goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Sagenmotive auf Postkarten
Eine Dokumentation

Der Schmied von Ruhla
oder: Landgraf werde hart!

und

Der Edelacker

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Eingestellt: Januar 2015

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Das geflügelte Wort "Landgraf werde hart" hält die Erinnerung wach an die Sage vom Schmied in Ruhla und dem Edelacker. Ludwig, Landgraf von Thüringen, Sohn des Gründers der Wartburg, war ein milder und weicher Herrscher, was seine Edelleute und Ritter ausnutzen, um die Untertanen zu pressen und zu schinden. Der Schmied von Ruhla, bei dem der Landgraf, verirrt bei der Jagd, Speise und Unterkunft findet, schildert die Plagen des Volkes. Bei jedem Hammerschlag sprach er: "Landgraf werde hart wie dies Eisen!" und sprach weiter: "du böser, unseliger Herr! was taugst du den armen Leuten zu leben? siehst du nicht wie deine Räte das Volk plagen?" Der "hartgeschmiedete" Landgraf nahm sich's zu Herzen und zwang seine Edelleute zum Gehorsam. Und als sie sich zusammenrotteten und gegen ihren Herrn empörten, schlug er sie. Zu ihrer Strafe spannte er die Eidbrüchigen in einen Pflug ein, schwang die Geißel und ackerte mit ihnen einen steinigen Boden, der seitdem "Edelacker" genannt wird. Da er Rache fürchten musste, ging er fortan im eisernen Panzer und hieß man ihn den "Eisernen Landgrafen". Diese Geschichte vom milden Herrn und der Tyrannei seiner dünkelvollen Amtleute und Räte wurde zu einer verbreiteten Sage. Das Goethezeitportal gibt mehrere Varianten der Sage, darunter von den Brüdern Grimm und Bechstein, sowie zwei Balladen wieder. Illustriert wird die Sage mit über 10 Bildern und dem Notgeld von Freyburg an der Unstrut.

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Moritz von Schwind, Landgraf werde hart. Wartburg, Landgrafenzimmer. Druck durch Alphons Bruckmann, München

Landgraf werde hart. Adressseite: Wartburg, Landgrafenzimmer. "Landgraf werde hart." M. v. Schwind (1804-1871) fec. E. Schulz cop. Rechts unten: Alphons Bruckmann, München. Nicht gelaufen.

Siehe Schwind. Des Meisters Werke in 1265 Abbildungen. Hrsg. von Otto Weigmann (Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben; 9) Stuttgart, Leipzig: Deutsche Verlagsanstalt 1906. Szenen aus der Geschichte der Landgrafen von Thüringen, Fresko im Landgrafenzimmer, 1854. Hier S. 331.

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Gliederung

1. Brüder Grimm: Der hart geschmiedete Landgraf,
Ludwig ackert mit seinen Adlichen
2. Graf v. La Rosée: Der Edelacker der Thüringer
3. Ludwig Bechstein: Der Schmied in Ruhla, Der Edelacker
4. Wilhelm Gerhard: Der Edelacker (Ballade)
5. A. Böttcher: Der Edelacker bei Freiburg (Ballade)
6. Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut
7. Literaturhinweise und Weblinks
8. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

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1a. Brüder Grimm
Der hart geschmiedete Landgraf

Zu Ruhla im Thüringerwald liegt eine uralte Schmiede, und sprichwörtlich pflegte man von langen Zeiten her einen strengen, unbiegsamen Mann zu bezeichnen: er ist in der Ruhla hart geschmiedet worden.

Landgraf Ludwig zu Thüringen und Hessen war anfänglich ein gar milder und weicher Herr, demüthig gegen jedermann; da huben seine Junkern und Edelinge an stolz zu werden, verschmähten ihn und seine Gebote; aber die Unterthanen drückten und schatzten sie aller Enden.

Es trug sich nun ein Mal zu, daß der Landgraf jagen ritt auf dem Walde, und traf ein Wild an; dem folgte er nach so lange, daß er sich verirrte, und ward benächtiget. Da gewahrte er eines Feuers durch die Bäume, richtete sich danach und kam in die Ruhla, zu einem Hammer oder Waldschmiede. Der Fürst war mit schlechten Kleidern angethan, hatte sein Jagdhorn umhängen. Der Schmied frug: wer er wäre? "Des Landgrafen Jäger." Da sprach der Schmied: "pfui des Landgrafen! wer ihn nennet, sollte alle Mal das Maul wischen, des barmherzigen Herrn!" Ludwig schwieg, und der Schmied sagte zuletzt: "herbergen will ich dich heunt; in der Schuppen da findest du Heu, magst dich mit deinem Pferde behelfen; aber um deines Herrn willen, will ich dich nicht beherbergen."

Der Landgraf ging beiseit, konnte nicht schlafen. Die ganze Nacht aber arbeitete der Schmied, und wenn er so mit dem großen Hammer das Eisen zusammen schlug, sprach er bei jedem Schlag: "Landgraf werde hart, Landgraf werde hart, wie dies Eisen!" und schalt ihn, und sprach weiter: "du böser, unseliger Herr! was taugst du den armen Leuten zu leben? siehst du nicht wie deine Räthe das Volk plagen und mähren dir im Munde?" Und erzählte also die liebelange Nacht, was die Beamten für Untugend mit den armen Unterthanen übeten. Klagten dann die Unterthanen, so wäre niemand, der ihnen Hülf thäte; denn der Herr nähme es nicht an, die Ritterschaft spottete seiner hinterrücks, nennten ihn Landgraf Metz, und hielten ihn gar unwerth. Unser Fürst und seine Jäger treiben die Wölfe ins Garn, und die Amtleute die rothen Füchse (die Goldmünzen) in ihre Beutel. Mit solchen und andern Worten redete der Schmied die ganze lange Nacht zu den Schmiedegesellen; und wenn die Hammerschläge kamen, schalt er den Herrn, und hieß ihn hart werden wie das Eisen.

