3. Bild von oben: Der zwiebeweibte Graf von Gleichen. Wandgemälde von Prof. [Heinrich Justus] Schneider auf Veste Wachsenburg. Gruss von der Veste Wachsenburg. Adressseite: Sammlung Dr. Seyfarth. Verlag: Friedrich Hölcke, Arnstadt. 33547. Nicht gelaufen. 4. Bild von oben: Bad Pyrmont. Historische Bettstelle des Grafen von Gleichen im Schloß. Verso: Kunst-Stube Bickhardt, Bad Pyrmont. L 2512. Rechts unten: 9784 20. Nicht gelaufen. ***** „Eine Wohnung, Ein Bett und Ein Grab“
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„Auf, Fürsten und Grafen vom alten Geschlecht! Auf, rüstige Ritter mit Knappen und Knecht, Die Macht des Califen zu fällen!“ So ermahnte die Deutschen der Priester zu Rom, Von der Donau sonnebegegnenden Strom, Bis hin zu den baltischen Wellen. Graf Gleichen entriss sich dem weinenden Blick Des Weibes, und kehrte gleich wieder zurück, Noch Küsse der Liebe zu holen. Sie stand in der Laube beim murmelnden Bach, Sie weinte mit fliegenden Haaren ihm nach, Und betaute die jungen Violen. Sie fiel um den Panzer ihm, küsste sein Haupt; Wie die Rebe den stattlichen Ulmbaum umlaubt Und ihn kränzt mit der goldenen Traube, So schlang sie sich dicht um den trauten Gemahl, So umwehten die goldenen Locken den Stahl, In der blütenumdufteten Laube. Nun scheidet er wieder; sein mutiges Ross Enteilt, wie ein Adler, dem türmenden Schloss, Und erreichet die reisigen Scharen Der narbigen Knappen, die, alle voll Mut Und dürstend, wie Wölfe, nach feindlichem Blut, Sein harrend, voll Ungeduld waren. Sie fochten, wie Löwen, im blutigen Krieg. Verkündet vom Schrecken, begleitet vom Sieg, Erhob sich das Fähnlein von Gleichen. Sie stürzten, aus Eifer für’s heilige Grab, Manch Kind der Beschneidung vom Sattel herab, Und bedeckten den Jordan mit Leichen. Er sprengte voran auf ungarischem Ross; Da traf in die Seit‘ ihn ein scharfes Geschoss Aus tönendem Bogen geschnellet. Gleich eilte die Schar der Barbaren herbei, Und jauchzte mit trotzendem, lautem Geschrei, Sie habe den Löwen gefället. Noch griff er zum Schwert, noch dräute sein Blick; Da sank ihm ermattet die Rechte zurück, Und es band ihn mit eisernen Ketten, Vor den Augen der Christen, ein grimmer Barbar. Es strebte vergebens die reisige Schar, Den blutenden Helden zu retten. Bedeckt mit dem Staub‘ und dem Blute der Schlacht, Ward Gleichen zum stolzen Califen gebracht, An Händen und Füßen gebunden. Es wichen voll Ehrfurcht die Türken zurück. Er rollte die Augen mit flammendem Blick, Wie ein Keuler, umgeben von Hunden. Es freute sich trotzend der Soldan und sprach: „Wie? folgen dem Gleichen die Knappen nicht nach? Oder willst du bei mir sie erwarten? Du sollst mir indessen im Rittergewand, Sobald du geheilt bist, mit krieg’rischer Hand Die Nelken und Lilien warten.