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Jutta Assel | Georg Jäger

Ostern

Silhouetten-Postkarten
und Ostereier im Brauchtum

Zusammengestellt für Ostern 2016

Optimiert für Firefox
Eingestellt: März 2016

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Die Seite zu Ostern 2016 bietet zum einen Silhouettenbildchen des 20. Jahrhunderts nach getuschten bzw. aus schwarzem Papier mit der Schere geschnittenen Vorlagen. Diese zeigen lebhafte Kinderszenen samt Osterhasen, Osterlämmern, Kücken und Ostereiern etc. in Frühlingslandschaften. Handkolorierte Partien lockern den strengen schwarz-weiß Kontrast auf einigen Karten auf. Zum anderen wird das Brauchtum, das sich um die Ostereier rankt, in Texten vorgestellt: Färbung, Verzierung und Beschriftung der Eier, "Eierlesen", Eierverstecken und Eiersuche, "Eierbicken," Eierlauf sowie das Eieressen, "Eier satt", bei dem schier unglaubliche Mengen von Eiern, manchmal im Wettbewerb, verspeist werden konnten, u.a.m.

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Gliederung

1. Silhouetten-Postkarten und Ostereier im Brauchtum
2. Zu den Silhouettenbildern
3. Literaturhinweise
4. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

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1. Silhouetten-Postkarten
und Ostereier im Brauchtum

Nicht aufgenommen wurden die einschlägigen Scherenschnitte von Josefine Allmayer (1904-1977) und A. M. Schwindt, d.i. Adolf Metus Schwindt (1891-1961), da sie noch nicht gemeinfrei sind. Zu Schwindt siehe den Eintrag im Stadtlexikon Darmstadt:
http://www.darmstadt-stadtlexikon.de/sch/schwindt-adolf-metus/

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Fröhliche Ostern! Text im Bild: Ja: Osterhäschen, Ostereier verschönern erst die Frühlingsfeier! Adressseite, Signet: ZDB im Kreis. 17015. Gelaufen. Poststempel 1941.

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Einmal im Jahr sollten sich alle Hausgenossen an Eiern sattessen. Daß es in der übrigen Zeit des Jahres fast keine Eier zu essen gab, lag daran, daß dss Eier- und Buttergeld, das wöchentlich einging, für laufende kleinere Anschaffungen, wie Kolonialwaren, einzelne Textilien, kleine Gegenstände usw. ausgegeben wurde. Die Erlöse für verkauftes Vieh und Getreide kamen auf die Kasse und wurden erst dann in Anspruch genommen, wenn im Januar die Handwerkerrechnungen kamen oder eine Maschine angeschafft werden mußte, oder wenn eine bauliche Veränderung vorgenommen wurde.

Die Eier wurden bunt gefärbt. Nachdem die Eier hartgekocht waren, wurden sie mit einer Speckschwarte abgerieben. Dadurch erhielten sie bei der folgenden Färbung einen starken Glanz. Wollte man braune Ostereier haben, dann färbte man sie mit gehackten Zweibelschalen. Mit Hilfe von Spinat wurden die Eier grün, während sie durch Rotkohl eine hübsche rote Farbe erhielten; Brennesselwurzeln erfüllten die gleiche Aufgabe. Oftmals wurden die gekochten und gefärbten Eier noch mit Buntpapier, das Hasen, Schmetterlinge, Vögel oder dergleichen veranschaulichte, beklebt. Die so gefertigten gekochten Eier wurden im Gartenbuchsbaum oder im Park versteckt. Es dauerte oft eine geraume Zeit, bis alle Eier gefunden worden waren. (Berichtet von Julius Lütke-Wentrup, Landwirtschaftlicher Verwalter, geb. 1890. Niederschrift Juli und Dezember 1972. Zit. n. Ostern in Westfalen, S. 87f.)

