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(München Juli 2005)
Diese Serie zu Schillers „Wilhelm Tell“ gehört der Popularkultur an. Die Kompositionen wirken wie „stills“ eines alten Heimatfilms: Zwischen bewegten Gruppenszenen vor wechselnder Bergkulisse sind teils statuarische, teils pathetisch wirkende Auftritte mit wenigen Darstellern eingestreut. Auch die Mischung aus historischen und zeitgenössischen Kostümen und Charakteren unterstützt diesen Eindruck. Die Farbdrucke sind wohl in den 30er Jahren entstanden; der Künstler konnte nicht eruiert werden.
Sieglinde Grimm: Ästhetische Erziehung revisited: Schillers Wilhelm Tell
In: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes, 50. Jg., H. 2-3/2003, S. 430-442.
Das Interesse an ästhetischer Erziehung wird häufig legitimiert aus dem Bedürfnis nach Anschauung und (künstlerischem) Praxisbezug angesichts zunehmender Rationalisierung und Bürokratisierung in einer immer anonymer werdenden Gesellschaft. Vor allem seit der wissenschaftsorientierten Bildungsreform der 70er Jahre erkennt man eine „einseitige Bevorzugung und selektive Förderung von kognitiven Fähigkeiten, von analytischen und instrumentellen Denkweisen, von Beherrschung wissenschaftsnaher Termini und Techniken“. Dieser Entwicklung soll ästhetische Erziehung vorbeugen, ja sogar entgegenwirken, und zwar durch eine aus dem Gefühlsbereich begründete Ganzheitlichkeit. Ästhetik nämlich, so Joachim Fritzsche, betreffe insbesondere das, was „im Zwischenmenschlichen mit Einfühlung, Empathie, Mitleid und Hingabe“ bezeichnet werde. Demnach besteht „ästhetische Erkenntnis“ darin, „den Gegenstand emotional auf einmal“ zu erfassen, „ohne dass ihm eine begrifflich ausdrückbare Bedeutung zugeordnet wird.“
Albrecht Koschorke: Brüderbund und Bann. Das Drama der politischen Inklusion in Schillers ‚Tell‘
In: Uwe Hebekus / Ethel Matala de Mazza / Albrecht Koschorke (Hg.): Das Politische. Figurenlehren des sozialen Körpers nach der Romantik. München: Wilhelm Fink 2003, S. 106-122.
Trotz allen ideologischen Überschwangs läßt sich die Rütlischwurszene in Schillers ‚Tell’ als eine kühl kalkulierte dramatische Versuchsanordnung lesen, in der die Bedingungen von politischer Inklusion ermittelt werden. Dem Prozeß der Bildung eines einheitlichen und untrennbaren sozialen Körpers geht eine Serie von repräsentationslogischen Manövern voraus, die den Zugang dem neu entstehenden Ganzen beschränken. So allumschließend die Inklusion sich gibt, so sehr hängt sie paradoxer Weise von exkludierenden Maßnahmen ab. Schillers Leistung besteht in der Genauigkeit seiner politischen Choreographie, die im Staatsfestspiel des ‚Tell’ auch diese Abspaltungsvorgänge verzeichnet.
Claudia Stockinger: Dramaturgie der Zerstreuung. Schiller und das romantische Drama
- Vortrag „Dramaturgie der Zerstreuung. Schiller und das romantische Drama“, gehalten auf einer Tagung zum Drama der Romantik, 13.-15. September 1999, an der Universität Karlsruhe; - die überarbeitete Fassung erstmalig abgedruckt unter gleichnamigem Titel im Sammelband zur Tagung: Claudia Stockinger: Dramaturgie der Zerstreuung. Schiller und das romantische Drama.
In: Das romantische Drama. Produktive Synthese zwischen Tradition und Innovation, hg. von Uwe Japp, Stefan Scherer und Claudia Stockinger, Tübingen: Niemeyer, 2000, S. 199-225.
Die Überlegungen gehen von der generischen Vielfalt eines Werkkomplexes aus, über dessen Zuordnung zur ‘klassischen Dramatik’ Schillers Konsens besteht. Dabei liegt das Hauptaugenmerk zum einen auf Die Jungfrau von Orleans, zum anderen auf Wilhelm Tell. Die Dramaturgie der Texte Schillers wird von der sowohl die Literaturkritik als auch die Bühnenbearbeitungen leitenden Poetologie unterschieden, und damit die Textpraxis von einer Dramentheorie, die durch die Autonomisierung der Form im dramaturgischen Experiment, durch die Aufhebung struktureller u. a. Vorgaben im ästhetischen Spiel subvertiert wird. In Material, Mitteln und Intention nähert sich Schillers Dramatik romantischer Universalpoesie. Grundsätzlich soll dabei nicht von Einflußnahme die Rede sein, sondern von Vergleichbarkeit: Schillers Plädoyer für strikte Gattungstrennung beispielsweise widerspricht dem integrativen Charakter der Dramen, die epische und lyrische Elemente einbinden; die Forderung nach absoluter Illusion schließt vermittelnde Instanzen (wie die Chorkommentare der Braut von Messina) oder die Auflösung einheitlicher Sinnzusammenhänge im poetischen Spiel (z. B. in die Vieldeutigkeiten der Jungfrau von Orleans) aus, wenngleich die (dramen-)praktische Anwendung der Theorie des Pathetisch-Erhabenen sich nur darüber realisieren lässt.
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