goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Heidenröslein.
Lieder von Liebeslust und Frühlingsfreud'

 

Adelbert von Chamisso
Frauenliebe und Leben
I.

Seit ich ihn gesehen
Glaub' ich blind zu sein;
Wo ich hin nur blicke,
Seh' ich ihn allein:
Wie im wachen Traume
Schwebt sein Bild mir vor,
Taucht aus tiefstem Dunkel
heller nur empor,
 
Sonst ist licht- und farblos
Alles um mich her;
Nach der Schwestern Spiele
Nicht begehr' ich mehr.
Möchte lieber weinen
Still im Kämmerlein;
Seit ich ihn gesehen,
Glaub' ich blind zu sein.

 

Chamisso, Adelbert von, Dichter und Naturforscher, geb. 1781 auf Schloß Boncourt (Champagne), gest. 1838 in Berlin. Entstammte einer lothringischen Adelsfamilie, die vor der Revolution nach Berlin geflohen war. Wegen der politischen Ereignisse lebte Chamisso seit 1806 abwechselnd in Frankreich und Berlin; 1810 machte er die Bekanntschaft Mme. de Staëls, der er 1811 ins Exil nach Schloß Coppet am Genfer See folgte. 1812 begann er in Berlin ein naturwissenschaftliches Studium, verließ die Stadt beim Ausbruch der Befreiungskriege zeitweise und begab sich auf das Gut Kunersdorf; dort entstand sein berühmtestes Werk, die Märchennovelle Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814). 1815-18 nahm Chamisso an einer Weltumseglung teil, deren wissenschaftliche Erkenntnisse er u.a. in der Reise um die Welt (1836) veröffentlichte. Von seiner Lyrik wurde der Zyklus Frauen-Liebe und Leben, von Robert Schumann vertont, besonders populär.

(Nach dem Artikel in der Deutschen Biographischen Enzyklopädie, CD-ROM-Edition.)

Klischee beschnitten. Erkennbar A[dolf] Cl[oss], 1840-1894.

 

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