goethe


Dieter Borchmeyer
»DuMont Schnellkurs Goethe«

Wiedergeburt in Italien
(1786-1788)

 Johann Heinrich Lips: Goethe-Porträt im Medaillon, 1791.

 Den 3. September früh drei Uhr stahl ich mich aus dem Karlsbad weg, man hätte mich sonst nicht fortgelassen. Man merkte wohl, daß ich fort wollte. Ich ließ mich aber nicht hindern, denn es war Zeit.

Tagebuch, 3.9.1786

 

Italienweh

Friedrich Overbeck: Italia und GermaniaItalien war Goethe schon seit frühester Kindheit durch die Erzählungen des Vaters und die von seiner Italienreise mitgebrachten Kupferstiche von Rom wohlvertraut. Auf der Schweizer Reise im Frühjahr und Sommer 1775 hatte er vom St. Gotthart den von ihm gezeichneten „Scheide-Blick nach Italien“ getan. Als die vom Herzog geschickte Kutsche, die ihn nach Weimar abholen sollte, nicht eintreffen wollte, machte er sich Ende Oktober schon kurzentschlossen auf den Weg in das Gelobte Land. Und in Mignons Lied „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn“ aus Wilhelm Meisters theatralische Sendung hat er dem „Italienweh“ der Zeit (Wilhelm Heinse) repräsentativen Ausdruck verliehen. „Das Ziel meiner innigsten Sehnsucht, deren Qual mein ganzes Inneres erfüllte, war Italien, dessen Bild und Gleichnis mir viele Jahre vergebens vorschwebte, bis ich endlich durch kühnen Entschluß die wirkliche Gegenwart zu fassen mich erdreistete.“

Handzeichnung Goethes: VenedigNun war es so weit. Von einer Badereise nach Karlsbad bricht Goethe am Morgen des 3. September 1786 nach Absprache mit dem Herzog heimlich gen Italien auf  - ein großes Paket mit seinen unvollendeten Werken im Gepäck. Verona, Vicenza und Venedig sind die Hauptstationen, bis er schließlich das eigentliche Ziel: Rom erreicht. Vier Monate bleibt er hier. Dann – im Februar 1787 – entschließt er sich zur Reise in den Süden Italiens. Vier Wochen hält er sich in Neapel auf und besteigt mehrmals den Vesuv. Ende März setzt er mit einem Schiff nach Sizilien über. Im Juni kehrt er für ein fast volles Jahr nach Rom zurück. Unter Tränen verläßt er die Stadt, in der er „das erste Mal unbedingt glücklich war“, wie er an Herder schreibt. Kurz nach Ostern 1788 tritt er über Siena, Florenz und Mailand die zweimonatige Rückreise nach Weimar an. Am 18. Juni trifft er dort wieder ein.   

Mignons Lied

 

 Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunklen Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,

Kennst du es wohl? Dahin! Dahin
Möcht' ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!

Wilhelm Meisters Lehrjahre

 

 

"Gegenwart des klassischen Bodens"

"Ich darf wohl sagen: ich habe mich in dieser anderthalbjährigen Einsamkeit selbst wiedergefunden; aber als was? - Als Künstler!" So schreibt Goethe kurz vor seiner Rückkehr nach Weimar aus Rom an den Herzog (17./18. März 1788). Unmißverständlich gibt er ihm zu verstehen, daß seine neue Existenz in Weimar eine wesentlich andere Signatur tragen wird als die voritalienische. Hatte er den Künstler einst, bei der ersten Begegnung mit Carl August in Frankfurt, hinter dem aufs Praktisch-Nützliche ausgerichteten homo politicus bewußt versteckt, so heißt es nun gegen Ende der autobiographischen Schrift Zweiter römischer Aufenthalt (1829): "Täglich wird mir's deutlicher, daß ich eigentlich zur Dichtkunst geboren bin." Oder einige Seiten später: "In Rom hab ich mich selbst zuerst gefunden, ich bin zuerst übereinstimmend mit mir selbst glücklich und vernünftig geworden."

Dieses Finden, Wiederfinden seiner selbst ist der Grund seines freudigen Überschwangs, des elementaren Gefühls der Befreiung. Von der Lösung einer "langen Stockung", einer "Reinigung der Seele und des Geistes" redet Goethe in seinen Aufzeichnungen über die Italienreise. Die Idee der "Wiedergeburt", eines "neuen Lebens" ist geradezu das Leitmotiv des dreißig Jahre später entstandenen, auf Briefe und Tagebuchnotizen gestützten autobiographischen Berichts über die Italienische Reise (1816/17).

