goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Gustav Schlick
Illustrationen zu Goethes Faust

Stand: Januar 2015

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Gliederung

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1. Die Illustrationen von Gustav Schlick.
Gestochen von Adolf Hohneck
(1834)

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Mein schönes Fräulein, darf ich wagen ...
(Straße, V. 2605f.)

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Er liebt mich (Blumenorakel)
(Garten, V. 3181)

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Meine Ruh ist hin.
(Gretchens Stube, V. 3402)

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Dein bin ich, Vater
(Kerker, V. 4607)

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2. Vorlage

Die vier Zeichnungen wurden vom Sächsischen Kunstverein 1834 angekauft und in seinem Auftrag von Adolf Hohneck (1812-1879) in Kupfer gestochen. Siehe Bärbel Kovalevski, Die Bilder-Chronik des Sächsischen Kunstvereins Dresden 1828-1836. Frankfurt a.M.: H. W. Fichter Kunsthandel und Edition 2010, S. 280f. ISBN 978-3-9814023-0-8

Die Bilder sind der folgenden Ausgabe entnommen: Goethe Faust mit einer Einleitung von Max von Boehn. BERLIN IM ASKANISCHEN VERLAG CARL ALBERT KINDLE 1924. - Reproduktionen auch in Franz Neubert: Vom Doctor Faustus zu Goethes Faust. Mit 595 Abbildungen. Leipzig: J. J. Weber 1932. S. 154.

Das Prachtwerk wird vorgestellt
* mit den Illustrationen von Gabriel von Max
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4171
* mit den Illustrationen von Johann Heinrich Ramberg
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4389

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3. Charakteristik durch Max von Boehn

Die Kunstvereine, die im zweiten und dritten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts entstanden, haben die Wahl der Sujets aus Faust geradezu begünstigt, zumal der Sächsische Kunstverein, der die Kunstfreunde, die ihm angeschlossen waren, reichlich mit Faustbildern versah. Er verloste die Gemälde von Retzsch, Faust und Gretchen und Gretchen am Spinnrocken, die, von Küchler, Müller und Zimmermann lithographiert, in Abbildern verteilt wurden. Er kaufte ferner das Bild von Rhode, Faust im Studierzimmer, das 1833 von Pfau in Kupfer gestochen wurde. Kurz zuvor hatte Kirsting den gleichen Vorwurf gewählt, aber Urväterhausrat, selbst deckenhoch dareingestopft, macht’s eben allein nicht. Im folgenden Jahre erhielten die Mitglieder gleich vier Stiche von Hohneck nach Gemälden von Schlick, alle vier aus dem Faust. Erfindung und Ausführung sind bescheiden, sie muten an wie Vorlagen zum Stellen lebender Bilder, in denen man gerade damals große Kunst entwickelte. Aus der Selbstbiographie von Carus ist bekannt, dass man in Dresden viel Liebe und Fleiß auf diese gesellschaftliche Unterhaltung verwandte. Vielleicht hat sich der Künstler auch aus dieser Rücksicht so eng an das Zeitkostüm gehalten. So wie Gretchen aus der Kirche kommt: fußfreier Rock, Ballonärmel und Schulterkragen über dem Ausschnitt, hätte sie im Beginn der dreißiger Jahre ohne aufzufallen über die Straße gehen können. (Max von Boehn, S. 88)

Carus berichtet von dem Fest zu seinem Geburtstag am 3. Januar 1841:

