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Quelle: Verzeichnis der Werke Franz von Poccis 1821-2006 (Werkausgabe. Abteilung X. Bd. 1. München: Allitera Verlag 2007, Nr. 325. ISBN 978-3-86520-400-4 ***** 2. Hinweise zur Wiederentdeckung
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Lang im Herzen, süsses Kind! Hab' ich schweigend dich geminnt. Aber, o wie konnt ich denken, Solch ein minnigliches Kind Würde Gegenhuld mir schenken? Alles Glückes bist du reich, Weiblich, zart, und Engeln gleich; Nie ward schöners noch erblicket. Keines Glückes bin ich reich, Und mit keinem Reitz geschmücket. Einen ganzen Sommer lang Uebt' ich mich im Minnesang; Aber kriegt' ich dich zu sehen, Ach, da wars um Minnesang Und um mich zugleich geschehen. Blumen, weiß und roth und blau, Sucht' ich auf der grünen Au, Dich mit Kränzen zu gewinnen; Aber, kamst du auf die Au, Ach, da war der Muth von hinnen. Jeden Reigen hielt ich mit, Lernte künstlich Tanz und Schritt Nach der Regel abzumessen; Aber, tanzte Liebchen mit, Ach, da war die Kunst vergessen. Nun, o süsses, süsses Glück! Lacht, o Liebchen, mir dein Blick. Minne hat dein Herz bezwungen, Und dein Arm, o süsses Glück! Hält mich jeden Tag umschlungen. |
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In der Hochromantik hat Ludwig Tieck 1803 "Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter" mit Kupfern von Philipp Otto Runge herausgegeben. Die von ihm bearbeiteten Gedichte sind, wie bei Bodmer, der Manessischen Liederhandschrift entnommen. Die umfangreiche Vorrede zeichnet das idealische Bild einer Epoche, in der Poesie "ein allgemeines Bedürfnis des Lebens" (XIX) war - "und von diesem ungetrennt, daher erscheint sie so gesund und frei" - und charakterisiert den Minnesang in seiner "Mannigfaltigkeit der Formen"(XVIII): "Die gröste Mannigfaltigkeit entdeckt man in den Liedern der Minnesinger, selbst beim flüchtigsten Anblick, in Absicht der Sylbenmaasse, die gröste Verschiedenheit der Strofen, die verschiedenste Anwendung des Reimes. (XII) Diese Analysen dürften die Adaptionen des Minnesangs befruchtet haben.
In den folgenden Dezennien wird der Minnesang mehrfach produktiv rezipiert. So fügt Gräfin Hahn-Hahn ihrem Liederkranz "Der Kampf auf der Wartburg" mehrere Minnelieder ein und trägt auf diese Weise zum romantischen Projekt des Sängerkriegs bei, das durch die später entstandenen Fresken von Moritz von Schwind breiten Kreisen bekannt wurde.
Siehe auch
Bilder von Eduard Ille
zu Leben und Werk
von Walther von der Vogelweide
im Schloss Neuschwanstein.
Mit Hinweisen zur Rezeption des Minnesangs
im 18. und 19. Jahrhundert
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6928
Literatur:
* Mittelalterrezeption. Texte zur Aufnahme altdeutscher Literatur in der Romantik. Hrsg. von Gerard Kozielek (Deutsche Texte; 47) Tübingen: Niemeyer 1977. ISBN 3-484-19046-9
* Angelika Koller: Minnesang-Rezeption um 1800. Falldarstellungen zu den Romantikern und ihren Zeitgenossen und Exkurse zu ausgewählten Sachfragen (Europäische Hochschulschriften, Reihe 1, Bd. 1297) Frankfurt a.M.: Peter Lang 1992. ISBN 3-631-42568-6
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Franz von Pocci hat zweimal Minnelieder veröffentlicht. 1835 erschienen die von ihm illustrierten (1) "Sechs Altdeutschen Minnelieder als Frühlingsgruß": "Maylied von Christian Hamle", "Wächterlied von Markgraf von Hohenburg", "Der Falke von Dem von Kiurenburg", "Minnelied von Jakob von der Warte", "Trennung", und "Der Abendstern". 1855 gab Pocci gemeinsam mit Hyazinth Holland die hier vorgestellten vier "Minnelieder" heraus. Während in der Ausgabe von 1835 die Gedichte, bis auf die beiden letzten, namentlich genannten Minnesängern zugeordnet werden, fehlen bei den Gedichten der zweiten Sammlung Angaben zu Autoren. Die 1835 genannten Minnesänger sind in der Manessischen Liederhandschrift überliefert, die schon Bodmer und Tieck als Hauptquelle des Minnesangs nutzten.