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Meist sind die Ostereier auf dem Lande einfach braunrot mit Zwiebelschalen gefärbt, neuerdings kommen immer mehr Anilinfarben auf. Eine recht sinnreiche Art der Färbung wurde früher (vielleicht jetzt noch?) angewendet, um den Ostereiern ein hübsches Muster zu verleihen. Man umwickelte sie fest mit den feinzackigen Blättern des kälwerkropps (Chaerophyllum) und kochte sie dann mit rotgefärbtem Wasser. Die Muster des Pflanzenblattes blieben auf den Eiern zurück. Auch bemalte man sie gelegentlich mit Blumen und Sprüchen; ein solches Ei aus Runstedt trägt die Inschrift "Zum Andenken aus Freundschaft 1837. (Andree: Braunschweiger Volkskunde, S. 340)

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1. Bild von oben: Glückliches Osterfest. Signiert: F. Kaskeline. Adressseite, Signet: W S+S B [Wilhelm S. Schröder Nachf., Berlin] 5926/1. Gelaufen. Datiert und Poststempel 1924.

Zu Friedrich Kaskeline siehe die Seite "Volkslieder. Illustriert von Friedrich Kaskeline" (mit Kurzbiographie):
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6377

2. Bild von oben: Fröhliche Ostern! Signiert: ost. Adressseite, Signet B&R im Kreis [Bargsted & Ruhland, Hamburg] 9490. Datiert und Poststempel 1933.

3. Bild von oben: Fröhliche Ostern. Adressseite, Signet: W S+S B [Wilhelm S. Schröder Nachf., Berlin] 4629 c. Gelaufen. Datiert und Poststempel 1934.

4. Bild von oben: Ohne Titel. Adressseite: 6 Kinderpostkarten II von Johanna Beckmann. Stiftungsverlag in Potsdam. Von J, Beckmann erschien ebendort: Deutsche Märchen I und II, je 8 Blätter in Mappe, und je eine zweifarbige Ausgabe mit 9 Bildern. Nicht gelaufen.

Zu Johanna Beckmann (1868-1941)siehe
* Eintrag in Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Johanna_Beckmann
* Gudrun Mohr: Johanna Beckmann. Die Meisterin des Scherenschnitts. Ein Künstlerleben zwischen Historismus, Jugendstil und Naturphilosophie. 2. Aufl. Friedland: edition federchen, Steffen Verlag 2011. ISBN 978-3-941683-07-5

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Zu Ostern färbt man Ostereier; damit werden die Kinder beschenkt; sie bekommen auch wol solche von ihren Pathen geschenkt, bunt gemalt und beschrieben, z.B.:

»Dies Ei hat gelegt ein Huhn,
Wer es zerbricht, der eß es nun.«

Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen, Leipzig 1859. Digitalisiert in: Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, Digitale Bibliothek 125, Berlin 2005, hier S. 332.310.

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Am sonnigen Nachmittag brachen wir Kinder auf "in die Ameisen". Die bunten Eier trugen wir in der Tasche. Unsere einzige Sorge war, daß die Ameisen am Ende, wenn Ostern früh im Jahre war, noch nicht "liefen". Dann war nichts zu machen. Wecken ließen sich die Sonnentierchen nicht. In der Regel aber hatten wir Glück. Sie "liefen", die ganze Oberfläche so eines Nadelhaufens war dann ein einziges Gewimmel. Wir legten unsere Eier hinein, daß sie vollständig von Tannennadeln und zugleich auch von den Ameisen bedeckt waren. Die Tierchen liefen und krabbelten nun über die Eier dahin, krause Spuren hinterlassend, da wo sie herliefen. Die ätzende Ameisensäure bewirkte diese Zeichnungen, so daß die Eier nach einer Viertelstunde oder auch schon früher, je nach der Betriebsamkeit der Tierchen, über und über wie gesprenkelt erschienen. Ließ man sie zu lange im Ameisenhaufen liegen, so konnte es geschehen, daß sie ungenießbar wurden, da die Säure durch die feinen Kalkporen der Schale in das Innere des Eies drang. So ein hübsch gesprenkeltes Ameisenei wurde in der Regel mit nach Hause genommen, wo es alle bewundern mußten. Zum Essen war es ja auch zu schade. (Berichtet von Adolf Wurmbach, Lehrer, geb. 1891. Niederschrift April 1955. Zit. n. Ostern in Westfalen, S. 273.)

