Jutta Assel | Georg Jäger
Sechs Lieder
gedichtet von Fr. Beck
als
Weihnachtsgabe
den Kindern gewidmet
von
Franz Graf von Pocci
Franz Graf von Pocci (1807-1876), der verschiedene Ämter am bayerischen Königshof bekleidete (Zeremonienmeister, Hofmusikintendant, Oberstkämmerer), war ein fantasievoller, produktiver und vielseitiger Schriftsteller, Zeichner, Grafiker, Karikaturist und Komponist. Zu seinem Freundeskreis gehörte Friedrich Beck (1806-1888). Beide waren Mitglieder der "Gesellschaft für deutsche Altertumskunde von den drei Schilden" (gegründet 1831, 1837 aufgegangen im "Historischen Verein für Oberbayern"), die sich die Erforschung und Wiederbelebung des Mittelalters, insbesondere des Rittertums, zum Ziel gesetzt hatte. Für die erste, 1829 publizierte Gedichtsammlung von Beck hat Pocci das Titelblatt geschaffen. Den hier wiedergegebenen kleinen Zyklus "Im Gebirge" seines Freundes hat er 1836 mit einem Titelbild und sechs Lithographien geschmückt. Die ebenfalls von Pocci stammenden Liedkompositionen mit Klavierbegleitung werden von lithographischen Randzeichnungen umspielt, welche die Motive der Gedichte aufnehmen: Bilder aus dem Leben der bayerischen Gebirgsbauern, gereiht nach den Tageszeiten. "Morgens, Mittags bis zur Nacht / Gottes Werke offen stehn, / Frommes Auge kann sie sehn / In der reichen Wunderpracht", so lauten die Mottoverse. Das Titelbild nutzt einen architektonischen Rahmen, in den Titelei und Mottoverse eingeschrieben sind; zwei kindliche Engel, "Poesie" und "Musica," lobsingen dem Schöpfer dieser schlichten "wunderprächtigen" Welt. Pocci schuf fast jedes Jahr eine Weihnachtsgabe für Kinder.
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Vorlage:
Sechs Lieder, gedichtet von Fr[iedrich] Beck, als Weihnachtsgabe den Kindern gewidmet von Franz G[raf] von Pocci 1836. Ohne Orts- und Verlagsangabe. Rückseite: Gedr. in der lith. Kunst Anstalt von Nic. Zach. Höhe: 20,5; Breite 24,5 cm.
Die Lithographische Kunstanstalt von Nicolaus Zach in München fungierte auch als Herausgeber, d.i. als Verlag. Über die lithographischen Anstalten in München bis 1840 siehe: Der Bayerische Eilbote, 1840, Nr. 45, 12. April, S. 353.
Außentitel mit den Versen, die dem Zyklus "Im Gebirge" vorangestellt sind:
Morgens, Mittags bis zur Nacht Gottes Werke offen stehn, Frommes Auge kann sie sehn In der reichen Wunderpracht. |
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Werknachweise:
* H[yazinth] Holland: Franz Graf Pocci als Dichter und Künstler. München, Kgl Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Dr. C. Wolf & Sohn 1877. Hier Nr. 52-57.
* Verzeichnis der Werke Franz von Poccis 1821-2006. Hrsg von Gisela Tegeler (Franz von Pocci, Werkausgabe, Abt. X, Bd. 1) München: Allitera 2007. Hier Nr. 59. ISBN 978-3-86520-400-4x
Die Gedichte werden wiedergegeben nach: Gedichte von Friedrich Beck. München. In Commission der literarisch-artistischen Anstalt 1844. Im Gebirge, S. 60-63. Digitalisierung durch Google.
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Fischerknabe Morgens
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Der Tag will erwachen, Die Sonne scheint warm; Da sitz ich im Nachen, Das Ruder im Arm.
Ich fahr' in das Leben, Ins helle, hinaus, Werd' nimmer erbeben Vor Sturmes Gebraus! |
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Gebirgslust
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Hirten singen Allzumal; Mäher schwingen Sens' im Thal!
Berge duftig Weit und breit! O der großen Herrlichkeit! |
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Mäherknabe Mittags
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Den Vater soll laben der köstliche Trank, Ich bring' ihn vom Dorfe, er weiß es mir Dank; Dort unter der Linde da sitzet er müd Und rings auf der Wiese die Sonne erglüht.
Bald klirret dann wieder die Sense so frei, Es sammelt der Rechen das blumige Heu; Und schwankt zu der Hütte der Wagen dahin, Da lenk' ich die Rosse mit muthigem Sinn. |
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Wasserfall und See
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Es donnern die Spalten, Es zittert der Stein, Hoch stürzen die kalten Gewässer hinein.
