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Künstler- und Denkerenzyklopädie

Carl Maria von Weber
(1786-1826)

 

 

Kurzbiographie zu Carl Maria von Weber

Weber, Karl Maria von, Komponist, geboren 18. Dezember 1786 zu Eutin in Holstein, gestorben 5. Juni 1826 in London, Sohn des kurpfälzischen Offiziers, später Musikdirektors, zuletzt Schauspieldirektors Franz Anton von Weber (des Oheims von Mozarts Gattin Konstanze), verlor bereits 1798 die Mutter und hatte zufolge der wenig sesshaften Natur seines Vaters eine unruhige Jugend, erhielt nur unregelmäßigen, oft wechselnden Unterricht in der Musik. Vater und Sohn beschäftigten sich nebenbei intensiv mit Kupferstich und der damals von Senefelder erfundenen Lithographie und ließen sich sogar 1800 in Freiberg nieder, um mit dort gebrochenen, besonders geeigneten Steinen die Lithographie im großen zu betreiben. In Freiberg komponierte Weber die Oper »Das Waldmädchen«, die zuerst 24. November 1800 daselbst zur Ausführung kam, Weber aber in einen Federstreit mit der Kritik verwickelte, der ihm den Aufenthalt in Freiberg verleidete. 1801 ging die Familie wieder nach Salzburg, und hier schrieb Weber unter Michael Haydns Augen seine zweite Oper: »Peter Schmoll und seine Nachbarn«, die Anfang 1803 in Augsburg gegeben wurde, worauf die Familie nach Wien übersiedelte. Hier setzte Weber seine theoretischen Studien unter Abt Vogler fort, bis dieser ihm 1804 eine Anstellung als Theaterkapellmeister in Breslau verschaffte, wo er eine Oper »Rübezahl« in Angriff nahm, von der aber nur die Ouvertüre fertig wurde und als »Ouvertüre zum Beherrscher der Geister« erhalten ist. Im Herbst 1806 ging Weber als Musikintendant nach Karlsruhe in Schlesien an den Hof des Prinzen Eugen von Württemberg, der aber zufolge der Kriegsläufte 1807 seine Hofhaltung auflöste; doch verschaffte die Herzogin ihm die Stelle eines Hofsekretärs des Prinzen Ludwig von Württemberg in Ludwigsburg. Der Aufenthalt in Württemberg nahm ein jähes Ende, als der Vater, ohne sein Verschulden des Unterschleifes angeklagt, im Februar 1810 mitsamt dem Sohn des Landes verwiesen wurde.

Sie gingen nun zunächst nach Mannheim, dann nach Darmstadt, wo Weber bei Vogler zum zweiten Mal Unterricht nahm. Am 16. September 1810 brachte er in Frankfurt a. M. die in Stuttgart geschriebene »Sylvana« (eine Neubearbeitung des »Waldmädchen«) und in Darmstadt sein jüngstes Werk, die Operette »Abu Hassan«, zur Ausführung und unternahm neue, ausgedehntere Reisen als Klaviervirtuos, die ihn zuerst nach Norddeutschland, dann in die Schweiz führten. Während eines längeren Aufenthalts in Berlin, der ihn mit Fürst Radziwill, Tiedge, Brentano und dem Zoologen Lichtenstein in engeren Verkehr brachte, traf ihn im Frühjahr 1812 die Kunde von dem in Mannheim erfolgten Dahinscheiden seines Vaters. Anfang 1813 führte eine Konzerttour Weber nach Prag, wo er als Direktor der neu zu errichtenden deutschen Oper festgehalten wurde. Weber wirkte hier drei Jahre auf das ersprießlichste; in diese Zeit fällt die Komposition von Körners Freiheitsliedern »Leier und Schwert«, des Werkes, das seine Popularität anbahnte. Misshelligkeiten veranlassten ihn, 1816 aus seinem Prager Wirkungskreis wieder auszuscheiden, und er sah sich kurze Zeit wieder auf das Wanderleben des Virtuosen angewiesen, bis er zur Gründung einer Deutschen Oper nach Dresden berufen wurde.