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An Ostern gehen in der Fleischwanger Gegend die Kinder nach der Vesper zu all' ihren Verwandten und besonders zu den Taufpathen. Da wird gefestet, gebacken und gebraten. Nach dem Essen liegen schon die farbigen Ostereier draußen im Garten unter Bäumen; die Osterringe, eine Bretzelnart, hängt man an Bäume, um den Kindern eine Freude zu machen. Alle springen durch einander und suchen die Eier und Ringe. Ist das Wetter nicht günstig, ist es regnerisch, so werden die Eier in der Scheuer versteckt und die Ringe dort irgendwohin gehängt. Es heißt: »d.r Osterhâs håt 's glegt.«

Anton Birlinger: Sitten und Gebräuche, Freiburg 1861. Digitalisiert in: Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, Digitale Bibliothek 125, Berlin 2005, hier S. 56.165.

Bild: Ostergebäcke aus dem Isergebirge. Spamer: Sitte und Brauch (siehe Literaturhinweise), S. 61.

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1. Bild von oben: Herzliche Ostergrüße. Scherenschnitt-Künstlerkarte. Serie 37, Nr. 566. Postkarten-Verlag Adalbert Mayrhofer, Kierling bei Wien. Nicht gelaufen.

Der Scherenschnitt stammt von der Kierlinger Künstlerein Josefine Allmayer (1904-1977). "Derselbe Scherenschnitt wurde von Mayerhofer auch unter der Nummer 566 ediert, wo der Name Allmayer angegeben ist." Copyright: Verein Museum Kierling (in Klosterneuburg bei Wien).

Josefine Allmayer, geb. 21.12.1904 in Kierling, einem Ort im Wienerwald bei Klosterneuburg, gest. 01.11.1977 ebenda, wurde durch ihre Scherenschnitte bekannt. In armen Verhältnissen aufgewachsen, ging sie ihrem Vater zur Hand, der "unter anderem in Wien durch die Restaurants und Kaffeehäuser zog, um von den Gästen Silhouettenschnitte anzufertigen". Die Tochter entnahm viele Motive den Blumen und Pflanzen ihrer Heimat und vermochte durch ihre Technik, Scherenschnitte mit farbigem Seidenpapier zu hinterlegen, die natürliche Vielfarbigkeit wiederzugeben und feine Farbnuancen zu erzielen. Der geschäftliche Erfolg ihrer Scherenschnitte ermöglichte es ihr, in Maria Gugging, einem Nachbarort von Kierling, ein kleines Grundstück zu kaufen und zu bebauen. Den gesamten künstlerischen Nachlass hat das Museum Kierling erworben. Zitate nach Friedrich Chlebecek: Scherenschnitte aus der Natur. Siehe: Deutscher Scherenschnittverein e.V. Online: http://www.scherenschnitt.org/allmayer/

2. Bild von oben: Herzlichen Ostergruss. Adressseite, Signet: PP [Paul Pittius, Berlin] Gelaufen. Poststempel 1935.
3. Bild von oben: Fröhliche Ostern! Adressseite, Signet. Entwurf Else Stratil. Verlag Prag VII, Simáčkora 14. Gelaufen. Poststempel 1932 (?).
4. Bild von oben: Frohe Ostern. Signiert. Adressseite, Signet B&R im Kreis [Bargsted & Ruhland, Hamburg] Nr. 90 29. Gelaufen. Datiert und Poststempel 1933.
5. Bild von oben: Fröhliche Ostern. Adressseite, Signet: AR, eingeschrieben Co. 7031/1. Beschrieben, aber nicht gelaufen.
6. Bild von oben: Frohe Ostern. Adressseite, Signet [Oppel & Hess, Jena] 1300/1. Künstler-Schattenbilderkarte nach einem Original-Scherenschnitt von C. Pflug aus dem Verlag Oppel & Hess, Jena. Gelaufen. Poststempel 1929. Handschriftlich: Liebes Hedeli, Ich glaube fast, der Osterhas ist heute im Gärtli gewesen. Kommst Du so um 11 Uhr etwa vorbei? Ein Gruss vom Gotti.

