goethe


Jutta Assel| | Georg Jäger

Johann Wolfgang von Goethe
Hermann und Dorothea

Illustriert von Joseph Führich

Eingestellt: Mai 2021

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Josef Führich (1800-1876) ist heute noch bekannt für seine kirchliche Malerei. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, wurde ihm von adligen Förderern die Ausbildung an der Akademie in Prag und von 1829 bis 1831 ein Studienaufenthalt in Rom ermöglicht. Zur Zeit seines Studiums in Prag widmete er sich dem "romantischen Fach", bekannt wurde er durch seine Zeichnungen zu Tiecks "Genoveva" (1824). Des weiteren illustrierte er Bürgers Ballade "Der wilde Jäger", von Goethe das Epos "Hermann und Dorothea" und die Ballade "Erlkönig" u.a.m. In Rom schloss er sich den Nazarenern um Overbeck an und arbeitete fortan im nazarenischen Stil. 1841 wurde er zum Professor der geschichtlichen Komposition an der Akademie in Wien ernannt.

1827 erschienen seine Radierungen zu "Hermann und Dorothea" im Verlag Vieweg in Braunschweig. Im Goethezeitportal werden die 10 Tafeln von Lichtdrucken einer Ausgabe von 1921 wiedergegeben. Die Kompositionen lassen sich den romantischen Illustrationen der Zeit in Umrißstil zuordnen dessen klassizistische Vorbilder bei Flaxman u.a. zu finden sind.

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Vorlage:
Hermann und Dorothea von Wolfgang von Goethe. Mit zehn Lichtdrucken nach den Radierungen von Josef Führich. München: O.C. Recht-Verlag [1921]. Breite 24; Höhe 30,5 cm.
"Dieses Buch wurde im Auftrage des O. C. Recht-Verlages in München bei Dr. E. Wolf & Sohn, München, in einer einmaligen Auflage von 1900 Exemplaren auf Maschinen-Bütten gedruckt. Die Lichtdrucke nach den Radierungen der Braunschweiger Ausgabe von 1827 hat die Firma J. B. Obernetter in München hergestellt. Druck und Ausstattung wurden von Dr. Leopold Zahn überwacht."

Goethes Epos "Hermann und Dorothea", illustriert von Joseph Führich und radiert von Ludwig Gruner (1801-1882) erschien 1827 bei Friedrich Vieweg in Braunschweig. Digitalisiert wurde dieses Werk von der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.

Zu Goethes idyllischem Epos "Hermann und Dorothea" (1797) sowie zum Inhalt der neun Gesänge, die die Namen der griechischen Musen tragen, siehe den Eintrag in Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_und_Dorothea

Der gesamte Text steht mehrfach im Netz, z.B. bei Xeno.org:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Versepen/Hermann+und+Dorothea

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Gliederung

1. Radierungen von Joseph Führich
2. Kurzbiographie von Joseph Führich
3. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

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1. Radierungen von Joseph Führich

 

1

Die Eltern von Hermann sitzen im Eingang ihres Hauses und schauen dem Wagen nach, mit dem der Sohn Gaben zum Zug der Vertriebenen bringt.

2

Hermann trifft auf den Zug der Vertriebenen. Dorotheas Wagen wird von zwei Ochsen gezogen, "den größten und stärksten des Auslands." Auf dem Stroh des Wagens liegt eine vor kurzem entbundene Frau, das Kind "ihr nackend im Arme".

3

Die Mutter sucht ihren Sohn und findet ihn unter dem großen Birnbaum, der die Grenze der Felder markiert, die ihrem Haus gehören. Hermann "saß mit dem Arme gestützt und schien in die Gegend zu schauen / Jenseits, nach dem Gebirg, er kehrte der Mutter den Rücken. / Sachte schlich sie hinan, und rührt' ihm leise die Schulter."

