Jutta Assel | Georg Jäger
Johann Wolfgang Goethe
Hermann und Dorothea
Illustrationen von Benjamin Vautier
Eingestellt: Juni 2019
Die Bilder zum idyllischen Epos "Hermann und Dorothea" bilden einen Schwerpunkt unter den Illustrationen zu Goethes Werken. Im Folgenden werden die 19 Holzschnitte nach Zeichnungen von Vautier in einem Reprint der Ausgabe von 1869 wiedergegebenen. Benjamin Vautier (1829-1898) gehört der Düsseldorfer Schule an und war erfolgreich mit seinen Genrebildern aus dem bäuerlichen Leben. Zu Studienzwecken bereiste er dafür den Schwarzwald, die Innerschweiz und das Berner Oberland. Illustriert hat Vautier außer Goethes "Hermann und Dorothea" auch Auerbachs "Barfüßele" und Immermanns "Oberhof" , zwei zeitgenössisch vielgelesene Erzählungen. Die Seite stellt Vautier in einer Kurzbiographie vor und gibt Hinweise zu den reproduzierenden Künstlern, den Holzstechern und Xylographischen Anstalten, welche die Zeichnungen in Holzschnitten umsetzten.
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Gliederung
1. Illustrationen von Benjamin Vautier 2. Kurzbiografie von Benjamin Vautier 3. Hinweise zu den Holzstechern und Xylographischen Anstalten 4. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift |
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Titel der Erstausgabe 1797
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Vorlage:
Holzschnitte zu Hermann und Dorothea 1869 nach Zeichnungen von Benjamin Vautier. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn o.J. Mit den beigefügten Textstellen.
[Vorwort:] Goethes "Hermann und Dorothea" wurde nach langwierigen Verhandlungen mit dem Dichter von Friedrich Vieweg für seinen Verlag erworben und erschien zuerst im Oktober 1797 des gleichen Jahres im Taschenbuch für 1798; als erste selbständige Ausgabe 1798. Darauf folgten zahlreiche Auflagen, unter anderm solche mit Kupfern nach Catel von Kohl und Boll, nach Kolbe von Eßlinger, mit Titelkupfern, Titelstahlstichen, mit Vignetten in Holzstich nach Ludwig Richter. Die letzte Vieweg'sche Ausgabe erschien als illustrierte Prachtausgabe 1869 und 1875 mit den hier wiedergegebenen Holzschnitten nach Zeichnungen von Vautier.
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1. Illustrationen von Benjamin Vautier
mit beigegefügten Textstellen
"Hab ich den Markt und die Straßen doch nie so einsam gesehen! Ist doch die Stadt wie gekehrt! wie ausgestorben! ..."
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Und so zog auf dem staubigen Weg der drängende Zug fort. Ordnungslos und verwirrt ... |
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Signatur: H. Exner sc[ulpsit]
Neben her aber ging mit starken Schritten ein Mädchen, Lenkte mit langem Stabe die gewaltigen Tiere, Trieb sie an und hielt sie zurück; sie leitete klüglich.
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... Aber der Vater Sagte: "nicht wahr, mein Freund, Er kennt nur Adam und Eva?" Niemand hielt sich alsdann, und laut auf lachten die Mädchen, Laut auf lachten die Knaben, es hielt den Bauch sich der Alte. |
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Roloffs. sc[ulpsit]
Lobt nicht der Fremde bei uns die ausgebesserten Tore, Und den geweißten Turm und die wohlerneuerte Kirche? |
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H. Exner sc[ulpsit]
Lächelnd sagte darauf, sobald sie hinweg war, der Vater: "Sind doch ein wunderlich Volk die Weiber, so wie die Kinder! ..." |
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Aber nur angelehnt war das Pförtchen, das aus der Laube Aus besonderer Gunst durch die Mauer des Städtchens gebrochen Hatte der Ahnherr einst, der würdige Burgemeister.
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"Sag, was beklemmt dir das Herz? was treibt dich, einsam zu sitzen Unter dem Birnbaum hier? was bringt dir Tränen ins Auge?" |
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Im Holzstock signiert G. Krüll
und bezeichnet Xyl[ographische] Anst. v. R. Brend'amour
Unter dem Apfelbaum sitzt und Kindern Kleider verfertigt ...
H. Exner. sc[ulpsit]
Und es lobte darauf der Apotheker den Knaster. Aber der Pfarrherr zog ihn hinweg, und sie schieden vom Richter.
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"... es haben die unvorsichtigen Menschen Alles Wasser getrübt im Dorfe, mit Pferden und Ochsen Gleich durchwatend den Quell, der Wasser bringt den Bewohnern."
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... und auf das Mäuerchen setzten Beide sich nieder des Quells. Sie beugte sich über zu schöpfen, Und er faßte den anderen Krug und beugte sich über.
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... Dann ruhten sie beide, vertraulich Auf die Gefäße gelehnt ...
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Und sie kniete darauf zur guten Wöchnerin nieder, Küßte die weinende Frau und vernahm des Segens Gelispel.
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"Das ist unsere Wohnung, in die ich nieder dich führe ..."
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Und so leitet' er sie die vielen Platten hinunter, Die, unbehauen gelegt, als Stufen dienten im Laubgang.
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Ungeduldig betrat die Mutter zum drittenmal wieder Schon das Zimmer der Männer, das sorglich erst sie verlassen ...
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Aber die Tür ging auf. Es zeigte das herrliche Paar sich, Und es erstaunten die Freunde, die liebenden Eltern erstaunten ...
