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Jutta Assel | Georg Jäger
Franz von Pocci Schattenspiel
Eingestellt: Mai 2020
Das 1847 erschienene "Schattenspiel" von Franz von Pocci (1807-1876), dem "Kasperl-Graf", besteht aus 29 getuschten, nicht ausgeschnittenen Bildern in schwarz-weiß, von denen 14 hier wiedergegeben werden. Erzählt wird nicht eine zusammenhängende Geschichte in Schattenbildern, vielmehr handelt es sich um eine freie Zusammenstellung von meist bewegten Bildmotiven, bei deren Auswahl der Künstler u.a. auf das Volksleben, Religiosa (Hl. Drei Könige, Flucht nach Ägypten, Prozession) zurückgreift, vor allem aber das Bildinventar der (Spät)Romantik aufgreift (Ritter, Postillon, Nachtwächter, Bergbau, Zwerg, wandernde Zigeuner, Kahnfahrt mit musizierender Gesellschaft, Ständchen, Dudelsack). Schwarzgetuschte Kompositionen mit Silhouetten waren in jenen Jahren populär und wurden etwas später auch häufig in der populären Druckgraphik, z.B. den "Münchner Bilderbogen" verwendet.
Gliederung1. Franz von Pocci: Schattenspiel in Auswahl 2. Notizen zu Franz von Pocci, Schattenbildern und Silhouetten 3. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift |
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1. Franz von Pocci Schattenspiel (in Auswahl)
Vorlage: Franz Pocci: Schattenspiel. München, Literarisch-Artistische Anstalt [1847]. Das letzte (29.) Bild ist bezeichnet: 18FP47. Siehe: Verzeichnis der Werke Franz von Poccis. Hrsg. von Gisela Tegeler (Werkausgabe, Abt. X, Bd. 1) München 2007, Nr. 223.
PROLOGUS (von sanfter Musik begleitet) Willkommen sey uns stille Nacht, Die dieses Zauberspiel gebracht! Da sitzen wir gedrängt in Reih'n, Uns der Betrachtung ganz zu weih'n: Gestalten sollen her und hin An unserm Blick vorüber zieh'n. Doch still! der Vorhang rauscht empor, Schon tritt das erste Bild hervor! Willkommen sey uns stille Nacht, Die dieses Zauberspiel gebracht! |
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Auf dieses Flusses Silberbahn Schwimmt lustig ein geschmückter Kahn; Mit Zweigen ist das Schiff geziert, Von Ruderschlägen wohl geführt. Die Wimpel in den Lüften weh'n Und frohe Sänger drinnen steh'n. Wie ihre zarten Melodieen Mit leisen Zitherharmonieen Gesellen sich zum Wellenschlag, Im sonnenhellen Maientag. "Ihr Sänger hold, hört meine Bitt', "Nehmt mich in eu'rem Schifflein mit!" Sie hören's nicht und schwimmen fort, Zu landen weit am Ufer dort! Von Ferne tönt noch der Gesang, Begleitet von der Laute Klang! |
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Der Ritter reitet zum Turnier, Ein Harnisch schwer erdrückt ihn schier; Es trägt ihn stolz sein wack'res Pferd, An seiner Seite hängt das Schwert; Sein Schwert, in Kämpfen treubewährt, Damit ist er gar gut bewehrt. Jetzt gibt es keine Ritter mehr, Nur rost'ge Helme noch und Speer', So hat denn weislich jede Zeit Wohl ihre Sitte und ihr Kleid. |
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Fröhlich reit' ich meinen Weg, Kenne jeden Tritt und Steg, Habe tausendmal gemacht Diesen Weg bei Tag und Nacht. Tralala, lieb Hörnlein mein, Spiel' mir auf im Mondenschein! Tralala, wie blas' ich gern, Daß es schallet nah und fern! Darf nicht vor den Räubern flieh'n, Lassen mich in Frieden zieh'n; Denn der arme Postillon Hat ja nichts als kargen Lohn; Hat nichts, als das Hörnlein klein, Bläst darauf so schön und fein! Tralala, das Horn erschallt! Tralala, das Echo hallt! |
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Ich schürf' im tiefen Felsenschacht, Das ganze Jahr ist's bei mir Nacht; Mein Grubenlicht, das leuchtet mir, Einsam und still ist's immer hier. Bergmännlein zeigt bisweilen sich, Und führt an gute Stollen mich; Verschwindet dann, will keinen Dank, Ich schaffe fleißig, sonder Wank! Und was ich bringe, ist nicht mein; Die Müh ist groß, der Lohn ist klein. Glück auf! euch oben auf der Welt! Ich schaff' das Silber, ihr habt's Geld! |
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Der Geizhals sitzt bei seinem Geld, Er hat nichts And'res auf der Welt; Auf seine Säcke blickt er hold, Und zählt und zählt und zählt sein Gold. Der reiche Mann ─ er ist so arm ─ Fürwahr so arm, daß's Gott erbarm; Denn von dem vielen, vielen Geld Nimmt er nichts in die andre Welt. Drum sammelt Schätze solcher Art, Die ihr für Jenseits auch bewahrt! |
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Es wandelt einsam in der Nacht Der Mann, der uns die Stadt bewacht, Nur alle Stunden ruft er aus Die Glocke, geht von Haus zu Haus. Ihr liegt im warmen Bett' und ruht ─ Ihr, Groß und Klein, wie habt ihr's gut! Nachtwächter muß bei Schnee und Wind Durch alle Straßen geh'n geschwind. "Ihr Herr'n und Frauen, habet Acht "Auf Feuer und Licht! Nun gute Nacht! "Und eh' ihr in die Betten geht, "Vergesset ja nicht das Gebet!" |