“ Bald ward er geheilet; dann ward er gebracht In des Soldans Serail, wo mit herrschender Pracht Die blöde Natur sich vermählte. Sie bebte, von Marmelkaskaden verscheucht; Sie atmete ängstlich im Schmucke gebeugt, Den der üppige Soldan ihr wählte. Als Sklave war Gleichen noch Retter. Er riss Von seufzenden Zweigen die Fesseln und ließ In die wehenden Lüfte sie streben. Er öffnete freiere Wege dem Quell; Durch duftende Blumen ergoss er sich hell, Umschattet von hangenden Reben. Wenn der Morgen den Himmel mit Rosen umwand, Trug Gleichen ein Körbchen mit Korn in der Hand, Und es folgten, wie ehmals, die Knappen, Fasanen und Pfauen und Tauben ihm nach; Und pfiff er, so hüpften die Fischlein im Bach, Die goldenen Körner zu schnappen. Oft dacht‘ er im dunkeln Akaziagang, Oft unter den Pappeln der Quelle entlang, Oft bei babylonischen Weiden Das Weib seiner Jugend; und streckte den Arm Gen Abend, und tät mit verzehrendem Harm Den reisenden Kranich beneiden. Ihm folgt‘ in den dunkeln Akaziagang Ihm unter die Pappeln der Quelle entlang, Ihm bei babylonischen Weiden Das Auge Selina’s. Sie streckte den Arm Nach ihm aus, und tät mit schweigendem Harm Das Weib seiner Jugend beneiden. Selina war Tochter des Soldans. So schön War am Nil und Jordan nicht Eine zu sehn, Als Selina in knospender Blüte. Wo nehm‘ ich die Pracht, zu malen den Mund, Das Händchen so klein und die Brüste so rund Und die Augen voll schmelzender Güte? Sie hatt‘ ihn schon oft aus dem Fenster gesehn, Gewünscht, und vermieden, hinunter zu gehen, Und konnte sich länger nicht halten. Sie eilte dem Windelgang wankend hinab, Sank blass in die Blumen, als sänk‘ sie in’s Grab, Und fühlte sich plötzlich erkalten. Im Herzen, es brannt` ihr im Herzen die Glut. Es drang ihr zum Herzen das strömende Blut Und entfloh den erbleichenden Wangen. Blass lag sie auf Veilchen und zitternd und schön Wie der Mond in dem Quelle des Tales zu sehn, Voll Liebe, voll Angst und Verlangen. So eben kam Gleichen, und trug in der Hand Eine Urne voll Wasser, das lechzende Land Zu erquicken und hangende Rosen. Da ward er das schönste der Mädchen gewahr. Es schienen mit ihrem Kastanienhaar Die freundlichen Weste zu kosen. Ein Muselman hätte sich schüchtern entfernt. Es hatte der Ritter die Furcht nicht gelernt; Er nahte sich frei und bescheiden. Sie öffnet den feuchten und schmachtenden Blick, Springt auf, wie ein Reh, und sinkt schreiend zurück, Und wähnet von hinnen zu scheiden. Er spritzt ihr in’s Antlitz vom labenden Quell; Ihr Busen wird frei und ihr Auge wird hell Und erfüllt sich mit tauendem Sehnen. Sie stammelt und zittert, will reden, bleibt stumm, Sieht an den Geliebten, und wendet sich um, Und benetzet die Veilchen mit Tränen. Er flüstert gar freundliche Reden ihr zu. Sie horchet und sauget verrätrische Ruh‘ Und den Wein und den Mohnsaft der Liebe. Sie reichet ihm seufzend und lächelnd die Hand. Er denkt an sein Weibchen im heimischen Land, Und schwöret ihm ewige Liebe. Doch hebet er freundlich Selina empor, Verschließet und öffnet ihr Augen und Ohr, Und führet, im rötenden Schimmer Des Abends, sie näher auf’s prächtige Schloss. Sie windet mit Tränen vom Ritter sich los, Und schleichet in’s einsame Zimmer. Und schleicht in Gedanken ein Mädchen ihr nach, So weiß auch das Mädchen, dass jeglichen Tag Die schöne Selina den Garten Besuchte. Sie wachte mit Hahnenschrei auf, Und konnte nicht ruhig den steigenden Lauf Aurorens