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Goethe, Schiller und die Goethezeit auf Google+

Jutta Assel | Georg Jäger

Verona
Amphitheater

 

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Verona - Panorama. O. Onestinghel - Verona. Cartolina Postale Italiana. Doppelkarte. Nicht gelaufen.

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Saluti da Verona. L'Arena. Verso: Artist. Ateliers G. Marangoni - Venedig. Cartolina Postale. Gelaufen. Poststempel 1912.
Prägedruck. Links oben: Monumento Colleoni, Venezia. Links unten: Mon. a Vittorio Emanuele II., Milano.
Rechts oben: Monumento Garibaldi, Venezia. Rechts unten: Mon. al Principe Indiano, Firenze.
Dazu vgl. http://it.wikipedia.org/wiki/Monumento_all%27Indiano

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Goethe, Italienische Reise
Verona, den 16. September 1786

Das Amphitheater ist also das erste bedeutende Monument der alten Zeit, das ich sehe, und so gut erhalten! Als ich hineintrat, mehr noch aber, als ich oben auf dem Rande umherging, schien es mir seltsam, etwas Großes und doch eigentlich nichts zu sehen. Auch will es leer nicht gesehen sein, sondern ganz voll von Menschen, wie man es neuerer Zeit Joseph dem Zweiten und Pius dem Sechsten zu Ehren veranstaltet. Der Kaiser, der doch auch Menschenmassen vor Augen gewohnt war, soll darüber erstaunt sein. Doch nur in der frühesten Zeit tat es seine ganze Wirkung, da das Volk noch mehr Volk war, als es jetzt ist. Denn eigentlich ist so ein Amphitheater recht gemacht, dem Volk mit sich selbst zu imponieren, das Volk mit sich selbst zum besten zu haben.

Wenn irgend etwas Schauwürdiges auf flacher Erde vorgeht und alles zuläuft, suchen die Hintersten auf alle mögliche Weise sich über die Vordersten zu erheben: man tritt auf Bänke, rollt Fässer herbei, fährt mit Wagen heran, legt Bretter hinüber und herüber, besetzt einen benachbarten Hügel, und es bildet sich in der Geschwindigkeit ein Krater.

Kommt das Schauspiel öfter auf derselben Stelle vor, so baut man leichte Gerüste für die, so bezahlen können, und die übrige Masse behilft sich, wie sie mag. Dieses allgemeine Bedürfnis zu befriedigen, ist hier die Aufgabe des Architekten. Er bereitet einen solchen Krater durch Kunst, so einfach als nur möglich, damit dessen Zierrat das Volk selbst werde. Wenn es sich so beisammen sah, musste es über sich selbst erstaunen; denn da es sonst nur gewohnt, sich durcheinander laufen zu sehen, sich in einem Gewühle ohne Ordnung und sonderliche Zucht zu finden, so sieht das vielköpfige, vielsinnige, schwankende, hin und her irrende Tier sich zu einem edlen Körper vereinigt, zu einer Einheit bestimmt, in eine Masse verbunden und befestigt, als eine Gestalt, von einem Geiste belebt. Die Simplizität des Oval ist jedem Auge auf die angenehmste Weise fühlbar, und jeder Kopf dient zum Maße, wie ungeheuer das Ganze sei. Jetzt, wenn man es leer sieht, hat man keinen Maßstab, man weiß nicht, ob es groß oder klein ist.

Wegen der Unterhaltung dieses Werks müssen die Veroneser gelobt werden. Es ist von einem rötlichen Marmor gebaut, den die Witterung angreift, daher stellt man der Reihe nach die ausgefressenen Stufen immer wieder her, und sie scheinen fast alle ganz neu. Eine Inschrift gedenkt eines Hieronymus Maurigenus und seines auf dieses Monument verwendeten unglaublichen Fleißes. Von der äußern Mauer steht nur ein Stück, und ich zweifele, ob sie je ganz fertig geworden. Die untern Gewölbe, die an den großen Platz, il Brà genannt, stoßen, sind an Handwerker vermietet, und es sieht lustig genug aus, diese Höhlungen wieder belebt zu sehen.

