Jutta Assel und Georg Jäger:
Stuttgarter Schillertage. Huldigung und Festzug 1905
Die "Stuttgarter Schillertage" zum 100. Todestag Schillers 1905 fanden ihren Höhepunkt in einem Festzug und einem Weihespiel. An dem Festzug, der mit 19 ganzseitigen fotografischen Aufnahmen dokumentiert wird, nahmen alle Vereinigungen, Gewerbe und Innungen mit Aufzügen und Festwagen teil. Sie gaben der "Liebe, Verehrung und Dankbarkeit für Friedrich Schiller, des deutschen Volkes Dichter und Führer, den hohen Priester der Gesittung, Menschheitsrechte und Vaterlandsliebe" Ausdruck. Eröffnet wurde der Zug von den Sängern, Turnern und Schulen Stuttgarts, es folgten die Vereinigungen von Gewerbe, Handel und Landwirtschaft." Viele Wagen nehmen direkten Bezug auf Schiller, sein Leben, seine Zeit und seine Werke. So die "Gruppe der Bäcker mit Weltkugel, Riesenbrezel und Modellen der Bäckerhäuser von Schillers Vorfahren in Marbach und Bittenfeld". Der Festwagen des Gastwirtsverbandes stellt den "alten Ochsen" dar, in dem Schiller als Regimentsmedicus "einst trank und sang, stritt und scherzte, Kegel schob und Karten spielte". Der Verein der Gipsermeister und Stukkateure brillierte mit dem Festwagen "Pegasus im Joche", die Erz- und Glockengießer führten eine gegossene "Concordia" ("Schillerglocke") mit sich, die Schützengilde widmete ihren Festwagen Wilhelm Tell. Andere Vereinigungen wählten sich ein Motiv aus der Zeit Schillers, wie z.B. die Jagdgesellschaft "Hotel Textor", die einen Jagdzug Herzog Karl Eugens inszenierte, oder das Fuhrgewerbe, das Handel und Gewerbe auf der Landstraße vor 100 Jahren zur Darstellung brachte. Der Stuttgarter "Festreigen", der im Februar mit einem Kostümfest begann und im Juni "mit der letzten Vorstellung des Schiller-Zyklus im Hoftheater" seinen Abschluss fand, zählt zu den aufwendigsten Festivitäten der Schillerverehrung.
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