Das trieb er an bis zum Morgen; aber der Landgraf fassete alles zu Ohren und Herzen, und ward seit der Zeit scharf und ernsthaftig in seinem Gemüth, begunte die Widerspenstigen zwingen und zum Gehorsam bringen. Das wollten etliche nicht leiden, sondern bunden sich zusammen und unterstunden sich gegen ihren Herrn zu wehren.

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Gruss aus Ruhla in Thüringen. Hôtel zum Landgrafen. Die übermütigen Junker und Edelleute bedrücken die Unterthanen mit harten Frondiensten. Angefertigt nach dem Original-Gemälde im Hôtel zum Landgrafen. Verlag Dr. Trenkler Co., LeipzigGruss aus Ruhla in Thüringen. Hôtel zum Landgrafen. Landgraf Ludwig wird vom wackern Schmied in Ruhla hartgeschmiedet. Angefertigt nach dem Original-Gemälde im Hôtel zum Landgrafen. Verlag Dr. Trenkler Co., Leipzig.

Gruss aus Ruhla in Thüringen. Hôtel zum Landgrafen. Landgraf Ludwig bestraft die ungehorsamen Edelleute, indem er dieselben vor den Pflug spannt. Angefertigt nach dem Original-Gemälde im Hôtel zum Landgrafen. Verlag Dr. Trenkler Co., Leipzig.

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Oben links: Gruss aus Ruhla i. Thür. Hôtel zum Landgrafen. Die übermütigen Junker und Edelleute bedrücken die Unterthanen mit harten Frondiensten. Angefertigt nach dem alten Original-Gemälde im Hôtel zum Landgrafen. Dr. Trenkler Co., Leipzig. No.1. Gelaufen. Datiert 1926. Poststempel unleserlich.

Oben rechts: Gruss aus Ruhla i. Thür. Hôtel zum Landgrafen. Landgraf Ludwig wird vom wackern Schmied in Ruhla hartgeschmiedet. Angefertigt nach dem alten Original-Gemälde im Hôtel zum Landgrafen. Dr. Trenkler Co., Leipzig. No. 2. Gelaufen. Datiert 1926. Poststempel unleserlich.

Unten: Gruss aus Ruhla i. Thür. Hôtel zum Landgrafen. Landgraf Ludwig bestraft die ungehorsamen Edelleute, indem er dieselben vor den Pflug spannt. Angefertigt nach dem alten Original-Gemälde im Hôtel zum Landgrafen. Dr. Trenkler Co., Leipzig. No. 3. Gelaufen. Poststempel 1925. Adressseite ungeteilt.

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1b. Brüder Grimm
Ludwig ackert mit seinen Adlichen

Als nun Ludwig der eiserne seiner Ritter einen überzog, der sich wider ihn verbrochen hatte, sammneten sich die andern, und wolltens nicht leiden. Da kam er zu streiten mit ihnen bei der Naumburg an der Saal, bezwang und fing sie, und führte sie zu der Burg; redte seine Nothdurft, und strafte sie hart mit Worten: "euren geleisteten Eid, so ihr mir geschworen und gelobet, habt ihr böslich gehalten. Nun wollte ich zwar euer Untreu wohl lohnen; wenn ichs aber thäte, spräche man vielleicht "ich tödtete meine eigne Diener;" sollte ich euch schatzen, spräche man mirs auch nicht wohl; und ließe ich euch aber los, so achtetet ihr meines Zorns fürder nicht."

Da nahm er sie und führte sie zu Felde, und fand auf dem Acker einen Pflug; darein spannete er der ungehorsamen Edelleute je vier, ahr (riß, ackerte) mit ihnen eine Furche und die Diener hielten den Pflug; er aber trieb mit der Geißel und hieb, daß sie sich beugeten und oft auf die Erde fielen. Wann dann eine Furche geahren war, sandte er vier andere ein, und ahrete also einen ganzen Acker, gleich als mit Pferden; und ließ darnach den Acker mit großen Steinen zeichnen zu einem ewigen Gedächtniß. Und den Acker machte er frei, dergestalt "daß ein jeder Übelthäter, wie groß er auch wäre, wenn er darauf käme, daselbst solle frey seyn; und wer diese Freiheit brechen würde, sollte den Hals verloren haben;" nannte den Acker den Edelacker, führte sie darauf wieder zur Naumburg, da mußten sie ihm auf ein neues schwören und hulden. Darnach ward der Landgraf im ganzen Lande gefürchtet; und wo die, so im Pflug gezogen hatten, seinen Namen hörten nennen, erseufzten sie und schämeten sich.

Die Geschichte erscholl an allen Enden in deutschen Landen, und etliche scholten den Herrn darum, und wurden ihm gram; etliche scholten die Beamten, daß sie so untreu gewesen; etliche meinten auch, sie wollten sich eh' haben tödten lassen, dann in den Pflug spannen. Etliche auch demüthigten sich gegen ihrem Herrn, denen that er gut und hatte sie lieb. Etliche aber wolltens ihm nicht vergessen, stunden ihm heimlich und öffentlich nach Leib und Leben. Und wann er solche mit Wahrheit hinterkam, ließ er sie hängen, enthaupten und ertränken, und in den Stöcken sterben. Darum gewann er viel heimliche Neider von ihren Kindern und Freunden, ging derohalben mit seinen Dienern stätig in einem eisern Panzer, wo er hinging. Darum hieß man ihn den eisernen Landgrafen.