Für den Abend des 3. Januar hatten […] den Meiningen unsere Künstler die Darstellung eines Tableau vorgeschlagen und eingerichtet, wie es in Dresden noch nie und überhaupt wohl bisher nur selten gesehen worden war. Im obern Salon meines Hauses war eine künstliche, leichte, großenteils aus Karton bestehende Wand hergestellt und mir Kränzen architektonisch nach Art eines großen Marmorfrieses angenehm verziert worden, auf welcher nun der Chor der Musen, ganz so, wie sie etwa an Tempelfriesen des Altertums vorzukommen pflegen, diesmal aber aus wirklichen lebenden und schönen Gestalten dargebildet erscheinen sollte. Man kann denken, dass wenn Künstler wie Hübner, Bendemann und Rietschel solche Vorstellung ordnen und leiten und wenn sich Gestalten dazu verwenden lassen, die es verdienen, als Musen gesehen zu werden, so musste, bei einer gewählten Beleuchtung, der Effekt ein außerordentlicher sein. Um die Ähnlichkeit mit dem Skulpturwerk eines Frieses vollständig zu machen, waren nicht nur auf lichtweißem Grunde die Gestalten alle mit weißen Draperien geziert und trugen goldene Attribute, sondern die Wand des Kartons war bei den meisten Figuren nach Maßgabe ihres Umrisses dermaßen ausgeschnitten, dass dieselben wirklich zum Teil in die Wand zurücktraten und somit die Eigentümlichkeit eines Hautrelief auf das merkwürdigste darstellten. In Wahrheit, als vor der versammelten zahlreichen Gesellschaft der breitgespannte Vorhang zurückwich, als die schönen Gestalten in voller Neunzahl sichtbar wurden, hier die schöne Melpomene mit tragischer Maske und der Keule des Helden, dort Urania sinnend, Polyhymnia in der schönen Stellung der gewandreichen Antike des Berliner Museums, Erato mit goldener Lyra, Klio mit der Rolle der Geschichte und so fort, wurde von allen Seiten ein allgemeiner Laut der Bewunderung hörbar, und gern hätte man stundenlang an den Schönheiten, deren immer mehr in Gliederhaltung, Antlitz und Gewandung erschienen, je mehr man hinsah, sich geweidet. Zugleich ertönte aus dem Nebenzimmer ein Quartettgesang wohl komponierter und gesungener Horazischer Verse, und dreimal nacheinander zeigte sich und verschwand so das zauberhafte Bild, das gewiss keiner der Zuschauenden jemals wieder vergessen hat.

Soviel ist übrigens gewiss, dass von allen Arten der Tableaustellung, wie sie sich, namentlich nach dem Vorgange von Goethes „Wahlverwandtschaften“, mit zuweilen etwas zur Absurdität getriebener Wiederholung vielfältig ausgebreitet haben, keine ist, welche bei vollkommener Ausführung ein künstlerisches Auge so vollkommen zu befriedigen vermag als diese! Denn wenn das Nachahmen von Gemälden durch lebende Personen notwendig immer vieles vermissen lassen muss, wodurch uns eben erst das Bild recht zum Bilde wird, wenn hier die Feinheiten der Konzentration des Lichts meistens wegfallen, und selbst die zu große Annäherung an die Wirklichkeit, oder vielmehr die Wirklichkeit geradezu, sehr leicht eine Art von Wahrheit gibt, welche zu ihrem Nachteil mehr an Wachsfiguren als an Bilder erinnert, so hat dagegen eine von einem vollendeten Kunstsinne angeordnete Darstellung der obigen Art, eben weil sie entschieden von der bloßen Natur sich ablöst und einfachere Forderungen der Beleuchtung stellt, dabei aber in vieler Beziehung, besonders in der Gewandung, wirkliche Idealformen der Plastik darzubieten vermag, einen ganz entschiedenen Vorzug und kann zugleich wesentlich beitragen, bei vielen ein näheres Verständnis der Plastik selbst teils vorzubereiten, teils wirklich zu fördern.


Carl Gustav Carus: Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten. Nach der zweibändigen Originalausgabe von 1865/66 neu herausgegeben von Elmar Jansen. 2 Bde. Weimar: Gustav Kiepenheuer 1966. Hier Bd. 2, S. 83-85. Vgl. weiterhin Bd. 1, S. 99, 168.

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4. Hinweise zu den Künstlern

Gustav Schlick (1804-1869), Bildnis- und Genremaler, Illustrator und Lithograph, war ein Schüler der Leipziger Akademie (Veit Hans Schnorr v. Carolsfeld) und bildete sich in Berlin und Paris weiter. (Thieme-Becker)

Adolf Hohneck (1812-1879), Maler und Graphiker, studierte in Dresden und an der Düsseldorfer Akademie. Bekannt wurde er durch Porträtlithographien. (Thieme-Becker)

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Das Goethezeitportal
bietet eine reiche Auswahl von Illustrationen
 zu Faust und Gretchen
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=625

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5. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

Alle Vorlagen entstammen, sofern nicht anders vermerkt, einer privaten Sammlung. Die private Nutzung und die nichtkommerzielle Nutzung zu bildenden, künstlerischen, kulturellen und wissenschaftlichen Zwecken ist gestattet, sofern Quelle (Goethezeitportal) und URL (http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6351) angegeben werden. Die kommerzielle Nutzung oder die Nutzung im Zusammenhang kommerzieller Zwecke (z.B. zur Illustration oder Werbung) ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung der Verfasser gestattet. Einen Rechteinhaber konnte das Goethezeitportal nicht ermitteln, ggf. bitten wir höflichst um Nachricht.

Kontaktanschrift:

Prof. Dr. Georg Jäger
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Deutsche Philologie
Schellingstr. 3
80799 München

E-Mail: georg.jaeger07@googlemail.com

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