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Der ebenso einfache und prunklose als kräftige Charakter unserer Alten tritt uns überall in ihrem Leben, selbst in ihren Spielen entgegen. Ein Spiel dieser Art wurde noch bis vor 4 oder 5 Jahren (wo es der Pächter abstellte) alljährlich zu Ostern in Ellmarshausen, einer Malsburgschen Besitzung, unweit Wolfhagen, von den Knechten des Pachthofs geübt. Einige derselben begeben sich nämlich am zweiten Ostertage in die in der Nähe an der Erpe liegenden Mühlen, wo sie, nach scherzhafter Anforderung, von jedem Müller eine Anzahl Eier, zusammen etwa 120-130 Stück geschenkt erhalten. Nun ziehen alle Knechte auf eine große Wiese bei Ellmarshausen, woselbst die Eier in eine einzige lange Reihe ausgelegt werden, Stück um Stück, mit je einem Fuß Zwischenraum; an das oberste Ende dieser Eierlinie wird ein Korb hingestellt. Zwei Knechte, welche sich stark genug fühlen, einen Wettlauf zu bestehen, treten dann hervor, um zu gleicher Zeit ihren Lauf zu beginnen. Des Einen Ziel ist das, eine halbe Stunde von Ellmarshausen auf der Höhe liegende Dorf Nothfelden, von wo er, mit einem Zeugniß seiner Anwesenheit versehen, ungesäumt zurückkehren muß. Des Andern Aufgabe dagegen ist, von dem Korbe, welcher stehen bleibt, bis zum untersten Ei der Linie zu laufen, dieses zu holen und behutsam in den Korb zu legen und ebenso mit allen übrigen Eiern zu verfahren, doch darf er immer nur eins holen. Hat er auf diese Weise alle Eier in den Korb getragen, ehe der Gegner von Nothfelden wieder auf der Wiese eintrifft, so ist der Sieg sein; kommt aber dieser mit seinem Laufe eher zu Ende, als jener mit dem Eierlesen, so hat er den Sieg.
    Ist der Wettlauf geschehen, so geht es zu Tanz und Musik, wobei die andern Knechte den Sieger frei halten müssen. Die Eier aber werden in Gemeinschaft verzehrt.
    Auch in Ehlen findet, bei gutem Wetter, am zweiten Ostertage das »Eierlesen« noch statt. Am Tage zuvor gehen einige junge Bursche im Dorfe von Haus zu Haus, Eier zu sammeln; zwei tragen Körbe, die andern sagen die Bitte her. Am folgenden Tage ziehen Burschen und Mädchen unter Musikbegleitung auf eine lange ebene Trift vor dem Walde, wo die Eier Stück um Stück in eine, sind es viele in zwei Reihen ausgelegt werden. An das obere Ende stellt sich die Musik und nun lauft einer von den Burschen von da zum untern Ende und holt das letzte Ei und dann, immer eins nach dem andern, die nächstfolgenden. Während dem lauft ein Anderer nach dem eine halbe Stunde entfernten Dorfe Dörnberg, wo er aus dem ersten Hause, welches er erreicht, ein Zeichen seiner Anwesenheit, einen Besen oder was ihm am schnellsten zur Hand ist, mitnimmt. Wer mit seiner Aufgabe zuerst fertig ist, hat den Sieg und die Ehre des Tages und wird unter Musik und Jubel durchs Dorf und zum Tanze geführt, wobei die Eier gebacken und gemeinschaftlich verzehrt werden.

Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854. Digitalisiert in: Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, Digitale Bibliothek 125, Berlin 2005, hier S. 377.290-377.292.

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Ohne Titel. Signiert im Bild: A. Schirmer. Adressseite: Fr. A. Ackermann's Kunstverlag, München. - Serie 157 (12 Karten). Nr. 1887: Bei den Hasen. Silhouette von Anna Schirmer. Nicht gelaufen. - Anna Schirmer, biografische Daten unbekannt (Ries).