Quelle:
Deutsche Sagen. Hrsg. von den Brüdern Grimm. 2. Teil. Berlin, in der Nicolaischen Buchhandlung 1818 (Digitalisierung durch Google). Hier Nr. 550. Der hart geschmiedete Landgraf, S.333-335; Nr. 551.Ludwig ackert mit seinen Adlichen, S. 335f. Rechtschreibung und Zeichensetzung nach der Vorlage. Absätze eingefügt.

Zu den Brüdern Grimm siehe den Eintrag in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Brüder_Grimm

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Freyburg aan der Unstrut, Blick vom Schlüfter. Verlag Paul Pretzsch, Freyburg a. Unstrut

Freyburg an der Unstrut. Schloß Neuenburg. Verlag Paul Pretzsch, Freyburg a. Unstrut

Freyburg Unstrut, Schloß Neuenburg. Wo die alte Neuenburg trutzig auf gen Himmel ragt, Verlag Hch. Pretzsch, Freyburg a. U.

Ruhla - Reliefs: Ankunft des Landgrafen Ludwig in der Schmiede, Züchtigung der Edelleute durch Landgraf Ludwig. Stengel & Co., G.m.b.H., Dresden

Berghotel Edelacker Freyburg an der Unstrut. Verlag Paul Pretzsch, Freyburg a. Unstrut.

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1. Bild von oben: Freyburg a. U. Blick vom Schlüfter. Links unten: Sage vom Edelacker. Adressseite: Nr. 19 Verlag Paul Pretzsch, Freyburg a. Unstrut. Gelaufen. Poststempel 1932.
2. Bild von oben: Freyburg a. U. Schloß Neuenburg. Rechts unten: Sage vom Edelacker [Reliefabbildung einmontiert] Adressseite: 24 Verlag Paul Pretzsch, Freyburg a. Unstrut. Im Briefmarkenfeld: e 61839. Nicht gelaufen.
3. Bild von oben: Freyburg Unstrut Schloß Neuenburg. Rechts unten: Sage vom Edelacker [Reliefabbildung einmontiert] Text links oben: Wo die alte Neuenburg trutzig auf gen Himmel ragt, / Wo einst Friedrich Ludwig Jahn dieser Welt Valet gesagt, / Wo die Edelackersage kündet von der Väter Plage, / Da gedeiht im Sonnenschein Freyburgs edler Unstrutwein. Adressseite: Nr. 014 Aufnahme Paul Pretzsch. Verlag Hch. Pretzsch, Freyburg a. U. Gelaufen. Poststempel unleserlich.
4. Bild von oben: Ruhla - Reliefs: "Ankunft des Landgrafen Ludwig in der Schmiede" - "Züchtigung der Edelleute durch Landgraf Ludwig". Adressseite: 1904 Stengel & Co., G.m.b.H., Dresden 24468. Nicht gelaufen.
5. Bild von oben: Berghotel Edelacker Freyburg a. U. Links unten: Sage vom Edelacker [Reliefabbildung einmontiert] Adressseite: Nr. 11 Verlag Paul Pretzsch, Freyburg a. Unstrut.. 4591. Nicht gelaufen. Text auf Rückseite:

Ludwig der Eiserne, Landgraf von Thüringen auf der Wartburg und Neuenburg, hörte gelegentlich eines Jagderlebnisses in der Schmiede zu Ruhla von der Bedrückung seiner Handelsleute und Bauern durch seine Edelleute. Als er sie in Strafe nehmen wollte, empörten sie sich. Er besiegte sie jedoch und spannte sie auf steinigem Boden in der Nähe der Neuenburg vor den Pflug, zur Mahnung der Achtung vor der Arbeit Preis. Zum Andenken wurde der Acker "Edelacker" genannt.

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2. Graf v. La Rosée
Der Edelacker der Thüringer

Als der Landgraf Ludwig von Thüringen, mit dem Zunamen der Eiserne zur Regierung kam, war er noch sehr jung. Die Geschichte erzählt von ihm, daß er von Natur mild und gutmüthig gewesen sey, und sich von seinen Untergebenen mehr habe gefallen lassen, als gut war. Besonders mißbrauchten seine Räthe und Edelleute die fürstliche Huld und Güte, sie wurden stolz und übermüthig, achteten ihres gelinden Herrn nicht, verlachten seine Gebothe, und plagten die Unterthanen nach Eigenlust und Wohlgefallen.

Einst geschah es, daß der Landgraf sich auf der Jagd verirrte. Die Nacht überfiel ihn, und er kam zu einen Wald- und Hammerschmid in der Ruhl, den er um ein Nachtquartier ansprach. Er war, wie gewöhnlich, ganz einfach gekleidet, und es war seinem Aeußern nicht anzusehen, daß er der mächtige Landgraf von Thüringen war. "Wer seyd ihr? fragte der Schmidt. - "Ich bin" antwortete Ludwig, "einer von den Jägern des Landgrafen". - Unwillig fuhr der Schmidt auf und rief: "Pfui des Landgrafen! des weibischen Fürsten; wer ihn nennt, sollte sich allemal das Maul wischen."

Der Landgraf stand betroffen, und sagte kein Wort. Der Waldschmid fuhr fort: "Herberge will ich dir geben. Auch wirst du im Stall Heu finden, da magst du dich mit deinem Pferde behelfen. Du magst vielleicht ein wackerer Mann seyn, aber um deines Herrn, um des barmherzigen Landgrafen willen, solltest du mir nicht über die Schwelle kommen." Der Landgraf dankte dem Wirthe, führte sein Roß in den Stall, und als er dasselbe versorgt hatte, gieng er wieder in die Werkstatt zurück, wo der Schmid arbeitete. Er sah ihm stillschweigend zu, und bewunderte seinen Eifer. Bey jedem Schlage, den der Schmidt mit seinem Hammer auf das Eisen that, schalt er auf den Landgrafen, und sagte ärgerlich: "Werde hart, daß der Landgraf auch hart werde. Ey so werde hart, du unseliger barmherziger Landgraf! Siehst du denn nicht, wie deine Räthe und Junker die armen Leute plagen; Merkst du denn nicht, daß sie dich bey der Nase herumführen."

