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Aktueller Newsletter des Goethezeitportals No. 13 vom 18. November 2012 

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»Faust Illustrationen«

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Goethezeit,

in unserem heutigen Newsletter möchten wir Sie gerne auf zwei weitere Beiträge unserer Reihe »Faust- und Gretchen-Illustrationen« aufmerksam machen:

 

 

 


 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Paul Mila: Faust Illustrationen

Der heute weitgehend unbekannte Berliner Maler Paul Mila, geboren um 1789 und gestorben um 1862/63, war zeitgenössisch besonders für seine Bildnisse bekannt; als sein Hauptwerk gilt der zerstörte "Antikenfries" im Berliner Stadtpalais des Prinzen Karl von Preußen. In den 1830er Jahren schuf Mila sieben Kreidezeichnungen zum Faust, bei denen er die Kerkerszene beeindruckend ausgestaltet hat. Seinen gesellschaftlichen Ruf ruinierte der Künstler mit der Skandalgeschichte seiner kurzen Ehe mit Agnes Rauch, der ältesten Tochter des Bildhauers Christian Daniel Rauch, 1827. Das Sittenbild, das sich mit der gescheiterten Verbindung Milas, des unehelichen Sohns von Aloys Hirt (Goethes "Antiquarius"), mit der unehelichen Tochter von Rauch entfaltete, rief bei Zelter Goethes "Wahlverwandtschaften" ins Gedächtnis zurück. "Man ist viel zu leichtsinnig solche Casus wie Meteorsteine anzuschauen."

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 Jutta Assel und Georg Jäger: 
Franz Simm: Illustrationen zu Goethes Faust

(München November 2012) 

Franz Simms Illustrationen zu Goethes "Faust", in unterschiedlichen Größen, Formen und Stilen entworfen, sowie die Vignetten und Schmuckleisten sind typisch gründerzeitliche Kompositionen. Nach seinen Zeichnungen wurden von verschiedenen Holzstechern die Klischeevorlagen für den Druck gefertigt. Den dekorativen Jugendstil-Einband entwarf ein anderer Künstler (Georg Belwe?). Simms effektvolle Inszenierungen zeigen meist Szenen mit ausdrucksstark agierenden Figurengruppen. Die starken Licht-Schatten-Kontraste wie auch die ungewöhnliche Szenen-Auswahl und -Gestaltung fesseln das Interesse an diesen relativ unbekannten Faust-Bildern.

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Empfehlungen der Redaktion

 Maximilian Nutz: Restauration und Zukunft des Humanen. Zur westdeutschen Goethe-Rezeption von 1945 bis 1949 

Mit Hilfe einer mentalitätsgeschichtlichen Diskusanalyse werden Formen und Funktionen des Redens und Schreibens über Goethe im historischen Kontext der ersten Nachkriegsjahre untersucht, und auf der Basis historisch-gesellschaftlicher und sozialpsychologischer Zusammenhänge interpretiert. Vorträge auf Veranstaltungen von Ortsgruppen der Goethe-Gesellschaft, Festreden bei Goethe-Feiern, Vorworte zu Goethe-Anthologien, Artikel in den kulturellen Zeitschriften werden als symbolische Handlungen eines Bewältigungs-Diskurses sichtbar, mit dem vor allem im Westen des geteilten Deutschland eine durch die „Katastrophe“ der Niederlage und die Verbrechen des Nationalsozialismus beschädigte Identität wiederhergestellt werden sollte. Goethe wird dabei vor allem im Westen nicht nur durch das in seinen Dichtungen gestaltete Humanitätsideal zum Repräsentanten eines „besseren Selbst“ der Deutschen, sondern auch durch das Kunstwerk der personalen Ganzheit seines Lebens, das in der von Zivilisationskrise und Kulturzerfall geprägten Gegenwart zum Vorbild der immer noch möglichen Autonomie des Individuums wurde. Der Diskurs war aber nur ein Ausweichen vor der notwendigen kollektiven „Trauerarbeit“ und der „Aufarbeitung der Vergangenheit“ (Adorno) durch Flucht in die schönen Bilder des Humanen.

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 Maximilian Nutz: »Nur ein vernünftig Wort». Lernprozesse des Herzens in Goethes «Stella» 

Die Lösung einer Ehe zu dritt, die der Schluss der ersten Fassung von Goethes „Stella“ scheinbar anbot, empörte nicht nur die moralischen Normen der zeitgenössischen Leser, sondern wurde auch in der Forschung oft als billige männliche Wunschfantasie abgetan. Der utopische Gehalt des Dramas, indem die Widersprüchlichkeit verschiedener Liebeskonzeptionen im Spannungsfeld von Gefühl und Verstand durchgespielt werden, besteht aber weniger in dem Modell einer Doppelehe, sondern in den kommunikativen Möglichkeiten, mit Verletzungen und Besitzansprüchen umzugehen.  Mit dem Instrumentarium der Gesprächs- und Kommunikationsanalyse wird hier die Utopie eines Lernprozesses untersucht, von der redenden Beschwörung des entschwundenen Glücks als Trauerarbeit über die Grenzen des „vernünftigen Worts“ bis zur heilenden Macht einer poetischen Lösung. Provokativ ist das Modell einer Ehe zu dritt bis heute, weil es die Besitzansprüche in Beziehungen problematisiert, die gerade mit der „Erfindung“ der personalen Liebe in der bürgerlichen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts verbunden sind.

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Unser Buch-Tipp

Klaus-W. Haupt: „Die zwei Federn des Johann Winckelmann.
Oder: Wer sein Glück erkennt und nutzt, der ist es wert!“

»Bereits der geistige Wegbereiter der Französischen Revolution Jean Jaques Rousseau protestierte mit leidenschaftlichen Worten gegen die verbildete Gesellschaft und weckte Empfindungen für die Schönheit der Natur. Johann Joachim Winckelmann, der das Zeitalter der Aufklärung hautnah als Gegensatz zwischen modernen Ideen und traditionellem Standesdünkel erlebte, fand die Verkörperung ästhetischer und geistig-moralischer Schönheit in den antiken Kunstwerken: „Das allgemeine vorzügliche Kennzeichen der griechischen Meisterstücke ist endlich eine edle Einfalt und stille Größe! So wie die Tiefe des Meeres allezeit ruhig bleibt, die Oberfläche mag noch so wüten, ebenso zeigt der Ausdruck in den Figuren der Griechen bei allen Leidenschaften eine große und gesetzte Seele.“«

http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/Images/db/wiss/neuerscheinungen/2012/haupt-winckelmann.pdf 

 

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen!



Ihr Goethezeitportal-Team

Dr. Danica Krunic

 

 

 

 

 

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