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Das Gesinde bekam früher soviel Eier, als es mochte. Zwanzig Hühnereier und ein Gänseei oder ein Ei mit der Schale zum Schluß, so ging die Rede in Butjadingen, mußte ein tüchtiger Großknecht verzehren können. Später ist es mehr Sitte geworden, jedem Dienstboten am Nachmittage des Ostertages eine bestimmte Anzahl Eier, 12 bis 14, zuzuteilen. Das feierliche Eieressen geschieht am Abende des ersten und zweiten Ostertages. Für Kinder werden die Eier mit Zwiebelschalen, Farbehölzern oder grünen Kräutern gefärbt, auch wohl im Garten unter Büsche versteckt, wohin sie dann nach dem Kinderglauben der Hase gelegt hat. Ein Spiel um Eier ist das Bicken. Einer tupft mit der Spitze seines Eies auf die Spitze des Eies eines andern bis eins zerbricht, das dann dem Besitzer des unverletzt gebliebenen zufällt. Vorzüglich, heißt es aus dem Saterlande, war dies Bicken beim Abbrennen des Osterfeuers unter Leuten beiderlei Geschlechts üblich und diente häufig dazu, alte Bekanntschaften zu erneuern, neue anzuknüpfen. Auch wirft man mit Eiern auf Wiesen und wer sein Ei am weitesten wirft, erhält die Eier der übrigen (Jever). In Löningen versammelten sich früher die Kinder mit ihren buntgefärbten Eiern auf dem Stockkamp und trieben damit allerlei Kurzweil.

Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg, 1867. Digitalisiert in: Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky, Digitale Bibliothek 125, Berlin 2005, hier S. 527.463 f.

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Oben links: Ohne Titel. Signiert: M. Sachse-Schubert. Adressseite, Signet. Nr. 6304. Nicht gelaufen. - Martha Sachse-Schubert, geboren 1890, Todesjahr unbekannt.
Oben rechts: Ohne Titel. Signiert: M. Sachse-Schubert. Adressseite, Signet. Nr. 6303. Nicht gelaufen. - Martha Sachse-Schubert, geboren 1890, Todesjahr unbekannt.
Mitte: Fröhliche Ostern. Adressseite, Signet: HWB [Herm. Wolff, Berlin] Ser. 1997. Rechts unten: 472. Nicht gelaufen.
Unten links: Fröhliche Ostern. Adressseite, Signet: HWB [Herm. Wolff, Berlin] Ser. 1998. Rechts unten: 472. Nicht gelaufen.
Unten rechts: Fröhliche Ostern. Adressseite, Signet: HWB [Herm. Wolff, Berlin] Ser. 1998. Rechts unten: 472. Nicht gelaufen.

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Früher wurden die Eier immer des Nachmittags [am Ostersonntag] gegessen. Je nach Anzahl der Hausbewohner wurden 50-60 Eier oder noch mehr zubereitet. Sie wurden gekocht oder als Rührei gebacken auf den Tisch gebracht. Bei den Jüngeren war es ein Wettessen, wer die meisten vertilgen konnte. Junge Burschen brachten es auf 1 bis 1 1/2 Dutzend. Bei uns brachte es einer auf 23 Stück, morgens beim Frühstück waren es fünf Eier und Nachmittags noch 18 Stück in einer Mahlzeit - also 23 Stück auf Ostern ohne sichtbare böse Folgen. Es ist aber ein einmaliger Fall gewesen. Die meisten Burschen (brachten) es auf 10-12 Stück höchstens. (Berichtet von Maria Althues, Lehrerin, geb. 1891. Niederschrift April 1955. Zit. n. Ostern in Westfalen, S. 69.)