So fuhr er fort, und erzählte mancherley Geschichten von Bedrückungen der Unterthanen und der Tyranney der Beamten und des Adels. "Und," redete er weiter, wollen die armen gemißhandelten Unterthanen klagen, so können sie nicht vor den Herrn kommen. Und glückts ja einem einmal, einen Befehl auszubringen, so spottet die Ritterschaft darüber, hält ihren Herrn unwerth, und beschimpft ihn."

Der Landgraf ließ sich nichts merken, faßt aber Alles, was der Schmidt sagte, tief im Herzen, und sprach bey sich selbst: "Nur Geduld, es soll wohl anders werden!" Und von dieser Stunde an wurde er, was der ehrliche Ruhler haben wollte, hart, setzte seiner Ritterschaft den Daumen auf's Auge, und zeigte sich als Herr.

Das wollten aber die Junker nicht leiden; sie rotteten sich zusammen, und bothen ihrem Herrn die Spitze. Da zog der Landgraf zu Felde gegen seine widerspenstigen Vasallen, und es kam im Jahre 1167 bey Naumburg an der Saale zu einem hitzigen Treffen, in welchem er siegte und die Rebellen zu Paaren trieb. Er bekam ihrer viele gefangen, und zu diesen sagte er: "Jetzt könnt' ich euch allen die Köpfe abschlagen lassen, aber ich will's nicht thun, ob meiner angebohrnen Milde. Wollt' ich euch um Geld strafen, so möchte man mich geitzig nennen. Ließ ich euch ganz ungestraft los, so würdet ihr meines Zorns lachen. Darum sollt ihr gezüchtigt werden nach Verdienst."

Mit diesen Worten spannte er ihrer vier zu vier, bis aufs Hemd ausgezogen, vor einen Pflug, trieb sie an und hieb mit der Geisel auf sie zu, daß sie sich oft beugten und niederfielen. So oft eine Furche geackert war, spannte er andere vor den Pflug, und pflügte so einen ganzen Acker. Darauf ließ er diesen Acker mit Steinen umgeben, befreyte ihn, und nannte ihn den Edelacker. Die Edelleute aber führte er zurück nach Naumburg, und dort mußten sie ihm wieder aufs neue schwören und huldigen.

 

Quelle:
Sammlung reifer Blüthen und Früchte zur Belehrung und Unterhaltung. Baierns erwachsener Jugend gewidmet von Fr. X. Graf v. La Roseé. I. Jahrgang, VII. Heft. München 1825. Gedruckt bey J. G. Fleischmann (Schrannenplatz Nr. 601) (Digitalisierung durch Google), S. 25-28. Rechtschreibung und Zeichensetzung nach der Vorlage.

Franz Xaver Basselet Graf von la Rosée (geb. 21. August 1774 in München; gest. 8. Januar 1829 in Neuburg an der Donau) und zum Adelsgeschlecht Basselet von La Rosée siehe den Eintrag in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Basselet_von_La_Rosée_(Adelsgeschlecht)

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3a. Ludwig Bechstein
Der Schmied in Ruhla

Graf Ludwig, der die Wartburg bauete und auch Eisenach, die Stadt, mit Mauern umgab, der Reinhardsbrunn, das Kloster gründete und in demselben als Mönch büßete, verließ einen Sohn, auch Ludwig geheißen, den machte der Kaiser zum Landgrafen in Thüringen, und derselbe war, da er noch ein Jüngling war, gar gütig und demütig gegen Edle und Unedle, und von mildem Wesen; solches ward ihm von seinen Vasallen für Schwäche und Thorheit ausgelegt. Er strafte nicht gern, und hörte nicht gerne klagen, hatte zu allen Menschen das beste Vertrauen und wußte nicht, daß die Edeln seine Unterthanen schmählich bedrückten, und daß Bürger und Bauern von ihnen viel böser Gewalt erleiden mußten, zumal die, so um ihn waren, zu verhindern wußten, daß Beschwerden an den Herrn gelangten.

Da geschah es, daß der junge Landgraf eines Abends auf einem Jagdritt sich im Forste verirrte und in die Nähe des Ortes Ruhl kam, da sah er das helle Feuer einer Waldschmiede durch die Nacht leuchten, ging darauf zu, und bat den Schmied um Herberge. Der Schmied kannte ihn nicht, und fragte ihn, wer er sei. - Ich bin eures Herrn, des Landgrafen Jäger einer. - Pfui des Landgrafen! - rief der Schmied und spuckte aus, und wischte sich. Wer ihn nennt, muß sein Maul wischen, daß er es nicht verunreint mit dem Namen. Pfui des übelbarmherzigen Kunzenherrn! - Um deines Herrn willen herberge ich dich wahrhaftig nicht! Geh, ziehe nur dein Pferd in den Schoppen, dann komme her und sitze nieder - iß und trink, was da ist, und ruhe auf dem Heu, denn Bettgewand ist hie nicht vorhanden. - Der Landgraf, ganz verwundert ob dieser groben Rede, schwieg ganz still, ging und brachte sein Pferd unter Dach und kam wieder in die Schmiede.

