Vorlage: ***** II. Die Vorgängerbauten des Schlosses LichtensteinIm Epilog des Romans Lichtenstein führt Hauff den zeitgenössischen Leser in die eigene Gegenwart und meint in Anlehnung an Gustav Schwabs Gedicht: „Auch Lichtensteins alte Feste ist längst zerfallen, und auf den Grundmauern erhebt sich ein freundliches Jägerhaus“ (Reclam S. 405). Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild Die Zweizeiler unter den drei Bildern sind Teile eines Gedichts, das der Erbauer des neuen Lichtenstein, Graf Wilhelm von Württemberg, verfasste. P. Sinner, Photogr. Verlag, Tübingen. 1906. No. 209. Beschrieben, aber nicht gelaufen. Die „alte Feste“, wie sie auf der rechten Seite der Postkarte abgebildet ist, wurde 1802 abgerissen. Hauff hat sie also nicht mehr gekannt. Der spätmittelalterliche Bau war um 1390 an heutiger Stelle errichtet worden, nachdem die alte Lichtensteiner Burg im 14. Jh. zwei Mal zerstört und zuletzt nicht wieder aufgebaut worden war. Mauerreste dieses alten Lichtenstein aus dem frühen 12. Jh. finden sich noch heute etwa 500 Meter südöstlich der neuen Burg. 1389 war Lichtenstein an das Haus Württemberg gefallen. Die neue Burg hoch über dem Echaztal galt als sehr wehrhaft, wurde bis ins späte 16. Jahrhundert als fürstliches Jagdschloss genutzt. Sie verfiel jedoch im 18. Jahrhundert immer mehr und wurde nur noch vom herzoglichen Forstknecht bewohnt. Durch einen Brand war das Gebäude vollends baufällig geworden. 1802 ließ Herzog Friedrich von Württemberg deshalb den oberen Teil der Burg abtragen. Auf den spätmittelalterlichen Mauern wurde ein Fachwerkbau errichtet, der als Sitz des Revierförsters und nun auch wieder als herzogliches Jagdschloss diente. Denn die Lichtensteiner Jagd zählte zu den besten Revieren Württembergs. Das neue Forsthaus nahm oft Gäste auf, nicht nur fürstliche, – sowohl Schwab als auch Hauff wissen davon zu berichten (s.o.). Zusammen mit der seit 1803 beleuchteten Nebelhöhle wurde der Lichtenstein zum vielbesuchten Ausflugsort, ganz besonders an Pfingsten. Das Bild auf der linken Seite der Postkarte (1802 – 1838) zeigt also den baulichen Zustand des Lichtenstein zu Lebzeiten Wilhelm Hauffs: „das freundliche Jägerhaus“, wie er den Fachwerkbau in seinem 1826 erschienenen Roman nennt. Sicherlich war es nicht das Gebäude selbst, das Besucher so zahlreich anzog. Denn es entsprach mit seinem Krüppelwalmdach und der schlichten Form vielen Pfarr- und Forsthäusern, wie sie in Württemberg seit Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut wurden. Der weite Blick hinaus ins Land vom steil aufragenden Felsen aus - das faszinierte die Besucher. Und Wilhelm Hauff inspirierte diese Lage des geschichtsträchtigen Ortes, sein Romanschloss genau auf diesem schroffen Steine zu errichten: „Wie das Nest eines Vogels auf die höchsten Wipfel einer Eiche oder auf die kühnsten Zinnen eines Turmes gebaut, hing das Schlößchen auf dem Felsen. Es konnte oben keinen sehr großen Raum haben, denn außer einem Turm sah man nur eine befestigte Wohnung, aber die vielen Schießscharten im unteren Teil des Gebäudes, und mehrere weite Öffnungen, aus denen die Mündungen von schwerem Geschütz hervorragten, zeigten, daß es wohlverwahrt und trotz seines kleinen Raumes eine nicht zu verachtende Feste sei; und wenn ihm die vielen hellen Fenster des oberen Stockes ein freies, luftiges Ansehen verliehen, so zeigten doch die ungeheuren Grundmauern und Strebepfeiler, die mit dem Felsen verwachsen schienen, und durch Zeit und Ungewitter beinahe dieselbe braungraue Farbe, wie die Steinmasse, worauf sie ruhten, angenommen hatten, daß es auf festem Grunde wurzle, und weder vor der Gewalt der Elemente noch dem Sturm der Menschen erzittern werde. Eine schöne Aussicht bot sich schon hier dem überraschten Auge dar, und eine noch herrlichere, freiere, ließ die hohe Zinne des Wartturms und die lange Fensterreihe des Hauses ahnen.