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Schließlich bleibt noch zu erzählen, daß am Nachmittag oder Abend des Osterfestes "satt Eier" gegessen wurden. Vor allem die Bauern aßen, bis sie nicht mehr konnten. Manche aßen um die Wette, brachten es je nach Appetit und Kapazität auf 15 Eier und protzten am nächsten Tag damit. Ein alter Priester erzählte, daß man es am zweiten Ostertag im Beichststuhl vor Eiergestank nicht aushalten konnte. Herr Ruhkamp, der früher die Orgel spielte, sagte von der Vesper am zweiten Ostertag: "Wat stünken de Buren nao Äier!" Noch heute werden auf den Höfen sehr viele Eier gegessen. Man nimmt an, ca. 100 Eier, knotet sie in ein Handtuch, durch das man einen Stock steckt, oder legt sie in einen Korb und kocht sie so in einem Weck- oder Viehtopf ziemlich hart. In der Stadt soll das Eieressen manierlicher sein, vor allem, was die Zahl angeht. (Berichtet von Wilhelm Elling, Lehrer, später Museumsleiter, geb. 1930. Niederschrift August 1964. Zit n. Ostern in Westfalen, S. 53)

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Herzlichen Ostergruß. Adressseite, Signet: PP [Paul Pittius, Berlin] Gelaufen. Poststempel 1928.

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2. Zu den Silhouettenbildern

Unsere diesjährigen Ostergruß-Karten zeigen Schattenrissbildchen des 20. Jahrhunderts, die zum größten Teil schwarz getuschte, einige mit der Schere geschnittene Vorlagen haben. Die bunt oder goldfarben meist von Hand kolorierten Details – wie Ostereier, Kinderkleider-Auszier, Blumen, Hahnenkamm – beleben den harten schwarz-weiß Kontrast und sollen wie die lebhaften Kinderszenen frühlingsbeschwingt und fröhlich wirken. Dargestellt sind die beliebten Ostermotive wie Eiersuche, Begegnungen mit Hasen, Kücken, Hahn, Lämmchen und Zicklein bzw. „Frühlingsgeisterchen“ sowie Kinderspiel, -überraschung und –tanz in neckischen Minikompositionen. Die Genreszenen spielen sich ab auf kleinen, meist blümchenübersäten Rasensockeln, oft flankiert von Weidenbüschen oder –bäumchen bzw. Blumenstengeln.

Charakteristisch ist die Flächigkeit der Darstellungen; alle Bestandteile – Kinder, Tiere, Eier etc. – sind in der vorderen Ebene nebeneinander gereiht. Nur einmal wird ein grauer Hügelrücken mit Sonne als eingefügter Hintergrund gezeigt; die zweite Sonnendarstellung hinter großer Wolkenformation ist, flächig gestuft, der Komposition als Rahmen beigegeben. Und einmal (auf der Karte von Else Stratil) springen, perspektivisch verkleinert, im Hintergrund zwei Häschen durch die Luft (d. h. übers weiße Papier), was man natürlich bei Silhouetten nur mittels Tuschezeichnung oder einem collagierten Schwarzschnittbild, nicht aber im zusammenhängenden Gebilde eines Scherenschnittes machen kann. Nur einige Silhouetteure bzw. Silhouetteusen sind namentlich bekannt;  diese werden nachgewiesen. Die anonymen Silhouetten stammen meist von Vertreter/innen der angewandten Künste oder von Laien, für welche solche Arbeiten für die Postkartenindustrie (notwendiger) Broterwerb ist.

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Weitere Seiten
mit Silhouetten und Scherenschnitten

Goethe-Silhouetten
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Gestalten aus "Faust"
Silhouetten
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Scherenschnitte zu Märchen
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3. Literaturhinweise