Der Schmied kümmerte sich soviel als gar nicht um ihn, schürte sein Feuer, zog den Blasebalg, hitzte und hetzte, glüht sein Eisen, löschte es, glühte wieder und hämmerte, und rief bei den Schlägen fort und fort: Landgraf Ludwig, werde hart, werde hart! - und schlug mit dem gewichtigen Hammer, daß die Funken stoben, und erzählte alles nach der Schnur her, worüber die Unterthanen klagten, und schob alle Schuld und alles Unrecht, was im Lande geschah, auf den Landgrafen, und verwünschte und verfluchte ihn in die unterste Hölle.

Er sang das alte Lied von den dünkelvollen Räthen, die alles besser wissen, sich und ihre Weisheit für unfehlbar halten, die Fürsten glaubend machen, es stehe alles gut im Lande und hinterdrein ist's Lug und Trug und der Aufruhr schlägt in hellen Flammen aus, und alles Unglück, das daraus entsteht, wird hernach den Fürsten in die Schuhe geschoben.

Dem Landgrafen erschrak das Herz im Leibe, als er aus dieser harten Stimme des Schmiedes des Volkes Stimmung gegen sich vernahm, und er nahm sich vor, dem Unfug, den seine Edeln verübten, ein Ende mit Schrecken zu machen. Ganz hart geschmiedet verließ er, nachdem er kein Auge zugethan, die Ruhlaer Waldschmiede, und sein milder Sinn war in einen eisernen verkehrt. Er nahm die Zügel der Regierung in die eigne Hand und zog sie so straff, daß die edeln Rosse schäumten und knirschten und sich bäumten - aber das Volk athmete freier auf, und ward ihm wohler, denn die ritterlichen Vasallen durften es nicht mehr placken und schinden.

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Landgraf Ludwig werde hart! werde hart! Illustration von Adolph Ehrhardt

Landgraf Ludwig werde hart! werde hart!
Illustration von Adolph Ehrhardt.
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3b. Ludwig Bechstein
Der Edelacker

Da nun in Thüringen der mannliche Landgraf zu seinem Volke hielt, und ihm die Last abnahm, mit der es die Räthe und die Amtleute bedrückt, von denen der Schmied gesagt hatte, daß sie als schlaue Jäger die rothen Füchse - nämlich die Goldstücke - in ihre Beutel trieben - wurden ihm seine Edeln allzumal mächtig gram, denn des Fürsten Thun dünkte sie eine unerhörte Neuerung, und lehnten sich auf gegen ihn, und sprachen: wir wollen das nicht fürder leiden.

Als solches dem Landgrafen hinterbracht ward, daß sie als widerspenstige Vasallen einen Willen für sich apart haben wollten, thät er einen eisernen Panzerrock an, und zog nach der Rumburg über Freiburg mit Heeresmacht und nahm die, so sich zusammengerottet, gegen ihn zu streiten, alle gefangen, und führte sie über der Burg auf ein flaches Feld und hielt ihnen dort eine Rede. in der er ihnen alles sagte, was er auf dem Herzen hatte, daß sie lehenseidbrüchige Rebellen seien, und daß ihre Köpfe eigentlich jetzt vor ihre Füße gehörten. Er wolle aber nicht, daß man ihm nachsage, er tödte seine eigenen Diener; Schatzung ihnen auflegen wolle er auch nicht, er wolle sich nicht, wie sie gethan, mit der Unterthanen Gut bereichern, sie aber ungestraft entlassen, würde ursachen, daß sie fürder seinen Zorn verlachten, so wolle er ein Beispiel geben zur Nachahmung für die künftigen Zeiten.

Ließ sich Stränge und Halftern reichen, spannte die Edeln je vier und vier an einen Pflug, den die Diener halten mußten, und trieb sie, mit einer Geisel nebenher gehend, wie ein Ackermann, eine lange Furche zu ahren. Und als eine Furche gezogen war, da ließ er den Pflug wenden, und vier andere einspannen und ahrete also einen ganzen Acker, wie mit Pferden und ließ dann den Acker mit großen Steinen zeichnen, zum ewigen Gedächtniß, und machte ihn zu einem Asyle. Darauf nannte er den Acker den Edelacker, und derselbe heißt heute noch so, und liegt nahebei hinter der alten Rumburg auf freier Höhe. Die so schwer gedemüthigten Vasallen aber mußten ihm aufs neue schwören und hulden, sie mußten, oder der Zorn ihres Herrn kam über sie, wie ein Ungewitter.

Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Mit sechzehn Holzschnitten nach Zeichnungen von A. Ehrhardt. Leipzig: Georg Wigand 1853 (Digitalisierung durch Google). Darin Nr. 452. Der Schmied in Ruhla, S. 3844.; Nr. 543. Der Edelacker, S. 386. Rechtschreibung und Zeichensetzung nach der Vorlage. Abschnitte eingefügt.

Zu Ludwig Bechstein (1801-1860) siehe den Eintrag in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Bechstein

Ehrhardt, Adolph, Geschichts- und Bildnismaler, geb. 21.11.1813 in Berlin, gest. 19.11.1899 in Wolfenbüttel, studierte an der Berliner Akademie und in Düsseldorf bei Friedrich Wilhelm von Schadow. Er arbeitete in Dresden und war seit 1846 an der dortigen Akademie tätig. "Ehrhardt war ein sehr fleißiger Künstler, der vieles und Mannigfaltiges geschaffen hat. [...]. Ein großer Teil der Arbeiten Ehrhardts ist als Illustration zu Dichterwerken gedacht; italienische und deutsche Poeten, wie Dante, Tasso, Lessing, Uhland, Heine und der Ehrhardt befreundete Malerdichter Robert Reinick boten die Stoffe dazu. Genannt seien nur: die Ölgemälde „Rinaldos Trennung von Armida“ (1845), „Der Traum Dantes“ (1851) und „Die Lorelei“ (1878); das Aquarell „Schlußszene des 5. Aktes aus Emilia Galotti“ (1861) und die Zeichnungen zu Reinicks „Liedern eines Malers“ (1838), zu Ludwig Bechsteins „Deutschem Sagenbuch“ und zum „Deutschen Balladenbuch“ (beide 1853 erschienen). (Thieme-Becker)

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Ruhla i. Thür., "Landgraf werde hart!" Fenster in der Kirche St. Condordia. Adressseite: Kunstanstalt Straub & Fischer, Meiningen, Reg-Nr. 23. Rechts unten: V/11/28 A 233/54. Nicht gelaufen.