am Himmel erwarten. Es fasste der Ritter den edlen Entschluss, Für tändelnde Worte, für Äugeln und Kuss, Sie heilige Wahrheit zu lehren. Es entströmte die Rede des Heiles ihm hell Und heiß, wie aus Bergen ein heilender Quell, Und es ließ sich Selina bekehren. Nun sann er bei Tage, nun sann er bei Nacht Auf Mittel, das Mädchen der eisernen Macht Der Barbaren durch List zu entziehen. Gern trotzte sie Wetter und Wogen und Wind. Doch sagt nur, wie konnte das liebliche Kind Mit dem Ritter als Jungfrau entfliehen? Es fühlte sich dazu der Edle zu schwach. – Hier zischt kein heuchlender Frömmler ihm nach! – Er wählte mit Demut von zweien Das kleinste Versehen, und wusste die Not Habe selten, doch manchmal, eignes Gebot; Er tät die Holdselige freien. Sie entrannen und fanden ein fertiges Schiff, Das gleitend mit ihnen die Wogen durchlief, Und sie heim in die Christenheit führte. Sie schwebten selbander mit Wonnegefühl Auf rauschenden Wogen, bis endlich der Kiel Das schlammige Ufer berührte. Sie reitet ein Maul und er reitet ein Ross. Sie reisen und reisen. Nun sieht er sein Schloss Dem Nebel des Abends entsteigen. Er höret die Glocken des Turmes; er sieht Den Bach und die Laube; der Nachtigall Lied Begrüßt ihn von duftenden Zweigen. Es wehen die Zeiten der Jugend ihn an; Es schmelzet die Sehnsucht des Weibes den Mann Und Erinnrung der zärtlichen Klagen Beim Abschied. O weh ihm! Er fürchtet den Gruß Des Weibes. Was wird nach dem feurigen Kuss Der Anblick Selina’s ihr sagen? So denkt er und denkt, und erreichet das Schloss, Und entschwingt sich mit bebenden Knien dem Ross, Und ereilet mit zagender Freude Der treuen Geliebten bekanntes Gemach. Es schleichet und zittert Selina ihm nach, Verhüllet in Schleier und Seide. Er findet im nächtlichen Trauergewand Die treue Geliebte. Sie hielt in der Hand Die wehmuterregende Laute. Sie sah nach dem Bildnis des Ritters und sang, Und entlockte der Laute den traurigsten Klang, Als sie plötzlich den Ritter erschaute. Es entstürzte die Laute der Hand, und sie schrie Und fiel um den Hals ihn. Er herzete sie Und netzt‘ ihr die Lilienwangen Mit glühender Trän‘, indes an der Wand Die bebende Fremde erwartungsvoll stand, Und sie tausend Gefühle durchdrangen. Sie fasst ein Herz nun, und stürzet sich hin Zu den Füßen des Weibes: „O Gräfin, ich bin“ – Mehr konnte die Arme nicht sagen. „Wer ist sie?“ – „Ist Tochter des Soldans, entwich, Ward Christin und Flüchtling aus Liebe für mich, Tät vieles erdulden und wagen.“ Nun wusste sie alles. Es hub sie ihr Sinn Schnell über die Zweifel der Eifersucht hin. Sie konnte nicht Gleichen verkennen. „Komm, Tochter des Soldans! Enthülle dich frei! Wir lieben von nun an auf ewig uns drei! Nicht das Bett, nicht das Grab soll uns trennen!“ Das wurden die ehlosen Mönche gewahr. Was, munkeln sie, werden die Laien nun gar Zweiweibig sich gegen uns brüsten? Sie klagen’s dem Bischof, der tät ihn in Bann, Und rüstete Volk; denn es ließ sich der Mann Die Habe des Grafen gelüsten. Da flüchtete Gleichen zum Vater in Rom. Der heilige Vater war sanft und war fromm, Und sagte nach reifem Erwägen: „Ich werde nicht lösen mit frevelnder Hand, Was der Himmel so wunderbar selber verband, Sohn, scheide mit Frieden und Segen!