Zu Scherenschnitten und Silhouetten siehe:
* Biesalski, Ernst: Scherenschnitt und Schattenrisse. Kleine Geschichte der Silhouettenkunst. München: Callwey 1964.
* Buß, Georg: Aus der Blütezeit der Silhouette. Eine kunst- und kulturgeschichtliche Studie (Xenien-Bücher, 34) Leipzig: Xenien-Verlag 1913.
* Die Goethezeit in Silhouetten. Schattenrisse in ganzer Figur, vornehmlich aus Weimar und Umgebung. Nachdruck der Erstausgabe, kritisch aufbereitet und mit einer Einführung in die Geschichte der Silhouette versehen von Lutz Unbehaun. Rudolstadt: Hain 1996.
* Knapp, Martin: Deutsche Schatten- und Scherenbilder aus drei Jahrhunderten. Mit dreihundert meist noch nicht veröffentlichten Bildern. Dachau: Der Gelbe Verlag [ca. 1916].
* Kroeber, Hans Timotheus: Silhouetten aus Lichtenbergs Nachlaß von Daniel Chodowiecki. Wiesbaden: Heinrich Staadt 1920.
* Pieske, Christa: Schattenrisse und Silhouetteure (Wohnkunst und Hausrat einst und jetzt, 39) Darmstadt: Schneekluth 1963.
* SchattenRisse - Silhouetten und Cutouts. Katalog der Ausstellung im Kunstbau Lenbachhaus. Hg. von Helmut Friedel. München: Hatje Cantz 2001.
* Das Silhouettenbuch der Adele Schopenhauer. Als Faksimile hrsg. von Hans Timotheus Kroeber. Die Weimarische Literarische Gesellschaft ihren Mitgliedern, Weimar, im April 1913 (Weimarer Liebhaberdruck; 1) Ort: Verlag 1913.
* Zarncke, Friedrich: Kurzgefasstes Verzeichniss der Originalaufnahmen von Goethe`s Bildniss. Des XI. Bandes der Abhandlungen der philologisch-historischen Classe der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, No. 1. Leipzig: S. Hirzel 1888. Darin: Schattenrisse, S. 64-73.

Zum Brauchtum an den Ostertagen siehe:
* Adolf Spamer: Sitte und Brauch. In: Handbuch der Deutschen Volkskunde. Hrsg. von Wilhelm Preßler. Bd. 2. Potsdam: Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion o.J., S. 33-236. Hier S. Insbesondere S. 60-69.
* Richard Andree: Braunschweiger Volkskunde. 2. Aufl. Braunschweig: Friedrich Vieweg und Sohn 1901.Reprint 1979. ISBN 3-7777-0887-9. Hier S. 335-343.
* Ostern in Westfalen. Materialien zur Geschichte eines volkstümlichen Kirchenfestes. Hrsg. von Dietmar Sauermann (Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland; 46) Münster: Coppenrath 1986. ISBN 3-88547-297-X
* Birgit Gehrisch: "Lepusculus Domini, Erotic Hare, Meister Lampe". Zur Rolle des Hasen in der Kulturgeschichte (Diss. Gießen) Wettenberg: VVB Laufersweiler 2005. ISBN 3-89687-078-5. Insbesondere Kap. 12. Deutsche Volkskunde, S.209-221.

Für das Bildinventar und die (Kultur)Geschichte der Osterkarten (ohne Silhouetten und Scherenschnitte) siehe
* Otto May: Ostern, friedliches Fest ... ? Osterpostkarten in Deutschland 1898 - 1945. Hilesheim, Berlin: Tharax-Verlag im Verlag Franzbecker 2009. ISBN 978-3-88120-907-6
* Glückwünsche auf Postkarten. Altonaer Museum in Hamburg. Norddeutsches Landesmuseum 1977.
* Fritz Franz Vogel: Kitsch per Post. Das süße Leben auf Bromsilberkarten von 1895 bis 1920. Köln: Böhlau 2014. ISBN: 978-3-412-22432-5. Osterkarten S. 287-310.

Für phantasievolle Bildgestaltungen auf Osterpostkarten vgl. exemplarisch
* Hans Ziegler:Küken phantasievoll vermenschlicht. Ein Extremfall der Kartenmotive. In: Ak-Express Nr. 135, Juni 2010, S. 18-27.

Was alles mittels photographischer Montagen um 1900 gemacht werden konnte, zeigt die englische Studie von
* Elizabeth Siegel: Playing with Pictures. The Art of Victorian Photocollage. Chicago: The Art Institute of Chicago 2009. ISBN 978-0-300-14114-6

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Besuchen Sie auch unsere weiteren Osterseiten
mit Bildern und Texten

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