goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Oskar Herrfurth
Der Rattenfänger von Hameln

Eine Postkartenserie

Erstellt: Dezember 2006
Stand: Juni 2015
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  • Brüder Grimm. Der Rattenfänger von Hameln. O[skar]Herrfurth pinx[it]. Serie von sechs Postkarten der Firma Uvachrom, Gesellschaft für Farbenphotographie m.b.H., München - Stuttgart. Serie 242, Nr. 4388 - 4393. Nicht gelaufen.

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Gliederung

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Der Text der Sage auf der Rückseite der Karten wird den Bildern hinzugefügt.

 Karte Nr. 1  Karte Nr. 2  Karte Nr. 3
 Karte Nr. 4  Karte Nr. 5  Karte Nr. 6

 

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Das Rattenfängerhaus in Hameln.

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Hameln a. d. Weser. Rattenfängerhaus. Verso: G.S.H. i 1622. Gelaufen. Poststempel 1929. Inschrift am Rattenfängerhause:

    Am Dage Johannis et Pauli
    War der 26 Junii
    Dorch einen Piper mit allerley Farve bekleidet
    Gewesen CXXX Kinder verledet
    Binnen Hamelen geboren
    To Calvarie bi den Koppen verloren.

 

Aus der handschriftlichen Mitteilung:

Auch den Rattenkönig hab' ich gesprochen, und soll Dir von ihm, wenn ich nach Hause komme zu Dir, eine echte Hameler Ratte mitbringen.

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Der Rattenfänger von Hameln
Mündlich
Wer ist der bunte Mann im Bilde?
Er führet Böses wohl im Schilde,
Er pfeift so wild und so bedacht;
Ich hätt mein Kind ihm nicht gebracht!
   
In Hameln fochten Mäus und Ratzen
Bey hellem Tage mit den Katzen,
Es war viel Not; der Rat bedacht,
Wie andre Kunst zuweggebracht.
   
Da fand sich ein der Wundermann,
Mit bunten Kleidern angetan,
Pfiff Ratz und Mäus zusamm ohn Zahl,
Ersäuft sie in der Weser all.
   
Der Rat will ihm dafür nicht geben,
Was ihm ward zugesagt soeben;
Sie meinten, das ging gar zu leicht
Und wär wohl gar ein Teufelsstreich.
   
Wie hart er auch den Rat besprochen,
Sie dräuten seinem bösen Pochen,
Er konnt zuletzt vor der Gemein
Nur auf dem Dorfe sicher sein.
   
Die Stadt, von solcher Not befreiet,
Im großen Dankfest sich erfreuet,
Im Betstuhl saßen alle Leut,
Es läuten alle Glocken weit.
   
Die Kinder spielten in den Gassen,
Der Wundermann durchzog die Straßen,
Er kam und pfiff zusamm geschwind
Wohl auf ein hundert schöne Kind.
   
Der Hirt sie sah zur Weser gehen,
Und keiner hat sie je gesehen,
Verloren sind sie an dem Tag
Zu ihrer Eltern Weh und Klag.
   
Im Strome schweben Irrlicht nieder,
Die Kindlein frischen drin die Glieder,
Dann pfeifet er sie wieder ein,
Für seine Kunst bezahlt zu seyn.
   
Ihr Leute, wenn ihr Gift wollt legen,
So hütet doch die Kinder gegen,
Das Gift ist selbst der Teufel wohl,
Der uns die lieben Kinder stohl.

Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder gesammelt von L. Achim von Arnim u. Clemens Brentano. Vollständige Ausgabe nach dem Text der Erstausgabe von 1806/1808. München: Winkler o.J. Erster Teil, S. 30f. – Der Verweis auf das Bild (erste Strophe, erste Zeile) und die Ansprache des Publikums in der letzten Strophe entsprechen einem Bänkelsängerlied.

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Der Rattenfänger

Ich bin der wohlbekannte Sänger,
Der vielgereiste Rattenfänger,
Den diese altberühmte Stadt
Gewiß besonders nötig hat.
Und wären’s Ratten noch so viele,
Und wären Wiesel mit im Spiele;
Von allen säubr’ ich diesen Ort,
Sie müssen miteinander fort.
   
Dann ist der gutgelaunte Sänger
Mitunter auch ein Kinderfänger,
Der selbst die wildesten bezwingt,
Wenn er die goldnen Märchen singt.
Und wären Knaben noch so trutzig,
Und wären Mädchen noch so stutzig,
In meine Saiten greif ich ein,
Sie müssen alle hinterdrein.
   