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Drei Könige nahen aus der Fern', Geleitet von dem Weihnachtsstern'; Sie kamen über Meere weit Mit viel Gefolge, groß Geleit. Sagt, wo die Kön'ge wandern hin, Daß ihnen solch ein Stern erschien? Sie zieh'n vor einen schlechten Stall, Da hören sie Schalmeien-Schall Und Sang der Hirten, schlicht und arm. Ein Kind liegt in den Windeln warm; Da knie'n sie nieder so geschwind, Und beten an das kleine Kind. |
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So muß das heil'ge Kind denn flieh'n, Weithin mit seiner Mutter zieh'n, Weil dem Erlöser dieser Welt Herodes nach dem Leben stellt ─ Und ach! es liegen in Bethlems Thal Der Kinder Leichen ohne Zahl! So fliehet denn, ja fliehet weit, Zieht in Egyptens Einsamkeit! Die Engelein aus dem Himmel sind Genaht zum Dienst dem holden Kind; Die Englein bahnen den rauhen weg Und bau'n über Bäche und Flüsse den Steg! |
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Zur Schule laufen die Kinderlein, Ein Mädchen geht zur Thür hinein, Und weil die Buben schrei'n gar so laut, Der Lehrer hinaus zum Fenster schaut. Sittsam sollt ihr zur Schule geh'n, Das wird einem Jeden wohl ansteh'n; Denn wer auf der Straße tollt und schreit, Ist auch in der Stube nicht gescheidt! |
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Die Glocken tönen lange schon, Zur Kirche zieht die Prozession: Andächtig geh'n die Kinderlein, Die Großen alle hinterdrein; Sie beten wie aus Einem Mund: O lieber Gott, laß uns gesund, Gib gnädig unser täglich Brod, Bewahre uns vor jeder Noth! ─ So beten sie und ziehen dann Hinein zur Kirche, Mann für Mann. |
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Zigeuner zieh'n durch alle Welt, Verdienen sich ein Stücklein Geld, Wahrsagend aus so mancher Hand, ─ Daß sie's errathen, noch keiner fand. ─ Seht doch die armen Kinderlein, Sie wandern bei Sonn- und Mondenschein, Sie haben weder Ruh noch Rast Und tragen mühsam schwere Last. O Wanderleben, vielsüßer Brauch, Wie bist du oft so bitter auch! |
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Die Musikanten steh'n bei Nacht ─ Da kaum noch eine Seele wacht ─ Vor einem Haus mit Geigenklang, Mit Flötenton und hellem Sang. Der Eine bläs't, der And're geigt, Der gute Mond hört zu und schweigt. Dieweil sie musiciren dort, Zieht still er durch die Wolken fort! |
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Ich blas' auf meinem Dudelsack Und spiel' Euch auf zum schönsten Schnack Ein Tänzlein nach der neusten Art, Daß Jung und Alt sich um mich schaart: Hört Ihr, ich pfeif' nur Einen Ton, Seht da, die Noten springen schon! Die Töne hüpfen auf und ab, Die All' im Dudelsack ich hab'! Didldum, didldum ─ der Tanz ist aus, Jetzt geh' ein Jeder still nach Haus'! |
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2. Notizen zu Franz von Pocci Schattenbildern und Silhouetten
Bildnis: Franz von Pocci. Foto von Franz Seraph Hanfstaengel, 1857. Wikipedia, URL der Datei: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0d/Franz_von_Pocci.jpg
Franz Graf von Pocci (1807-1876), der verschiedene Ämter am bayerischen Königshof bekleidete (Zeremonienmeister, Hofmusikintendant, Oberstkämmerer), war ein vielseitiger, produktiver und fantasievoller Dichter, Komponist (über 600 Musikstücke) und Zeichner. Am volkstümlichsten wurde er als Schöpfer der Figur des "Kasperl Larifari" und seinen über 40 Stücken für das Marionettentheater (daher "Kasperlgraf") sowie seinen Beiträgen für die "Fliegenden Blätter" und die "Münchener Bilderbogen". Zahlreiche Werke wenden sich an Kinder: Lieder wie auch Illustrationen und Nachdichtungen von Märchen wie "Blaubart," "Fundevogel", "Hänsel und Gretel" oder "Schneewittchen."
Für eine ausführlichere Vita Poccis, Literaturhinweise sowie Links zu weiteren digitalisierten Werken siehe: http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6861
Zu Informationen über Schattenspiele und Silhouetten siehe * Georg Jacob: Bibliographie über das Schattentheater. 2. vermehrte Ausgabe. Erlangen 1902. Reprint: Wentworth Press o.J. * Faltblätter der Ausstellungen im Goethe-Museum Düsseldorf, Blatt 60: "Schwarz auf Weiss", Silhouetten und Scherenschnitte der Goethe-Zeit. URL: http://www.goethezeitportal.de/infocenter/goethemuseen/goethe-museum-duesseldorf/schaetze-aus-dem-goethemuseum/faltblaetter-der-ausstellungen/blatt-60-schwarz-auf-weiss-silhouetten-und-scherenschnitte-der-goethe-zeit.html
* Eintrag "Schattenspiel" in Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Schattenspiel * Zu Silhouetten-Postkarten am Beispiel von Osterkarten: http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6848 (Kapitel 2) * Goethe-Silhouetten http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2556 * Paul Konewka: Gestalten aus "Faust". Silhouetten http://www.goethezeitportal.de/?id=608 * Uta Schulz-Matan: Scherenschnitte zu Märchen http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6847
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3. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift
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