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Goethes Italienische Reise, Rom

Johann Wolfgang Goethe: »Römische Elegien«

Lesung mit Hans-Jürgen Schatz

 

Fünfte Elegie

Froh empfind’ ich mich nun auf klassischem Boden begeistert,
   Vor- und Mitwelt spricht lauter und reizender mir.
Ich befolg den Rat, durchblättre die Werke der Alten
   Mit geschäftiger Hand, täglich mit neuem Genuß.
Aber die Nächte hindurch hält Amor mich anders beschäftigt;
   Werd ich auch halb nur gelehrt, bin ich doch doppelt beglückt.
Und belehr ich mich nicht, indem ich des lieblichen Busens
   Formen spähe, die Hand leite die Hüften hinab?
Dann versteh ich den Marmor erst recht, ich denk’ und vergleiche,
   Sehe mit fühlendem Aug’, fühle mit sehender Hand.
Raubt die Liebste denn gleich mir einige Stunden des Tages;
   Gibt sie Stunden der Nacht mir zur Entschädigung hin.
Wird doch nicht immer geküßt, es wird vernünftig gesprochen,
   Überfällt sie der Schlaf, lieg ich und denke mir viel.
Oftmals hab’ ich auch schon in ihren Armen gedichtet
   Und des Hexameters Maß leise mit fingernder Hand
Ihr auf den Rücken gezählt. Sie atmet in lieblichem Schlummer
   Und es durchglühet ihr Hauch mir bis ins Tiefste die Brust.
Amor schüret die Lamp indes und denket der Zeiten,
   Da er den nämlichen Dienst seinen Triumvirn getan.

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