4

Dorothea sitzt im Garten unter einem Apfelbaum und verfertigt Kindern Kleider. Unter den Augen der Wöchnerin hat sie "die Puppe gewickelt." Der Apotheker, der mit dem Pfarrherrn die Szene beobachtet, erkennt "den alten Kattun und den blauen Kissenüberzug", den Hermann mit den Gaben an die Flüchtlinge gebracht hatte.

5

Dorothea und Hermann treffen sich zum Wasserschöpfen am Brunnen und setzen sich auf die Mauer der Quellfassung. "Sie beugte sich über, zu schöpfen, / Und er fasste den anderen Krug, und beugte sich über. / Und sie sahen gespiegelt ihr Bild in der Bläue des Himmels / Schwanken, und nickten sich zu, und grüßten sich freundlich im Spiegel."  Erstmals sprechen sich die Verliebten. Hermann charakterisiert seine Eltern und beschreibt das häusliche Anwesen. Da er nicht wagt, Dorothea zur Frau zu werben, dingt er sie als Hausmagd der Eltern.

6

Auf der Tenne einer Scheune liegt die Wöchnerin mit den kleinen Töchtern, "den schönen Bildern der Unschuld". Der Richter spricht mit erbaulichen und ermahnenden Worten zu Hermann und deutet dabei auf Dorothea, die sich von den Flüchtlingen verabschiedet. Sie kniet sich vor der von ihr gepflegten Wöchnerin nieder, "küsste die weinende Frau und vernahm des Segens Gelispel".

7

Bei Mondschein und "drohendem Wetter sitzen Hermann und Dorothea (mit ihrem Bündel) unter dem Birnbaum, der Hermann "so lieb war" (vgl. Illustration 3). Er zeigt Dorothea die Stadt mit ihren Häusern und Höfen, darunter das Haus seiner Eltern mit seinem Zimmer im Dache sowie den Garten, die Felder und den Weinberg. Dorothea befragt Hermann nach dem "Sinne der Eltern," um ihnen nach ihrem Willen zu dienen. "Aber wer sagt mir nunmehr: wie soll ich dir selber begegnen, / Dir, dem einzigen Sohn, und künftig meinem Gebieter?"

Die Illustrationen 8 bis 10 schildern den Knoten, den Hermann mit der vorgeblichen Anstellung Dorotheas als Hausmagd geknüpft hat, und seine glückliche Auflösung.



Die 8. Illustration zeigt, wie Hermann mit Dorothea - ihr Blick zu Boden gesenkt, das  Bündel in der Hand - in den Kreis seiner Eltern und der Hausfreunde, des Pfarrers und Apothekers tritt. In der 9. Illustration sucht die Mutter die scheinbar beschämte und verspottete Dorothea zurückzuhalten, die trotz Unwetter dabei ist, mit ihrem Bündel das Haus zu verlassen, und Hermann den verdrießlichen und abweisenden Vater zu bleiben bemüht ist. In der 10. und letzten Illustration hat der Pfarrherr den Trauring in Händen und verlobt das Paar, mit den Hausfreunden, die zum glücklichen Ende beigetragen haben, als Zeugen. Dorothea, erst von den "Tränen des Schmerzes" und nun durch die "Tränen der Freude" gezeichnet, wird von Hermann und der Mutter liebevoll gestützt. "Und es schaute das Mädchen mit tiefer Rührung zum Jüngling, / Und vermied nicht Umarmung und Kuss". Das "Bündelchen", mit den wenigen Utensilien einer mittellos Vertriebenen, bleibt auf einem Stuhl am Rande der Szene liegen.