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Oben: Verona - Panorama. Verso, Signet: vTv im Dreieck [V. Tosi - Verona] 054. Proprietà riservata. Nicht gelaufen.
Mitte: Verona - Panorama. Verso: VITOVE. V. Tosi - Verona. Proprietà riservata 53. Fotocelere Torino. Nicht gelaufen.
Unten: Verona - Panorama. Verso: 1130 Fototipia Alterocca - Terni. Nicht gelaufen.

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Friedrich Johann Lorenz Meyer
Darstellungen aus Italien (1792)

Das Römische Amphitheater zu Verona steht noch in seiner ganzen ursprünglichen Kraft da. Einzelne kleine Ausbesserungen neuerer Zeiten bemerkt man kaum an diesem ungeheuren Gebäude. Es gehört zu den größten und schönsten Resten des hohen Alterthums in Italien. Das Ganze des Kolosses trägt den Charakter der Größe und Dauer; man mag von der Arena die rings umherlaufenden Sitzreihen hinan, oder von der höchsten Stufe der Sitze herabschauen in den erstaunlichen Umfang, der vier und zwanzigtausend Zuschauer fassen kann.

In einem Winkel der weit gedehnten Arena war ein großes Marionettentheater errichtet, vor welchem sich ein Haufen Menschen versammelt hatte, um die Gaukeleien des Policinello und seine albernen Späße zu belachen. Ich konnte den Anblick an diesem Ort nicht lange ertragen. Es war das erste Bild des Abstandes der gegenwärtigen von den vergangnen Zeiten Italiens, das sich mir nachher so unzähligemal wieder in andern Gestalten zeigte. Bis die Pantomime endigte, stieg ich herab in die herrlich gewölbten Korridore des Amphitheaters, wohin der Lärm des verdrießlichen Gaukelspiels nicht drang.

Joseph der Zweite und Pius der Sechste sahen bei sehr verschiedenen Gelegenheiten den ungeheuren Raum des Amphitheaters mit Menschen ganz angefüllt. Ein Schauspiel, um das ich jeden Zuschauer beneide! Dem Kaiser wurden hier, nach der Römischen Bestimmung des Amphitheaters, Thierkämpfe gegeben. – Der Pabst wählte diesen Ort zur Szene seiner Segensertheilung, und sah die Sitzreihen des alten Kampfplatzes, so wie den Platz selbst, mit knieenden Gläubigen bedeckt. An einer Tribüne ist diese That Pius in Marmor eingegraben! – Auch in dem Museum von Verona, diesem schönen Sammelplatz von Alterthümern, hat Pius das Andenken seiner Anwesenheit durch eine ähnliche Inschrift gestiftet. Bei der Durchreise von Wien,

„wohin er kam, - und segnete, - und ging –„

ließ er sich hier Hand und Fuß küssen. Das erzählt eine moderne Lateinische Inschrift, welche neben den Inschriften der alten Völker eingemauert steht, und – wäre es auch nur des Abstandes und des sinkenden apostolischen Glanzes wegen – für die Nachwelt vielleicht eine Merkwürdigkeit mehr an diesem Orte seyn wird.

F[riedrich] J[ohann] L[orenz] Meyer (1760-1844): Darstellungen aus Italien. Berlin, Vossische Buchhandlung 1792, S. 5-8 (Digitalisiert durch Google).