Dann ist der vielgewandte Sänger
Gelegentlich ein Mädchenfänger;
In keinem Städtchen langt er an,
Wo er’s nicht mancher angetan.
Und wären Mädchen noch so blöde,
Und wären Weiber noch so spröde:
Doch allen wird so liebebang
Bei Zaubersaiten und Gesang.

 

Nach dem Bericht Riemers für eines der Kinderballetts gedichtet, die 1802 oder 1803 in Weimar aufgeführt wurden. Die Sage kannte Goethe aus seiner Jugendlektüre. Erstdruck im "Taschenbuch auf das Jahr 1804".

Quelle: Jürgen von Esenwein, Harald Gerlach: Johann Wolfgang von Goethe. Zeit, Leben, Werk. CD-ROM. Aufbau-Verlag u.a. 1999. Text und Erläuterung nach der Berliner Ausgabe.

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Bemerkenswert ist die Sage vom Rattenfänger von Hameln. Im Juni 1284 erschien nach der Tradition in Hameln ein Pfeifer, der sich erbot, gegen eine gewisse Summe alle Ratten aus der Stadt in die Weser zu treiben. Dies gelang ihm auch in der Tat mittels des Blasens auf seiner Pfeife. Da man dem Mann hierauf seinen Lohn vorenthielt, lockte er am nächsten Sonntag (26. Juni) während des Gottesdienstes durch sein Pfeifen alle Kinder aus den Häusern in den geöffneten nahen Koppenberg. Nur zwei Kinder hatten sich verspätet, so daß sich der Berg bei ihrer Ankunft schon wieder geschlossen hatte. Etwas später kam der Rattenfänger mit den Kindern in Siebenbürgen wieder zum Vorschein und gründete mit ihnen die Kolonie der siebenbürgischen Sachsen.
      Manche führen die Sage auf die Niederlage der Bürger von Hameln beim Dorf Sedemünde 1259 und ihre Gefangennahme durch den Bischof von Minden, andre auf einen Kinderkreuzzug zurück. Vielleicht hat nur ein mißgedeutetes Glasgemälde in der Hamelner Marktkirche oder eine mißverstandene Inschrift an einem Denkmal auf dem Koppenberg Veranlassung dazu gegeben.
      Die Sage hat Julius Wolff als Epos (Der Rattenfänger von Hameln, 1875), Viktor Neßler als Oper (Der Rattenfänger von Hameln, 1879; Text von Friedrich Hofmann nach Wolff) bearbeitet.

Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Aufl. 1905-1909. Hier Bd. 8, S. 692. Digitale Bibliothek 100, S. 79147f. Artikel "Hameln", Auszug, redigiert.

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6. Kurzbiographie zu Oskar Herrfurth

Oskar Herrfurth, geb. 1862 in Merseburg, gest. 1934 in Weimar, war ein deutscher Maler und Illustrator. Seine Ausbildung erhielt er an der Kunstschule in Weimar, in Weimar lebte er auch viele Jahre, später dann in Hamburg. Er malte Genrebilder sowie Märchen- und Sagenbilder, die auch in Postkartenserien erschienen. Er illustrierte Märchen der Brüder Grimm, von H. C. Andersen und L. Bechstein, Karl May und zahlreiche Kinder- und Jugendschriften. (Artikel Oskar Herrfurth in Wikipedia.de, der freien Enzyklopädie. Redigiert u. ergänzt.)

Bibliographische Nachweise: Hans Ries: Illustration und Illustratoren des Kinder- und Jugendbuchs im deutschsprachigen Raum 1871-1914. Osnabrück: Wenner 1992. ISBN: 3-87898-329-8

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Illustrationen von Oscar Herrfurth im Goethezeitportal

Münchhausens Abenteuer
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=2198

Die Bremer Stadtmusikanten
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4169

Der Wolf und die sieben Geißlein
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4319

Das Märchen vom Schlaraffenland
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4387

Das Marienkind
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6342

Die sieben Raben
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6573

Die Heinzelmännchen
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6680

Der kleine Däumling
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6827

Eulenspiegel
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6864


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* Rattenfänger von Hameln, Artikel aus Wikipedia, der freien Exzyklopädie. Mit Hinweisen auf andere Rattenfängersagen und Adaptionen; Filmographie; Literaturhinweise u.a.m.

* Der Rattenfänger von Hameln, eine Bilderfolge im ZDFtivi.

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Einen Überblick über die Märchen- und Sagenmotive
im Goethezeitportal finden sie hier.

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8. Rechtlicher Hinweis und Kontaktadresse

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Ludwig-Maximilians-Universität München
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