goethe


Friedrich Bodenstedt:
Album deutscher Kunst und Dichtung.
Auswahl aus einem Prachtwerk der Gründerzeit

Heine: Lorelei, Ausschnitt


    • Album deutscher Kunst und Dichtung. Hg. von Friedrich Bodenstedt. Mit Holzschnitten, nach Zeichnungen der Künstler, ausgeführt von R. Brend'amour und Anderen. Vierte, umgearbeitete Auflage. Berlin, Verlag der G. Grote'schen Verlagsbuchhandlung. 1877. Druck von B. G. Teubner in Leipzig. Außenmaße: Breite 20 cm, Höhe: 25,5 cm.

 

Das Werk erschien in erster Auflage 1867 und in neunter Auflage 1904 (Häntzschel: Bibliographie, Tl. 1, Nr. 147, S. 74). Von der ersten Ausgabe gibt es eine Mikrofiche-Edition (Bibliothek der deutschen Literatur; 5931. München u.a.: Saur 1992), von der achten Auflage 1892 eine Faksimile-Edition (Wiesbaden: Englisch 1978).

Die folgende Auswahl konzentriert sich auf die Literatur der Goethezeit. Sofern die Gedichte nicht auf den abgebildeten Seiten abgedruckt sind, werden sie nach dem Wortlaut dieser Ausgabe hinzugefügt.



Zum Prachtwerk

Das Prachtwerk ist ein Schaustück, konzipiert als literarisches und buchkünstlerisches Denkmal. Als "Besehbuch" lag es im Salon aus; großformatige Werke wurden auf einem Steh- oder Tischpult präsentiert. "Die Prachtausgaben in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind konstitutive Bestandteile von Einrichtungs-Gesamtkunstwerken; sie sind integrale Ausstattungsstücke wie die Gipsbüsten und Statuetten, die gleichzeitig den Salon erobern." (Mazzoni, S. 58) "Die Texte wurden als bekannt vorausgesetzt; sie gehörten zum Lektürekanon der Schule und waren als >Klassiker< im weitesten Sinne eingeführt." (Ebd., S. 53) Ihre Aktualisierung durch künstlerische Beiträge bot sich für das Salongespräch an.

"Am 9. November 1867, mit dem Freiwerden der Urheber- und Verwertungsrechte für alle Werke, deren Autoren vor dem 9. November 1837 verstorben waren, erlischt das Klassiker-Monopol des Cotta Verlages; es beginnt die Zeit konkurrierender Verlagsprojekte sowohl auf dem Gebiet der Billig-Ausgaben, an erster Stelle Reclams Universalbibliothek, als auch bei den Luxusproduktionen. Die neuen Prachtausgaben kommen von Kunstverlagen wie Friedrich Bruckmann in München, aus Zeitschriftenverlagen wie Eduard Hallberger in Stuttgart; sie kommen aus den neuen Klassiker-Verlagen wie Gustav Grote in Berlin. Die Werbungen überschlagen sich in der Ankündigung berühmter Maler, die als Illustratoren verpflichtet werden konnten, in der Beschreibung der Ausstattungsqualitäten und in der Hervorhebung des >klassischen<, >volkstümlichen< und >nationalen< Wertes der betreffenden Werke. Die Empfehlungen richten sich an die >Verehrer< und >Bewunderer< der schulisch-kanonisierten Literatur und suggerieren dem deutschen Haus die Verpflichtung, sich diese >Zierde der deutschen Literatur< als >Hausschatz< zuzulegen." (Mazzoni, S. 16)