“ (Reclam S. 211 f.) Hauffs Schilderung ‚seines‘ Schlösschens im Roman Lichtenstein scheint dem mittleren Bild der Postkarte, dem dort abgebildeten, spätmittelalterlich anmutenden Lichtenstein von 1840 sehr nahe zu kommen. Dieses neue Schloss Lichtenstein ließ Graf Wilhelm von Württemberg 13 Jahre nach Hauffs Tod errichten – und dessen Romanschloss diente als ‚Vorlage‘. ***** III. Das neue Schloss Lichtenstein1. Der Bauherr Graf Wilhelm von Württemberg (1810 – 1869)Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild Graf Wilhelm als Artillerieoffizier im Alter von 25 Jahren. Graf Wilhelm von Württemberg, 1810 in Stuttgart geboren, war ein Vetter des württembergischen Königs Wilhelm I. Für ihn wie auch für seinen älteren Bruder Alexander galt eine militärische Laufbahn als standesgemäß. Mit 18 Jahren begann Wilhelm seine Karriere im württembergischen Heer; den Höhepunkt dieser Karriere markierte die Ernennung zum Gouverneur der Ulmer Bundesfestung im Jahr 1857. Der Graf war ein leidenschaftlicher Sammler von Gemälden und Skulpturen, Wappen und Gläsern, Rüstungen, Uniformen und Waffen. Er hatte ein ausgeprägtes Interesse für Festungsbau und Geschütztechnik. Die Tätigkeit im württembergischen Militär ließ dem universell gebildeten Grafen offensichtlich auch noch viel Zeit für seine Sammelleidenschaft und seine zahlreichen anderen Interessen: Er verfasste Schauspiele und Gedichte, damit seinem Dichter-Bruder Alexander (1801 – 1844) sehr ähnlich. Wilhelm publizierte Aufsätze zu politischen, verschiedenen historischen, kunsthistorischen, aber auch naturwissenschaftlichen Themen und erhielt dafür 1845 von der Tübinger Universität den Doktor der Philosophie ehrenhalber verliehen. Besonders ausgeprägt war sein Interesse an Zeugnissen vaterländischer, d.h. württembergischer Geschichte und Landschaft. Er gehörte nicht nur zu den Gründern des Württembergischen Altertumsvereins (1843) und des Vereins für vaterländische Naturkunde (1844), sondern war auch jahrelang Vorsitzender bzw. aktives Mitglied dieser Vereine. ***** 2. Der Kauf von Lichtenstein1837 hatte Graf Wilhelm verschiedene Burgruinen in Württemberg sondieren lassen, um eine davon zum standesgemäßen Stammsitz und sicheren Aufbewahrungsort für seine diversen Sammlungen auszubauen. Die Burgruine Hohenneuffen z.B. wurde als zu groß und damit zu kostspielig verworfen. Schließlich erschien der Lichtenstein als das geeignetste Objekt: Durch seine Lage auf dem Felsen hatte es eine überschaubare Größe. Das steinerne Erdgeschoss der alten Burg war in einen Neubau zu integrieren. In der Nähe gab es nicht nur eine Ziegelbrennerei, sondern auch, wie der Graf in einem Brief schrieb, genügend „wohlfeile Arbeiter“. Und nicht zuletzt: Für den Lichtenstein sprachen auch seine Bedeutung für die württembergische Geschichte und dessen Popularisierung durch Wilhelm Hauffs Roman. Günstig war auch, dass die Gebäudeunterhaltung des „freundlichen Jägerhauses“ das württembergische Finanzministerium zu der Zeit gerade teuer zu stehen kam. König Wilhelm genehmigte deshalb den Verkauf an seinen Vetter Wilhelm. Am 25. 8. 1838 wechselte der Lichtenstein samt den dazugehörenden Grundstücken für 7 553 Gulden und 58 Kreuzer seinen Besitzer. Zum Vergleich: Das neu zu errichtende Forsthaus kostete den württembergischen Staat 10 192 Gulden. (Bidlingmaier, S. 121 und 132) Der Graf musste sich vertraglich verpflichten „auch künftig mit Bereitwilligkeit anständigen Besuchern“ den Zugang zum neuen Schloss zu gestatten. Das zeigt, wie sehr der Lichtenstein bereits als Touristenattraktion etabliert war. Graf Wilhelm von Württemberg hatte von Anfang an die Absicht, den neuen Lichtenstein im Stil der Zeit Herzog Ulrichs zu erbauen. Damit folgte er nicht nur dem Roman Wilhelm Hauffs. Das entsprach auch seinem eigenen, romantisch geprägten Umgang mit Geschichte: Wer zukünftig Schloss Lichtenstein betreten würde, sollte das deutsche Mittelalter nacherleben können. Mit seinem Schlossbau konnte er sich zudem in eine illustre Reihe einordnen: Der preußische Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. ließ seit 1837 die ihm von Koblenz geschenkte Burgruine Stolzenfels am Rhein wieder auf- und ausbauen, - ein romantisches Gesamtkunstwerk aus Schloss, Gärten und Rheinlandschaft. 1832 hatte Kronprinz Maximilian von Bayern die Ruine Hohenschwangau erworben und sie bis 1837 im Stil der Neugotik umbauen lassen. Das sind zwei Beispiele unter vielen, die zeigen, wie sehr es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem spätromantischen Zeitgeist entsprach, Bauten des Mittelalters zu erhalten bzw. zu restaurieren. In einem Fenster des Hauptturms von Lichtenstein ist bis heute diese Glasmalerei zu sehen. Hier ließ der Graf Hohenschwangau, das bayrische Vorbild seines Schlosses, verewigen. ***** 3. Die ArchitektenDie ersten Schloss-Entwürfe, vom württembergischen Hofmaler Franz Seraph Stirnbrand (1788 – 1882) und dem Offizier und Maler Christian Wilhelm von Faber du Faur (1780 – 1857) noch vor Abschluss des Kaufvertrags angefertigt, verwarf der Bauherr. 