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1. Bild von oben: Verona - Anfiteatro e Piazza V. E. Im Bild signiert, unleserlich. Verso: Officine Franchini, Editore - Verona. Cartolina Postale Italiana [Ungeteiltes Adressfeld] Nicht gelaufen.
2. Bild von oben: Verona. 8172 bng Römmler & Jonas, Dresden. Verso: Cartolina Postale [Ungeteiltes Adressfeld] Nicht gelaufen.
3. Bild von oben: Verona - Anfiteatro Romano. Verso:_ 18924 - Ed. O. Onestinghel - Verona. Nicht gelaufen.
4. Bild von oben: Verona - Anfiteatro. O. Onestinghel - Verona. Verso: Carte postale. Nicht gelaufen.
5. Bild von oben: Verona - Arena - Dettaglio. Verso: 33278 Ed. F. Zampieri - Verona. Nicht gelaufen.
6. Bild von oben: Verona - Dettaglio dell'Arena. Verso, Signet: Cesare Capello, Milano. Im Briefmarkenfeld: 8. Nicht gelaufen.

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Christian Ludwig Stieglitz
Archaeologie der Baukunst der Griechen und Römer (1801)

Die größten aller öffentlichen Gebäude der Römer, die an weitläuftigem Umfange und an majestätischem Ansehn alle andere übertrafen, waren die Amphitheater. Hier wurden die Spiele der Gladiatoren gegeben, welche die Römer Venationes nennten, angestellt, die auch die erste Gelegenheit zur Erbauung der Amphitheater gaben. Das Amphitheater war eine Erfindung der Römer, und den Griechen ganz unbekannt. Bey den Griechen waren weder die grausamen Fechterspiele noch die rohen Kämpfe mit wilden Thieren gebräuchlich, und man hatte daher auch nicht nöthig auf ein solches Gebäude zu denken, welches hingegen in Rom, bey der großen Vorliebe des Volks zu solchen Spielen, bald ein Bedürfnis wurde.

Die Städte, von denen wir mit Gewissheit behaupten können, dass sie Amphitheater hatten, sind in Italien, [neben dem Colosseum in Rom] Verona und Capua; in Istrien, Pola; in Frankreich, Nimes, Arles und Frejus; in Sicilien, Catana und Syrakus. Zu welcher Zeit diese Amphitheater errichtet wurden, lässt sich nicht mit Gewissheit bestimmen, so wie auch der Erbauer derselben unbekannt ist. Das Veronesische Amphitheater wurde vermuthlich von den Bewohnern Verona’s, unter Domitian und Nerva, oder während der ersten Regierungsjahre des Trajanus erbaut. (1)

Wir wenden uns nun zu der Anlage und Einrichtung der Amphitheater, die wir, da die Schriftsteller der Alten uns keine Nachrichten davon hinterlassen haben, aus den Ueberbleibseln dieser Gebäude kennen lernen. Die Form eines Amphitheaters ist ein Oval, in dessen Mitte ein freyer ovaler Platz zu den Venationen [„Kämpfe mit wilden Thieren“] und Fechterspielen sich befindet, der ringsherum von den für die Zuschauer bestimmten Sitzen umgeben wird, die sich stufenweise über einander erheben.

Die Außenseite des Amphitheaters hat allezeit etliche Reihen von Arkaden über einander, deren Pfeiler bald mit Wandsäulen, bald mit Pilastern verziert sind. Das Colosseum zu Rom hatte vier Reihen oder Stockwerke solcher Arkaden. (2)  Das Amphitheater zu Verona hat, nach dem, was davon noch übrig geblieben ist, zu urtheilen, aus drey Stockwerken von Arkaden bestanden, Maffei (3) aber glaubt, dass es ein ähnliches viertes Stockwerk, wie das Colosseum [in Rom], gehabt hätte. Alle drey Stockwerke bestehn aus bäuerschem Werke, und die Pfeiler der Arkaden sind mit Pilastern besetzt, die nach einer einfachen Bauart gearbeitet sind, welche Maffei (4) fälschlich für die Toskanische Bauart hält.


