goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Schiller-Motive auf Postkarten
Eine Dokumentation

Wilhelm Tell
Verlag Theo Stroefer, Nürnberg

Stand: September 2014

 

  • Tell. Postkartenserie aus unterschiedlichen Auflagen. Verlag:


Theo Stroefer, Nürnberg; auf einigen Karten abgekürzt: T. S. N. Serie 467, No. 1-8. Auf einigen Karten Signet im Briefmarkenfeld.

Zwei Karten gelaufen 1905 und 1906. – Die Serie kam entweder zum 100jährigen Jubiläum der Publikation des Stückes 1904 oder aus Anlass der Schillerfeiern 1905, zum 100. Todestag des Dichters, auf den Markt. Ein Künstler ist nicht ausgewiesen.

 

 

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Gliederung

 

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1. Postkarten

Der Bezugstext wird jeweils hinzugefügt. Den Text von Schillers "Wilhelm Tell" finden Sie im "Projekt Gutenberg.DE". URL: http://gutenberg.spiegel.de/index.htm.

Zur Beachtung:
Um sie zu vergrößern, klicken Sie auf die Abbildungen.

1. Tell rettet Baumgarten
(I,1)

TELL:
Mit eitler Rede wird hier nichts geschafft,
Die Stunde dringt, dem Mann muss Hülfe werden.
Sprich, Fährmann, willst du fahren?
RUODI:
                                                       Nein, nicht ich!
TELL:
In Gottes Namen denn! Gib her den Kahn,
Ich wills mit meiner schwachen Kraft versuchen.
KUONI:
Ha, wackrer Tell!
WERNI:
                             Das gleicht dem Weidgesellen!
BAUMGARTEN:
Mein Retter seid Ihr und mein Engel, Tell!
TELL:
Wohl aus des Vogts Gewalt errett ich Euch,
Aus Sturmesnöten muss ein andrer helfen.
Doch besser ists, Ihr fallt in Gottes Hand,
Als in der Menschen!
(Zu dem Hirten)
                                  Landsmann, tröstet Ihr
Mein Weib, wenn mir was Menschliches begegnet,
Ich hab getan, was ich nicht lassen konnte.
(Er springt in den Kahn.)
KUONI (zum Fischer):
Ihr seid ein Meister Steuermann. Was sich
Der Tell getraut, das konntet Ihr nicht wagen?
RUODI:
Wohl bessre Männer tuns dem Tell nicht nach,
Es gibt nicht zwei, wie der ist, im Gebirge.
WERNI (ist auf den Fels gestiegen):
Er stösst schon ab. Gott helf dir, braver Schwimmer!
Sieh, wie das Schifflein auf den Wellen schwankt!
KUONI (am Ufer):
Die Flut geht drüber weg – Ich sehs nicht mehr.
Doch halt, da ist es wieder! Kräftiglich
Arbeitet sich der Wackre durch die Brandung.

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2. Abstieg vom Rütli
(II,2)

 

(Eine Wiese von hohen Felsen und Wald umgeben. Auf den Felsen sind Steige, mit Geländern, auch Leitern, von denen man nachher die Landleute herabsteigen sieht. Im Hintergrund zeigt sich der See, über welchem anfangs ein Mondregenbogen zu sehen ist. Den Prospekt schliessen hohe Berge, hinter welchen noch höhere Eisgebirge ragen. Es ist völlig Nacht auf der Szene, nur der See und die weissen Gletscher leuchten im Mondlicht. Melchtal, Baumgarten, Winkelried, Meier von Sarnen, Burkhardt am Bühel, Arnold von Sewa, Klaus von der Flüe und noch vier andere Landleute, alle bewaffnet.)

 

MELCHTAL (noch hinter der Szene):
Der Bergweg öffnet sich, nur frisch mir nach,
Den Fels erkenn ich und das Kreuzlein drauf,
Wir sind am Ziel, hier ist das Rütli.

(Treten auf mit Windlichtern.)

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4. Der Schuß
(III,3)

 

GESSLER:
Wer sagt Euch, dass ich scherze?
(Greift nach einem Baumzweige, der über ihn herhängt.)
                                               Hier ist der Apfel.
Man mache Raum – Er nehme seine Weite,
Wies Brauch ist – Achtzig Schritte geb ich ihm –
Nicht weniger, noch mehr – Er rühmte sich,
Auf ihrer hundert seinen Mann zu treffen –
Jetzt Schütze triff, und fehle nicht das Ziel!
[...]
WALTHER FÜRST (wirft sich vor ihm nieder):
Herr Landvogt, wir erkennen Eure Hoheit,
Doch lasset Gnad vor Recht ergehen, nehmt
Die Hälfte meiner Habe, nehmt sie ganz,
Nur dieses Grässliche erlasset einem Vater!
WALTHER TELL:
Grossvater, knie nicht vor dem falschen Mann!
Sagt, wo ich hinstehn soll, ich fürcht mich nicht,
Der Vater trifft den Vogel ja im Flug,
Er wird nicht fehlen auf das Herz des Kindes.