Der Minnesang Poccis war eingebettet in die Festkultur der Münchner Künstlerschaft und die von Ludwig Schwanthaler initiierte Burgen- und Ritterromantik. "Schon am 25. August 1819 hatte der siebzehnjährige Schwanthaler einen Bund gegründet und ihm den Namen die 'Humpenau' oder die 'Humpenauer Gesellschaft' gegeben." (2) Die Bezeichnung "Humpenburg" war durch die 1816 in München uraufgeführte komische Operette "Hans Max Gießbrecht von der Humpenburg oder Die neue Ritterzeit" (Text von August von Kotzebue, Musik von Lindpaintner), die das ritterliche Treiben persifliert, eingeführt worden. (3) Mittelpunkt der Ritterspiele in München wurde die "Humpenburg" (4), die von Ludwig dem Storchenauer, wie Schwanthaler als Burgherr genannt wurde, im Keller des von ihm erbauten historistischen Gebäudes mit Wohnraum und Werkstätten eingerichtet wurde. "Jeder Besucher wird dort unwillkürlich in jene romantische Zeit versetzt, in der Ritterspiele mit Festgelagen, munteres Würfelspiel und Minnesang wechselten." (5) Zu den Recken der Humpenburg gehörte unter seinem Ritternamen Diepolt auch Graf Pocci. "Mit Pocci erdichtete sich Schwanthaler eine dem Klassizismus widersprechende Welt, die in der Verbrennung der Graecia, der Errichtung der Burg Schwaneck und den Ritterspielen der Humpenauer-Gesellschaft ihren Ausdruck finden sollte." (6) Am feierlichen Einzug in die Humpenburg nahm der Maler Joseph Schlotthauer als Minnesänger teil.
Auch die Ausgabe der hier vorgestellten Minneliedern war Teil der Festkultur der Münchner Künstlergenossenschaft: "Beim Künstler-Maifest in Pullach 1855 [wohl auf der von Schwanthaler über der Isar erbauten Burg Schwaneck] wurden 1200 lose Blätter ausgeworfen, der größte Teil der Auflage. Daher erklärt sich die große Seltenheit der vollständigen Exemplare im lithographischen Umschlage. Für den Rest wurde ein in Buchdruck ausgeführter Umschlag verwendet." (7) Das hier verwendete Exemplar hat einen solchen schlichten Umschlag in Buchdruck.
Anmerkungen:
(1) H. Holland: Franz Graf Pocci als Dichter und Künstler. München: C. Wolf & Sohn 1877, S. 21.
(2) Otten: Schwanthaler, S. 14.
(3) Hans Max Gießbrecht von der Humpenburg oder Die neue Ritterzeit. Eine komische Oper in 1 Akt von [August von] Kotzebue [1761-1819]. Musik von P[eter Joseph von] Lindpaintner [1791-1856]. Gedruckt mit Fleischmannischen Schriften 1816. Nur Gesangpartien (Digitalisierung durch Google). - Vollständiger Text in: Neue deutsche Schaubühne oder dramatische Bibliothek der neuesten Lust- Schau- Sing- und Trauerspiele. Bd. 2. Augsburg und Leipzig, in Kommission in der von Jenisch und Stageschen Buchhandlung o.J. (Digitalisierung durch Google) Dazu Laufer: Wie die Humpenburg zu ihrem Namen kam.
Herr von Ellern hat zu viele Ritter-Romane gelesen und lebt ganz im Mittelalter. Er erklärt sich zum Ritter Hans Max Giesbrecht von der Humpenburg; sein Schloss soll zur Burg werden, für die er "Burgämter" schafft: "Burg-Voigt", "Thurmwart", Herold, Narr mit Schellenkappe usw. Die Schlossbewohner spielen das Spiel mit, um den Alten von seinem Wahn zu heilen. Sie lassen die Ahnfrau erscheinen, sie sprechen die "ritterliche Kraftsprache" ("Zuerst sich wacker bezechen, / Dann wie ein Flegel sprechen, / Das ist altdeutscher Sinn"), die Tochter wird zum "Burgfräulein", um die ihr Geliebter, alias Ritter Panurgus von Donnerschwerdt, beim Vater anhält. Von ihm gekränkt, wirft er den Handschuh hin und bricht mit ihm eine Lanze. Die schmerzhaften "Ribbenstöße", mit denen der Vater aus dem Sattel gehoben wird, lassen ihn das Ritterwesen vergessen. Jeder tritt in seine alten Verhältnisse zurück, der Heirat seiner Tochter steht nichts mehr im Wege.
Zum Mittelalterspiel gehört der Humpen. In einer Arie im "Eilften Auftritt" heißt es:
Wer da will aus Gläsern nippen, O der netzt ja kaum die Lippen Noch mit Wein den struppichten Bart, Aber aus den schweren Humpen In das weite Maul ihn pumpen, Das heißt trinken nach Ritterart. |
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(4) Otten: Schwanthaler, S. 12. Über die Humpenauer Gesellschaft S. 14f., zum Einzug der Gesellschaft in die Humpenburg S. 53. - Zur "Humpenau" siehe auch Dreyer: Franz Pocci, S. 8-10. "Den Geist des Mittelalters zu erfassen, war das Streben dieser jugendlichen Feuerköpfe und in Fehden, Femgerichten und Turnieren konnte man sich nie genug tun." - Vgl. "Münchner Feste und die Allotria".