Die Arkaden, in dem untern Stockwerke des Amphitheaters, waren Zugänge in das Innere desselben, und führten in einen Gang, der das ganze Gebäude umgab, und aus dem man auf die Treppen zu den verschiedenen Reihen der Sitze gelangte. Das Colosseum hatte in seinem Umfange achtzig solche Zugänge, das Veronesische Amphitheater aber zwey und siebenzig. In beyden ist jeder Bogen mit einer Nummer bezeichnet, die in dem Architrav des Gebälkes angebracht ist. Diese Nummern hatten wahrscheinlich auf die verschiedenen Regionen der Stadt Bezug, so dass den Bewohnern jeder Region gewisse Eingänge angewiesen waren, die zu den ihr bestimmten Sitz-Stufen führten, wodurch das Gedränge, das bey einer so großen Menge Volks, als hier zusammen kam, bey dem Eingehen und Herausgehen leicht hätte entstehen können, ganz vermieden wurde.

Um die innere Einrichtung der Amphitheater kennen zu lernen, so müssen wir zuerst die Area, den mittlern freyen Platz, worauf die Spiele gegeben wurden, in Betrachtung ziehen, ehe wir den Bau der sie umgebenden Sitze untersuchen. Der Boden der Area war festgestampft und mit klarem Sande bestreut, um für die Kämpfer einen guten Fußboden zu erhalten.

In dem Amphitheater zu Verona befindet sich in der Mitte der Area eine brunnenartige Oeffnung, die, unter dem Fußboden der Area, von einem gemauerten Canal umgeben ist, der sich von da aus auf vier Seiten, unter die Area und die Grundmauern der Sitz-Stufen hinweg zieht, und daselbst mit andern Canälen in Verbindung steht, die unter den Stufen ringsherum geführt sind. (5) Dieser Brunnen, so wie die Canäle, von denen einige bis an den nahe gelegenen Fluss gingen, dienten zur Abführung des Regenwassers und anderer Unreinigkeiten. Sie hatten in ihrer Bedeckung hin und wieder Oeffnungen, die so groß waren, dass ein Mensch hinabsteigen konnte, um die Canäle zu reinigen. Vielleicht wurden auch diese Canäle, oder nur einige derselben, zur Einlassung des Wassers in die Area gebraucht, wenn man in dem Amphitheater Naumachien [„eine Art öffentlicher Spiele, welche eine Nachahmung und Vorstellung von Seetreffen waren“] anstellen wollte.

Zu der Area gingen von außen herein einige Zugänge, die aber weiter keine Bestimmung hatten, als dass dadurch die Gladiatoren eintraten, und die zum Kampf bestimmten Thiere eingeführt wurden. In dem Amphitheater zu Verona hatte die Area sechs Zugänge, zwey Haupt-Eingänge b, Figur 31, die an den schmalen Seiten des Gebäudes gegen einander über lagen, und zwey kleinere Eingänge g, Figur 31, neben jedem der Haupt-Eingänge.

Der Bau, welcher die Area umgab und den Sitz-Stufen zum Grunde diente, bestand aus drey Abtheilungen, die durch zwey Gänge von einander getrennt waren c, e, Figur 31. Auf die äußerste Abtheilung folgten die Gänge a, und alsdann der Porticus, der das ganze Gebäude umgab, und bey dem Veronesischen Amphitheater einfach, bey dem Colosseum aber doppelt war. Die innerste Abtheilung, die zunächst die Area umgab, war eine massive Mauer, auf der die untersten Sitz-Stufen, so wie auch das Podium angelegt war, wo die Senatoren und andere durch Würden ausgezeichnete Männer auf Sesseln saßen, und wo auch die Kayser, in einem abgesonderten Platze, den Spielen zusahen. In der zweyten und dritten Abtheilung lagen die Treppen, die in die verschiedenen Stockwerke der Sitz-Stufen, und zu den Vomitorien, oder Zugängen zu den Sitzen, führten.

