Quelle: Autor: Brockhaus. Kleines Konversations-Lexikon. Elektronische Volltextedition der fünften Auflage von 1911 (Digitale Bibliothek, Bd. 50) Berlin: Directmedia 2004. Artikel Schubart, S. 68.117 (gekürzt). ***** Zum Vergrößern klicken Sie bitte auf das Bild Nr. 6 | Oben: Vroolijk Kerstfeest. Signet: EAS im Herz [= E. A. Schwerdtfeger, Berlin] 5. Adressseite: 1761. Gelaufen. Poststempel 1909. ***** Hermann Kletke |
1. Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen, Wie glänzt er festlich, lieb und mild, Als spräch’ er: „Wollt in mir erkennen Getreuer Hoffnung stilles Bild.“ 2. Die Kinder stehn mit hellen Blicken, Das Auge lacht, es lacht das Herz, O fröhlich, seliges Entzücken, Die Alten schauen himmelwärts. 3. Zwei Engel sind hereingetreten, Kein Auge hat sie kommen sehn, Sie gehn zum Weihnachtsbaum und beten Und wenden wieder sich und gehn. 4. „Gesegnet seid ihr alten Leute, Gesegnet sei, du kleine Schar! Wir bringen Gottes Gaben heute Dem braunen wie dem weißen Haar!“ 5. „Zu guten Menschen, die sich lieben, Schickt uns der Herr als Boten aus, Und seid ihr treu und fromm geblieben, Wir treten wieder in dies Haus!“ 6. Kein Ohr hat ihren Spruch vernommen Unsichtbar jedes Menschen Blick Sind sie gegangen wie gekommen, Doch Gottes Segen bleibt zurück. |
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Den Text zu diesem Lied verfasste der Lyriker Hermann Kletke um 1841. Die Melodie stammt ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert, die genaue Entstehungszeit und der Komponist sind jedoch nicht überliefert."
Quelle:
Artikel Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen in Wikipedia
Autor:
Kletke, Hermann, Journalist, Kritiker und Schriftsteller, geboren am 14. März 1813 in Breslau und gestorben am 2. Mai 1886 in Berlin, studierte in seiner Heimatstadt und publizierte in dortigen Zeitungen bereits als 17jähriger Gedichte und Erzählungen. 1837 ging er nach Wien und siedelte noch im selben Jahr nach Berlin über, wo er in die "Montagsgesellschaft" aufgenommen wurde. 1838 wurde er Mitarbeiter der Vossischen Zeitung, 1849 deren Mitredakteur und leitete das Blatt von 1867 bis 1880, danach redigierte er noch die Sonntagsbeilage bis 1885. Er publizierte eine Reihe von Gedicht- und Liedersammlungen sowie Märchen.
Nach Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 4. Leipzig: Philipp Reclam jun. o.J., S. 15f.
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Nr. 10 | [Ohne Titel auf Bildseite] Adressseite, Signet: P.T.L. [Kunstanstalt Paul Trabert, Leipzig-Plagwitz] Art de Vienne No. 220. Nicht gelaufen
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Liebe Hanne, liebe Anne, kauf doch eine kleine Tanne sowie Würstel für die Pfanne - sonst wird Weihnacht eine Panne. Herzliche Grüße Siegfried |
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Nr. 11 | Links: Veselé vánoce! Signet: TPR (um Zahnrad), auf Dreiecksschild, unten bezeichnet: Photorotation. 568/5. Nicht gelaufen.
Nr. 12 | Rechts: Fröhliche Weihnachten! Adressseite (ungeteilt): Weihnachtskinder No. 420. Gelaufen. Poststempel 1904.