“ – Als froh zu den Seinen der Glückliche kam, Da freute sich männiglich, wer es vernahm. Es besuchten ihn Herren und Frauen, Und wünschten von Herzen den Liebenden Glück. Der Bischof zog Bannstrahl und Fehde zurück Und leere, habsüchtige Klauen. Die Freude bewohnte das selige Haus; Es schlichen, verscheuchet, die Sorgen hinaus, Wie Schatten vor flammenden Kerzen. Es liebten die Weiber sich zärtlich und treu, Sie blieben dem Herzen des Liebenden neu, Und liebten ihn wieder von Herzen. Der Soldan im Harem, wie arm er sich dünkt, Der herrisch nur Einer zum Magd-Kusse winkt! Ihn küssen, geweihet, die Beiden. Es waltet die Lieb‘! es umatmet ihn rings Ihr segnender Odem von rechts und von links, Zu keuscher Umarmungen Freuden. Es entsprossen zwei Kinder ihm jegliches Jahr, Bis das Alter ihm krönte das silberne Haar, Und als er von hinnen tät scheiden, Da folgten in kurzem die Weiber ihm nach, Und wie er bei Beiden im Ehebett lag, So liegt er im Grabe bei Beiden. |
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Anmerkung. Mit den letzten Versen dieses Gedichts stimmt die noch an heiliger Stätte vorhandene Grabschrift fast wörtlich überein. Sie lautet:
Zwo Frauen liebten sich als Schwestern, mich als Mann, Die Eine folgte mir und ließ den Alkoran; Die Andre wollte mich deswegen doch nicht lassen; Wie einst uns Drei Ein Bett, tut uns Ein Grab umfassen. |
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Vorlage: Heinrich Döring. Der Graf von Gleichen. Romantische Volkssage. Gotha und Erfurt: Hennings’sche Buchhandlung 1836, S. 48-56. Quellenangabe: Deutsches Museum, 1782, S. 99 u. f. und die Gedichte der Brüder Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg. Hamburg 1821. Tl. 1, S. 298 u. f. (Digitalisierung durch Google)
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Oben, links: Grabmal des Grafen von Gleichen im Dom zu Erfurt. In: Volkssagen zwischen Hiddensee und Wartburg. Zus.gest. u. interpretiert von Waltraud Woeller. 4. Aufl. Berlin: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1985.
Oben, rechts: Erfurt. Dom. Grabmal des Grafen von Gleichen. Postkarte. Verso: Keyser’sche Buchhandlung, Erfurt. Rechts unten: 14839. Gelaufen. Poststempel 1925.
Unten: Gutschein der Stadt Remda i. Thür. über fünfzig Pfennig. Gültig bis Aufruf. Remda, 1. Juli 1921 der Stadtgemeindevorstand. No 08293. Druck J. A. Schwarz - Lindenberg i. Allgäu. Vorder- und Rückseite.
In seinen Volksmärchen der Deutschen erzählt Musaeus unter dem Titel "Melechsala" - so heißt bei ihm die Tochter des Kalifen - die Geschichte des Grafen von Gleichen. Vgl. Johann Karl August Musäus: Volksmärchen der Deutschen. Nach dem Text der Erstausgabe von 1782-86. Mit den Illustrationen von Ludwig Richter, A. Schrödter, R. Jordan und G. Osterwald zur Ausgabe von 1842. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1977, S. 657-744. Die vom Holzschneider J[ohn] Allanaon signierte und auf 1843 datierte Illustration auf S. 720.