Das Amphitheater zu Verona hatte vier Abtheilungen, oder Stockwerke von Sitz-Stufen, und daher auch vier Reihen von Vomitorien l, m, n, o, Figur 33, über einander. (Um die Lage der Wege und Treppen noch deutlicher zu sehen, so vergleiche man mit dieser Figur noch die Figur 31.) Zu den ersten und untersten Vomitorien l, führte der lange Weg a, und die daran stoßende Treppe b. Zu den Vomitorien des zweyten Stockwerkes m, ging man durch den Weg a, bis in den Gang c, wo man sich hernach rechts oder links herum wandte, um zu der Treppe d zu kommen, auf der man zu diesen Vomitorien gelangte. Diejenigen, die in den obern Stockwerken ihre Sitze suchten, mussten die Treppen p hinangehn, wo sie, wenn sie in die Thür f gekommen waren, sich rechts herum wandten, und auf der Treppe g durch die dritten Vomitorien n, heraustraten. Wollte man in das vierte Stockwerk der Sitz-Stufen, so musste man bey der Thür f sich links wenden, wo man auf einer Treppe in den Gang h kam, in dem eine Treppe entgegen stieß, die zu dem Ruheplatze i führte, von dem man auf der Treppe k zu den vierten Vomitorien o gelangte.

Die Vomitorien wurden durch Thüren A verschlossen, und sie lagen nicht gerade über einander, sondern waren wechselweise über einander angebracht. (6) In dem Amphitheater zu Verona befanden sich in jedem Stockwerke der Sitz-Stufen sechszehn Vomitorien, daher ihre Anzahl in dem ganzen Amphitheater vier und sechszig betrug.

Die verschiedenen Stockwerke der Sitz-Stufen mussten, eben so wie im Theater, durch Gänge, Praecinctiones, von einander abgesondert seyn, um den Zuschauern bey dem Eingehen und Ausgehen durch die Vomitorien hinlänglichen Platz zu verschaffen. Die Ueberbleibsel der Amphitheater geben uns davon keine Gewissheit. In den Amphitheatern zu Rom und Pola sind die Sitz-Stufen ganz verwüstet; in dem Amphitheater zu Verona aber haben sie sich zwar erhalten, allein nicht mehr ganz in dem Zustande, wie sie bey ihrer ersten Anlage waren, sondern sie sind in neuern Zeiten fast durchgängig hergestellt, und dabey meistentheils anders angelegt worden. (7) Zwischen den Stufen lagen, in gewissen Entfernungen von einander, die Treppen, auf denen man zu den Stufen hinanstieg, wodurch die Stufen verschiedene Abtheilungen erhielten, die, weil sie die Form eines Keiles hatten, so wie in den Theatern, Cunei genannt wurden. Die Stufen in dem Amphitheater zu Verona haben das besondere, dass sie auf ihrer obern Fläche ein wenig ausgehöhlt sind, indem da, wo die einzelnen Steine, woraus die Stufen bestehen, an einander stoßen, an jedem Steine eine hohe Leiste gelassen, und der Raum dazwischen ausgearbeitet ist.

Da den Amphitheatern, wegen ihres beträchtlichen Umfanges kein Dach gegeben werden konnte, und die Zuschauer daher oft der größten Sonnenhitze, oder dem Regen und anderer übler Witterung ausgesetzt waren, so spannte man, um diesen Unbequemlichkeiten vorzubeugen, so wie bey den Theatern in Rom, über das ganze Gebäude ein Tuch, Velarium.

Anmerkungen:
1 Scipione Maffei: De Amphitheatro, ac praecipue de Veronensi, Libri duo, 1737. Lib. I. cap. 13.
2 Antoine Babuty Desgodets: Les édifices antiques de Rome dessinés et mesurés très exactement, 1682. Chap. XXI, pag. 252-277.
3 Maffei: De Amphitheatro, wie oben. Lib. II. cap. 2.
4 Ebd. Lib. II. cap. 2. 4.
5 Ebd. Lib. II. cap. 15. Tab. XIII.
6 Desgodets: Les édifices, wie oben. Chap. XXI, pag. 249. Chap. XXII, 280.
7 Maffei: De Amphitheatro, wie oben. Lib. II. cap. 8.

