Carl Siebel: Die VerlasseneAm Brunnen hab' ich gestanden Und wußte nicht, wie mir war – Das Wasser rann über den Eimer, Und ich ward's nicht gewahr. Ich sah in die dunkle Tiefe, Es fielen die Thränen hinab – Was weiß der tiefe Brunnen, Daß ich geweinet hab'? Er hat mir Lieb' versprochen Und kommt doch nimmermehr. – Ich trag' die Eimer zu heime, Die Last ist gar zu schwer. – |
Siebel, Karl, geb. 1836 in Barmen, gest. 1868 in Elberfeld. Nach dem Willen des Vaters trat er in dessen Geschäft als Lehrling ein. "Seine Abneigung gegen diesen Beruf suchte er durch Beschäftigung mit der Poesie zu bemeistern, wozu ihn der freundschaftliche Verkehr mit Emil Ritterhaus und Hugo Oelbermann je länger je mehr hindrängte. Hatten diese drei doch schon in der Schülerzeit einen >Wupperbund< zu jugendlich poetischem Treiben gestiftet. Später gehörte S. auch als tätiges und geschätztes Mitglied dem >Sonntagskränzchen< im Roeberschen Hause an." Von 1856 ab drei Jahre auf Reisen. Erste dichterische Versuche erschienen 1854. "Gedichte" 1856; "Lyrik" 1866; Anthologie "Gruß aus Rheinland" 2. Aufl. 1866; "Dichtungen", hg. von Emil Ritterhaus, 1877. (Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. 6. Aufl. Bd. 6, Leipzig: Reclam o.J.) Signiert R[ichard] E[rnst] Kepler. [Emil Heinrich] Reimann (geb. 1857) sc[ulpsit}.
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