Anfänglich wollte er die „Lehren“ der Kunst Italiens, zumindest der Baukunst, nur "wie die Regeln einer ausgestorbnen Sprache studieren", um „die ehrwürdige und ewig abgeschiedne Existenz der vergangnen Zeitalter in einem stillen Gemüt zu verehren" (Reisetagebuch vom 10. Oktober 1786). Das ist gewissermaßen die Haltung, in der Goethe auf Tischbeins berühmtem Ölgemälde Goethe in der Campagna (1787) dargestellt ist - auf den Blöcken eines Obelisken ruhend, vor den Ruinen eines Tempels und bei einem efeuumrankten Relief mit einer Szene aus Iphigenie auf Tauris. "Auf denen Ruinen, wo vor diesem so große Taten geschahen, scheint ein lebendiger Mann erst recht groß", hat Tischbein an Lavater geschrieben; in diesem Sinne habe er Goethes Porträt angefangen, "wie er auf denen Ruinen sitzet und über das Schicksal der menschlichen Werke nachdenket."

Je weiter Goethe reist, desto mehr wird das Gewesene für ihn indessen zu reiner Anwesenheit. "Von der "Gegenwart des klassischen Bodens", der Gewißheit, "daß hier das Große war, ist und sein wird", ist im Zweiten römischen Aufenthalt die Rede. Diese Äußerung mit ihrem programmatischen Klang stammt freilich nicht aus der Zeit der Italienreise selber, sondern steht im späteren autobiographischen "Bericht" (zum Dezember 1787), dem erst 1829 erschienenen dritten Teil der Italienischen Reise. Jene Äußerung stellt - aus dem Abstand von vier Jahrzehnten - eine Mythisierung des Italienerlebnisses dar, das nicht nur die persönliche "Wiedergeburt" des lange sich selbst entfremdeten Künstlers Goethe bedeutet, sondern auch in einem überindividuellen Sinne die "Renaissance" des Antiken als des zeitlos gültigen ästhetischen Paradigmas - eben des "Klassischen", das nun dezidiert, wenn auch unausgesprochen, gegen die zeitgenössische romantische Bewegung ausgespielt wird.

Goethe in Rom

Johann Heinrich Wilhelm Tischbein: Goethe am Fenster seiner Wohnung in Rom, 1787.

 Ja, ich bin endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt! [...] Nun bin ich hier und ruhig und, wie es scheint, auf mein ganzes Leben beruhigt. Denn es geht, man darf wohl sagen, ein neues Leben an, wenn man das Ganze mit Augen sieht, das man teilweise in- und auswendig kennt. Alle Träume meiner Jugend seh’ ich nun lebendig; die ersten Kupferbilder, deren ich mich erinnere, seh’ ich nun in Wahrheit, und alles, was ich in Gemälden und Zeichnungen, Kupfern und Holzschnitten, in Gips und Kork schon lange gekannt, steht nun beisammen vor mir; wohin ich gehe, finde ich eine Bekanntschaft in einer neuen Welt, es ist alles wie ich mir’s dachte und alles neu.

Italienische Reise

 

 

Überwindung des Subjektivismus

Trotz seiner erhöhten Lebensstimmung vermeidet Goethe in Italien alle subjektive Spiegelung der Dinge im eigenen Gemüt. Alles komme darauf an, "die Sachen um ihrer selbst willen zu sehen, ... das Gebildete und Hervorgebrachte nicht nach dem Effekt, den es auf uns macht, sondern nach seinem innern Werte zu beurteilen" (an Herzogin Louise, 23. Dezember 1786). Für dieses Vermögen, "alle Dinge wie sie sind zu sehen", hat Goethe in der Italienischen Reise die schöne Formel gefunden, "das Auge licht sein zu lassen". Heinrich Heine hat ganz zu Recht im dritten Teil der Nordsee (1827) bemerkt, Goethes Italienische Reise unterscheide sich von anderen Reiseberichten dadurch, daß er "nirgends die Dinge mit seiner Gemütsstimmung koloriert und uns Land und Menschen schildert, in den wahren Umrissen und wahren Farben, womit sie Gott umkleidet".