C[hristian] L[udwig] Stieglitz (1756-1836): Archaeologie der Baukunst der Griechen und Römer. Zweyter Theil. Erste Abtheilung. Weimar, im Verlage des Industrie-Comptoirs 1801. – Sechster Abschnitt. Amphitheater, S. 298-320 (Digitalisiert durch Google). Auszüge, mit Schwerpunkt auf dem Amphitheater in Verona.

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1. Bild von oben: Verona - Particolare Arena. Verso, Signet: VITOVE. V. Tosi - Verona. Proprietà riservata 441. Fotocelere Torino. Nicht gelaufen.
2. Bild von oben: Verona - L'Ala dell'Arena. Verso: Officine Franchini, Editore - Verona. Cartolina Postale Italiana [Ungeteiltes Adressfeld] Nicht gelaufen.
3. Bild von oben: [Ohne Titel] Verso: Verona - Dettaglio dell'Arena. Signet. "Grafia" - Sezione Edizioni d'Arte - Roma. 65930 Proprietà Artistica Riservata. Nicht gelaufen.
4. Bild von oben: Verona - Dettaglio dell'Arena. Verso, Signet: vTv im Dreieck [V. Tosi - Verona] 0100. Proprietà riservata. Nicht gelaufen.

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Friedrich Thiersch
Reisen in Italien (1826)

Noch spät am Abend saß ich sammt Augustus [einem jungen Gelehrten], ich selbst mit Auszügen einiger Bücher über Verona für den nächsten Tag, er mit einem Briefe an die Mutter nach Königsberg beschäftiget. Es war gegen 11 Uhr, die Straße wurde allmählich stiller, der Mond schien hell. Eben las ich von dem Amphitheater, welches sich hier aus der Römerzeit mit seinem innern Theil noch ganz erhalten hat, und auf den 45 Reihen seiner in immer größere Bogen ausgeschweiften steinernen Sitzen eine Bevölkerung von 24,000 Menschen fassen kann. Da stieg in mir der Wunsch auf, das erste Denkmal römischer Größe auf meinem Wege beym Lichte des Mondes zu sehen, um zu betrachten, wie dieser Zeuge einer untergegangenen Vergangenheit, die großartiger dachte und handelte, als wir, gleichsam aus ihrem Grabe in die Stille der Nacht und in ihre milde Klarheit emporragte.

Augustus, der für alles Erhebliche sogleich zu haben ist, schloss sich gern an, und von dem Cameriere geführt, durchzogen wir die schweigenden Straßen bis nach dem großen und schönen Platze la Brà, in den das alte Riesengebäude mit fast der Hälfte seiner Ausbeugung hineintritt. Die höhlenähnlichen Bogen, in zwei Reihen übereinander gethürmt, öffnen sich wie dunkle Felsengräber dem Mondlicht, das hie und da in dem wüsten Gestein dieser gewaltigen Klüfte schlief, und das ganze Gerippe des Riesenbaues mit einer magischen Dämmerung umwebte. Links ragte ein noch aufrechtstehender Theil der äußern Einfassung noch mit einer dritten Reihe von Bögen über die Zinne der ganzen Masse, als einen Einsturz drohende Trümmer empor. In das Innere eingelassen, wurden wir anfangs, nachdem wir durch die dunkeln Gänge und ihre wüste Nacht in die offenen Arme gedrungen waren, durch ein bretternes Theater gestört, das hier zu täglichem Spiel für müßige Neugierige in dieses Heiligthum uralter Herrlichkeit auf eine ärgerliche Weise hineingeschoben ist. Doch bald ging es über die Stiegen aufwärts, bis von oben herab das ganze Becken des runden Baues in seiner Vollendung vor uns lag.

