1. Jugendsaal
Der Jugendsaal versammelt Dokumente und Objekte zu Goethes Kindheit und Jugend in Frankfurt am Main (1749-1765), zu seinen Studienjahren in Leipzig (1765-1768) und Straßburg (1770-1771) und zu seiner Anwaltszeit in Frankfurt (1771-1775).
Die Farbgebung des Raumes entspricht dem Siena-Ton, in welchem die Fassade von Goethes Elternhaus gestrichen war. Goethes Vater hatte diesen südlichen Farbton in Erinnerung an seine eigene Italienreise gewählt. Seine Erzählungen beeindruckten schon den Knaben Johann Wolfgang und weckten eine immer stärker werdende Italiensehnsucht.
2. Werther-Saal
Dieser Saal ist Goethes ersten erfolgreichen Dramen "Götz von Berlichingen" und "Clavigo", vor allem aber seinem ersten literarischen Welterfolg "Die Leiden des jungen Werthers" gewidmet. Der "Werther"-Roman stellt zugleich den Höhepunkt des Sturm und Drang dar. Außer Dokumenten zur Entstehungsgeschichte-Goethes Wetzlar-Aufenthalt im Sommer 1772 und seine Rückkehr nach Frankfurt - sind das Werk selber und die unmittelbaren Reaktionen der literarischen und künstlerischen Kritik ausgestellt. Auch wird an die von Goethe und seinen Freunden in Werther-Tracht unternommene Geniereise in die Schweiz (1774) erinnert.
Der blaue Farbton dieses Saales wurde in Anlehnung an das Blau des damals in Mode gekommenen Werther-Fracks gewählt.
3. Weimarer Saal
Der Weimarer Saal repräsentiert Goethes erstes Weimarer Jahrzehnt (1775-1786), indem er die Haltung des Sturm und Drang überwand und aus seiner umfangreichen und verantwortungsvollen Tätigkeit in weimarischen Staatsdiensten die ethische Grundposition seiner lebenspraktischen Humanität entwickelte.
Der Saal ist in dem Gelb gehalten, das im Weimar der Goethe-Zeit die zum herzoglichen Hof gehörenden Gebäude kenntlich machte.
4. Naturwissenschaften
Die amtlichen Aufgaben, mit denen Goethe seit 1776 in Weimar konfrontiert wurde, drängten ihn zunächst zur Beschäftigung mit Botanik und Geologie, ehe er sich systematisch eine breite Palette naturwissenschaftlicher Fächer (Anatomie, Physik, Mineralogie, Meteorologie) erarbeitete und zu selbständigen Forschungseinsichten gelangte. Die ursprüngliche Absicht, seine Kenntnisse in einem "Roman über das Weltall" zusammenzufassen, so am 7. Dezember 1781 in einem Brief an Frau von Stein, gab er wieder auf.
Die "Farbenlehre", 1810 veröffentlicht, bildete bei dieser über Jahrzehnte hartnäckig verfolgten Auseinandersetzung mit naturwissenchaftlichen Disziplinen den Mittelpunkt.
Auf mehr als 6000 Seiten entwickelte Goethe in universaler Absicht eine übergreifende Konzeption, die auf natur- und geisteswissenschaftliche Phänomene gleichermaßen zutrifft (Polarität/Steigerung/Wahlverwandtschaften/wiederholte Spiegelung).
Um Goethes Farbexperimente nachvollziehen zu können, wurde dieser Raum in Weiß gehalten.
5. Italien-Saal
Die Italien-Abteilung enthält Objekte und Dokumente zu Goethes Italienreisen (1786-1788 und 1790).
Der ovale Saal dokumentiert die Reise bis zu Goethes erstem Rom-Aufenthalt (ab Oktober 1786). Die vielfältigen Exponate lassen die euphorische Begeisterung für die Sinnlichkeit südlichen Lebens ahnen, die Goethe in Italien erfaßte und zu einer Wiederbelebung seiner künstlerischen Schaffenskraft führte.
Im zweiten Saal werden ergänzende Dokumente zum ersten Aufenthalt in Rom (bis Februar 1787) gezeigt, zum weiteren Verlauf der Reise über Neapel nach Sizilien zurück nach Rom (zweiter Aufenthalt vom Juni 1787 bis April 1788), zur Rückreise nach Weimar (Juni 1788) sowie zur zweiten Italienreise von Weimar nach Venedig (März bis Juni 1790).