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1. Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all’! Zur Krippe her kommet in Betlehems Stall, und seht, was in dieser hochheiligen Nacht der Vater im Himmel für Freude uns macht. 2. O seht in der Krippe, im nächtlichen Stall, seht hier bei des Lichtleins hellglänzendem Strahl in reinlichen Windeln das himmlische Kind, viel schöner und holder als Engel es sind. 3. Da liegt es – das Kindlein – auf Heu und auf Stroh; Maria und Josef betrachten es froh; die redlichen Hirten knien betend davor, hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor. 4. Manch Hirtenkind trägt wohl mit freudigem Sinn Milch, Butter und Honig nach Betlehem hin; ein Körblein voll Früchte, das purpurrot glänzt, ein schneeweißes Lämmchen mit Blumen bekränzt. 5. O betet: Du liebes, Du göttliches Kind was leidest Du alles für unsere Sünd’! Ach hier in der Krippe schon Armut und Not, am Kreuze dort gar noch den bitteren Tod. 6. O beugt wie die Hirten anbetend die Knie, erhebet die Händlein und danket wie sie! Stimmt freudig, ihr Kinder, wer sollt sich nicht freun, stimmt freudig zum Jubel der Engel mit ein! 7. Was geben wir Kinder, was schenken wir Dir, du Bestes und Liebstes der Kinder, dafür? Nichts willst Du von Schätzen und Freuden der Welt – ein Herz nur voll Unschuld allein Dir gefällt. 8. So nimm unsre Herzen zum Opfer denn hin; wir geben sie gerne mit fröhlichem Sinn – und mache sie heilig und selig wie Dein’s, und mach sie auf ewig mit Deinem nur Eins. |
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Quelle:
Artikel Ihr Kinderlein, kommet in Wikipedia.
Autor:
Schmid, Christoph von, Jugendschriftsteller, geb. 15. Aug. 1768 zu Dinkelsbühl, gest. 3. Sept. 1854 als Domherr zu Augsburg, Verfasser der »Ostereier« (1816) etc.
Brockhaus. Kleines Konversations-Lexikon. Elektronische Volltextedition der fünften Auflage von 1911 (Digitale Bibliothek, Bd. 50) Berlin: Directmedia 2004. Artikel Schmid, S. 67.625.
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Nr. 13 | Links: "Und träumt von schönen Sachen / Und von dem Weihnachtsbaum." Signet: NPG [= Neue Photographische Gesellschaft]. 3. Adressseite (ungeteilt): Serie 133, No. 3. Nicht gelaufen.
Nr. 14 | Rechts: Herzliche Weihnachtsgrüße. Adressseite: Signet: MB / L auf Fahne[= Max Bergmann, Leipzig-Reudnitz] 1583. Feldpost. Poststempel 1915.
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1. Tauet, Himmel den Gerechten! Wolken! regnet ihn herab! Also rief in langen Nächten Einst die Welt, ein weites Grab! In von Gott verfluchten Gründen Herrschten Satan, Tod und Sünden. Fest verschlossen war das Thor Zu des Heiles Erb’ empor. 2. Doch der Vater ließ sich rühren, Dass er uns zu retten sann, Und den Ratschluss auszuführen Trug der Sohn sich freudig an. Gabriel flog schnell hernieder, Kehrte mit der Antwort wieder: Sieh! ich bin die Magd des Herrn, Was er will, erfüll’ ich gern! 3. Dein Gehorsam ist mein Leben, Jungfrau demutvoll und keusch! Gottes Geist wird dich beschweben, Und des Vaters Wort wird Fleisch. Menschen betet an im Staube! Weh der Höll’ und ihrem Raube! Aber Adamskindern wohl! Weil ein Heiland kommen soll. 4. Einen Zuruf hör’ ich schallen, Brüder wacht vom Schlummer auf! Denn es naht das Heil uns allen, Nacht ist weg, der Tag im Lauf. O dann fort mit allen Taten, Die die Nacht zur Mutter hatten! Künftig ziehe jedermann Nur des Lichtes Waffen an! 5. Lasst uns wie am Tage wandeln, Nicht in Fraß und Trunkenheit! nicht nach Fleischbegierden handeln, Weit verbannt sei Zank und Neid! Jenem gänzlich nachzuarten, Dessen Ankunft wir erwarten, Dieses ist nun unsre Pflicht; So wie sein Apostel spricht. 6. Welterlöser, ich erfülle deines treuen Knechtes Rath, Komm in meines Fleisches Hülle! Wie dein Bot verkündet hat. Komm und bringe mir den Frieden! Menschen ist er nur beschieden, Die von gutem Willen sind, Komm! ich bin es göttlichs Kind! |
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" Die Erstfassung des Textes stammt vom Jesuitenpater Michael Denis und erschien 1774 in dessen Sammlung Geistliche Lieder zum Gebrauche der hohen Metropolitankirche bey St. Stephan in Wien und des ganzen wienerischen Erzbistums. Eine erste Melodiefassung des Herrenchiemseer Augustiner-Chorherrn Norbert Hauner erschien in Franz von Kohlbrenners Landshuter Gesangbuch (Landshut 1777)."