Zur Kirche St. Concordia in Ruhla siehe den Eintrag in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/St._Concordia_(Ruhla)

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4- Wilhelm Gerhard
Der Edelacker
(Ballade)

Hallo! hallo! das Hüfthorn schallt,
Hallo! die Hunde bellen!
Der Landgraf reitet spät im Wald
Mit seinen Jagdgesellen,
Und schnell verlockt auf flücht'gem Roß
Ein Hirsch ihn von der Diener Troß.

Er lenkt die Zügel hin und her
Durch Sumpf und wilde Hecken,
Und lauscht und spähet kreuz und queer,
Den Ausweg zu entdecken;
Allein der Hörnerklang verhallt,
Und immer dunkler wird der Wald.

Auf einmal blinket wie ein Stern,
Ihm Lichterschein entgegen,
Auch hört' er deutlich dumpf und fern
Den Schall von Hammerschlägen,
Und freudig spornet er das Roß,
Ihm scheint die Hütt' ein Feenschloß.

Gott grüß Euch, Meister! ruft er froh,
Darf ich um Herberg bitten?
Nur einen Trunk und wenig Stroh,
Denn ich bin weit geritten! -
Der Hufschmidt nöthigt ihn hinein,
Und spricht: Ihr sollt willkommen seyn!

Ich seh's, Ihr seyd vom Ritte matt,
Gebt her den Pfeil und Bogen!
Das brave Jagdroß frißt sich satt,
Hab's in den Stall gezogen.
Nehmt nur vorlieb, mein edler Gast!
Die Hütt' ist freilich kein Pallast.

Ein muntrer Wirth, ein Becher Wein,
Erquicken ihm die Glieder,
Dann wirft er sich im Kämmerlein
Auf's karge Lager nieder,
Und sorgsam deckt der Alt' ihn zu,
Und wünscht ihm eine sanfte Ruh.

Noch will der Herr vom langen Ritt
Der Morgenruhe pflegen,
Doch frühe weckt ihn schon der Schmidt
Mit seines Hammers Schlägen;
Er bläst die Kohlen, schürt die Glut,
Und hämmert drauf mit frohem Muth.

Und wie die Eisenstang' erstarrt,
Ruft er bei jedem Schlage:
O Landgraf, Landgraf! werde hart,
Bist sonst des Landes Plage!
Der Landgraf hört es, spitzt das Ohr,
Und hebt vom Lager sich empor.

Mein lieber Meister! Euch ist ja
Recht schnurr'ger Sinn beschieden;
Was murmelt Ihr vom Ludwig da?
Ich glaub' Ihr wollt ihn schmieden.
Mich hat das Sprüchlein aufgeweckt,
Vertraut mir, was dahinter steckt!
Der Schmidt versetzt: Mein Jägersmann,
Ich ziele nach den Rittern,
Die was des Bauers Fleiß gewann,
Mit feiner Nase wittern.
Und, dünkt mich, gegen solche Brut
Ist unser Landgraf viel zu gut.

Im Schweiße bauen wir das Feld,
Und sammeln in die Scheuern;
Allein da kommt ein Lanzenheld,
Und plaget uns mit Steuern.
Der gute Ludwig wird genarrt,
Drum sag' ich: Landgraf werde hart!

Wie? ruft entrüstet Jener aus,
Ließ ich mich so bethören?
Bring' eilig mir den Hengst heraus!
Das Weit're sollst du hören.
Ich bin der Landgraf selber, Freund!
Dein Meisterspruch war gut gemeint.

Drückt ihm die Hand, besteigt das Roß,
Fliegt im Galopp von dannen,
Schickt von der Wartburg festem Schloß
Nach seinen treuen Mannen,
Und nimmt der argen Ritterschaft
Gefährlichste sogleich in Haft.

Der andre Haufe rottet zwar
Rebellisch sich zusammen,
Doch Ludwig dämpft mit treuer Schaar
Des Aufruhrs wilde Flammen,
Und bricht in einer einz'gen Schlacht
Der Widerspenst'gen kühne Macht.

Gefesselt führet man zum Thron,
Die Ritter und die Grafen.
Ihr Schurken! ruft der Landgraf, Hohn
Soll man mit Hohn bestrafen;
Ihr drückt die Bauern bis auf's Blut:
Jetzt fühlet, wie's dem Bauer thut!

Drauf tönen von dem Thron' herab
Die Worte: Treue Mannen,
Nehmt ihnen Helm und Rüstung ab,
Laßt in den Pflug sie spannen! -
Der Landgraf reitet selbst dabei,
Und prüft, ob recht geackert sey.

Und schickt, sobald der Morgen graut,
Auf seinem schnellsten Rappen
Zu dem der ihn den Spruch vertraut,
Dem Alten, einen Knappen:
Er bringe Zeug und Hammer mit,
Und sey fortan mein Waffenschmidt!

