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Künstler- und Denkerenzyklopädie

Moritz von Schwind
(1804 - 1871)


 

Kurzbiographie zu Moritz von Schwind

Schwind, Moritz von, Maler und Zeichner, geb. 21. Januar 1804 in Wien, gest. 8. Febr. 1871 in München, erhielt den ersten Unterricht in der Kunst auf der Akademie  in Wien und bei Ludwig Schnorr, bildete sich aber zumeist auf eigne Hand und entfaltete eine große Produktivität in Zeichnungen nach Märchen, Opern, in Illustrationen etc.

1827 ging er nach München, wo Cornelius einen solchen Eindruck  auf ihn machte, dass er sich 1828 dort niederließ. Hier malte er in der Bibliothek der Königin Szenen aus Tiecks Dichtungen und komponierte Szenen aus dem Leben Karls d. Gr. für die Burg Hohenschwangau. 1835 begab sich Schwind nach Rom. Bald heimgekehrt, entwarf er für den Saal Rudolfs von Habsburg im Königsbau einen figurenreichen Kinderfries. 1838 vollendete er Wandbilder in einem Gartensalon des Schlosses Rüdigsdorf bei Altenburg, welche die Mythe von Amor und Psyche behandeln. 1839–44 entstanden die Wand- und Deckenbilder im Antikensaal zu Karlsruhe, die Fresken im Treppenhaus der Kunsthalle, die allegorischen Kompositionen für den Sitzungssaal der badischen Ersten Kammer daselbst, das reizende Tafelbild Ritter Kurts Brautfahrt und die Skizzen zu dem 1847–48 ausgeführten Vater Rhein.

Der Auftrag, für das Städelsche Institut den Sängerkrieg auf der Wartburg zu malen, veranlasste ihn, 1844 nach Frankfurt überzusiedeln. In demselben Jahr entstand der „Almanach von Radierungen von M. v. S. mit erklärendem Text  und Versen von E. Freiherrn von Feuchtersleben“, humoristische Verherrlichungen der Tabakspfeife und des Bechers. Derselben Periode gehören auch die köstlichen kleinen Genrebilder: der Falkensteiner Ritt und der Hochzeitsmorgen oder die Rose an. 1847 wurde er als Professor an die Münchener Akademie  berufen und komponierte dort 1849 seine originelle Symphonie nach Beethoven. Daran reihte sich das reichgegliederte Aschenbrödel mit seinen verwandten Nebenbildern aus der Mythe der Psyche und dem Märchen von Dornröschen (1854). Als der Großherzog von Sachsen die Wiederherstellung der Wartburg unternahm, beauftragte er Schwind, die bedeutendsten Momente aus dem Leben der heiligen Elisabeth und einige Szenen aus der thüringischen Sage und Geschichte zu malen. Diesen Werken folgte Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe, der Aquarellenzyklus: die sieben Raben  und die treue Schwester (1857), durch den Schwinds eigentümliche Begabung für die Romantik des deutschen Märchens zum erstenmal allgemeine Anerkennung fand, mehrere Bilder für den Grafen Schack (darunter die Morgenstunde und die Hochzeitsreise) und eine Reihe von Bildern für den Hochaltar der Frauenkirche in München.

Mit unerschöpflichem Humor zeichnete Schwind 1863 in einem über 20 Ellen langen Zyklus wichtige Momente aus dem Leben seines Freundes Franz Lachner (vgl. Die Lachnerrolle. Mit Text von O. Weigmann, München 1904) und schmückte in demselben Jahre die Pfarrkirche in Reichenhall mit Fresken; 1864 entstand die Heimkehr des Grafen von Gleichen und der Karton: die Zauberflöte, der erste der im neuen Opernhaus zu Wien ausgeführten Kartons nach deutschen Opern, die ihm Gelegenheit gaben, alle seine Lieblingsgestalten aus dem Gebiete der Tonkunst vorzuführen. Dieser Zeit gehören auch geistvolle kunstgewerbliche Entwürfe an. An seinem 66. Geburtstag vollendete er den lieblichen Aquarellenzyklus von der schönen Melusine, der nächst den sieben Raben sein Hauptwerk ist.