Die >Dinge< sind aber nicht nur die Gegenstände der Kunst, sondern ebenso die Erscheinungen der Natur. Die Parallelität, ja Identität der Natur- und Kunstgesetze ist geradezu das Hauptthema der Italienischen Reise. "Nun ist mir Baukunst und Bildhauerkunst und Malerei wie Mineralogie, Botanik und Zoologie." Solche und ähnliche Äußerungen kehren in den Briefen aus Italien regelmäßig wieder. Ihre großartigste Formulierung hat die ihnen zugrundeliegende Einsicht im Zweiten römischen Aufenthalt (6. September 1787) gefunden: "Diese hohen Kunstwerke sind zugleich als die höchsten Naturwerke von Menschen nach wahren und natürlichen Gesetzen hervorgebracht worden. Alles Willkürliche, Eingebildete fällt zusammen, da ist Notwendigkeit, da ist Gott."

Die Berufung auf die Natur bedeutet mithin die entschiedene Absage an jeglichen Subjektivismus, das Offensein für die reine Offenbarung der Dinge in ihrer immanenten Gesetzlichkeit. Auf ihr beruht, was Goethe in seinem Aufsatz Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil, den er 1789 in Wielands "Teutschem Merkur" als eine Art Konzentrat seiner in Italien gewonnenen Kunstanschauungen veröffentlichen wird, nunmehr "Stil" nennt - im Unterschied zur Subjektivität der "Manier" und zur "gleichsam im Vorhofe des Stils" arbeitenden "einfachen Nachahmung". Die während der Italienischen Reise sich herausbildende Kunstanschauung Goethes ist unablösbar mit zwei Namen verbunden: Winckelmann - mit dem er zwar schon durch Oeser in Leipzig bekannt geworden ist, dessen Schriften er jedoch erst in Italien systematisch studiert – und Andrea Palladio, dessen klassizistische Baukunst das zentrale künstlerische Erlebnis seiner Italienreise ist.

Andrea Palladio

Villa Almerico Capra
(La Rotonda)
1566-1567

 

 

Das andere Italien 

Obwohl Goethe in Italien vieles nicht sehen und würdigen wollte, was in seinen neuen ästhetischen Horizont nicht paßte, hat ihm doch die Faszination der Renaissancekunst, der reinen und bestimmten Form nicht grundsätzlich den Blick auf die Gegenwelten derselben verstellt – in der Kunst (das zeigt die Faszination durch die Tempel in Paestum und Michelangelos Sixtinische Kapelle) wie in der Realität. So wie er den Neapolitaner, der ständig in dem "ungeheuren Gegensatz" des "Schönen" der Landschaft und des "Schrecklichen" der Vulkanausbrüche leben muß, als einen Menschen charakterisiert, der "sich zwischen Gott und Satan eingeklemmt" fühlt, so hat auch Goethe durchaus die Spannung zwischen "Paradies" und "Hölle" auszuhalten versucht, wie das Leitmotiv des Vulkanischen in der Italienischen Reise spüren läßt.

Bereits in Rom ist immer wieder von der drohenden Gefahr des Vulkanausbruchs die Rede, welche ständig "die Wohnenden und Genießenden aufschreckt und irremacht" (16.Februar 1787), und mit der Beschreibung dieser Gefahr verbindet Goethe - "um auch Schatten in meine Gemälde zu bringen" - den Hinweis auf die Abgründe Roms und Italiens, die seine Kunstwelt unterminieren: Verbrechen, Mord, Unglück, Naturkatastrophen. (Auch an Winckelmanns Ermordung wird in diesem Zusammenhang ohne Beschönigung erinnert.) "Es ist in dem Augenblick, als wenn alle Kunstschätze Roms zunichte würden; die sämtlichen Fremden durchbrechen den Lauf ihrer Betrachtungen und eilen nach Neapel", um den Lavafluß zu erleben (24. November / 2. Dezember 1787). Die grandiose Schilderung des nächtlichen Vulkanausbruchs wird eine der letzten Seiten der Italienischen Reise füllen.