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Und es schaute das Mädchen mit tiefer Rührung zum Jüngling, Und vermied nicht Umarmung und Kuß, den Gipfel der Freude ... |
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2. Kurzbiographie von Benjamin Vautier
Vautier, Benjamin (geb. 1829 in Morges bei Lausanne und gest. 1898 in Düsseldorf), Schweizer Genremaler. Besuchte die Zeichenschule in Genf und erlernte die Emailmalerei. "Ab 1850 in Düsseldorf belegte er zunächst an der Kunstakademie Kurse von Carl Friedrich Sohn und trat dann dem Atelier von Rudolf Jordan bei. Mit Ludwig Knaus reiste Vautier zu Studienzwecken 1853 durch den Schwarzwald, die Innerschweiz und das Berner Oberland sowie 1856-57 durch die Schweiz und nach Paris." Er ließ sich 1857 endgültig in Düsseldorf nieder und wurde ein Meister der dortigen Schule. Er lehrte als Professor und war Mitglied mehreren Akademien. Seine beliebten Genrebilder aus dem Bauernleben erschienen in Zeitschriften, wurden einzeln und gebündelt in Mappen verkauft (z.B. Kurzweil und Zeitvertreib. Bilder aus dem Leben in 12 Bleistiftzeichnungen, München bei Ackermann 1884; Benjamin Vautier-Album, 12 Photographien nach Original-Gemälden des Künstlers, München bei Hanfstaengl 1885 u.ö.) Illustriert hat Vautier außer Goethes "Hermann und Dorothea" auch "Barfüßele" von Berthold Auerbach und "Der Oberhof" von Karl Immermann.
Quellen:
* Adolf Rosenberg: Benjamin Vautier (Künstler-Monographien; 23)
Bielefeld: Velhagen & Klasing 1897.
* Jacques Longchamp: Marc Louis Benjamin Vautier (der Ältere), eine Monografie.
Petersberg: Michael Imhof Verlag [2015]. ISBN 978-3-7319-0291-1
* Eintrag "Benjamin Vautier" in Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Benjamin_Vautier
* Eintrag "Vautier, Benjamin" im Historischen Lexikon der Schweiz.
https://beta.hls-dhs-dss.ch/de/articles/022681/2013-07-02/
* Eintrag "Vautier, Benjamin" in SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz,
mit Bilderschau
www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4022960
* Einträge in den Künstlerverzeichnissen der Auktionshäuser Ketterer (München) und Lempertz (Köln).
Bildnis:
Benjamin Vautier, Foto Arnold Overbeck, Gebr. G. & a. Overbeck in Düsseldorf. Entnommen aus Wikipedia.
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3. Hinweise zu den Holzstechern
und Xylographischen Anstalten
Als "Hanebutt-Benz" wird zitiert: Eva-Maria Hanebutt-Benz: Studien zum deutschen Holzstich im 19. Jahrhundert. Frankfurt am Main: Buchhändler-Vereinigung 1984. ISBN 3-7657-1262-0
Richard Brend'amour, Xylographische Anstalt (gegründet 1856, als xylographisches Atelier tätig bis 1912), "eines der größten Unternehmungen seiner Art in Deutschland, vorbildlich tätig auf den Gebieten Tonholzstich, Faksimileholzstich, farbiger Faksimileholzstich und technischer Holzstich" (Hanebutt-Benz). Arbeitete u.a. für Zeitschriften und schuf Buchillustrationen. Siehe Hanebutt-Benz, Sp. 1189 sowie den Eintrag in Wikipedia. URL:
http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Brend'amour
Hermann Exner (geb.1837, gest. 1911 in Düsseldorf) Holzstecher in Düsseldorf. Holzstiche. Ferner Illustrationen zu Immermanns "Oberhof", nach Vautier u.a. (Hanebutt-Benz, Sp. 1034)
Klitzsch & Rochlitzer, "Xylographisches Atelier in Leipzig, nachweisbar 1863 bis 1890. Spezialisiert auf den belletristischen Holzstich, wurde die Ausführung von Illustrationen zahlreicher anspruchsvoller Buchwerke übernommen, so u.a. Goethe; 'Hermann und Dorothea', Berlin 1868, Th. Körner, 'Sämtliche Werke', Berlin 1872, sowie von Illustrationen der 'Zeitschrift für bildende Kunst'". (Hanebutt-Benz, Sp. 1208 )
Gustav Kruell (geb. 1843 in Düsseldorf, gest. 1907 in San Louis Olispo, Kalifornien) Holzstecherlehre bei Brend'amour. "Tätig als Holzstecher in Leipzig und Stuttgart, nach 1871 in den USA [...] 1881 Mitbegründer der American Wood-Engravers Society, deren Präsident er wurde. Tätig u.a. für illustrierte Zeitschriften, zahlreiche Portrait-Holzstiche. (Hahnebutt-Benz, Sp. 1091 f.
Joseph Roloffs (geb. 1833 in Düsseldorf, gest. 1899 ebenda) arbeitete für die Firma Gaber & Richter in Dresden, stach viel in Holz nach Ludwig Richter. 1851-1858 in Dresden, kehrte dann nach Düsseldorf zurück. (Hanebutt-Benz, Sp. 1134)
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Seiten zu Goethes "Hermann und Dorothea" im Goethezeitportal:
Goethes "Hermann und Dorothea", illustriert von Arthur von Ramberg
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2558
* Goethes "Hermann und Dorothea" in Illustrationen von Emil Klein
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=3011
* Goethes "Hermann und Dorothea", Illustriert von Ernst Bosch
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6916
* Goethes "Hermann und Dorothea", Illustriert von Hans Looschen
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6934
* Goethes "Hermann und Dorothea". Postkartenserie im Verlag Paul Fink, Berlin
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2974
* Malte Stein: Stilles Unglück im Winkel. Die Familie in Goethes bürgerlichem Epos "Hermann und Dorothea"
http://www.goethezeitportal.de/db/wiss/goethe/stein_familie.pdf
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