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Aktueller Newsletter des Goethezeitportals No. 10 vom 27. August 2012 

Klicken Sie hier, falls Sie den Newsletter nicht optimal lesen können: http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6598 

 

»Satirische Aufklärung. Konstellationen und Krise des satirischen Erzählens«

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Goethezeit,

im heutigen Newsletter möchten wir Sie auf zwei aktuelle Empfehlungen unserer Redaktion aus der Rubrik der Forschungsbeiträge aufmerksam machen:


 Jörg Schönert: Satirische Aufklärung. Konstellationen und Krise des satirischen Erzählens in der deutschen Literatur der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts 

Diese bislang unveröffentlichte Habilitationsschrift, die 1977 am Fachbereich 14 der LMU München zum Erlangen der ‚venia legendi’ im Fach ‚Neuere deutsche Literaturgeschichte’ angenommen wurde, ist in der digitalisierten Fassung nur in wenigen stilistischen Details  verändert worden. Sie möge in methodologiegeschichtlicher Hinsicht für die 1970er Jahre als Beispiel für das Verfahren einer an funktionalen Perspektiven der literarischen Kommunikation orientierten Textinterpretation im sozialgeschichtlichen Kontext angesehen werden. Da für die genregeschichtliche Studie nicht nur Erzähltexte des Literaturkanons ausgewählt wurden, sondern der Gegenstandsbereich unter dem Aspekt des seinerzeitigen Publikumserfolgs konstituiert ist, sind zahlreiche Texte einbezogen, die in der heutigen Forschungsdiskussion wenig oder gar nicht beachtet werden, so dass der Wissensstand zu Erzählprosa und Satire in der deutschsprachigen Literatur des ausgehenden 18. Jahrhunderts auch mit dieser ‚bejahrten’ Untersuchung bereichert werden kann.

  PDF-Fassung 
http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/PDF/db/wiss/aufklaerung/schoenert_satirische_aufklaerung.pdf 

 



 Maximilian Nutz: Die Sprachlosigkeit des erregten Gefühls. Zur Problematik der Verständigung in Goethes "Werther" und seiner Rezeption 

Die Faszinationskraft und das Identifikationspotential von Goethes „Werther“ bestand für seine „Fangemeinde“ darin, dass der Held ein „Genie“ der Empfindungs- und Gefühlsfähigkeit ist. Das fühlende Herz ist für ihn die Basis seiner Identität, die Quelle für Lust und Schmerz, Lotte liebt ihn wegen seiner emotionalen Sensibilität und die empfindsamen Leser rezipierten den Roman wie eine „Gefühlsdroge“. Auch die Literaturwissenschaft hat den Roman oft als Ausdruck einer epochenspezifischen „Gefühlskultur“ gesehen, ohne die Probleme genauer zu untersuchen, die mit einer Fundierung von Literatur und ihrer Rezeption auf dem „Gefühl“ verbunden sind. 

Der Aufsatz untersucht solche Probleme unter vier Aspekten: (1) Die Kommunikation der zeitgenössischen Werther-Leser über ihre Leseerfahrungen wird auf den Austausch von Gesten der Gefühlserregung reduziert. (2) Literaturkritik der „fühlenden“ Rezensenten hat nur noch eine Vermittlungsfunktion zwischen dem emotionalen Potential des Textes und seiner Realisation in der Gefühlsbewegung der Leser. (3) Goethes «Werther» thematisiert und problematisiert die epochale Hoffnung, im Rückgang auf die unmittelbare Gegebenheit des Gefühls könnte das Subjekt seine Identität innerhalb der Widersprüche zwischen gesellschaftlichen Rollenzwängen und subjektiven Entfaltungsansprüchen finden. (4) Die Erzählstrategie lockt den Leser in eine Beziehungsfalle, weil die vom Text angebotene Leserrolle das Bedürfnis nach einer emotionalen Selbsterfahrung gleichzeitig suggestiv befriedigte und in Frage stellt.

  PDF-Fassung 
 http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/PDF/db/wiss/goethe/nutz_werther.pdf  

 

 

 

Glanzpunkte im Goethezeitportal

Außerdem haben wir noch einen feinen Glanzpunkt aus den Text-Bild-Beiträgen für Sie:


 Jutta Assel und Georg Jäger:
Joseph Ritter von Führich: Genovefa. Mit erläuterndem Text von Ludwig Tieck

Ludwig Tiecks "Leben und Tod der heiligen Genoveva", erschienen 1800 in seinen "Romantischen Dichtungen", wurde im frühromantischen Jenaer Zirkel "einmütig mit Beifall bedacht" (Roger Paulin) und fand zahlreiche Nachfolger. Das zugrunde liegende Volksbuch hatte Tieck durch seine "Einfalt und Treuherzigkeit" besonders angezogen (Tieck im Gespräch mit Rudolf Köpke). In der "wahrhaft poetischen Behandlung" des Stoffes, die Goethe hervorhob- dem die Dichtung, die ihm der Autor vorlas, bleibenden Eindruck machte -, suchte er einen volkstümlichen, lyrischen und rührenden Ton zu treffen. Ist "erst einmal die Heldin in die Wildnis verstoßen, dann findet sich alles beisammen, was zum religiösen Gefühl des [19.] Jahrhunderts an sentimentalen Obertönen gehört: die Wärme, die Atmosphäre andächtiger Empfindung, die entblößte Heilige, schicklich dennoch in ihrer Tugend, bei ihr das Kind, die frommblickende Hirschkuh, Vögel und Getier des Waldes." (Roger Paulin) In den Umrisszeichnungen von Joseph von Führich fand dieser Ton samt der idealen Vorstellung vom Mittelalter eine kongeniale bildliche Umsetzung. Tiecks "Genoveva", erinnert sich Führich, "schien mir der Gegenstand zu sein, an dem ich mich selbst und meine romantische innere Welt mir und anderen zum Teil zur Anschauung bringen könnte." Der erste Genovefa-Zyklus, den Führich 1826 zeichnete, fand in Wien in hohen und höchsten Kreisen, so auch bei Staatskanzler Metternich, Anklang und brachte dem Künstler ein Reisestipendium nach Italien. 1831 erschien das gesamte Werk, wurde ein Erfolg und mehrfach bis ins beginnende 20. Jahrhundert aufgelegt. Das Goethezeitportal publiziert das Werk vollständig mit Text und Erläuterungen.

   Zum Beitrag

 

 

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen!



Ihr Goethezeitportal-Team

Dr. Danica Krunic

 

 

 

 

 

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