Dort unten wie milde, Da ruhen die Seen, Und spiegeln im Bilde Die sonnigen Höhn. |
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Ave Maria
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Die Nacht sinkt schon herunter, Das Thal nun dunkel ist, Da tönt ein Gruß noch munter: "Gelobt sei Jesus Christ!"
Der Lärm des Tags verklinget; Kaum daß ein Brünnlein fließt; Das Glöcklein nur sich schwinget: "Maria, sey gegrüßt!" |
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Sternennacht
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Es glänzt im lichten Schimmer Am dunklen Himmel fern Mit traulichem Geflimmer Unzählig Stern an Stern.
Zu ihrem sanften Strahle Hebt sich mein Aug' empor, Als winkt' im Sternensaale Mir hoch der Engel Chor. |
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Kurzbiographie zu Franz Graf von Pocci
Pocci, Franz, Graf, Zeichner, Dichter und Musiker, geb. 7. März 1805 in München, gest. daselbst 7. Mai 1876, Sohn des aus Italien nach München gekommenen bayrischen Generals Grafen Fabricius P., widmete sich in Landshut und München juristischen Studien, beschäftigte sich daneben auch, besonders seit er 1830 die Sinekure eines königlichen Zeremonienmeisters erhalten hatte, mit Zeichnen und trat mit mannigfachen Beweisen eines glücklichen Talents hervor. König Ludwig I. und den damaligen Kronprinzen Maximilian begleitete er auf mehreren Reisen nach Italien. Seit 1847 war er als Hofmusikintendant tätig, bis er 1864 zum Oberstkämmerer ernannt wurde.
Außer mehreren kleinen Singspielen für Privattheater komponierte er eine Oper: »Der Alchimist«, Sonaten, Gesangstücke etc. Als Dichter trat er zuerst mit »Dichtungen« (Schaffhausen 1843), köstlichen »Jägerliedern« (Landshut 1843; 2. Aufl., Leipzig 1854) und »Studentenliedern« (Landshut 1845) auf; am bekanntesten aber ward er durch seine zahlreichen und trefflichen literarisch-artistischen Produkte für die Kinderwelt. Wir erinnern an: »Rosengärtlein«, Gebetbuch (3. Aufl., Regensburg 1868), »Allerneuestes Spruchbüchlein«, »Lustiges Bilderbuch«, »Was du willst«, »Lustige Gesellschaft« u. a. Außerdem veröffentlichte er »Dramatische Spiele« (2. Aufl., Münch. 1883); »Neues Kasperltheater« (Stuttgart 1855); »Lustiges Komödienbüchlein« (München 1859 bis 1877, 6 Bde.; neue Ausg. 1893) u. a.; die Volksdramen: »Gevatter Tod« (1855), »Der Karfunkel«, nach Hebel (1860), und »Der wahre Hort, oder die Venediger Goldsucher« (1861); ferner: »Der Landsknecht« (1861); »Totentänze in Bildern und Sprüchen« (12 Blätter, 1862); »Namenbilder« (1865); »Herbstblätter« (1867); mit Reding: »Altes und Neues« (Stuttgart 1855, 2 Bde.) u. a. Auch lieferte er Radierungen zu Grimms »Deutschen Volksmärchen«, Illustrationen zu Kobells »Schnadahüpfln«, Gülls »Kinderheimat in Liedern« u. a.
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage 1905–1909 (Digitale Bibliothek; 100) Berlin: Directmedia 2003, S. 154.467 f.
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Siehe auch
Franz Graf Pocci:
Weihnachtslieder
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6851
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Kurzbiographie zu Friedrich Beck
Friedrich Beck, Dichter und Gelehrter, geboren am 20. Juni 1806 zu Ebersberg, studirte zu Neuburg und München Philologie unter Fr. Thiersch, wurde (1836) Lehrer an der Lateinschule zu München und Gymnasialprofessor 1850. Frühzeitig mit schöngeistigen Bestrebungen vertraut und ebenso der Landschaftsmalerei ergeben wie unter Schelling und Franz Baader dem Studium der Philosophie, oblag B. auch der Pflege der Poesie, insbesondere angefeuert durch das Beispiel einer begeisterten Anzahl junger Männer aus allen Facultäten und Ständen, welche unter dem Namen der „Gesellschaft zu den drei Schilden“ künstlerische und wissenschaftliche Bestrebungen (1832–39) verfolgten [...].