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Graf Ludwig, seines Dorfes Lust, Und jung an Mut und Kräften, Ließ sich auf seine fromme Brust Ein wollnes Kreuzchen heften, Zu retten das gelobte Land Aus wilder Saracenen Hand. Sein halbes Dorf begleitet ihn, Ihr Christenblut zu wagen; Nun wird kein Muselmann entfliehn! Mach vielen trüben Tagen Kömmt Ludwig an, er betet, ficht, Und - schlägt die Saracenen nicht. Er wird gefangen, Fessel küsst Der arme Graf von Gleichen! Er muss, so gut er Graf auch ist, Doch seinem Schicksal weichen. In Sultans Garten muss, o Pein! Der Graf ein Gärtnerbursche sein. Doch was geschieht? Des Sultans Kind Verliebt sich; will den Sclaven Erretten; aber erst geschwind Erobert sein vom Grafen; Und dann ihm folgen, und ihn frein. - Hiezu sprach Ludwig doch nicht nein? Ich bin, so rief der fromme Graf, Vermählt, und habe Kinder. O, schrie die Türkin: schöner Sclav! Drum lieb ich dich nicht minder: Denn mein Gesetz erlaubt dem Man, Dass er zwei Weiber nehmen kann. Der Graf bedenkt sich doch wohl nicht? Wenn man des Sultans Glauben Nicht stürzen kann; da ist es Pflicht, Die Tochter ihm zu rauben. Und Gründe gibts im Überfluss, Wo das Gewissen schweigen muss. Zum Glück fällt ihm die Wahrheit ein; Der Himmel ist ja gnädig! O Trost genug! Er schifft sich ein, Und segelt nach Venedig; Und kömmt durch Wind und Steuermann Mit ihr in seiner Grafschaft an. Allein zuvor ging er nach Rom, Wo Pabst Gregor regierte, Und Aberglaube vor den Thron Die Ablasskrämer führte; Hier küsste Ludwig wie man soll, Gregors Pantoffel andachtsvoll. Der heil’ge Vater willigt drein: Zwei Weiber sich zu nehmen. Wie würde, wür[d’] dies allgemein, Sich manches Weibchen grämen! Doch wett ich auch, es hielt kein Man Zu Rom um solchen Ablass an. Zur ersten Frau kam nun geschwind Der Graf mit seiner zwoten, Der, nun man weiß, wie Weiber sind, List, Gift und Dolche drohten. Doch, Wunder! wie erklärt man dich: Die beiden Weiber liebten sich. Sie teilten, Beispiel seltner Zeit! Wenn es doch Folgen hätte! Sie teilten ihre Zärtlichkeit Gern mit des Grafen Bette. Dies Bett, durch solch ein Wunder groß, Steht noch zu Gleichen auf dem Schloss. Weil alles stirbt; so starben auch Der Graf und seine Weiber; Ein Grab umschloss nach altem Brauch Die drei entseelten Leiber. Dies alles, samt des Grafen Ruhm, Lehrt Erfurts Epitaphium. |
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Joh[ann] Friedrich Löwen: Romanzen, nebst andern Comischen Gedichten. Neue verb. Aufl. Biel, Heilmannische Buchhandlung 1773, S. 37-40 (Digitalisierung durch Google). - Über Johann Friedrich Löwen (1727-1771) vgl. den Artikel in Wikipedia, der freien Enzyklopädie. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Friedrich_Löwen
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Leichenstein
Johann Karl August Musäus: Volksmärchen der Deutschen. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1977, S. 744.
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Einen Überblick über die Märchen- und Sagenmotive
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Gutschein der Veste Wachsenburg. Wert: 50 Pfg. Gültig bis 31. Dez. 1921. Die Wachsenburg (Vorderseite), mit verso zwei Motiven der Sage vom Grafen von Gleichen: Heimkehr und Zusammentreffen im Freudental; Sage vom zwiebeweibten Grafen von Gleichen [Graf mit beiden Gattinnen im Ehebett]. Gez. von P. Bandorf. Druck von Otto Böttner, Arnstadt.
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Schwind, Moritz von, Maler und Zeichner, geb. 21. Januar 1804 in Wien, gest. 8. Febr. 1871 in München, erhielt den ersten Unterricht in der Kunst auf der Akademie in Wien und bei Ludwig Schnorr, bildete sich aber zumeist auf eigne Hand und entfaltete eine große Produktivität in Zeichnungen nach Märchen, Opern, in Illustrationen etc.