Am 18. Januar 1817 trat er diese neue Stellung an und löste die hiermit verbundene, durch die Gegenpartei von der Italienischen Oper äußerst schwierig gemachte Aufgabe aufs glänzendste, ohne jedoch anfangs an der Stätte seines Wirkens diejenige Würdigung zu finden, die ihm an allen andern Orten zuteil ward. Am 14. November des Jahres verheiratete er sich mit der trefflichen Opernsoubrette Karoline Brandt, die er schon in Prag kennen gelernt hatte. Gleichzeitig gelangte er auch in die glänzendste Periode seines künstlerischen Schaffens: 1818 wurde die »Jubelouvertüre« zum ersten Mal ausgeführt, 14. März 1821 ging in Berlin »Preciosa« und 18. Juni des Jahres daselbst der »Freischütz« zum ersten Mal in Szene. Diesen Meisterwerken folgten 25. Oktober 1823 in Wien die große Oper »Euryanthe« und 12. April 1826 in London der »Oberon«.

Ein schon seit Jahren sich entwickelndes Lungenleiden hatte bereits ein sehr bedenkliches Stadium erreicht, als Weber nach London abreiste, aber um durch die große in Aussicht stehende Einnahme die Zukunft der Seinen zu sichern, unterzog er sich der großen Strapaze. Seine Kräfte nahmen nun mit so reißender Schnelligkeit ab, dass er schon 5. Juni des Jahres starb. Eine 1821 begonnene Oper: »Die drei Pintos«, blieb unvollendet. Webers Leiche ruhte in der Moorfieldskapelle in London, bis sie 1844 nach Dresden gebracht und in der Familiengruft auf dem katholischen Friedhof beigesetzt wurde.

Von warmer Begeisterung für nationales Wesen erfüllt, wusste Weber für die zu seiner Zeit in Blüte stehende romantische Dichtung den prägnanten musikalischen Ausdruck zu treffen und wurde insbesondere der Schöpfer eines ganz neuen Prinzips der Instrumentierung, nämlich der Ausbeutung der musikalischen Klangfarben zur Charakteristik. Neben dieser der ganzen Folgezeit ihre Signatur ausprägenden Neuerung, die in der Kunst Wagners und der gesamten Programmusik gipfelte, wirkte er besonders durch Aufnahme volkstümlicher Elemente. Aber nicht nur auf dem Gebiete der dramatischen und der Orchestermusik, sondern auch auf dem des Liedes und der Klavierkomposition hat Weber Werke von bleibendem Werte geschaffen. Auch literarisch ist Weber vielfach tätig gewesen, so unter anderem in Dresden, wo er in den ersten Jahren seiner Wirksamkeit es niemals unterließ, die von ihm einstudierten neuen Werke durch einführende Zeitungsartikel vor der Ausführung dem Verständnis des Publikums näherzubringen.

Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Aufl. 1905-1909 (Digitale Bibliothek; 100) Berlin: Directmedia 2003, S. 209.133-209.138, gekürzt und redigiert.

Dokumentationen, Erst- und Neupublikationen im Goethezeitportal


  Jutta Assel und Georg Jäger:
Carl Maria von Weber: Der Freischütz. Dokumente und Illustrationen

(München August 2010)

Zu Carl Maria von Webers "Freischütz", der erfolgreichsten romantischen Oper, publiziert das Goethezeitportal die Illustrationen von Johann Heinrich Ramberg und mehrere Dokumente: die Volkssage aus dem "Gespensterbuch" von Johann August Apel, die wichtigste Quelle für das Libretto von Friedrich Kind; die Erinnerungen Kinds zur Entstehungsgeschichte der Oper und die Zusammenarbeit mit Weber; Kinds Studie zur Sage um Freikugeln - Beispiel seiner volkskundlichen Recherchen -; einen Bericht über die Uraufführung in Berlin 1821 sowie einige Postkarten zum Erfolgslied "Wir winden dir den Jungfernkranz" als Belege der Verkitschung und Verspottung des Stoffes, die mit der Popularisierung der Oper einhergingen. Wie üblich, sind Kurzbiographien der Akteure beigefügt.

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