Jutta Assel | Georg Jäger
Goethe-Motive auf Postkarten
Mignon-Serien
Folge II
Erstellt: Februar 2011
Optimiert für Firefox
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Gliederung
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Mignon, das rätselhafte Mädchen aus Goethes "Wilhelm Meister", ist wohl - neben Gretchen - die beliebteste (d.h. am häufigsten abgebildete) literarische Figur in der Postkartenproduktion zwischen ca. 1900 und 1930. Die für die Postkartenverlage arbeitenden Atelierfotografen inszenieren Mignon als Ganz-, Dreiviertel- oder Halbfigur meist vor gemalter Naturkulisse; der Vordergrund wurde, um einen Übergang zu schaffen, häufig ergänzt durch Arrangements aus getrockneten oder künstlichen Gräsern, Blumen, Zweigen, Steinen etc. (vgl. erste und zweite Serie). Daneben gibt es die Rollenporträts vor neutralem Hintergrund (dritte Serie). Außer ihren "Erkennungs"-Attributen Saiteninstrument (kann aus Pappe und ohne Saiten sein, vgl. zweite Serie) und Wanderbündel kennzeichnen das Mädchen ihr langes offenes Haar und ein lässiges, malerisches Phantasiekostüm, das wohl einen fremd- bzw. südländischen Eindruck vermitteln soll. Die "regieführenden" Fotografen legen Wert auf beseelte, ausdrucksvolle Mimik und Gestik; geforderte Ausdrucksqualitäten für Mignon könnten sein: träumerisches, wehmutsvolles Erinnern; Melancholie; Sehnsucht; Liebeswerben u.a. Doch das Repertoire der Mignon-Modelle erschöpft sich meist in schönen Stellungen und Posen eines hübschen Mädchens, das rühren und verführen möchte.
Die Fotos in Schwarz- und Brauntönen sind teilweise individuell koloriert, hier in sanften Farben - oder mit Schablone. Die laienhafte Teilkolorierung zeigt in der zweiten Serie Rock und Mütze des Mädchens in verschiedenen Tönen (gelb, lila, grün, rötlich), obwohl es sich um eine Bildstrecke handelt, welche das mehrstrophige berühmte Mignon-Lied visuell umsetzt. Die Postkartenränder der Rollenporträt-Serie (Amag) weisen Benutzerspuren auf: Sammel-Steck-Alben und Betrachterfinger hinterlassen bleibende Spuren.
Das Goethezeitportal führt auf einer Seite mit 100 ausgewählten Illustrationen in die Geschichte des jungen Mädchens ein:
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2. Verlag Wilhelm S. Schröder Nachf., Berlin. Serie 753 mit 6 Karten
Nicht gelaufen. Die Digitalisate wurden uns von Herrn Achim Schuch zur Verfügung gestellt, wofür wir herzlich danken.
Kennst du das Land? wo die Zitronen blühn, Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht. Kennst du es wohl? Dahin! Dahin! Mögt ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.
Kennst du das Haus? auf Säulen ruht sein Dach, Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, getan? Kennst du es wohl? Dahin! Dahin! Mögt ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn.
Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg, In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut, Es stürzt der Fels und über ihn die Flut. Kennst du ihn wohl? Dahin! Dahin! Geht unser Weg! o Vater, lass uns ziehn! |
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Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Drittes Buch, Erstes Kapitel (Goethe: Sämtliche Werke. Münchner Ausgabe, Bd. 5, S. 142)
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3. Verlag Gustav Liersch & Co., Berlin. Serie 6335 mit 6 Karten
1 Karte gelaufen 1919.
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4. Amag [Albrecht & Meister, Aktiengesellschaft, Berlin-Reinickendorf]. Serie 61843 mit 6 Karten
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Besuchen Sie auch die weiteren Mignonbilder
Mignon und der Harfner auf Bildpostkarten.
Mit Erläuterungen zur Figur Mignon und zu Bildpostkarten
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Mignon-Serien
Folge I
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Mignon-Serien
Folge III
Eine Art-déco Mignon-Fotoserie
Versuch einer Beschreibung
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6780
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Folge IV
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Reta Walter als Mignon
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Mignon. Bilder unserer Leser
Mit Notizen zur Firma Rotophot
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Ludwig-Maximilians-Universität München
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