1855 war er mit seinen Brüdern August, österreichischem Ministerialrat (gest. 1892), und Franz, österreichischem Bergrat, in den österreichischen Ritterstand erhoben worden. Schwinds Vorzüge liegen im Rhythmus der Komposition, in durchweg idealer Anschauung, strenger Zeichnung und innigstem Eingehen auf seinen Stoff bei romantisch-poetischer Grundanschauung.M

Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 215. Redigiert und gekürzt. Online bei Zeno.org
Bildnis: Schwind. Des Meisters Werke in 1265 Abbildungen. Hrsg. von Otto Weigmann. Stuttgart, Leipzig: Deutsche Verlags-Anstalt 1906. Nach einer Naturaufnahme aus den 1850er Jahren.

 

Dokumentationen, Erst- und Neupublikationen im Goethezeitportal


 Jutta Assel und Georg Jäger:
Ritter Kurts Brautfahrt in einem Gemälde von Moritz von Schwind

(München Februar 2010)

Als „eines der ersten wirklich bedeutenden Werke Schwinds“ gilt das große Ölbild „Ritter Kurz Brautfahrt“ (1840) nach der gleichnamigen Ballade Goethes. Das Bild, das mit vielen anderen Werken der Romantik im Münchner Glaspalast 1931 verbrannte, wird hier nach alten Reproduktionen wiedergegeben. Schwind ist es um die Erzählung der ganzen Ballade zu tun. Die einzelnen Begebenheiten, die das Resümee „Widersacher, Weiber, Schulden, / Ach! kein Ritter wird sie los“ bewahrheiten, werden im Hintergrund einer buntbewegten Marktszene nebeneinander entwickelt. Der Maler „flicht eine unendliche Fülle von kleinen und kleinsten Nebenbeziehungen in die Handlung ein“ und porträtiert im Markttreiben seine Künstlerfreunde.

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 Jutta Assel und Georg Jäger:
Johann Karl August Musäus und Ludwig Bechstein »Sagen von Rübezahl«

(München Februar 2009)

In seinen »Volksmärchen der Deutschen« (1782-86) erzählt J. K. A. Musäus fünf Sagen von Rübezahl, dem schlesischen Berggeist. Eine davon illustrierte Ludwig Richter in einer großformatigen Radierung, die der Sächsische Kunstverein für seine Mitglieder als Jahresgabe 1848 auswählte. Das Goethezeitportal publiziert die Sage zum Vergleich auch in der Fassung von Ludwig Bechstein und fügt die bekannteste Darstellung Rübezahls, durch Moritz von Schwind um 1845, bei. Biografische Notizen mit zwei Bildnissen von Musäus ergänzen die Seite.

   Zur Sage von Rübezahl



 Jutta Assel und Georg Jäger:
»Märchenmotive auf Postkarten. Eine Dokumentation«: Moritz von Schwind: Das Märchen von den sieben Raben

(München Mai 2007)

Die Bilderfolge "Von den sieben Raben und der treuen Schwester" führte Moritz von Schwind vom August 1857 bis Juli 1858 aus. Die Fabel handelt von einer armen Mutter mit 7 Söhnen und einer Tochter, die sich durch das Geschrei der Knaben nach Brot zu dem Wunsch hinreißen lässt, sie sollten lieber Raben geworden sein - worauf alle 7 als Raben zum Fenster hinausfliegen. Das Märchen erzählt, wie das Mädchen ihre Brüder erlöst und dabei selbst fast als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird. Die Bilder wurden als Aquarelle, mit Wasserfarben getönte Federzeichnungen, ausgeführt. Sie bilden einen Fries, der durch romanische Säulenstellungen gegliedert wird. Die Bildfolge nahm auf der großen deutschen Kunstausstellung, die 1858 zur Feier des 700jährigen Jubiläums der Stadt München stattfand, den Ehrenplatz ein. Das Goethezeitportal publiziert den Text des Märchens mit den Illustrationen in einem Mappenwerk und auf zwei Postkartenserien. Beigegeben ist das Gedicht „An Moritz von Schwind von Eduard Mörike.

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