1827 ging er nach München, wo Cornelius einen solchen Eindruck auf ihn machte, dass er sich 1828 dort niederließ. Hier malte er in der Bibliothek der Königin Szenen aus Tiecks Dichtungen und komponierte Szenen aus dem Leben Karls d. Gr. für die Burg Hohenschwangau. 1835 begab sich Schwind nach Rom. Bald heimgekehrt, entwarf er für den Saal Rudolfs von Habsburg im Königsbau einen figurenreichen Kinderfries. 1838 vollendete er Wandbilder in einem Gartensalon des Schlosses Rüdigsdorf bei Altenburg, welche die Mythe von Amor und Psyche behandeln. 1839–44 entstanden die Wand- und Deckenbilder im Antikensaal zu Karlsruhe, die Fresken im Treppenhaus der Kunsthalle, die allegorischen Kompositionen für den Sitzungssaal der badischen Ersten Kammer daselbst, das reizende Tafelbild Ritter Kurts Brautfahrt und die Skizzen zu dem 1847–48 ausgeführten Vater Rhein.
Der Auftrag, für das Städelsche Institut den Sängerkrieg auf der Wartburg zu malen, veranlasste ihn, 1844 nach Frankfurt überzusiedeln. In demselben Jahr entstand der „Almanach von Radierungen von M. v. S. mit erklärendem Text und Versen von E. Freiherrn von Feuchtersleben“, humoristische Verherrlichungen der Tabakspfeife und des Bechers. Derselben Periode gehören auch die köstlichen kleinen Genrebilder: der Falkensteiner Ritt und der Hochzeitsmorgen oder die Rose an. 1847 wurde er als Professor an die Münchener Akademie berufen und komponierte dort 1849 seine originelle Symphonie nach Beethoven. Daran reihte sich das reichgegliederte Aschenbrödel mit seinen verwandten Nebenbildern aus der Mythe der Psyche und dem Märchen von Dornröschen (1854). Als der Großherzog von Sachsen die Wiederherstellung der Wartburg unternahm, beauftragte er Schwind, die bedeutendsten Momente aus dem Leben der heiligen Elisabeth und einige Szenen aus der thüringischen Sage und Geschichte zu malen. Diesen Werken folgte Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe, der Aquarellenzyklus: die sieben Raben und die treue Schwester (1857), durch den Schwinds eigentümliche Begabung für die Romantik des deutschen Märchens zum erstenmal allgemeine Anerkennung fand, mehrere Bilder für den Grafen Schack (darunter die Morgenstunde und die Hochzeitsreise) und eine Reihe von Bildern für den Hochaltar der Frauenkirche in München.
Mit unerschöpflichem Humor zeichnete Schwind 1863 in einem über 20 Ellen langen Zyklus wichtige Momente aus dem Leben seines Freundes Franz Lachner (vgl. Die Lachnerrolle. Mit Text von O. Weigmann, München 1904) und schmückte in demselben Jahre die Pfarrkirche in Reichenhall mit Fresken; 1864 entstand die Heimkehr des Grafen von Gleichen und der Karton: die Zauberflöte, der erste der im neuen Opernhaus zu Wien ausgeführten Kartons nach deutschen Opern, die ihm Gelegenheit gaben, alle seine Lieblingsgestalten aus dem Gebiete der Tonkunst vorzuführen. Dieser Zeit gehören auch geistvolle kunstgewerbliche Entwürfe an. An seinem 66. Geburtstag vollendete er den lieblichen Aquarellenzyklus von der schönen Melusine, der nächst den sieben Raben sein Hauptwerk ist.
1855 war er mit seinen Brüdern August, österreichischem Ministerialrat (gest. 1892), und Franz, österreichischem Bergrat, in den österreichischen Ritterstand erhoben worden. Schwinds Vorzüge liegen im Rhythmus der Komposition, in durchweg idealer Anschauung, strenger Zeichnung und innigstem Eingehen auf seinen Stoff bei romantisch-poetischer Grundanschauung.
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 215. Redigiert und gekürzt. Online bei Zeno.org - Bildnis Schwinds. Mitte der 40er Jahre. Nach einer Zeichnung von Buonaventura Genelli gestochen von C. Gonzenbach. Schwind. des Meisters Werke in 1265 Abbildungen. Hrsg. von Otto Weigmann (Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben) Stuttgart, Leipzig: Deutsche Verlags-Anstalt 1906, S. XXXI. - Das Wappen der Familie Schwind. Zweite Fassung. Ebd. S. XLVI.
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