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5. Tell gefesselt
(III,3)

 

TELL:
                                               Wohlan, o Herr,
Weil Ihr mich meines Lebens habt gesichert,
So will ich Euch die Wahrheit gründlich sagen.

(Er zieht den Pfeil aus dem Goller und sieht den
Landvogt mit einem furchtbaren Blick an.)

Mit diesem zweiten Pfeil durchschoss ich – Euch,
Wenn ich mein liebes Kind getroffen hätte,
Und Eurer – wahrlich! hätt ich nicht gefehlt.
GESSLER:
Wohl, Tell! Des Lebens hab ich dich gesichert,
Ich gab mein Ritterwort, das will ich halten –
Doch weil ich deinen bösen Sinn erkannt,
Will ich dich führen lassen und verwahren,
Wo weder Mond noch Sonne dich bescheint,
Damit ich sicher sei vor deinen Pfeilen.
Ergreift ihn, Knechte! Bindet ihn!
(Tell wird gebunden.)
TELL:
                                               Wie, Herr?
So könntet Ihr an einem Manne handeln,
An dem sich Gottes Hand sichtbar verkündigt?
GESSLER:
Lass sehn, ob sie ihn zweimal retten wird.
– Man bring ihn auf mein Schiff, ich folge nach
Sogleich, ich selbst will ihn nach Küssnacht führen.

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6. Tell's Sprung
(IV,1)

 

TELL:
Als wir sie [die Felsenplatte] frischrudernd bald erreicht,
Fleh ich die Gnade Gottes an, und drücke,
Mit allen Leibeskräften angestemmt,
Den hintern Gransen an die Felswand hin –
Jetzt schnell mein Schießzeug fassend, schwing' ich selbst
Hochspringend auf die Platte mich hinauf,
Und mit gewaltgem Fußstoß hinter mich
Schleudr ich das Schifflein in den Schlund der Wasser –
Dort mags, wie Gott will, auf den Wellen treiben!

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7. Geßlers Tod
(IV,3)

 

GESSLER:
                                    Weib, mach Platz,
Oder mein Ross geht über dich hinweg.
ARMGARD:
Lass es über mich dahingehn – da –
(Sie reißt ihre Kinder zu Boden und
wirft sich mit ihnen ihm in den Weg.)
                                               Hier lieg ich
Mit meinen Kindern – Lass die armen Waisen
Von deines Pferdes Huf zertreten werden,
Es ist das Ärgste nicht, was du getan –
RUDOLF DER HARRAS:
Weib, seid Ihr rasend?
ARMGARD (heftiger fortfahrend):
                                    Tratest du doch längst
Das Land des Kaisers unter deine Füße!
– O ich bin nur ein Weib! Wär ich ein Mann,
Ich wüsste wohl was Besseres, als hier
Im Staub zu liegen –
[...]
GESSLER:
Das ist Tells Geschoß.
(Ist vom Pferde herab dem Rudolf Harras in den Arm
gegleitet und wird auf der Bank niedergelassen)
TELL:
Du kennst den Schützen, suche keinen andern!
Frei sind die Hütten, sicher ist die Unschuld
Vor dir, du wirst dem Lande nicht mehr schaden.

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8. Berta's Errettung
(V,1)

 

MELCHTAL:
[...]
– Doch höret, was geschah. Als wir das Schloss
Vom Feind geleert, nun freudig angezündet,
Die Flamme prasselnd schon zum Himmel schlug,
Da stürzt der Diethelm, Gesslers Bub, hervor,
Und ruft, dass die Bruneckerin verbrenne.
WALTHER FÜRST:
Gerechter Gott!
(Man hört die Balken des Gerüstes stürzen.)
MELCHTAL:
                           Sie war es selbst, war heimlich
Hier eingeschlossen auf des Vogts Geheiß.
Rasend erhub sich Rudenz – denn wir hörten
Die Balken schon, die festen Pfosten stürzen,
Und aus dem Rauch hervor den Jammerruf
– Der Unglückseligen.
WALTHER FÜRST:
                                    Sie ist gerettet?
MELCHTAL:
Da galt Geschwindsein und Entschlossenheit!
– Wär er nur unser Edelmann gewesen,
Wir hätten unser Leben wohl geliebt,
Doch er war unser Eidgenoss und Berta
Ehrte das Volk – So setzten wir getrost
Das Leben dran, und stürzten in das Feuer.
WALTHER FÜRST:
Sie ist gerettet?
MELCHTAL:
                            Sie ists. Rudenz und ich,
Wir trugen sie selbander aus den Flammen,
Und hinter uns fiel krachend das Gebälk.

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