Quelle:
Artikel Tauet, Himmel, den Gerechten in Wikipedia.
Hier auch die Version von Christoph von Schmid.
Autor:
"Denis, Michael, Bibliograph und Dichter, geboren 27. September 1729 zu Schärding am Inn, Jesuit, zuletzt Kustos der Hofbibliothek zu Wien, gestorben 29. Sept. 1800; unter dem Namen Sined der Barde Vertreter der Klopstockschen Bardenpoesie. »Ossians und Sineds Lieder« (6 Bde., 1791-94)."
Brockhaus. Kleines Konversations-Lexikon. Elektronische Volltextedition der fünften Auflage von 1911 (Digitale Bibliothek, Bd. 50) Berlin: Directmedia 2004. Artikel Denis, S. 16.487.
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Nr. 15 | Oben: Fröhliche Weihnachten. Signet: AS/W [= A. Sockl, Wien]. Serie 345 (?)- Gelaufen. Poststempel unleserlich.
Nr. 16 | Mitte: Joyeux Noel. Signet: JAK Paris. 2106. Beschrieben, aber nicht gelaufen.
Nr. 17 | Unten: Handschriftlich: Frohe Weihnachten und ein glücklich Neujahr 1918 ...] Signet: PG im Kreis im Viereck [= Photographische Gesellschaft, Wien] 2509-10. Gelaufen. Poststempel 1917.
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Ende der 1890er Jahre etablierten sich neben den Weihnachtswünsche-Karten und -Schmuckbriefen im Kuvert (Anm. 1), die großteils industriell hergestellten Weihnachtspostkarten in diversen Drucktechniken (Anm. 2). Zu den Postkarten in Chromolithographie, Autochromie (verschiedene Verfahren), Litho- und Photolithographie, Phototypie (alle auch handkoloriert) u.a. kam mit der Erfindung des Bromsilber-Verfahrens ein neues, billiges Massenkommunikationsmittel in den Handel: die 'echte' Fotopostkarte (vielfach auch handkoloriert mit Anilinfarben und mittels Schablonen). Unzählige Motive für Porträt- und Genrekarten, Jahres- und Lebenslauf-Glückwünsche etc. wurden von Fotoateliers aller Größen und Qualitätsansprüche ab den 1890er Jahren z.B. für Phototypie-Verlage (Karten 5, 12), später fast ausschließlich für Verlage von Bromsilber-Postkarten wie die Neue Photographische Gesellschaft in Steglitz, Rotophot in Berlin u.v.a. (Anm. 3) gefertigt. Diese Karten überfluteten als Produkte der sog. 'Kilometer-Photographie' den Markt: Eine Schnellbelichtungs-Maschine mit Bromsilbergelatine-Entwicklungspapier auf Rollen (Anm. 4) verarbeitete zwischen 2.000 bis 3.000 Meter pro Tag, wobei bei einer Papierbreite von 64 cm des lichtempfindlichen Endlospapiers alle zwei bis vier Sekunden 20 gleiche Negative belichtet und weiterbearbeitet wurden.
Bald wurde das Fotopostkarten-Sortiment - gerade auch im Bereich der Gelegenheitskarten wie den Weihnachtswünschen (Anm. 5) - durch sog. 'Fantasie-Postkarten' erweitert, die "zuallererst auf eine visuelle Überraschung" durch ungewohnte Bildeffekte abzielten. "Hierfür nutzten sie fotographische Techniken, mit denen die Spezialisten vertraut waren (Doppelbelichtungen, optische Deformationen, Montagen etc.)." (Anm. 6)
Die Fantasie-Postkarten konnten Kombinationen aus fotografischen, typografischen, gezeichneten und gemalten Elementen (Karte 6, 12, 16) sein (Anm. 7). Oder es entstand aus verschiedenen Fotos bzw. Fotoausschnitten eine neue, visuell reizvolle Komposition: Die Technik der Fotomontage bzw. -collage hielt um 1900 Einzug in die Fotoateliers der Postkarten entwerfenden Fotografen, welche ihre Produkte meist an Postkartenverlage lieferten.
