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Wissenschaftliche Publikationen zu Jakob Michael Reinhold Lenz

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Theo Elm: Der Mensch als Nase. Ästhetik der Karikatur in J. M. R. Lenz: Der Hofmeister 

Lenz‘ Dramen entwerfen eine Anthropologie aufklärerischer Defizite. Dazu gehört im „Hofmeister“-Stück die zeitgenössische Pädagogik als einer Schlüsselfunktion der Aufklärung (Kant: „Der Mensch kann nur Mensch werden durch Erziehung“). Lenz‘ Kritik der Pädagogik äußert sich in der komischen, weil unangemessenen Normabweichung seiner drei Hauptfiguren, bei denen ein nebensächliches Moment die ganze Person vertritt (Fr. G. Jünger: „Der Mensch als Nase“): der Lehrer Wenzeslaus mit seiner pietistischen Pädagogik besteht nur aus Linienziehen und Geradeschreiben, der Räsoneur von Berg trägt ständig die philanthropische (= menschenfreundliche) Erziehungslehre als menschenfeindliches „Principium“ vor sich her, und der Hofmeister ist, in Übertreibung seiner Funktion als Hauslehrer, der unentwegt überstrapazierte Alleskönner im Haushalt des Majors Berg. Im Unterschied zur zeitgenössischen Typenkomödie, deren Figuren als unpsychologisch-plane „Typen“ (der Geizige, der Misanthrop etc.) nur verlacht werden, weicht das Verlachen der Lenz-„Charaktere“ einer gemischten Empfindung. Hinter den komischen Figuren des Hofmeisters, von Bergs und des Majors, die die Mängel der zeitgenössischen Pädagogiken hyperbolisch ausstellen, ist noch ihr eigenes Existenzproblem erkennbar: Lebensenge, familiäres Unglück, Demütigung. – Als ‚Karikaturen‘ werden Lenz‘ Stücke von der klassischen Ästhetik verdrängt und erst hundert Jahre später von der Moderne neu entdeckt.

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 Albrecht Koschorke: Namenlos. Der prägnante Moment fand nicht statt. Vaterlosigkeit und Heilige Familie in Lenz’ Hofmeister

Seit langem laboriert die Forschung an einer sachlichen Unstimmigkeit in Lenz’ Drama: Ein Kind kommt zur Welt, aber der Privatlehrer Läuffer, der sich der Verführung seiner Schülerin Gustchen bezichtet, kann nach den Zeitangaben im Stück der Vater nicht sein. Statt, wie eine Reihe von Interpreten, dieses Vaterschaftsrätsel auflösen zu wollen, nimmt die hier vorliegende Analyse das Faktum einer biologischen Leerstelle ernst. Sie findet Anhaltspunkte, die merkwürdigen Familiengründungsrituale bei Lenz nicht nur auf den zeitgenössischen Ehediskurs zurückzubeziehen, sondern über den Umweg literarischer Intertexte – vor allem Rousseaus Nouvelle Héloïse – auch mit der Motivgeschichte der Heiligen Familie in Verbindung zu bringen. Die Kausalitäten der Dramenhandlung, so lautet das Ergebnis, zerreiben sich zwischen einer unvollständigen und unstimmigen Allegorese des Übernatürlichen und der komödiantischen Gestaltung von Kontingenz.

In: Peter-André Alt u.a. (Hg.), Prägnanter Moment. Studien zur deutschen Literatur der Aufklärung und Klassik. Festschrift für Hans-Jürgen Schings. Würzburg 2002. S. 91-103. 
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