(5) L. Bock: München, ein Führer durch die Isarstadt und deren Umgebung. Leipzig 1860. Zitiert nach Otten: Schwanthaler, S. 325.
(6) Otten: Schwanthaler, S. 12.
(7) Verzeichnis der Werke Franz von Poccis 1821-2006 (Werkausgabe. Abteilung X. Bd. 1. München: Allitera Verlag 2007, Nr. 325.
Literaturhinweise:
* Proben der alten schwäbischen Poesie des dreyzehnten Jahrhunderts. Aus der Manessischen Sammlung. Hrsg. von Johann Jakob Bodmer. Zürich: Heidegger 1748. Reprographischer Nachdruck Hildesheim : Gerstenberg 1973. Digitalisiert durch die Bayerische Staatsbibliothek.
* Johann Martin Millers Gedichte. Ulm, bey Johann Konrad Wohler 1783. Zitate S.471f. und S. 129-131. Digitalisiert durch Google.
* Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter neu bearbeitet und herausgegeben von Ludewig Tieck. Mit Kupfern [von Philipp Otto Runge] Berlin, in der Realschulbuchhandlung 1803. Digitalisiet durch Google.
* Ida Gräfin Hahn-Hahn: Neue Gedichte. Leipzig, F. A. Brockhaus 1836. Hier S. 57ff. Digitalisiert durch Google.
* Aloys Dreyer: Franz Pocci der Dichter, Künstler und Kinderfreund. München und Leipzig bei Georg Müller 1907.
* Frank Otten: Ludwig Michael Schwanthaler 1801-1848. Ein Bildhauer unter König Ludwig I von Bayern (Studien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts; 12) München: Prestel 1970. ISBN 3-7913-0305-8
* Münchner Feste und die Allotria. Ein Jahrhundert Kulturgeschichte nacherzählt und festgehalten von Peter Grassinger. Dachau: Verlagsanstalt "Bayerland" 1990. ISBN 3-89251-097-0
* Ulrike Laufer: Wie die Humpenburg zu ihrem Namen kam oder August von Kotzebue und die neue Ritterzeit in München. In: Biedermeiers Glück und Ende. ... die gestöte Idylle 1815-1848. Hrsg. von Hans Ottomeyer. München: Hugendubel 1987, S. 568f. ISBN 3-88034-310-1
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Der Graf Pocci ist ein eben so trefflicher Zeichner, wie Musiker. Die Sangweisen mit Randzeichnungen, welche er nach und nach bekannt gemacht hat, sind Beweise dieses doppelten Talents. Die bekanntesten sind "Blumenlieder für Knaben und Mädchen," dann "sechs Altdeusche Minnelieder als Frühlingsgruss" 1836, "Bildertöne," und "Volkslieder" in dem "Festkalender in Bildern und Liedern geistlich und weltlich." Jemand, der sie gut kannte, sagte sehr richtig: "alles, was von ihm kömmt, ist wohllautend, seine Zeichnungen sowohl, als seine Sangweisen." [...] Man wird finden, dass diese Zeichnung eben keine grosse künstlerische Entwicklung zeigt, aber sie trägt im höchsten Grade das Gepräge reiner Eindrücke; in Hinsicht der Gemüthlichkeit und der Einfachheit ist es kaum möglich, etwas besseres zu sehen; die Anmuth, die daraus hervortritt, hat ihre Quelle in der Kindlichkeit, welche das Talent des Grafen Pocci unterscheidet. [...]
Man könnte finden, dass er in gewisser Hinsicht nächste Ähnlichkeit mit Neureuther und Schwind zeigt: aber im Grunde gehört sein Talent keiner andern Abtheilung an: er ganz allein bildet eine für sich.
Quelle:
Athanazy Raczyński: Geschichte der neueren deutschen Kunst. Bd. 2. München, Stuttgart, Nürnberg, Augsburg, Karlsruhe, Prag und Wien. Mit einem Anhange: Ausflug nach Italien. Übersetzt von Friedrich Heinrich von der Hagen. 1838. Eintrag Franz Graf Pocci, S. 294f.
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Siehe die weiteren Pocci-Seiten im Goethezeitportal
Sechs Lieder gedichtet von Fr. Beck
als Weihnachtsgabe den Kindern gewidmet
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6860
Weihnachtslieder
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Frühlingslaube für gute Kinder
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Blaubart.
Ein Märchen
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Das Märlein
von Schneeweisschen und Rosenroth
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Das Mährlein von Hubertus
und seinem Horn
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6863
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