1837 knüpfte er Kontakte zu Carl Alexander Heideloff (1789 – 1865). Heideloff, in Stuttgart als Sohn des Theatermalers Victor Heideloff geboren, war in seinen jungen Jahren in verschiedenen württembergischen Schlössern selbst als Bühnenmaler und Dekorateur tätig, was auf seine spätere Art der Architekturdarstellung nicht ohne Einfluss blieb. Angeregt durch den Maler Johann Baptist Seele, beschäftigte er sich mit den Zeugnissen mittelalterlicher Architektur, fertigte auf Reisen durch Südwestdeutschland heute verlorene Skizzen an, die er später in seine Ornamentik des Mittelalters von 1838 aufnahm. Im zeittypischen Wettstreit von Klassizismus und Neugotik hatte er sich schon früh für die Neugotik entschieden. Seit 1820 lebte Heideloff als Architekt und Denkmalpfleger in Nürnberg. Seine Restaurierungen von Bauten und Denkmälern sowie seine zahlreichen Veröffentlichungen begründeten seinen Ruf als Erneuerer altdeutscher Baukunst weit über Bayern hinaus. ***** Tobias Falcke: Vorlage: ***** Heideloff war sofort begeistert von Graf Wilhelms Idee, ein Schloss im altdeutschen Stil zu errichten. Das zeigt sein Brief vom 24. November 1837 an den Grafen: „Es gebührt Euer Erlaucht der unverwelkliche Kranz des Ruhms, auf vaterländischem Boden das erste und nachahmungswürdige Beispiel der Erhaltung des erhabenen Styls altdeutscher Baukunst, den ersten sprechenden Beweis der Achtung vor den Überresten einer kräftigen deutschen Vorzeit bekundet zu haben. Schon Anfang 1838 schickte Heideloff erste Entwürfe für die Außenarchitektur, wobei er z.T. historische Vorbilder verarbeitete, z.B. Erker und Altane Nürnberger Bürgerhäuser, oder aber eigene neugotische Bauten, so der Turm des Schlosses Landsberg bei Meiningen. Heideloff hatte nur eine ungefähre Vorstellung vom Bauplatz – sein letzter Lichtenstein-Besuch lag, wie er dem Grafen schrieb, 28 Jahre zurück. Außerdem würde er aufgrund seiner Verpflichtungen in Nürnberg, vor allem als Direktor der von ihm gegründeten Polytechnischen Schule, nicht häufig vor Ort sein können. Deshalb beauftragte Graf Wilhelm noch einen weiteren Architekten: Der aus dem nahe gelegenen Reutlingen stammende Bauinspektor Johann Georg Rupp (1797 – 1883) wurde gebeten, ebenfalls Pläne für den Wiederaufbau des Lichtenstein anzufertigen. Er sollte auch die Bauaufsicht vor Ort übernehmen. Rupp hatte sich durch die Restaurierung der Reutlinger Marienkirche sowie durch den Bau von Kirchen, Schulen, Fabriken und Privathäusern, z.T. im neugotischen, z.T. im klassizistischen Stil, einen Namen gemacht. ***** Johann Georg Rupp (1797-1883), Quelle: ***** Aber auch der Bauherr selbst entwickelte eigene Vorstellungen, was die äußere und innere Gestaltung seines Schlosses betraf. Im Laufe des Jahres 1838 und noch bis zum Frühjahr 1840, als schon seit einem Jahr gebaut wurde, gingen die verschiedenen Pläne zwischen Heideloff und Rupp hin und her, wurden verändert oder es wurden die Änderungswünsche des Grafen eingearbeitet. So kann man sagen, dass Heideloff sicher hauptverantwortlich für die gesamte Gestaltung des Lichtenstein war. Doch auch Rupp und Graf Wilhelm leisteten einen wesentlichen Beitrag. ***** 4. Der BauZum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild Oben: Schloss Lichtenstein (817 m ü. M.). Kosmos. Adressseite: Franck-Verlag Stuttgart. Gelaufen. Poststempel unleserlich. Jeweils rechts im Bild das neue Försterhaus. ***** Im Mai 1839 begannen die Bauarbeiten für das notwendig gewordene neue staatliche Forsthaus. Es wurde nördlich des Lichtenstein im Wald errichtet und konnte schon ein Jahr später bezogen werden. Bis 1898 diente es als Sitz des württembergischen Revierförsters. Die Außengestaltung auch dieses Gebäudes geht ganz wesentlich auf Heideloff zurück. Als er im März 1839 den Lichtenstein besuchte, war er von den Bauplänen, die er einsehen durfte, wenig begeistert: Ein Försterhaus in klassizistischem Stil würde nicht zum neuen Lichtenstein passen! Heideloffs Gegenentwurf, ein neugotisches Forsthaus mit Spitzbogen-Fenstern und Treppengiebel sowie einer Fassadenverkleidung aus Tuffsteinen, wurde vom württembergischen Finanzministerium trotz Kostensteigerung akzeptiert, der Bau so ausgeführt. ***** Abbruch des alten Forsthauses am Lichtenstein 1839 Quelle (seitenverkehrt): ***** Im Frühjahr 1839 begann man mit den Abbrucharbeiten am Lichtenstein. Teile des Erdgeschosses und des Vorwerks konnten in den Neubau einbezogen werden. Noch vorhandene Grundmauern eines mittelalterlichen Turms bildeten den Unterbau für den neuen sechsgeschossigen Turm. Die Baufortschritte wurden in der Öffentlichkeit mit großem Interesse verfolgt. So berichtete z.B. die