Die Gewalt des Elementaren als Kontrapunkt der klassisch-geschlossenen Formenwelt kommt auch in der 1788 verfaßten Schilderung des Römischen Karneval zum Ausdruck. Der Karneval, der auf die "Saturnalien" zurückgeht, welche im alten Rom als Reminiszenz an das Goldene Zeitalter Saturns gefeiert wurden, gewährt den Römern für die Zeit seiner Dauer die "Privilegien" der Freiheit und Gleichheit, wie sie in jenem mythischen Zeitalter geherrscht haben sollen. "Der Unterschied zwischen Hohen und Niedern scheint einen Augenblick aufgehoben: alles nähert sich einander"; "fast alles" scheint "erlaubt", außer körperlicher Gewalttätigkeit, in die der Rausch des Volkes freilich oft genug umzuschlagen droht. Goethe hat die mögliche Nähe von Gewalt und Katastrophe in diesem "modernen Saturnal", dem "Fest allgemeiner Freiheit und Losgebundenheit", mit einem gewissen Grauen empfunden. Wenn er am Ende bemerkt, "daß Freiheit und Gleichheit nur in dem Taumel des Wahnsinns genossen werden können", so wirft - 1788 - die Französische Revolution ihre Schatten voraus.

 

Sizilien im Lichte Homers

Die "Schatten" in Goethes Italiengemälde lassen daran zweifeln, daß ihm die chaotischen und unerfreulichen Seiten des Landes wirklich entgangen sind, daß er zumal die katastrophale gesellschaftliche Realität Siziliens, die von Hungerkatastrophen, hemmungsloser Ausbeutung der Landarbeiter und anderen Mißständen geprägt war, ganz einfach übersehen hat. Dennoch stehen das geschilderte Kampanien und Sizilien nur als antike Wunschlandschaften, als „Paradies“ (16. April 1787) vor uns. Die ganze Italienische Reise wird ja durch ihr ursprüngliches Motto „Auch ich in Arkadien!“ zu jener seit Vergil so genannten utopischen Glückslandschaft stilisiert, die den traditionellen Schauplatz der Hirtenidylle bildet. Goethe erlebt Sizilien, die „Insel der seligen Phäaken“ (7. April 1787) als ein wiedergeborener Odysseus, inspiriert durch Reminiszenzen an Homer, von dem er sich in Palermo eine griechisch-lateinische Parallelausgabe kauft.

Der Plan der Fragment gebliebenen Nausikaa-Tragödie bildet bezeichnenderweise den Mittelpunkt des Sizilien-Kapitels. „Es war in dieser Komposition nichts“, schreibt Goethe „aus der Erinnerung“ zum 8. Mai 1787, „was ich nicht aus eignen Erfahrungen nach der Natur hätte ausmalen können.“ Er habe sich selbst als eine Art Odysseus gefühlt: wie dieser „auf der Reise“, immerzu in Gefahr, gefährliche Neigungen zu erregen, und in der Situation, die Gesellschaft mit seinen Reiseabenteuern zu unterhalten, dabei aber „von der Jugend für einen Halbgott, von gesetztern Personen für einen Aufschneider gehalten zu werden“. All das habe ihm ein starkes „Attachement“ an den Nausikaa-Plan gegeben.

 

Freundschaften und literarische Arbeit

Goethe war in Italien kein Einzelgänger. Zumal der Zweite Römische Aufenthalt läßt den intensiven geistigen Austausch mit seinem italienischen Freundeskreis deutlich hervortreten. Dazu gehören u.a. der Komponist Philipp Christoph Kayser, die Maler Angelika Kauffmann, Philipp Hackert und Wilhelm Tischbein. Die beiden wohl wichtigsten und folgenreichsten römischen Begegnungen aber sind diejenigen mit dem Kunstschriftsteller Johann Heinrich Meyer, den Goethe 1792 als engsten künstlerischen Berater nach Weimar berufen wird, und Karl Philipp Moritz, dem Verfasser des autobiographischen Romans Anton Reiser (1785/90). Moritz hat durch seinen Versuch einer deutschen Prosodie (1786) Goethe nach dessen eigenem Geständnis erst den Mut gegeben, seine Iphigenie aus der „schlotternden Prosa“ der Urfassung in Jamben zu übertragen. Das bedeutendste Zeugnis seiner Zusammenarbeit mit Moritz stellt dessen Traktat Über die bildende Nachahmung des Schönen (1788) dar, aus dem Goethe einen Auszug im Zweiten römischen Aufenthalt abgedruckt hat. Mit seiner Bestimmung des "Schönen" als "Vollendung in sich selbst" ist Moritz unmittelbar zum Vorläufer Kants geworden: der wohl erste Ästhetiker, der den Gedanken der Autonomie des Kunstwerks deutlich formuliert hat.