Der Hufschmidt naht mit frohem Blick,
Scheint für den Herrn zu zagen,
Und bittet ihn, sein Meisterstück,
Ein Panzerhemd, zu tragen,
Und Ludwig trug es, wie bekannt,
Und ward der Eiserne genannt.

Der Acker aber, wo in's Joch
Die Ritter sich gebogen,
Sah man in späten Zeiten noch
Mit einer Wand umzogen,
Und mancher fühlte tief die Schmach,
Wenn man vom Edelacker sprach.

Quelle:
W. Gerhard's Gedichte. 2. Bd. Leipzig: Joh. Ambr. Barth 1826 (Digitalisierung durch Google). Darin: Der Edelacker, S. 24-28. Rechtschreibung und Zeichensetzung nach der Vorlage.

Zu Wilhelm Gerhard (1780-1858; Gedichte, 4 Bde. 1826) siehe den Eintrag in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Gerhard

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Gruss aus Ruhla. Der Schmied von Ruhla - O Landgraf werde hart. Verlag v. C. Fr. Schönborn, Ruhla in Thüringen

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Gruss aus Ruhla. Der Schmied von Ruhla - O Landgraf werde hart. Verlag v. C. Fr. Schönborn, Ruhla i. Th. Adressseite, rechts unten: 43135. Gelaufen.

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5. A. Böttcher
Der Edelacker
bei Freiburg
(Ballade)

I.

Herr Ludwig, Graf vom Thüringerland,
ritt jagen im grünen Walde;
da irrt er umher, der Pfad verschwand,
die Nacht ereilt ihn zu balde.

Fern lud ihn ein gastliches Feuer ein,
er ging in die Ruhle zum Hammer:
"Gastirt mich heut, lieber Meister mein,
und gönnt mir Imbiß und Kammer."

Der Fürst ging in einem groben Kleid,
d'rum war das Männlein 'was träger!
"Erst sagt mir, Bursche, wer ihr denn seyd?"
Ich bin des Landgrafen Jäger!

"Pfui! redet mir von dem Grafen nicht,
das Maul läuft über vor Aerger;
Herberge hab' ich und Erbsengericht,
fehlt nur der Johannisberger!"
Herr Ludwig trat ein und trank und aß,
in den Schuppen ging er zu schlafen,
der Schmied aber schwang ohn' Unterlaß
den Hammer und schwatzte vom Grafen.

Und wann er schlug, dann sang er im Bart
für Ludewig schreckliche Weisen:
"O werde hart, werde hart, werde hart,
o Landgraf, so wie dieß Eisen!

"Wol treiben der Graf und die Jäger sein
in's Garn die Wölfe und Lüchse,
indessen treiben die Amtmännlein
in die Beutel die rothen Füchse.

"Und Ludwig bleibt dabei so zart,
mag tadeln nicht und verweisen,
o werde hart, werde hart, werde hart,
o Landgraf, so wie dieß Eisen!"

Und was der Schmied so sprach und sang
zu Thüringens Nutz und Frommen,
hat Ludwig, dem's zu Ohren drang,
zu Herzen still genommen.

II.

Bald Ludwig zog zu Naumburg ein
über Berg und Thal und Auen,
thät just am Weg ein Bäuerlein
im Schweiß das Feld bebauen.

"Ach Herr, erbarmt euch meiner Noth,
hab' zu Hause Frau und Kinder,
wild haben die Edelleut' gedroht,
zu pfänden mir Hütt' und Rinder."

Herrn Ludwig fuhr's durch Bein und Mark,
ging flugs zu den Edelleuten:
"So viel hat wie ein Ritter stark
der Bauer auch zu bedeuten."
Er nahm sie fort zu Feld und Pflug
auf einen steinigten Acker;
wo jüngst der Ritter den Bauer schlug,
hieb er nun die Ritter so wacker.

Am Pflug spannt er die Junker zu vier,
die zogen, er trieb mit der Geißel,
gerad' als hieb auf lust'gem Revier
mit der Peitsch' er springende Kreisel.

Geackert wurden da manche Furch',
manch' blutige Striemen und Narben:
"Wo der Boden gelockert durch und durch,
da gedeihen nur volle Garben!"

Herr Ludwig spricht es und kehret heim
gen Naumburg hin, an der Saale;
da scholl zum Lobe so mancher Reim
dem eisernen Grafen beim Male [!].

Quelle:
Preußens Volkssagen, Mährchen und Legenden, als Balladen, Romanzen und Erzählungen bearbeitet von Widar Ziehnert. 3. Bd. Leipzig: C. B. Polet 1840 (Digitalisierung durch Google), S. 55-58. Rechtschreibung und Zeichensetzung nach der Vorlage.

A. Böttcher: nicht ermittelt. In Frage kommt der Übersetzer und Lyriker Adolf Böttger (1815-1870).

Zu dem Dichter und Sagensammler Widar Ziehnert (1814-1839) siehe den Eintrag in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Widar_Ziehnert

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Einen Überblick über die Märchen- und Sagenmotive
im Goethezeitportal finden sie hier.

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6. Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut

Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut. 50 Pfennig. Dieser Gutschein verliert seine Gültigkeit drei Monate nach erfolgter Bekanntmachung. Freyburg am 12. Sept. 1921. Vom Steine gedruckt von Otto Richters (?) und W. Erfurt. Mit der Schere geschnitten von Walter Hege-Naumburg.

Die Vorderseite (amtliche Seite) der Serie bleibt gleich, variiert jedoch in der Farbe. Die Rückseite (Bildseite) illustriert die Sage vom Edelacker in 5 Bildern.

Die hier vergrößert dargestellten Notgeldscheine haben eine Höhe von 6,5 und eine Breite von 12 cm.

Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut mit Bildern der Sage vom Edelacker

Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut mit Bildern der Sage vom Edelacker

Vom Edelacker ist's die Sage
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Text auf Bildseite: Landgraf Ludwig der Eiserne bestraft einen seiner Ritter, der sich gegen ihn vergangen. Darob empören sich die übrigen.

Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut mit Bildern der Sage vom Edelacker

Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut mit Bildern der Sage vom Edelacker

Vom Edelacker ist's die Sage
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Text auf Bildseite: Bei der Neuenburg trifft Ludwigs Heervolk mit den Aufständischen zusammen und besiegt sie im Kampfe.

Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut mit Bildern der Sage vom Edelacker

Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut mit Bildern der Sage vom Edelacker

Vom Edelacker ist's die Sage
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Text auf Bildseite: Sie werden gefangen zur Burg geführt und der Eiserne Landgraf hält ein strenges Gericht über sie.

Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut mit Bildern der Sage vom Edelacker

Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut mit Bildern der Sage vom Edelacker

Vom Edelacker ist's die Sage
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Text auf Bildseite: Er spannt sie vor einen Pflug, nimmt die Geißel, treibt sie mit Schlägen vorwärts und pflügt mit ihnen einen ganzen Acker.

Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut mit Bildern der Sage vom Edelacker

Notgeld der Stadt Freyburg an der Unstrut mit Bildern der Sage vom Edelacker

Vom Edelacker ist's die Sage
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Text auf Bildseite: Nie wollen die also Gezüchtigten sich wieder empören. Sie schwören auf neue dem Landgrafen die Treue.

Zum Fotografen und Maler Walter Hege (1893-1955) siehe den Eintrag in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Hege

Vgl. Ursula Dittrich-Wagner: Walter Hege und das Naumburger Notgeld. Stadtmuseum Naumburg.
URL: http://www.mv-naumburg.de/notgeld

Die Szene mit dem Landgrafen beim Schmied von Ruhla findet sich auf dem 50 Pfennig-Notgeld der Städte Ruhla (zwei Verwaltungsgebiete bis zur Bildung des Landes Thüringen). Den Schmied hat die Stadt Ruhla im Wappen.

Siehe die Notizen zum Notgeld auf der folgenden Seite:
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4114

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Notgeld finden Sie auch auf den folgenden Seiten:


Ritter Staupitz
Notgeld der Stadt Döbeln
www.goethezeitportal.de/index.php

Notgeld: Doctor Faustus
(Notgeld der Stadt Roda)
www.goethezeitportal.de/index.php

Schiller-Notgeld aus Rudolstadt
www.goethezeitportal.de/index.php

Ilmenau
(Notgeld der Gemeinde Stützerbach)
www.goethezeitportal.de/index.php

 

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7. Literatur und Weblinks

Literaturhinweise:
* Deutsche Sagen. Hrsg. von den Brüdern Grimm. 2. Teil. Berlin, in der Nicolaischen Buchhandlung 1818 (Digitalisierung durch Google). Darin Nr. 550. Der hart geschmiedete Landgraf, S.333-335; Nr. 551.Ludwig ackert mit seinen Adlichen, S. 335f. - Digital bei Zeno.org.
http://www.zeno.org/Literatur/M/Grimm,+Jacob+und+Wilhelm/Sagen/Deutsche+Sagen
* Sammlung reifer Blüthen und Früchte zur Belehrung und Unterhaltung. Baierns erwachsener Jugend gewidmet von Fr. X. Graf v. La Roseé. I. Jahrgang, VII. Heft. München 1825. Gedruckt bey J. G. Fleischmann (Schrannenplatz Nr. 601). Darin: Der Edelacker der Thüringer, S. 25-28.
* Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Mit sechzehn Holzschnitten nach Zeichnungen von A. Ehrhardt. Leipzig: Georg Wigand 1853. Darin Nr. 452. Der Schmied in Ruhla, S. 3844.; Nr. 543. Der Edelacker, S. 386. - Digital bei Zeno.org.
http://www.zeno.org/Literatur/M/Bechstein,+Ludwig/Sagen/Deutsches+Sagenbuch
* Susanne Schmidt-Knaebel: Ludwig Bechstein. Prosasagen außerhalb der großen Anthologien (1826 - 1859). Frankfurt a.M.: Peter Lang 2008. Hier S. 139f. ISBN 978-3-631-55653-5
* Thüringer Sagen (Deutscher Sagenschatz). Mit 20 Tafeln und 54 Abbildungen im Text. Gesammelt u. hrsg. von Paul Quensel. Jena: Eigen Diederichs 1926, S. 42f. - Neuausgabe 1991.

Der Volks- und Jugendschriftsteller Karl Gustav Nieritz (1795-1876) hat die Sage bearbeitet: Der Schmied von Ruhla. Eine Erzählung aus der Geschichte des 12. Jahrhunderts, 1845, mit zahlreichen weiteren Ausgaben und Bearbeitungen. Zu Nieritz siehe den Eintrag in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Nieritz

Friedrich Lux (geb. 1820 in Ruhla, gest. 1895 in Mainz) komponierte: Der Schmied von Ruhla. Romantische Oper in drei Acten, Uraufführung 1882. "Mit großem Erfolg folgten weitere Aufführungen auf über mehr als 30 Bühnen, darunter Straßburg, Chemnitz und Basel." Siehe den Eintrag in Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Lux_(Komponist)

Weblinks:
* Geschichte der Stadt Ruhla. Darin: Der sagenhafte Schmied von Ruhla. URL:
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Stadt_Ruhla
* Homepage der Stadt Ruhla. Darin: Sagen unserer Heimat. Startseite:
http://www.ruhla.de/index.shtml

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