Zur Technik
Eine Fotomontage ist "das gestalterische Zusammenfügen von fotografischen Ausschnitten oder sonstigen Reproduktionen zu einer neuartigen Bildkonstruktion; mitunter werden auch Schrift, Zeichnung und Farbe [...] mit einbezogen. Man unterscheidet zwei technische Verfahren: die Positivmontage (das Fixieren, Aufkleben u.a. von Fotos auf eine Unterlage; der Collage verwandt [Karte 15]) oder die Negativ- bzw. Lichtmontage (das Montieren bzw. Überkopieren verschiedener Negative, im Vergrößerungsapparat neu fotografiert). Die Technik der Fotomontage gewährt sowohl realistischen wie auch surrealistischen Gestaltungsintentionen breiten Spielraum." (Anm. 8)
Beide Techniken wurden für Postkarten verwendet. Meist sind bei diesen Foto-Manipulationen Retuschen notwendig, z.B. zur partiellen Aufhellung, zur Einfügung oder Vertuschung fehlender Teile (von Menschen, Tieren, Objekten) (Karte 7) oder zur Erzielung sanfter Übergänge der Einzelelemente (Karte 8) etc. Auch wurden abdeckende Teile (Hintergründe etc.) (Karte 12) bzw. Partien mit Schneeflocken, Sternen oder dgl. in die Kompositionen eingefügt oder einkopiert und das Ganze wieder fotografiert (Karte 9).
Zur Geschichte
Am Beginn der Geschichte der Fotomontage als Bildgattung steht "der schwedische Fotograf O. G. Rejlander (1813-1875), der 1857 [...] ein riesiges allegorisches Fotobild [...] aus 30 verschiedenen Einzelaufnahmen von Figuren und Hintergrund zusammenkomponiert. Ihm folgt H. P. Robinson (1830-1901) 1858 mit einer Fotomontage aus fünf Negativen" (Anm. 9). Wescher merkt kritisch an, dass es sich bei diesen Kombinationen eigentlich um Collagen handelt, die "in allen Teilen fertiggestellt und erst dann fotografisch aufgenommen" wurden. (Anm. 10)
Porträt-Fotomontagen gab es im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in der Reportage-Fotografie, bei Soldatenporträts vor der Kaserne, bei Touristenporträts vor Sehenswürdigkeiten (Anm. 11) oder bei Gruppenporträts, in die Fotos absenter oder toter Personen einmontiert wurden u.v.m.
Vergessen von der Kunstgeschichtsschreibung wurden bisher meist die massenhaft verbreiteten Fotomontage-Postkarten der Ateliers und Verlage um 1900 bis in den Ersten Weltkrieg, die zwar keinen Kunstanspruch erhoben, jedoch Avantgarde-Künstler zum Sammeln dieser Produkte (z.B. Paul Eluard, André Breton) bzw. zu eigenen experimentellen Fotomontagen und -collagen anregten, ab ca. 1920 z.B. die Dadaisten Raoul Hausmann, Hannah Höch, Kurt Schwitters u.v.a. (Anm. 12).
Zu einzelnen Karten.
Für die Weihnachtspostkarten eignet sich die Fotomontage-Technik exzellent, können doch mittels ihrer trügerischen Manipulationen 'außerirdische' Räume, Gestalten, Vorgänge in Verbindung und Interaktion mit der Alltagswelt je nach technischen Fähigkeiten des Fotografen problemlos dargestellt werden, sowohl Ereignisse der christlichen Heilsgeschichte wie auch 'Wunder' oder märchenhaftes Geschehen etc. Die Fotomontage kann durch Kombination von Menschen der Gegenwart oder in der Rolle historischer Personen mit z.B. Gestalten der himmlischen Sphäre diese als Einheit präsentieren. Dies soll an einigen Postkarten exemplarisch vorgestellt werden:
Karte 11, 12. Kindern beim Weihnachtsbaum werden in der Himmelsregion große Kinderengel zugesellt. Bei Karte 12 sind Baum und beschneiter Boden gemalt; der neutrale 'irdische' Hintergrund ist 'künstlerisch' vom besternten oder schneeflockenübersäten Himmel getrennt und dient einem Engel als Stütze.