Goethes ästhetische Katharsis in Italien hat ihre schöpferischen-poetischen Folgen überwiegend erst einige Jahre nach der Rückkehr auf deutschen Boden gezeitigt. Die Fülle der Eindrücke der italienischen Landschaft, Zivilisation und Kunst sowie das Schwanken zwischen der Berufung zum Dichter oder zum bildenden Künstler (wie sehr er sich eine Zeitlang als solcher gefühlt hat, belegt eine Fülle von Skizzen und Zeichnungen aus Italien) hat Goethe nur wenig Zeit für poetisches Produzieren gelassen. Gänzlich Neues entsteht kaum. Das entspricht freilich seiner eigenen Intention: er betrachtet es als seine Hauptaufgabe, "meine älteren Sachen fertig" zu machen - im Sinne einer "Rekapitulation meines Lebens und meiner Kunst" (an den Herzog, 11. August 1787).

Als Göschen die erste Gesamtausgabe von Goethes Schriften (Leipzig 1787-1790) plante, kam dem Autor zu Bewußtsein, wie viel er während seiner zehn Jahre in Weimar begonnen, wie wenig er fertiggestellt hatte, wie vieles noch in unvollkommener Form liegengeblieben war. Deshalb der Abschluß der Vers-Iphigenie und des Egmont, die Beinahe-Vollendung des Tasso und die Arbeit am Faust. Hinzu kommt (in Verbindung mit dem Komponisten Christoph Kayser) die metrische Neufassung der alten Frankfurter Singspiele Erwin und Elmire und Claudine von Villa Bella nach dem Modell der Opera buffa. Goethes Bemühungen um Singspiel und Oper während der Italienischen Reise stehen in Zusammenhang mit seinen lebhaften Eindrücken von der Musik Italiens. Zu kaum einer Zeit seines Lebens hat Goethe sich mehr mit Musik befaßt als während des zweiten römischen Winters.

Der "Abschied aus Rom" ist Goethe tief zu Herzen gegangen. In den letzten römischen Tagen soll er wiederholt in Tränen ausgebrochen sein. Die Abschiedsnacht gestaltet er am Ende des Zweiten römischen Aufenthalts - in ausdrücklicher Reminiszenz an Ovid, dessen Elegie den Schluß des autobiographischen Werks bildet - als Gang ins Exil. Auf der Rückreise nach Weimar und in den ersten Monaten seines neuen - verwaisten - Lebens dortselbst schreibt er bezeichnenderweise die Tragödie des verbannten Tasso zuende. Ovid hatte seine Heimat verlassen müssen, und er schrieb jene Elegie in der Verbannung "weit hinten am Schwarzen Meere", wie Goethe bemerkt, während er selber im Gegenteil in die Heimat zurückkehrt. Aber eben diese Heimat wird ihm zum Exil, die Fremde zur verlorenen Heimat.

 

 

Zeitereignisse

1786: Tod Friedrich II., König von Preußen. Nachfolger wird Friedrich Wilhelm II.
Uraufführung von Mozarts Figaros Hochzeit.
1787: Aufstand der Österreichischen Niederlande.

Goethestätten in Italien

Goethe Gedenktafel am
Lago di Garda

 

 

Goethe Gedenktafel in Malcesine

 

Goethe Denkmal in Malcesine

»Goethe in der Campagna«

Ölgemälde von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, 1787.

Goethe in Rom


C. Schweninger

 

Goethe Denkmal in Rom

 


Mignon Gruppe

 

Römische Landschaft


Handzeichnung Goethes

 Unterläßt ein solcher Künstler [der Manier], sich an die Natur zu halten und an die Natur zu denken, so wird er sich immer mehr von der Grundfeste der Kunst entfernen, seine Manier wird immer leerer und unbedeutender werden, je weiter sie sich von der einfachen Nachahmung und von dem Stil entfernt.

Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil

 

Muro Torto

Handzeichnung Goethes

 

Römischer Karneval

Kupferstich von Johannes Thomas

Goethe in Süditalien

Vesuvausbruch

Aquarellzeichnung Goethes (1787)
 
 

Sizilianische Landschaft

Handzeichnung Goethes, 1787.
 
 

 Sizilianische Bucht

Handzeichnung Goethes (1787)

Goethe und sein Freundeskreis

Johann Georg Schütz
 

Angelika Kauffmann

Selbstporträt (1794)  
  

Karl Philipp Moritz


 

Philipp Hackert

Augusto Nicodemo: Jacob Philipp Hackert in seinem Atelier (1797)

 

Heinrich Meyer

Zeichnung von J. Schmeller (ca. 1825)

 

 

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