Schwäbische Chronik im Sommer 1840, aus dem „leichten Försterhause“ sei eine „stattliche Burg hervorgebrochen, die zum Theil ganz vollendet, zum Theil wenigstens in Umrissen erkennbar ist. – Ein stattlicher Ritterbau: verwegene Maurer, an Seilen gehalten, haben auch das letzte Fleckchen des schmalen Felsen überbaut, so konnte sich auf starken Fundamenten das Hauptgebäude, eine fast ganz neue Schöpfung, in die Luft erheben; aus den gothischen Fenstern des Saales, wo freilich alles noch wüste liegt, schweift der Blick ungehemmt über das waldreiche Gebirg und das bunte Thal; auf dem spizen Dach schweben über schwindelnden Abgründen die Ziegeldecker, und der gewaltige runde Thurm steigt immer höher empor, mit dem Vorsaze, nicht eher inne zu halten, als bis er den Blick auf die befirnten Alpen errungen hat.“ (Schwäbische Chronik, 22. August 1840, S. 913) 1841 war das Äußere der Gebäude fertiggestellt – trotz der kühnen Lage des Bauplatzes ohne einen einzigen Unfall. ***** Schloss Lichtenstein Vorlage: ***** Schon jetzt zeigte sich deutlich, dass der gelernte Theatermaler Heideloff die einzelnen Gebäudeteile nicht nur höchst pittoresk auf dem Albfelsen angeordnet, sondern auch bewusst auf eine gute Fernwirkung hin konzipiert hatte: Blickt man vom Echaztal hoch zur Burg, so zeichnet sich deren Längsfassade als Silhouette scharf gegen den Himmel ab. Doch eine Perspektive ist die von Heideloff auch so geplante Hauptschauseite des Lichtenstein bis heute: der Blick von Südosten. ***** Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild Die gemauerte Kanzel (im Vordergrund) ermöglicht den ‚richtigen‘ Blick auf den Lichtenstein von Südosten aus. „Eine ummauerte Kanzel, vom Bau durch eine tiefe Schlucht getrennt, weist dem Anschauenden einen unverrückbaren Standort für die Betrachtung zu. Von hier aus läßt sich die nordöstliche Flanke des Palas in ihrer Tiefe übersehen, es präsentieren sich gesuchte Überschneidungen aller drei Giebel, und auch die fragile hölzerne Brücke ist in ganzer Länge sichtbar.(…) Dieser malerische Blickpunkt (…) bestimmt als Hauptansicht die gezeichneten und gemalten Veduten seit etwa 1840 ebenso wie die Stahlstiche oder die seit 1875 nachweisbaren, jedoch schon seit 1857 geplanten Photographien, die zur modernen Postkarte führten.“ (Dittscheid, S. 289 f.) ***** Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild Oben: Lichtenstein. Adressseite: Verlag Mettier, Stuttgart. Im Briefmarkenfeld: Nr. 1024. Nicht gelaufen. ***** Bidlingmaier beschreibt die kulissenartige Staffelung der einzelnen Gebäudeteile, wenn man von diesem Standort aus auf das Kernschloss blickt: „Der Palas setzt sich aus einem etwas schmäleren, zweigeschossigen Südostteil und dem nach Südwesten verbreiterten Nordwestteil mit drei Geschossen zusammen. Hinter dem Palas mit seinen Treppengiebeln, Erkern, Dachfenstern und dem hölzernen Glockentürmchen steigt der schlanke, zinnenbekrönte Turm auf. Sein unterer Teil mit einfachen spitzbogigen Fenstern bleibt dem Betrachter bewußt verborgen. Zu sehen sind nur die drei oberen Geschosse mit ihren abwechslungsreichen Fensterformen. Durch den Verputz hebt sich der Turm von dem mit Tuffsteinen verblendeten Palas ab, dessen Erdgeschoss mit seinen unregelmäßigen Quadersteinen noch Reste der mittelalterlichen Burganlage birgt. Die Fassaden des Schlosses werden durch einfache, doppelte und dreiteilige Spitzbogenfenster, durch Rechteckfenster, Rundbogen- und Rundfenster mit Sandsteingewänden gegliedert, wobei die Spitzbogenfenster teilweise mit Maßwerk besetzt sind. Blendbögen aus roten Ziegelsteinen, die an den beiden Giebeln, am Turm und an den Fenstern im zweiten Obergeschoss des Palas zu sehen sind, sorgen ebenso für eine Belebung des Äußeren wie das Ecktürmchen und die beiden Erker. (…) „Wie ein kolossaler Münsterturm steigt aus einem tiefen Albtal ein schöner Felsen, frei und kühn, empor. Weitab liegt alles feste Land, als hätte ihn ein Blitz von der Erde weggespalten, ein Erdbeben ihn losgetrennt, oder eine Wasserflut vor uralten Zeiten das weichere Erdreich ringsum von seinen festen Steinmassen abgespült. Selbst an der Seite von Südwest, wo er dem übrigen Gebirge sich nähert, klafft eine tiefe Spalte, hinlänglich weit, um auch den kühnsten Sprung einer Gemse unmöglich zu machen, doch nicht so breit, dass nicht die erfinderische Kunst des Menschen durch eine Brücke die getrennten Teile vereinigen konnte.“ (Wilhelm Hauff: Lichtenstein. Reclam S. 211) (Postkarte: Schloss Lichtenstein. Gebr. Metz, Kunstanstalt, Tübingen. Gelaufen 1932.) 