So düster und öde die äußere Gestalt, und grauenhaft ihr wüstes Gestein, so wohlbewahrt, geordnet und gereinigt ist dieses Innere, das schon seit vielen Jahren aus seiner Verkommniß ganz wieder hergestellt worden ist, und wo die Sorgfalt der Neuern jede Lücke mit Bedacht ausfüllt, und jeden Schaden sogleich verbessert. Daher ist Alles wie noch zum Gebrauche eingerichtet, und von so festlichem Ansehen, als ob eben das Volk die Sitze verlassen hätte, um auf kurze Zeit von dem eben vollendeten Spiele auszuruhen. Erst nach Mitternacht konnten wir uns von diesem wunderbaren und ernsten Schauspiele trennen, das uns das Alterthum in seinen Trümmern schon bey dem Eintritt in sein classisches Land bereitet hatte.

Reisen in Italien seit 1822. Von Friedrich Thiersch,, Ludwig Schorn, Eduard Gerhardt und Leo von Klenze. Erster Theil. Leipzig, bei Gerhard Fleischer 1826, S. 45f. (Digitalisiert durch Google).

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Oben: Verona - Arena - L'interno. Signet: Brunnen mit wasserspeiendem Mädchenkopf. 3573. Verso: Edit. Brunner & C., Como e Zürich - Stab. eliografico. Nicht gelaufen.
Mitte: Verona - Interno Arena. Verso, Signet: Cesare Capello, Milano. Im Briefmarkenfeld: 3. Nicht gelaufen.
Unten: Verona - Dettaglio interno Arena. Verso: Signet vTv [V. Tosi - Verona] 59. Proprietà riservata. Nicht gelaufen.

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August Lewald
Aquarelle aus dem Leben (1837)

Um die Ecke der mit eleganten Laden besetzten Strada nuova biegend, die auf den Platz Bra ausläuft, erblickt man die ungeheure Arena, weitbäuchig und hohläugig, mit einer Rinde aus Alter umzogen, die dem Stein, woraus sie erbaut ist, das Ansehen eines Krokodilpanzers verleiht. Die großen Eingangsthore mit ihren Nebenwegen gleichen Höhlen, wie sie die Natur schafft; das Ganze scheint hie und da aus einer Masse zu bestehen, man entdeckt weder Zusammenfügungen noch Mörtel, und langweilig sichert das Wasser in dicken, schweren Tropfen aus dem Gestein. […]

[Das Gebäude] ist mächtig wie seine Erbauer waren; fest, um noch Jahrhunderten zu trotzen, und dennoch verwittert, wie das Alter.

Die Riesenthore ringsum sind durch kleinliche, leicht zerbrechliche Holzgitter geschlossen und hinter vielen derselben treiben Veroneser friedliche Handtierungen. Schuhmacher, Schlosser, Schmiede, Schneider, Krämer aller Art. Ueber diesen Thoren laufen die offenen Hallen, worauf die Steinsitze ruhen, die sich von der höchsten Zinne des Gebäudes in das Innere hinabsenken. Durch diese Senkung werden nun jene Hallen geschlossen und gewähren von Außen gesehen den Anblick von eben so vielen Schluchten. An der einen Seite stehet noch, Alles überragend, das große Portal, frei und dem winzigen Nachbarhäuschen der Arena drohend gegenüber. Es zeigt weder Säulen, noch andern architektonischen Schmuck; aber einen andern, den das heutige Italien, der feineren Gesittung huldigend, diesem Portale, das einst zu Thierkämpfen führte, anheftete. Dies war an diesem Tage ein großer Zettel, worauf ein Kerl in grünem Rocke und rother Weste abgebildet war, und mit lächelnder Miene auf die Worte unter sich hinzeigte, welche für den heutigen Abend in dem sogenannten Tagtheater der Arena, man denke! Unsern „Dorfbarbier“ und „die Erbschaft“ von Kotzebue verkündete.

Ein plötzlich eingetretener Regen verdarb mir die Freude, denn das Schauspiel wurde eingestellt.