Die Begegnung mit dem Volksleben und dem Formenreichtum der Natur Süditaliens machten Goethes ersten, fast zweijährigen Italienaufenthalt zu einem Wendepunkt seines Lebens. Die Auseinandersetzung mit dem antiken Menschen- und Schönheitsideal bewirkte schließlich seine Entwicklung zum Klassiker.
Um die südliche Atmosphäre in ihrer Lichtfülle zu vermitteln, wurde für die Wände der Italien-Abteilung ein heiteres Blau gewählt.
6. Jacobikabinett
Bei Goethes Besuchen in Düsseldorf-Pempelfort, wenige Tage im Juli 1774 und einige Wochen im November/ Dezember 1792, kam es zur persönlichen Begegnung mit dem Schriftsteller Johann Georg Jacobi (1740-1814) und dessen jüngerem Bruder, dem Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi (1743-1819). Die Brüder Jacobi verstanden es, ihr großzügiges, dem Schloß Jägerhof benachbartes Landhaus bis 1794 zu einem Zentrum europäischer Aufklärung zu machen. Goethes bei der ersten Begegnung 1774 begründete Freundschaft mit "Fritz" Jacobi überdauerte vier Jahrzehnte und schlug sich in einem Briefwechsel nieder. Zu weiteren Begegnungen kam es in Frankfurt (1775) und Weimar (1784 und 1805).
Wichtige Exponate in diesem Kabinett gehören zur Stiftung Helmut Jacobi.
Die Wandfarbe entspricht dem Siena-Ton, in der der Außenanstrich des Landhauses Pempelfort gehalten ist.
7. Schillerkabinett
Die nachitallenischen neunziger Jahre waren von mancher schmerzlichen Erinnerung Goethes an den heiteren Süden getrübt. Wie das in dieser Zeit sich verdunkelnde Italienerlebnis, so ist auch dieser Raum noch einmal in einem südlichen, aber dunkleren Siena-Ton gehalten.
Überschattet war diese Zeit - ausgehend von der Französischen Revolution, die eine ungeheure Herausforderung für Goethes eben erst gewonnenes Humanitäts- und Bildungsideal darstellte - von den Koalitionskriegen gegen Frankreich, den Napoleonischen Feldzügen (u.a. Schlacht bei Jena und Einnahme Weimars; beides 1806) und der Völkerschlacht bei Leipzig (1813). Andererseits gab es in diesen Jahren aber auch Glanzlichter. Zu ihnen gehörte die Liebe zu Christiane Vulpius, die 1806 Goethes Frau wurde, die Freundschaft und der Dichterbund mit Schiller und die Begegnung mit Napoleon (1808).
8. Theaterkabinett
Im Theater-Kabinett sind Dokumente aus dem Weimarer Theaterleben ausgestellt, besonders aus der Zeit, als Goethe das Theater leitete (1791-1817). Mit seinen Inszenierungen, vor allem der Dramen Shakespeares, der Opern Mozarts und der Bühnenstücke Schillers, schuf Goethe den charakteristischen Weimarer Stil und machte das dortige Theater zur Musterbühne der deutschen Klassik.
9. Alterssaal
Goethes letzter Lebensepoche (1809-1832) ist der Alterssaal gewidmet. Er umfaßt u.a. Exponate zur Epoche der "Wahlverwandtschaften", zum "West-östlichen Divan", zu Goethes Auseinandersetzung mit der Romantik und seinen Badeaufenthalten in Böhmen. Am Schluß stehen letzte Lebenszeugnisse und Dokumente zu Goethes Tod.
Der Alterssaal ist in jenem Grün gehalten, das Goethe in seinem Farbenkreis aufgeführt hat und von dem er im "Didaktischen Teil" seiner "Farbenlehre" sagt: Unser Auge findet in derselben [Farbe] eine reale Befriedigung. Wenn beide Mutterfarben [Gelb und Blau] sich in der Mischung genau das Gleichgewicht halten, dergestalt, daß keine vor der anderen bemerklich ist, so ruht das Auge und das Gemüt auf diesem Gemischten wie auf einem Einfachen. Man will nicht weiter, und man kann nicht weiter. - Entsprechend läßt das für den Alterssaal gewählte Grün die Vollendung von Goethes Leben empfinden.
10. Faustsaal
In diesem Raum werden Exponate gezeigt, die mit den frühesten Zeugnissen einer bewußten Gestaltung der Faustsage zu Beginn der Neuzeit einsetzen, die ausführlich die Entstehung von Goethes "Faust"-Dichtung in ihren verschiedenen Fassungen dokumentieren und die die Vielfalt der Rezeptionsgeschichte in Dichtung, Musik und Malerei bis ins zwanzigste Jahrhundert belegen.