Karte 10. Ein feiner Junge in kurzen Hosen und Söckchen steht am reich behängten Tannenbaum mit vielen Weihnachtsgaben. Das Foto ist in ein Passepartout montiert, doch Bäumchen und Junge überschneiden den Rahmenausschnitt: ein Raum und Bewegung illusionierender Täuschungseffekt.
Karte 13. Einen - gezeichneten - Jugendstilrahmen hat auch das Foto des kleinen schlafenden, vom Weihnachtsbaum träumenden Mädchens; wahrscheinlich ist dieser Rahmen eine über das Foto gelegte Maske und zusammen mit dem Foto aufgenommen. Engelbildchen und 'Bettvorhang' dürften einkopiert sein.
Karte 14. Am lichterglänzenden gemalten/einkopierten Tannenbaum sitzt allein eine junge Frau, die ein Bild hält - wohl das ihres Liebsten; dieser erscheint über ihr in einem Tondo, bewaffnet, in Uniform, mit einem Kameraden. Sie träumt von ihm, hat neben sich Briefpapier und Schreibzeug; auch er blickt aus dem Bild, gedenkt ebenfalls ihrer? Ein kleiner Postkarten-Roman spielt sich im Hin und Her von zwei Menschen an zwei Orten (häuslicher Raum und Kriegsschauplatz) ab.
Karte 1 und 2 bieten im Spiel mit den Größenverhältnissen von Kind-Engel, Paket, Tannenzapfen und Kerze einen in der Fotomontage beliebten Täuschungseffekt.
Karte 3 und 4. Zwei Paare kleiner Mädchen mit Tannen- bzw. hinzugefügtem Mistelzweig sind vor gemalte Schneelandschaften montiert. Die Beiden in Winterkleidung (Karte 3) stehen vor einem illusionistischen Stadtprospekt, wie er für wechselnde Themen für Fotoatelier-Hintergründe gebraucht wurde. Die beiden anderen Mädchen werden vor neutralem Hintergrund mit stilisierter Landschaft auf einem Streifen am Oberrand gezeigt (Karte 4). Die Beine / Füße der vier Modell stehenden Mädchen müssen (der einfacheren Fotoarbeiten wegen?) in einer Art Nebel verschwinden, da es dann keinen (künstlich) beschneiten Boden geben muss, auf dem sie stehen können.
Karte 5. Ebenfalls vor einer gezeichneten Schneelandschaft mit weihnachtlicher Schmuckrahmung ist auf ein Wölkchen eine fotografierte junge Frau montiert, der man große gezeichnete Engelsflügel verpasst hat. In ihrer leichten Bekleidung ist sie eine überraschende Engels-Erscheinung in der Winterlandschaft.
Karte 17. Die Fotografie der jungen Frau im lässigen Gewand und Blütenschmuck, mit einer gemalten Schwalben-Leiste über sich, ist eine simple Montage. Die Karte wurde wohl nur zufällig für Weihnachts- und Neujahrsgrüße verwendet oder sollte - von Mann an Mann geschrieben - ein Scherz sein.
Die komplexesten Fotomontagen sind die im Atelier arrangierten Kompositionen mit Krippenszenen (sog. Lebende Bilder) und zusätzlichen Montage-Überarbeitungen und Retuschen. Die technischen Manipulationen sind oft schwierig zu erkennen (Karten 6 bis 9).
Karte 6. Das fotografierte Jesuskind wurde auf gemaltes Stroh gelagert in einem (gemalten?) hölzernen Gestell, das frei schwebt. Des Kindes linker Fuß fehlt bzw. ist ins Stroh gesteckt. Das schon große Baby lehnt sich gegen eine ungerahmte Bildleinwand und weist nach oben, wo geflügelte Engelköpfchen auf Wolken ins Bild kopiert sind. Hinzugefügt ist auch sein Nimbus, der gemalte Tannenzweig wie auch der Strahlenstern (außerhalb des Gemäldes). Noch zu beachten: Die Stroh-Retuschen hinter linkem Arm und Kopf des Kindes und der verlängerte Zeigefinger. Die Engelköpfchen wurden nach den gelben Sternstrahlen ins Gemälde und über dessen Rand hinaus kopiert.