Ich ging in den Laden einer guten alten Frau, welche die Kastellanin des Gebäudes zu sein scheint und mir den Eintritt gestattete.

Im Innern sieht es gut erhalten aus; die Steinsitze, die an 30,000 Personen fassen, sind neu und erheben sich bis zum Rande der äußern Mauer. Hin und wieder unterbrechen kleine Oeffnungen, durch welch die Zuschauer ein- und ausgingen, und einige Inschriften die Einförmigkeit des Ganzen. Man zeigt die Behälter der wilden Thiere, Gruben u.s.w. – Auf der einen Seite ist das obenerwähnte Tagtheater von Holz erbaut. Es hat 16 Bogen, die sich an’s Proscenium schließen, und ein gedieltes Parterre, die übrigen Zuschauer, wenn so viele sich einfinden, nehmen auf den Steinsitzen des Amphitheaters ihren Platz, von denen ein Theil zu diesem Zwecke durch einen Bretterzaun abgesondert ist.

Das Brettergerüste stört den imposanten Eindruck des Innern sehr und hemmt den Ueberblick. Von der Höhe aus gesehen verschwindet es freilich im weiten Raume, und sieht einem Haufen alten Gerülls ähnlich. Aber immer noch wirkt es störend. Trümmer von saftigem Grün umwuchert, gehören hieher, nicht solcher Bettelkram; Stille und Ruhe entsprechen dem Charakter dieses Hauses, nicht Kotzebue’s Spässe in’s Italienische übersetzt, und statt des Publikums aus Gevatter Schneider und Handschuhmacher des heutigen Verona, die brüllend in die Fäuste schlagen – erfreue mich – da denn doch brüllende Löwen und Tiger unserm Geschmacke nicht mehr zusagen – die stumme, eilig hinhuschende Eidechse, die scheue Bewohnerin des alten Gesteins.

August Lewald (1792-1871): Aquarelle aus dem Leben. Dritter Theil. Mannheim Verlag von Heinrich Hoff 1837, S. 211-215 (Digitalisiert durch Google).

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Oben: Fotografia dal vero durante uno spettacolo d'Opera nell' Arena di Verona (Fotog. C. Gerardi - Verona). Verso: Ricordo degli Spettacoli Lirici nell' ARENA di VERONA. Editore A. Madinelli - Verona. Gelaufen. Poststempel unleserlich.
Mitte: [Im Bild eingedruckter Text unleserlich.] G. Ricordi & C. - Milano. Verso: Minicipio di Verona. Grande Arena (Anfiteatro Romano). Rappresentazioni Liriche Estate 1919. Impresa "Lyrica Italica Ars" e Carlo Zanini. | Il Figliuol Prodigo. Opera-Ballo in 4 atti di A[milcare] Ponchielli. Atto III. | Cartolina Postale Ufficiale. Nicht gelaufen.
Unten: Fotografia dal vero durante uno spettacolo a'Opera nell' Arena di Verona (Fotog. C. Gerardi - Verona). Verso: Riccordo degli Spettacoli Lirici nell' ARENA di VERONA. Editore A. Madinelli - Verona. Im Briefmarkenfeld: 4325. Nicht gelaufen.

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Das Amphitheater in Verona ist so gut erhalten, weil es nicht, wie das Colosseum in Rom, als Steinbruch benutzt wurde. In späteren Jahrhunderten wurde es „Schauplatz der unterschiedlichsten Veranstaltungen: Turniere, Kampfspiele, Duelle, Stierkämpfe (zu deren Zuschauern 1805 Napoleon gehörte), Ballett-, Zirkus- und Theatervorstellungen. Anlässlich des 100. Geburtstages von Giuseppe Verdi (1813-1901) fand am 10. August 1913 erstmals eine Opernaufführung (Aida) in der Arena statt.“ Vgl. die Seite „Die Arena von Verona“, URL http://www.reise-nach-italien.de/arena-di-verona.html.

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