die blühn – o seliger Liebestod! –
In des Mägdleins lockigem Haar.
Mein Mägdlein glüht wie von jungem Wein,
Schaut süß verwirrt mich an –
Soll das nicht der mahnende Frühling sein,
Hilf Gott, was ist es dann?

 

Kaufmann, Alexander, Dichter, geb. 1817 in Bonn, gest. 1893 in Wertheim, studierte in Bonn die Rechte, leitete 1842–43 die Erziehung des Erbprinzen Karl zu Löwenstein, trieb dann in Berlin deutsche Altertumswissenschaft und lebte seit 1850 als fürstlich Löwensteinscher Archivrat in Wertheim a. M. Kaufmann gehört zu den Lieblingsdichtern des Rheinlandes. Seine innigen, frischen und lebensfreudigen Poesien erschienen unter den Titeln: "Gedichte" (1852), "Mainsagen" (1853; die "Quellenangaben" dazu 1862) und "Unter den Reben" (1871).

(Nach dem Artikel in Meyers Großem Konversations-Lexikon, 6. Aufl. 1905-09; Bd. 10, S. 771. Digitale Bibliothek 100, S. 99984 f.)

Signiert R[ichard] E[rnst] Kepler.

 

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