Karte 7. Die obere Hälfte eines schon größeren Kindes sitzt scheinbar in der flachen Holzkrippe, flankiert von Maria und Joseph. Schaf und Lämmchen sind einkopiert nach einer Gemäldereproduktion. Das Lamm ist unvollständig, die fehlenden Füße des Schafs sind mit Stroh bedeckt und ein Krippenbein ist falsch positioniert.
Karte 8. Wie auf einem Mariengemälde des späten 19. Jahrhunderts sind Mutter und Kind - ohne Nimbus - malerisch vor neutralem Hintergrund arrangiert. Eine Krippenszene suggerieren soll wohl das harte, trockene Pflanzenbüschel mit Tuch (Windel), das vor den beiden vom linken Rand her einkopiert (?) ist. Die zwei montierten Engelmädchen beten weder das Kind an, noch musizieren sie, sondern sie blicken auf etwas außerhalb der Szene. Ein Bezug der irdischen und himmlischen Zweiergrüppchen - deren Abstand wolkig retuschiert ist - wird nicht hergestellt. Der christliche Sinngehalt geht im bloßen Spiel mit Versatzstücken in dieser Montage verloren.
Anmerkungen
1. Vgl. hierzu die Neujahrs-Karten und -Schmuckbriefe fürs Kuvert im Goethezeitportal.
2. Pieske, S. 129 u. 95.
3. Vogel, S. 86f.
4. Die Beschreibung folgt Walter, S. 56.
5. Pieske, S. 87.
6. Chéroux, in: Chéroux / Eskildsen, S. 10 u. 200-205.
7. Weiss, S. 81 ff.
8. Lexikon der Kunst, Bd. 3, S. 844.
9. Wescher, S. 16.
10. Ebd.
11. Knappste Aufzählung und bloße Erwähnung von 'Ansichtskarten' ebd.
12. Siehe die Bildbeispiele der Kubisten, Futuristen, russischen Konstruktivisten, Dadaisten, Surrealisten u.a.m. bei Wescher.
Literaturhinweise zur Montage:
* Clément Chéroux / Ute Eskildsen: Frankierte Fantastereien. Das Spielerische der Fotografie im Medium der Postkarte. Göttingen: Steidl 2007.
* Wilma Gütgemann-Holtz / Wolfgang Holtz (Hgg.): Neue Photographische Gesellschaft Steglitz. Die Geschichte eines vergessenen Weltunternehmens (1897-1921). Berlin 2009.
* Fritz Franz Vogel: Warum Hasen Eier legen. Das süße Leben auf Bromsilberpostkarten. In: Gütgemann-Holtz / Holtz (s. oben), S. 84-95.
* Karin Walter: Aktuelle Bilder vom laufenden Band. Die Postkartenproduktion der NPG. In: Gütgemann-Holtz / Holtz (s. oben), S. 56-63.
* Peter Weiss: Als die Fotos lügen lernten ... In: Gütgemann-Holtz / Holtz (s. oben), S.78-83.
* Lexikon der Kunst. 5 Bde. Westberlin: das europäische buch 1981.
* Christa Pieske: Das ABC des Luxuspapiers. Herstellung, Verarbeitung und Gebrauch 1860 bis 1930. Berlin: Dietrich Reimer 1983.
* Herta Wescher: Die Geschichte der Collage. Vom Kubismus bis zur Gegenwart. Köln: DuMont Buchverlag 1980.
Literaturhinweise zu Weihnachtsliedern:
* "Liste deutschsprachiger Weihnachtslieder" aus Wikipedia
de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutschsprachiger_Weihnachtslieder
* Gedichte zur Weihnacht. Hrsg. von Stephan Koranyi und Gabriele Seifert. Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2009.
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Der Hänseken. Ein Kinderepos
von Frank Wedekind (2019)
Weihnachtsbuch von Victor Blüthgen (2017)
Franz Graf Pocci:
Weihnachtslieder (2016)
Leise rieselt der Schnee ... (2015)
Der Weihnachtsbaum (2014)
Für Mutter und Kind 2013)
Die Weihnachtskrippe
Hirten, Drei Könige, Sternsingen (2011)>
Weihnachtsgaben (2010)
"O du fröhliche Weihnachtszeit".
Die Bescherung (2009)
Münchener Bilderbogen und Gedichte (2008)
Weihnachten in Bildern und Texten (2007)
"Stille Nacht, heilige Nacht!"
und das Weihnachtsfest (2006)
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