Die Verleger waren "die treibenden Kräfte für die Herstellung von Anthologien" (Häntzschel: Lyrikanthologien, S. 156) und bestimmten Konzept und Autorenauswahl entscheidend mit. "Oft wird ein prominenter Autor nur als zug- und kaufkräftiger Name auf das Titelblatt gesetzt. >Das Grote'sche Album [deutscher Kunst und Dichtung] erschien in seiner ersten Auflage 1866, als ich noch in München war, wo die Bibliothek mir alle erwünschten Hülfsmittel auf das Bequemste darbot,< berichtete Friedrich Bodenstedt, >Überdies war die Hauptarbeit schon gethan [...]; ich brauchte nur meinen Namen auf den Titel zu setzen<." (Ebd., S. 157. Zitat Bodenstedt: Briefe, Sp. 910)

Eine ausführliche Erläuterung der Illustrationstechniken finden Sie auf der Seite zum Prachtwerk "In zarte Frauenhand".

 

Literatur:

  • Bodenstedt, Friedrich von: Briefe an Hermann Costenoble. Hg. von William M. McClain, Lieselotte E. Kurth-Voigt. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 18 (1977), Sp. 799-962.
  • Häntzschel, Günter: Bibliographie der deutschsprachigen Lyrikanthologien 1840 - 1914. Unter Mitarbeit von Sylvia Kucher u. Andreas Schumann. 2 Teile. München: Saur 1991.
  • Häntzschel, Günter: Gedichte und Illustrationen in Anthologien und Prachtausgaben. In: Zur Sozialgeschichte der deutschen Literatur im 19. Jahrhundert. Einzelstudien. Teil II. Hg. im Auftrag der Münchener Forschergruppe "Sozialgeschichte der deutschen Literatur 1770 - 1900" von Monika Dimpfl u. Georg Jäger. Tübingen: Niemeyer 1990, S. 85-114.
  • Häntzschel, Günter: Lyrik und Lyrik-Markt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Fortschrittsbericht und Projektskizzierung. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL) 7 (1982), S. 199-246.
  • Häntzschel, Günter: Die deutsprachigen Lyrikanthologien 1840 - 1914. Sozialgeschichte der Lyrik des 19. Jahrhunderts. Wiesbaden: Harrassowitz 1997.
  • Mazzoni, Ira Diana: Prachtausgaben. Literaturdenkmale in Quart und Folio (Marbacher Magazin 58/1991) Marbach: Deutsche Schillergesellschaft 1991.
  • Wittmann, Reinhard: Das literarische Leben 1848 - 1880. In: Ders.: Buchmarkt und Lektüre im 18. und 19. Jahrhundert. Beiträge zum literarischen Leben 1750-1880 (STSL 6) Tübingen: Niemeyer 1982, S. 111-231.

 

Auf eigenen Seiten finden sich Kurzbiographien Bodenstedts und der Künstler sowie eine Auswahl von Initialien.




 

Inhalt

Vordere Umschlagseite
Titelillustration
Titelblatt
Motto-Illustration


Autor  Titel  Illustrator
Wilh. Müller  Kinderlust  Gustav Cloß
Reinick  Im Grünen  
Uhland  Der Kirchhof im Frühling   Wilhelm Riefstahl
Goethe   An den Mond   Gustav Cloß
Goethe  Ueber allen Gipfeln ...   
Eichendorff  Der Einsiedler  Caspar Scheuren
Wilh. Müller   Dein ist mein Herz  Robert Beyschlag
Reinick   Ständchen  Charles Schlesinger
Goethe   Haideröslein   
Eichendorff   Das zerbrochene Ringlein   
Uhland   Bauernregel  Julius Ehrentraut
  Volkslied   
Uhland   Die Nonne   Paul Thumann
Kerner   Wohlauf, noch getrunken ...   
Heine  Lorelei   
Chamisso  Das Schloß Boncourt  
Uhland  Des Goldschmieds Töchterlein  Paul Thumann
Goethe   Mignon   Ferdinand Piloty
Goethe   Lied des Harfners  Ferdinand Piloty
Goethe  Der getreue Eckart  Ferdinand Rothbart
Uhland  Schäfers Sonntagslied  Ludwig Sckell

 
Jutta Assel und Georg Jäger, im Oktober 2005



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