goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Heidenröslein.
Lieder von Liebeslust und Frühlingsfreud'

 

Julius Hammer:
Beim Abschied

Wenn zwei, die sich am nächsten steh'n,
Die Hand sich scheidend fassen,
Sollst du vor ihrem Abschied geh'n
Und sie sich selber lassen.
Das heil'ge, bittre Trennungsleid,
Wie könntest Du es stören?
Die letzte, bange Seligkeit
Soll ihnen ganz gehören.
 
Was sie in Tränen, Wort und Blick
Sich noch zu sagen eilen,
Das spricht ihr eigenstes Geschick,
Das kann kein Dritter teilen.
Wenn auch nur Liebe voll und rein
Dich zu verweilen triebe,
Ach! du begehst doch Raub allein
Am Heiligtum der Liebe.

 

Hammer, Julius, Schriftsteller, geb. 1810 in Dresden, gest. 1862 in Pillnitz. Privatisierte, leitete von 1851–59 das Feuilleton der "Sächsischen Konstitutionellen Zeitung". Auf seine Anregung wurde 1855 die Schiller-Stiftung in Dresden gegründet. H. schrieb Lustspiele, Novellen und einen Roman. Seinen Ruf verdankte er den lyrisch-didaktischen Dichtungen, wie z.B. "Schau um dich und schau in dich" (1851, 32. Aufl. 1889). Weite Verbreitung fand die Anthologie "Leben und Heimat in Gott" (14. Aufl. 1900).

(Nach dem Artikel in Meyers Großem Konversations-Lexikon, 6. Aufl. 1905-09; Bd. 8, S. 702. Digitale Bibliothek 100, 5. 79236.)

 

Das Fach- und Kulturportal der Goethezeit