1840 begann der Innenausbau des Lichtenstein. Die einzelnen Räume wurden sehr prächtig mit Dekorationsmalereien und Bildern versehen. Auch dafür fertigte Heideloff Skizzen an, doch die Ausführung vor Ort überließ er zum großen Teil seinem Nürnberger Schüler und Mitarbeiter Georg Eberlein (1819 – 1884). Über ihn schrieb Heideloff an den Grafen Wilhelm: „Eberlein ist ein ganz geschickter Zeichner und hat den Burgengeschmack los, und so hoffe ich, Hochdieselben werden mit ihm zufrieden seyn.“ (Bidlingmaier, S. 140) Zeitweise arbeiteten noch weitere Schüler Heideloffs auf dem Lichtenstein, so der Bildhauer Ernst Machold (1814 – 1879) und der Glasmaler Friedrich Pfort (1816 – 1868). Außerdem ließ Heideloff in Nürnberg Möbel, Öfen und Glasgemälde nach den Vorstellungen des Bauherrn anfertigen. Am 27. Mai 1842 wurde das neue Schloss Lichtenstein eingeweiht. Graf Wilhelms Vetter, König Wilhelm I. von Württemberg, kam zusammen mit mehreren Mitgliedern seiner Familie eigens dazu angereist. Der königliche Gast trug sich als Erster in das Fremdenbuch ein. Darin sollten im Laufe der Zeit noch viele berühmte Gäste ihre Begeisterung über Schloss Lichtenstein dokumentieren. ***** Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild Oben: Schloss Lichtenstein. Adressseite: J. Schäfer, Verlag, Reutlingen. Nr. 563. Nicht gelaufen. Auf der linken Seite beider Karten ist ein Teil der Befestigungsanlage von 1857 zu sehen, der Augustenturm als südöstliche Begrenzung des Areals. ***** Die Burganlage des Lichtenstein umfasste schon 1842 neben dem Kernschloss noch weitere Gebäude: links und rechts neben dem Eingangstor den Fremdenbau und den Ritterbau mit Marstall, Remise und Küche. 1857 ließ Graf Wilhelm nach seinen Plänen das Ganze durch Bauinspektor Rupp und Baumeister Johann Gottlieb Strohbach aus Honau zu einer mittelalterlich anmutenden Festungsanlage ausbauen: Auf drei Seiten wurde der Burgbereich mit Mauer und Graben umgeben. In die Mauer eingefügt wurden Türme, die Graf Wilhelm nach seinen vier Töchtern aus der Ehe mit Theodolinde von Leuchtenberg (1814 – 1857) benannte. Beim Bau der Außenwerke ging es dem Grafen vor allem darum, dass die Anlage ein malerisches Aussehen erhielt: Der Kalkbewurf der Mauern sollte altertümlich wirken, ebenso die z.T. funktionslosen Türmchen, die Erker und Fenster; Efeu, Sträucher und Bäume wurden gepflanzt. Wilhelm folgte dabei „einer Maxime Heideloffs – langweilig durfte das Äußere keinesfalls wirken“ (Dittscheid, S. 290). Damit wollte er auch einem neuen Medium genügen. Denn 1857 hatten sich Fotografen angekündigt, die von der Burganlage ein möglichst schönes und vollendet altertümliches Bild erhalten sollten. (Pfäfflin, S. 85 ff.) ***** 5. Die Innenräume des KernschlossesIm Erdgeschoss des Palas befinden sich die Waffenhalle mit diversen Ritterrüstungen und spätmittelalterlichen Waffen, die Theodolinden-Kapelle sowie die Trinkstube, auch Jäger- oder Hirschstube genannt. ***** Trinkstube Schloß Lichtenstein 817 m ü. M., Trinkstube. Adressseite: Gebr. Metz, Kunstanstalt, Tübingen. 553/96 C E e. Nicht gelaufen. ***** Decke und Wände in der Trinkstube sind holzgetäfelt. Trinkgefäße, alles Sammlerstücke des Grafen Wilhelm, stehen auf den Wandkonsolen und Tischen. Eine Holztreppe führt in eine Nische zu einer kleinen Rednertribüne, von der aus Toasts ausgebracht oder Jagdgeschichten erzählt werden konnten. Der umlaufende Deckenfries ist farbig bemalt mit Jagd- und Trinkszenen sowie Sinn- und Trinksprüchen verschiedenster Art. Auch die Fenster sind mit Glasbildern vielfarbig gestaltet. Wie überall im Schloss ist auch hier das Wappen Württembergs (drei schwarze Hirschstangen auf gelbem Grund) mehrfach angebracht: Das neue Schloss sollte sich schließlich in vielen Räumen als ein Denkmal württembergischer Geschichte präsentieren. Auf der rechten Seite der Trinkstube steht ein grüner altdeutscher Kachelofen, der von unten beheizt wird. Heute nicht mehr nachzulesen sind die Zeilen, die Justinus Kerner 1851 an einem - vermutlich feuchtfröhlichen - Januartag mit Bleistift an die Holzwand der Trinkstube schrieb:
Das erste Geschoss enthält neben Wappen- und Erkerzimmer die zwei wichtigen Gesellschaftsräume des Schlosses: das Königszimmer als eine Art württembergische Ahnengalerie und den großen Rittersaal, der als Festsaal diente. ***** Rittersaal Schloss Lichtenstein, 817 m ü. M., Rittersaal. Adressseite: Gebr. Metz, Kunstanstalt, Tübingen. 553/94 D e E e. Nicht gelaufen. ***** Der Rittersaal hat eine hohe Täfelung, z.T. gemalt, z.T. echt, in die zehn Medaillons mit berühmten schwäbischen Rittern des 13. bis 16. Jahrhunderts eingelegt sind. Einige aus Hauffs Roman Lichtenstein befinden sich darunter, z.B. Marx Stumpf von Schweinsberg. Selbst Hauffs Romanfigur, der Pfeifer von Hardt, ist auf einem Erkerpfeiler zu sehen, wie er furchterregend seine Streitaxt schwingt. Fensternischen und Decke des Rittersaals sind prachtvoll ausgestaltet, Ruhebänke und Stühle mit rotem, goldbordiertem Plüsch bezogen. Über dem großen Ofen (er existiert heute nicht mehr) mit der Marmorbüste des Bauherrn befindet sich eine Galerie, verborgen hinter zwei vergoldeten Gittern. Von dieser Galerie aus konnten die Gäste von Musikern unterhalten werden. Über den Saaltüren und in den Spitzbogenfenstern befinden sich die gemalten Wappen Württemberg und Leuchtenberg – als Hinweis auf die Vereinigung der beiden Häuser. Bis heute ist die ursprüngliche Einrichtung dieser Räume erhalten geblieben und nur wenig verändert worden. Das zweite und dritte Obergeschoss waren den Gästen sowie dem Grafen und seiner bayrischen Gemahlin Theodolinde von Leuchtenberg vorbehalten. In den Turmzimmern bewahrte der Graf seine verschiedenen Sammlungen auf, z.B. Erinnerungsstücke von seinen Reisen nach Afrika oder Gesichtsabdrücke und Büsten berühmter Männer (u.a. Cromwell, Napoleon). Im Turm befanden sich auch Wilhelms wissenschaftliche Kabinette mit mathematischen und physikalischen Instrumenten. Auf der Aussichtsplattform des Turms ließ er ein Observatorium mit den in seiner Zeit modernsten astronomischen Geräten installieren. ***** Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild Schloss Lichtenstein. Im Bild signiert: Hans Böttcher Stuttgart. Adressseite: Schloß Lichtenstein. J. Schäfer, Reutlingen. Nicht gelaufen. - Im Hintergrund rechts die Achalm. ***** Besonders von dieser Plattform aus konnte jeder, dem der Zutritt gestattet wurde, das sehen und nachvollziehen, was schon Wilhelm Hauff in seinem Lichtenstein-Roman von 1826 beschrieben hatte: „Unter dem Felsen von Lichtenstein wohl dreihundert Klafter tief, breitet sich ein liebliches Tal aus, begrenzt von waldigen Höhen, durchschnitten von einem eilenden Waldbach, drei Dörfer liegen freundlich in der Tiefe; dem Auge, das in dieses Tal hinabsieht, ist es, als schaue es aus dem Himmel auf die Erde. Steigt das Auge vom tiefen Tale aufwärts an den waldigen Höhen, so begegnet es malerisch gruppierten Felsen und den Bergen der Alb, hinter dem Bergrücken steigt die Burg Achalm hervor, und begrenzt die Aussicht in der Nähe. Aber vorbei an den Mauern von Achalm, dringt rechts und links das Auge tiefer ins Land. Der Lichtenstein liegt den Wolken so nahe, daß er Württemberg überragt. Bis hinab ins tiefste Unterland können frei und ungehindert die Blicke streifen. Entzückend ist der Anblick, wenn die Morgensonne ihre schrägen Strahlen über Württemberg sendet. Da breiten sich diese herrlichen Gefilde wie ein bunter Teppich vor dem Auge aus; in dunklem Grün, in kräftigem Braun der Berge beginnt es, alle Farben und Schattierungen sind in diesem wundervollen Gewebe, das in lichtem Blau sich endlich mit der Morgenröte verschmilzt. Welche Ferne von Lichtenstein bis Asperg, und welches Land dazwischen! Es ist kein Flachland, keine Ebene; viele Strömungen von Hügeln und Bergen ziehen sich hinauf und herunter, und von Hügeln zu Hügeln, welche breite Täler und Ströme in ihrem Schoße bergen, hüpft das Auge zu dem fernen Horizont.“ (Reclam S. 247 f.) ***** 6. Das Hauff-Denkmal beim LichtensteinZum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild Hauffdenkmal (Schloss Lichtenstein, 817 m ü. M.) ***** Eduard Paulus |
In erster Dämmrung, wenn die Finken schlagen, Welch lustig Wandern durch das Buchengrün, Von oben winkt der Lichtenstein so kühn, Als wie von Feenhand emporgetragen. Im tiefen Thal beginnt es kaum zu tagen, Da schon des Felsenschlosses Zinnen glühn, Und weit umher des Himmels Wolken blühn, Die eben noch in finstrer Gräue lagen. Und dort am höchsten Riff steigt einsam auf, Von Epheuzweigen liebevoll umschlungen, Dein schlicht Erinnerungsmal, o Wilhelm Hauff, Der du den Ort unsterblich schön besungen – Schwermütig steigt es auf im Morgenrot, Das dir geleuchtet in den frühen Tod. (1) |
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Erläuterung:
(1) Zitat aus Hauffs Gedicht Reiters Morgengesang: „Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod?“
Vorlage:
Paulus, Eduard: Gesammelte Dichtungen. Verlag Friedrich Frommann (E. Hauff), Stuttgart 1892, S. 111.