Aus dieser Zeitströmung entstand die ganz im Geiste von Wackenroder und Novalis erfundene „Geschichte eines deutschen Steinmetz“ (Stuttgart 1834, neuestens in Reclam’s Bibliothek Nr. 1377) und die erste Sammlung seiner „Gedichte“ (1844). Später folgte das didaktische Epos „Theophanie“ (1855 und 1876) und eine nach antiken Vorbildern gehaltene Tragödie „Telephos“ (1858), dann die lyrischen „Zeitklänge“ (1860) und „Still-Leben“ (1861) und eine Uebersetzung von Louis Claude de St. Martin’s Dichtungen (1863). Von 1839–1846 bethätigte sich B. als Publicist in der Redaction der „Münchener Politischen Zeitung“ und der „Münchener Zeitung“ (1857–58). Außer seinen „Andeutungen zur tieferen Begründung der Geschichte der Kunst“ (1835) verfaßte B. mehrere wissenschaftliche Abhandlungen (z. B. über „Die Zeus-Idee in ihrer centralen Stellung zum hellenischen Götterkreise“ 1852), in welchen der, auch von König Maximilian II. mit der Ausarbeitung von philosophischen Fragen und Problemen betraute Dichter, sein vielseitiges Wissen im Gebiete der antiken Mythe und Religionsphilosophie bekundete.
Im J. 1860 infolge seines zunehmenden Augenleidens in den Ruhestand versetzt, benützte B. die wohlverdiente Muße zur Ausarbeitung von Lehrbüchern, welche der mit den Bedürfnissen wohlbekannte Praktiker der lernbegierigen Jugend sozusagen auf den Leib schrieb. Seine „Poetik“ (7. Aufl. Lpz. 1896), sein „Lehrbuch des deutschen Prosastiles“ (1887 in 7. Aufl.) und das „Stilistische Hilfs- und Musterbuch“ (1868 und 1878) erfreuten sich einer vielfachen und fortdauernden Theilnahme. Sein unter den qualvollsten Leiden unausgesetzt arbeitender Geist gestaltete die alte Märe von „Loher und Maller“ (1863) und den schwierigen „Lohengrin“ in neuer Formgebung, während er die Resultate seiner philosophischen Speculation in dem heiteren „Spruch- und Räthselbüchlein“ (1883) niederlegte. B. starb nach langen, mit unerschütterlicher Geduld ertragenen Nervenschmerzen am 30. August 1888 zu München. [...]
Artikel „Beck, Friedrich“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 296–297, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL:
https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Beck,_Friedrich&oldid=2492935
(Version vom 26. August 2016)
Wir danken unserer Freundin Sabine für all die schönen Pocciana.
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Literaturhinweise und Weblinks
Literaturhinweise:
* Franz Graf von Pocci: Die gesamte Druckgraphik. Hrsg. von Marianne Bernhard. Vorwort von Eugen Roth. München: Rogner & Bernhard 1974. Hier S. 618, ohne Abbildung. ISBN 3-8077-0022-6
* H[yazinth] Holland: Franz Graf Pocci als Dichter und Künstler. München, Kgl Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Dr. C. Wolf & Sohn 1877. Hier Nr. 52-57.
* Hyazinth Holland: Franz Graf Pocci, ein Dichter- und Künstlerleben (Bayrische Bibliothek; 3) Bamberg: Buchner 1890.
* Aloys Dreyer: Franz Pocci der Dichter, Künstler und Kinderfreund. München, Leipzig: Georg Müller 1907. Hier S. 22.
* Hans Ries: Illustration und Illustratoren des Kinder- und Jugendbuchs im deutschsprachigen Raum 1871-1914. Osnabrück: Wenner 1992, S. 782-784. ISBN 3-87898-329-8
* Sigrid von Moisy: Franz Graf Pocci (1807-1876). Schriftsteller, Zeichner, Komponist unter drei Königen. München: Allitera 2007. Hier Nr.48. ISBN 978-3-86520-265-9
* Verzeichnis der Werke Franz von Poccis 1821-2006. Hrsg von Gisela Tegeler (Franz von Pocci, Werkausgabe, Abt. X, Bd. 1) München: Allitera 2007. Hier Nr. 59. ISBN 978-3-86520-400-4x
Weblinks zu Pocci:
* Projekt Gutenberg-DE
http://gutenberg.spiegel.de/autor/franz-graf-von-pocci-464
* Wikisource (Liste der Digitalisate)
https://de.wikisource.org/wiki/Franz_von_Pocci
* Neue Deutsche Biographie, Eintrag Franz Graf von Pocci
http://www.deutsche-biographie.de/sfz96457.html
* Literaturportal Bayern, Eintrag Franz Graf von Pocci
https://www.literaturportal-bayern.de/autorenlexikon?task=lpbauthor.default&pnd=118595245
* Franz Graf von Pocci Gesellschaft
http://www.grafpocci-gesellschaft.de/
Weblinks zu Friedrich Beck:
* Friedrich Beck, Eintrag in Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Beck_(Schriftsteller)
* Literaturportal Bayern, Eintrag Friedrich Beck
https://www.literaturportal-bayern.de/autorenlexikon?task=lpbauthor.default&pnd=116101075
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