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2. Kurzbiographie zu Josef Führich

Führich, Joseph von, Maler, geb. 9. Febr. 1800 zu Kratzau in Böhmen, gest. 13. März 1876 in Wien, bildete sich seit 1818, unterstützt von dem Grafen Elam-Gallas, dem Besitzer von Kratzau, in Prag bei Bergler zum Maler und ging dann, nachdem er sich kurze Zeit im Kreis der Romantiker zu Wien aufgehalten, 1829 nach Rom. Da er früher seine künstlerische Tätigkeit vorzugsweise dem romantischen Fach gewidmet, wie seine Erstlingswerke, der "Tod Ottos von Wittelsbach" (nach Babos Trauerspiel), die Zeichnungen zu Tiecks "Genoveva" (Prag 1824), "Phantasus" und "Elfenmärchen", zu Goethes "Erlkönig" und "Hermann und Dorothea" (1827) etc., beweisen, erschien er auch in Rom den beteiligten Künstlern geeignet, sich an dem romantischen Freskenzyklus der Villa Massimi zu beteiligen, und ward von Overbeck mit der Vollendung der Tasso-Bilder betraut. Während seines Aufenthalts in Rom wandte er sich der strengen kirchlichen Malerei zu und zwar im nazarenischen Stil Overbecks und dessen Malerfreunden. 1831 kehrte er nach Prag zurück und siedelte 1834 nach Wien über. 1841 zum Professor der geschichtlichen Komposition an der Akademie in Wien ernannt, gab Führich dieser für viele Jahre die Richtung vor [...]

Quellen:
* Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Aufl 1905-1909; Bd. 7, S. 196f.; Digitale Bibliothek 100, S. 64570-64572.
* Josef von Führich: Lebens-Erinnerungen. Höchst-Bregenz: Heinrich Schneider See-Verlag o.J. Frontispiz, beschnitten.

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Werke mit Kurzbiographien und Bildern
von Führich im Goethezeitportal:

Gottfried August Bürger
"Der wilde Jäger"
mit 5 Bildtafeln von Joseph Führich
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2821

Joseph Ritter von Führich
Genoveva, erzählt nach Christoph Schmid und Ludwig Tieck
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=3465

Joseph Ritter von Führich: Genovefa
Mit erläuterndem Text von Ludwig Tieck
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6584

Neujahrsentschuldigungskarten
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6679


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Seiten zu Goethes "Hermann und Dorothea"
im Goethezeitportal:

* Goethes "Hermann und Dorothea", illustriert von Arthur von Ramberg
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2558

* Goethes "Hermann und Dorothea", Illustriert von Benjamin Vautier
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6917

* Goethes "Hermann und Dorothea", Illustriert von Ernst Bosch
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6916

* Goethes "Hermann und Dorothea", Illustriert von Hans Looschen
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6934

* Goethes "Hermann und Dorothea", Illustriert von Richard Schoebel
www.goethezeitportal.de/index.php (in Arbeit)

* Goethes "Hermann und Dorothea". Postkartenserie im Verlag Paul Fink, Berlin
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2974


Einen Überblick über die Illustrationen von Goethes "Hermann und Dorothea" im 19. Jahrhundert bietet folgendes Werk:
* Hermann und Dorothea von Johann Wolfgang von Goethe. Ein Epos in neun Gesängen. Hrsg. mit 56 Abbildungen nach zeitgenössischen Vorlagen und eingeleitet von Hans Wahl. Textlich nachgeprüft von Max Hecker. Leipzig: J. J. Weber 1922.
Die Umrisse von J. Führich werden auf Seite 68-77 wiedergegeben.

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3. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

Alle Bildvorlagen entstammen, sofern nicht anders vermerkt, einer privaten Sammlung. Soweit es Rechte des Goethezeitportals betrifft, gilt: Die private Nutzung und die nichtkommerzielle Nutzung zu bildenden, künstlerischen, kulturellen und wissenschaftlichen Zwecken ist gestattet, sofern Quelle (Goethezeitportal) und URL (http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6940) angegeben werden. Die kommerzielle Nutzung oder die Nutzung im Zusammenhang kommerzieller Zwecke (z.B. zur Illustration oder Werbung) ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der Verfasser gestattet.

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Kontaktanschrift:

Prof. Dr. Georg Jäger
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Deutsche Philologie
Schellingstr. 3
80799 München

E-Mail: georg.jaeger07@googlemail.com

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