goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Goethe-Motive auf Postkarten
Faust und Gretchen

Fotopostkarten
Serie 5

Optimiert für Firefox
Eingestellt: Januar 2018

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Diese Faust/Gretchen-Szenen eines wohl einfachen Fotoateliers, verlegt von der für ihre Massenproduktion von Fotopostkarten bekannten Rotophot-Gesellschaft in Berlin, verzichten auf jegliches Bühnenrequisit, auf den üblichen Hintergrund-Prospekt zur Verortung und Stimmungslenkung des Geschehens, überhaupt auf die Illusion eines Bühnenraums. Die Darsteller stehen nahe beieinander, agieren und reagieren aufeinander mit naiver, sparsamer Gestik und Mimik; etwas 'tumb' bahnt der reife Faust zum ins Gebetbuch versunkenen hübschen jungen Gretchen eine innige Beziehung an. Das Paar präsentiert sich in einem konnotationsfreien, vom Fotografen bei der Entwicklung der Bilder geschaffenen 'Nebel-Raum'; Faust und Gretchen konkretisieren sich erst ab Wadenhöhe aufwärts. Fotografische Inszenierungen literarischer Rollenporträts u.a.m. ohne Ausstattungsaufwand sind preiswert herzustellen. Doch wird die Identifizierung des Paares äußerst leicht gemacht durch Rollenbezeichnung und Zitatedruck auf den Fotos sowie durch die seit den frühen graphischen etc. Illustrationen festgelegte Faust/Gretchen-Ikonographie: mittelalterlich anmutende, historisch jedoch nicht einordnenbare Kostümierung, die Haartracht und die Charakterisierung durch wenige Attribute (Gretchenzopf-Perücke, Gebetbuch, die an langem Hüftgurt baumelnde Beuteltasche für die Utensilien der Hausfrau; für Faust das Barett mit Feder und reichverziertes Hemd und Wams).
     Die Fotoserie kam in schwarz-weiß Abzügen und koloriert auf den Markt. Einige der Postkarten sind laienhaft koloriert, stammen also wohl nicht aus einem der Rotophot-Gesellschaft angegliederten Kolorierungsatelier oder von einem professionell frei arbeitenden Koloristen, sondern vielleicht von verschiedenen Laien (zu beachten sind die verschiedenen Farben und Ausführungen von Gretchens Kostüm).

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Gliederung

1. Bilder
2. Notizen zum Verlag Rotophot
3. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

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1. Bilder

Wiedergegeben wird die sechsteilige Serie 2579 von kolorierten Fotopostkarten zu Faust und Gretchen aus dem Verlag Rotophot. Zeilenzählung nach "Faust. Der Tragödie Erster Teil". Wir würden uns freuen, zur Vervollständigung der Serie die fehlende Nr. 5 als Scan oder Karten-Angebot zu erhalten.

1. Karte

Faust u. Gretchen
Zeile 3106 f.

Denkt ihr an mich ein Augenblickchen nur,
Ich werde Zeit genug an Euch zu denken haben.

 

2. Karte

Faust u. Gretchen
Zeile 2605 f

Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit ihnen anzutragen?

 

3. Karte

Faust u. Gretchen
Zeile 3102 f.

Ach, dass die Einfalt, dass die Unschuld nie
Sich selbst und ihren heil'gen Wert erkennt!

 

4. Karte

Faust u. Gretchen
Zeile 3519 f.

Ich habe schon soviel für dich getan,
Dass mir zu tun fast nichts mehr übrig bleibt.

 

6. Karte

Faust u. Gretchen
Zeile 2607 f.

Bin weder Fräulein, weder schön,
Kann ungeleitet nach Hause geh'n.

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Zu den Faust und Gretchen-Illustrationen im Goethezeitportal
siehe folgende Seite:
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=625

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2. Notizen zum Verlag Rotophot

Über den Verlag unterrichtet
* Detlef Krenz: Die Rotophot-Gesellschaften und die Kunst der Polygraphie. Daraus die folgenden Zitate und Zusammenfassungen. Vgl. auch die Seite "Ross | Rotophot und Film Sterne Verlag" (mit Bildbeispielen), URL:
http://www.postkarten-archiv.de/ross-rotophot-und-film-sterne-verlag.html
* Zu Heinrich Ross (1870-1957) siehe die informative englischsprachige Seite "Heinrich Ross". URL:
http://rosspostcards.com/HeinrichRoss.html

Zur Gründungsgeschichte: "Die Rotophot-Gesellschaft [ab 1912 "Rotophot Aktiengesellschaft für graphische Industrie"] mit dem Zweck der "Massenherstellung photographischer Vervielfältigungen" wurde am 8. Januar 1900 gegründet. Unter den Begriff "der Massenherstellung photographischer Vervielfältigungen" war die Produktion von Bromsilberpostkarten in hoher Auflage gemeint. Die Initiative zur Gründung der Rotophot ging von Hans Kraemer aus. Kraemer wurde am 22. April 1870 in Mannheim geboren und entstammte einer Industriellenfamilie. In Berlin und Heidelberg studierte Kraemer Naturwissenschaften, Philosophie, Geschichte und Kulturgeschichte."

Stars "zum Anfassen" aus dem Rotophot-Haus: "Die Zeit um 1900 galt als eine "goldene Ära" für die Verbreitung von technisch hochwertigen Postkarten. Prominente aus vielen Bereichen gaben die Motive vor: Adlige, Opernsängerinnen, Schauspieler, Varieté- und Zirkusstars. Gewagte erotische Bilder entsprachen ebenfalls dem Publikumsgeschmack. Besonders diese Postkarten aus dem Hause Rotophot kamen beim Publikum gut an."

Rotophot expandierte international: "1904 wurde als Firmentochter die "Bromsilber-Bild-Vertriebs-Gesellschaft" mit Büros in Wien und Budapest gegründet. Leiter dieser Sparte war der kurz zuvor in die Firma eingetretene Heinrich Ross [1870-1940[?]. [...] 1910 gründete die Rotophot in Wien und Budapest Tochtergesellschaften. Hinzu kamen Verkaufsbüros in Hamburg, Köln, Nürnberg, Breslau, Posen, Warschau, Riga, Stockholm, Helsingfors, Kopenhagen, Amsterdam, London, Paris, Zürich, Mailand, Bukarest, Odessa und Buenos Aires."

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3. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

Alle Bildvorlagen entstammen, sofern nicht anders vermerkt, einer privaten Sammlung. Soweit es Rechte des Goethezeitportals betrifft, gilt: Die private Nutzung und die nichtkommerzielle Nutzung zu bildenden, künstlerischen, kulturellen und wissenschaftlichen Zwecken ist gestattet, sofern Quelle (Goethezeitportal) und URL (http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6897 ) angegeben werden. Die kommerzielle Nutzung oder die Nutzung im Zusammenhang kommerzieller Zwecke (z.B. zur Illustration oder Werbung) ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der Verfasser gestattet.

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Kontaktanschrift:

Prof. Dr. Georg Jäger
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Deutsche Philologie
Schellingstr. 3
80799 München

E-Mail: georg.jaeger07@googlemail.com

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