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Künstler- und Denkerenzyklopädie

Friedrich Rückert
(1788-1866)

 

 

Kurzbiographie zu Rückert

Johann Friedrich Rückert wurde am 16. Mai 1788 zu Schweinfurt am Main als erster Sohn des Advokaten Johann Adam Rückert und der Maria Barbara Rückert geb. Schoppach geboren.


Die eigentliche Jugendzeit verlebte der Knabe in Oberlauringen, wohin die Familie im Jahre 1792 übersiedelt war. Hier genoss er auch in der Dorfschule seinen ersten Unterricht und später durch den dortigen Pfarrer Stepp die erste Unterweisung in der lateinischen Sprache, bis er im Jahre 1802 das Gymnasium zu Schweinfurt bezog. Mitte des Jahres 1805 von hier mit dem Zeugnis der Reife entlassen, siedelte der junge Rückert bald darauf nach Würzburg über, um sich dem juristischen Studium zu widmen. Dies jedoch vertauschte er sehr bald mit dem der Philologie und Aesthetik, wozu ihn seine Herzensneigung zog. Nach Beendigung seiner Studien im Jahre 1809 und nach einer längeren im Elternhause verlebten Zeit habilitierte sich Rückert durch eine „Dissertation über den Grundgedanken der Sprachwissenschaften“ im Jahre 1811 als Dozent an der Universität Jena. Von sehr kurzer Dauer indes war dieser Aufenthalt in Jena, ebenso wie kurze Zeit darauf der in Hanau, wohin er eine Berufung als Professor nach dem dortigen neu begründeten Gymnasium erhalten hatte. Die nächsten Jahre nach dem Hanauer Aufenthalte verlebte der junge Dichter, - der nebenbei bemerkt unter dem Pseudonym Freimund Reimar schrieb, - abwechselnd in Würzburg, Hildburghausen und vor allem im Elternhause, ohne irgend ein Amt zu bekleiden, allein in Anspruch genommen durch seine Poesie.



Eine gewaltige Anregung erhielt sein dichterisches Genie durch die italienische Reise, welche ihm das Entgegenkommen seines Verlegers Cotta ermöglichte. Er reiste im Jahre 1817 durch die Schweiz nach Italien, brachte den Winter in Rom zu und kehrte 1818 aus Italien zurück, um sich zunächst längere Zeit in Wien aufzuhalten. Diesen Wiener Aufenthalt benutzte er zu seiner Förderung in der persischen Sprache durch den Unterricht bei Joseph von Hammer-Purgstall. Ende des Jahres 1821 vermählte sich Rückert mit Luise Wiethaus-Fischer, der Tochter des Archivars Fischer in Neuses bei Koburg und schlug hier im Hause der Schwiegereltern sein Asyl auf, bis er 1826 als Professor der orientalischen Sprachen nach Erlangen berufen wurde.



Als in Preußen Friedrich Wilhelm IV. zur Regierung gekommen war, erfolgte mit der Berufung bedeutender Gelehrter nach Berlin auch die Rückerts dorthin. Als Professor und Geheimer Regierungsrat begann er im Jahre 1841 seine Thätigkeit an der Universität Berlin. Trotz der ihm gewährten großen Vergünstigungen, z.B. dass er bei einem Gehalte von 3000 Thalern jährlich, nur im Winter Vorlesungen zu halten brauchte, den Sommer dagegen in Neuses verleben durfte, konnte sich Rückert in der geräusch- und prunkvollen Residenz doch nicht recht eingewöhnen. Sein schlichter Sinn zog ihn nach der Stille seines Landsitzes zurück. So kam es, dass er sich schon 1848 in den Ruhestand versetzen ließ, um in der Zurückgezogenheit in Neuses völlig seinen dichterischen Arbeiten zu leben, welche nach seinem Tode am 31. Januar 1866 in einem umfangreichen Nachlass der Nachwelt hinterblieben.



Die hier vorliegende Dichtung Rückerts „Liebesfrühling“ ist 1821, in dem Jahre seines höchsten Liebesglückes, entstanden [gedruckt 1834]. Außer seinen Gedichten sind noch folgende Werke anzuführen:



Napoleon. – Kranz der Zeit. – Oestliche Rosen. – Frauentaschenalmanach. – Amaryllis. – Die Verwandlungen des Ebu Seid von Serúg. – Nal und Damajanti. – Der Dienst der Athene. – Schi King. – Sieben Bücher morgenländischer Sagen und Geschichten. – Erbauliches und Beschauliches aus dem Morgenlande. – Die Weisheit des Brahmanen. – Rostem und Suhrab. – Erlanger Musenalmanach. – Leben Jesu.



(Einleitung von E. Grunert)

 

Dokumentationen, Erst- und Neupublikationen im Goethezeitportal


Friedrich Rückert: »Liebesfrühling« illustriert von Edmund Brüning

(München Februar 2010)

„Er ist der fruchtbarste, vielseitigste und originellste aller deutschen Lyriker, und verdiente es, bald auch der geliebteste, vornehmlich der deutschen Frauen zu werden“, urteilt das Damen-Conversations-Lexikon 1837 über Friedrich Rückert. Hervorgehoben wird die „Schalkhaftigkeit seiner Muse, welche die Sprache selbst neckt, wie eine schelmische Geliebte, und aus ihren Launen die sprühendsten Witzfunken sammelt zu buntfarbig brennenden Liedersträuschen.“ Aus der Sammlung „Liebesfrühling“, entstanden in der Zeit seiner Liebe zu Luise Wiethaus, publiziert das Goethezeitportal eine Auswahl von Gedichten mit Illustrationen von Edmund Brüning. 

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 »Jayadeva Gîtagovinda oder die Liebe des Krishna und der Râdhâ«

Aus dem Sanskrit übertragen durch Friedrich Rückert

(München November 2007)

Der „Gîtagovinda“ ist ein Meisterwerk der altindischen Sanskrit-Literatur. Es handelt von der Entzweiung des Krishna (Govinda) und seiner Geliebten, der Hirtin Râdhâ, von der Sehnsucht Râdhâs und der Wiedervereinigung der Liebenden; „ihre gegenseitige Liebe wird mit der ganzen Glut orientalischer Leidenschaft ausgemalt und ist bis zum heutigen Tage der beliebteste Gegenstand der nordindischen Dichtung geblieben“ (Glasenapp). Das Werk stammt von Jayadeva, einem Hofpoeten des bengalischen Königs Lakshmanasena zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Das lyrisch-dramatische Werk, ein Melodrama, besteht aus zwölf Abschnitten, die sprachlich und metrisch höchst kunstvoll gestaltet sind und in der Regel aufgeführt und musikalisch vorgetragen wurden.

Das Goethezeitportal publiziert die 1827 erstmals erschienene Übersetzung durch Friedrich Rückert (1788-1866). Sie gilt als die „genialste Nachbildung von Jayadeva’s Meisterwerk, die irgend eine Sprache der Welt besitzt“ (Kreyenborg).

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