*****
Mit diesem Gedicht huldigte der Stuttgarter Kunsthistoriker, Landeskonservator und Schriftsteller Eduard Paulus (1837 – 1907) dem Dichter Wilhelm Hauff und dessen „Erinnerungsmal“, dem Hauff-Denkmal beim Lichtenstein.
Noch während am neuen Lichtenstein gebaut wurde, war dieses Denkmal aufgestellt worden. Die Allgemeine Zeitung meldete am 11. Oktober 1839 aus Reutlingen: „Ein naher Fels trägt bereits das einfache Denkmal des frühe verstorbenen Dichters W. Hauff, welcher durch seinen Roman Lichtenstein die Aufmerksamkeit des Publicums auf diesen in vieler Beziehung merkwürdigen Punkt aufgefrischt hat.“ (Pfäfflin, S. 82)
Dittscheid vermutet, dass die Idee für dieses Denkmal in unmittelbarer Nachbarschaft zur Burg auf Heideloff zurückgeht, der damit den Dichter „als den eigentlichen Erfinder der Burg ehren“ wollte. „Das von Heideloff entworfene Hauff-Denkmal integriert den literarischen Genius in die Naturkulisse. Hauff wird zum dauerhaften Betrachter der Szene, die er in Worten entworfen hat. Die Stele des Dichters ragt als Solitär nahe am Abgrund auf. Sie überträgt die Situierung der Burg auf die Skulptur. Das Denkmal soll die Burg und ihr Umfeld als möglichst authentisch im Sinne des Autors Hauff legitimieren.“ (Dittscheid, S. 279)
Der Betrachter kann, an Hauff vorbei, seinen Blick hinab ins Echaztal, in die Ferne zur Achalm und hinüber zum Traifelbergfelsen und über die Albhochfläche schweifen lassen, während Hauff zum Schloss ‚blickt‘. Allerdings ist sein Blick inzwischen durch die hoch gewachsenen Bäume verstellt. Hauff sieht ‚seinen‘ Lichtenstein allenfalls im Winter.
Die Hauff-Büste des Denkmals wurde nach dem Modell des Stuttgarter Bildhauers Theodor Wagner (1800 – 1880) in Erz gegossen. Wagner hatte bei Dannecker in Stuttgart und bei Thorvaldsen in Rom studiert. Als er 1826 von dort zurückkehrte, lernte er Wilhelm Hauff kurz vor dessen Tod in Stuttgart noch persönlich kennen. Hauffs Tübinger Freunde, die „kleine Compagnie“, ließen deshalb 1827 von Wagner Hauffs Porträt modellieren. Jeder Freund erhielt einen Abguss. Diese Hauff-Büste begründete Wagners Ruf als guten Porträtbildner.
Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild
1926 wurde zum 100. Jahrestag des Romans Lichtenstein auf dem Sockel des Hauff-Denkmals ein Kranz angebracht mit der Inschrift: Das Edle bleibt der Nachwelt unverloren. Lichtenstein 1826 – 1926
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Graf Wilhelm war mit vielen Dichtern seiner Zeit befreundet. Auf Schloss Lichtenstein waren sie willkommene Gäste, wie das Fremdenbuch belegt: Gustav Schwab, Ludwig Uhland, Justinus Kerner, um nur einige wenige zu nennen.
Justinus Kerner (1786 – 1862), ein guter und enger Freund der beiden Brüder Alexander und Wilhelm, Grafen von Württemberg, besuchte mehrmals den Lichtenstein. Er verewigte sich meist mit Gedichten im Fremdenbuch – und auch einmal an der Wand der Trinkstube (s.o.).
Bei seinem Lichtenstein-Aufenthalt im Jahr 1852 entstand dieses Gedicht, in dem er, der mit dem Erblinden kämpfende „Troubadour“, den besonderen Zauber des Lichtenstein zu fassen versuchte:
Justinus Kerner
Lichtenstein
An den Herrn Grafen Wilhelm von Württemberg (1852)
Es kam der alte Troubadour, Bevor sein Auge decket Nacht, Zu schauen endlich einmal nur Auch deines Lichtensteines Pracht. Und mit ihm kam Ottavio, (1) Der Malerei kunstreicher Sohn, Der blut’gen Tiberstadt entflohn, Als Volkswut bot den Künsten Hohn. In die Geschichten eingeweiht, Die diesen Felsen wohlbewußt, In deines Ahns romant’sche Zeit, Wie malt ein Maler hier mit Lust Ein Bild – wie auf dem Roß mit Macht Einst Ulrich in die Fluten sprang Und dann in stummer Felsen Nacht Dem irren Wild sein Klaglied sang; Ein Bild von jenem lichten Kind, Das manchen Ritter hier entzückt, Und wenn’s auch Dichterträume sind, Der Dichter hat’s als wahr erblickt; Ein Bild, wie, wann die Wolke bricht, Die Burg erscheint in blauer Luft, Als wie erbaut aus Mondenlicht Zur Leuchte dieser Felsenkluft. | Fata Morgana scheint’s zu sein, Ein Feenspiel, das wunderbar Die Burg auf diesen Felsenstein Gestellet, wie sie vormals war. Doch, Maler! nicht kannst malen du, Weckst Claude Lorrain du aus der Gruft, Hier oben diese Himmelruh‘, Den Zauber dieser reinen Luft. Doch, Maler! malen kannst du nicht Vom Tal der Glocken fromm Geläut, Das Echo, das aus Felsen spricht, Den Frieden der Waldeinsamkeit. Ist krank ein Haupt, ist krank ein Herz, Es heilt in dieser Höhe Ruh‘, Der Himmel schließet hier dem Schmerz Der Tiefe seine Tore zu. O, daß ich dürfte singen nur In dieser Erd- und Himmelspracht Mein letztes Lied noch der Natur Und sprechen froh: Es ist vollbracht! Doch still von Tod! – der mich gebar, Der Tag ist heut! Laß froh uns sein! – Verleihet Gott mir noch ein Jahr, Sing‘ ich noch mehr vom Lichtenstein. |
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Erläuterung:
(1) Ottavio d‘Albuzzi, ein junger Maler aus Rom. Von ihm stammt das Porträt von Justinus Kerner mit einer Maultrommel in der Hand.
Vorlage:
Kerner, Justinus: Werke. 6 Teile in 2 Bänden. Hildesheim, New York 1974. Band 1, S. 237 f.
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Schloss Lichtenstein. Im Bild signiert: Hans Böttcher Stuttgart. Adressseite: Schloss Lichtenstein. Kunstkarte Nr. 3005. J. Schäfer, Reutlingen. Nicht gelaufen.
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Bidlingmaier, Rolf: Schloß Lichtenstein: die Baugeschichte eines romantischen Symbols. Reutlingen 1994.
Boeck, Urs: Karl Alexander Heideloff. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 48 (1958), S. 314 – 390. URL: http://periodika.digitale-sammlungen.de/mvgn/Blatt_bsb00001013,00348.html
Dittscheid, Hans-Christoph: Erfindung als Erinnerung. Burg Lichtenstein zwischen Hauffs poetischer Fiktion und Heideloffs künstlerischer Konkretisierung. In: Wilhelm Hauff oder Die Virtuosität der Einbildungskraft. Hrg. Ernst Osterkamp, Andrea Polaschegg und Erhard Schütz. Göttingen 2005, S. 263 – 322.
Hauff, Wilhelm: Lichtenstein. Reclam-Verlag, Stuttgart 1988.
Hild, Katherina und Nikola: Lichtenstein. Reutlingen 2000.
Knop, Andrea: Carl Alexander Heideloff und sein romantisches Architekturprogramm. Monographie und Werkkatalog (Schriftenreihe des Stadtarchivs Nürnberg; 67) Nürnberg 2009.
Ottersbach, Christian: Befestigte Schlossbauten im Deutschen Bund. Landesherrliche Repräsentation, adliges Selbstverständnis und die Angst der Monarchen vor der Revolution 1815 – 1866. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2007.
Pfäfflin, Friedrich: Wilhelm Hauff und der Lichtenstein. Marbacher Magazin 18/ 1981.
Dank für einige wertvolle Hinweise an Herrn Eberhard Etter, Schlossverwaltung Lichtenstein.
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Besuchen Sie auch die weiteren Seiten zu Hauffs Lichtenstein
Folge I
Biografie Hauffs | Inhalt des Romans | Und die "historische Wahrheit? | Der Pfeifer von Hardt, mit Illustrationen | Gustav Schwabs Der Hohlenstein in Schwaben und Hauffs Lichtenstein
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6633
Folge III
"Wer kennt nicht Wilhelm Hauff, den schwäbischen Walter Scott?
Wer hat nicht seinen Lichtenstein gelesen?" (Griesinger)
Ein Beitrag zur Rezeption von Hauffs "Lichtenstein"
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6715
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