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Jutta Assel | Georg Jäger

Der Maskenball der Thiere
Illustriert von Eduard Ille


"Der Maskenball der Thiere" erschien 1878 im 36. "Münchener Bilderbuch" des Verlages von Braun & Schneider, bekannt für seine populäre Druckgrafik im Holzstich. Illustriert wurde das Bilderbuch von Eduard Ille (1823-1900), einem führenden Mitarbeiter der "Münchener Bilderbogen" und der "Fliegenden Blätter". Von 1850 bis 1897 hat Ille 71 "Münchener Bilderbogen" illustriert. Die Holzstiche wurden nachträglich mit Hilfe von Schablonen koloriert; die starke Farbigkeit einiger Blätter entspricht dem damaligen und wohl auch heutigen Publikumsgeschmack breiter Schichten, insbesondere von Kindern. Die farbige Wiedergabe im Goethezeitportal bietet Gelegenheit, die einzelnen Szenen dieses Bilderbuches unter Rückgriff auf die beigegebenen Verse zu verstehen.

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Gliederung

1. Bilder und Texte
2. Notizen zu Eduard Ille
3. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

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"Der Maskenball der Thiere" ist folgendem Werk entnommen:

Der Maskenball der Thiere.
Des Löwen Geburtstags-Feier.
Zwei lustige Geschichten in Bildern

(Münchener Bilderbücher, Nro. 36) München, Verlag von Braun & Schneider [1878]  Pappe. Quer 8o. Blatt 3 signiert: E. Ille 1860 (?).

Der Maskenball der Thiere" wurde nicht als Bilderbogen publiziert (Ries). "Des Löwen Geburtstags-Feier" erschien zuerst unter dem Titel "Des Löwen Geburtstag" als "Münchener Bilderbogen" Nro. 148, 7. Buch 1854/55. Diese Geschichte wird hier nicht wiedergegeben.

Ein Nachdruck der Ausgabe des Maskenballs von 1878 erschien 1982 in der Edition Leipzig und 1983 im Insel-Verlag.

Googelt man "Maskenball der Tiere", wird man zumeist auf Karl Valentins (1882-1948) humoristische Verse "Der Maskenball der Tiere" ("Die Tiere hier auf Erden all', / die hielten einen Maskenball") verwiesen. Zu ihrer Popularität trägt bei, dass die Verse nach der Melodie des populären Kinderliedes "Ein Vogel wollte Hochzeit machen" gesungen werden. Auf den  hier wiedergegebenen "Maskenball der Tiere" von 1878 nehmen Valentins Verse nicht Bezug.

Literaturhinweise:
* Johanna Ziemann: Ein Vogel wollte Hochzeit machen (2012). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon.
<http://www.liederlexikon.de/lieder/ein_vogel_wollte_hochzeit_machen/>

*
Christine Shojaei Kawan: Tierhochzeit. In: Enzyklopädie des Märchens, Bd. 13/2. Hrsg. von Rolf Wilhelm Brednich. Berlin und New York 2010, Sp. 618–622.
* Der ewige Brunnen der Heiterkeit. Hrsg. u. mit einem Nachwort von Albert von Schirnding. München: C.H.Beck 2007. ISBN 978-3-406 55931 0. Darin Karl Valentin: Der Maskenball der Tiere, S. 84-87.

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1. Bilder und Texte

1. Geladen sind die Thiere all'
Heut' zu dem großen Maskenball.
Schon nahet Herr von Gnu sich hier
Mit Fräulein Schaf und Frau Tapir;
Herr Füchslein als Ball-Commissär
Macht fein und zierlich die Honneurs.


2. Herr Känguruh naht auch zum Gruß,
Er lebt auf etwas großem Fuß;
Schaut sich's Gefrorne näher an,
Das ihm servirt der Mops zum Naschen,
Dem's Mäuslein gucket in die Taschen.


3. Gleich, als der Ball begonnen kaum,
Macht Jokko einen Purzelbaum
Zum Schrecken seiner Tänzerin;
Indeß mit still bescheid'nem Sinn
Herr Waldmann sich, wie hier zu seh'n,
Und Fräulein Has im Walzer dreh'n.



4. Wird's Nilpferd wohl willfährig sein,
Lädt's Kätzlein es zum Tanzen sein?
Versteht der Waschbär wohl den Witz,
Den, ihn zu necken, macht der Spitz?
Ich weiß es nicht, doch scheint es fast,
So sehr auch Kein's zum Ander'n paßt.


5. Doch ob es paß', ob nicht es paß', ─
Das macht ja erst den Masken-Spaß,
Daß Alles durcheinander geht.
Was sonst als fremd sich ferne steht,
Wie hier das Reh, vom Schwein geführt,
Gar mit dem Löwen conversirt.


6. Der Bär als Amor ─ schon zu Viel
Des süßen Weins getrunken hat er, ─
Schließt Freundschaft mit dem Krokodil,
Das heut erscheint als Abdelkader;
Und als Maltheser tritt hervor,
Voll edlen Stolzes, der Condor.


7. Es stellt der graue Pavian,
Als alter Doktor angethan,
Den Esel mit dem langen Ohr
Der Wildkatz' als Apollo vor,
Und Die reicht, als Frau Biedermeyer,
Ihm Blümlein dar, zum Schmuck der Leyer.


8. Es weiß wohl das Rhinozeros,
Ein Invalid aus alten Tagen,
Der Löffelgans als Tanzgenoß'
Viel von vergang'ner Zeit zu sagen;
Wenn nicht so rasch im Tanz' sie fliegen,
Ist das Gespräch dafür gediegen.


9. Wird's schon leerer in dem Saal',
Macht der Wolf als Zuav' Skandal,
Und das Wildschwein, als Gesell,
Rüstet noch zum Tanz sich schnell;
Doch: "'s ist aus, wir geh'n nach Haus!"
Sagt der Elephant zur Maus.

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Notizen zu Eduard Ille

Eduard Ille (1823-1900), Münchner Maler und Illustrator, "arbeitete als Schüler Schwinds in dessen Atelier; war beteiligt an der Ausmalung von Schloß Neuschwanstein; führender Mitarbeiter der 'Münchener Bilderbogen' und der 'Fliegenden Blätter' " (Ries, S. 614) Von 1850 bis 1897 hat Ille 71 "Münchener Bilderbogen" illustriert (Eichler). Eine Liste der Illustrationen bei Ries.

Siehe im Goethezeitportal auch die Dokumentation zum "Münchener Bilderbogen" Nr. 69, illustriert von Eduard Ille: "Das bucklichte Männlein". URL:
http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=6452

Literaturhinweise:
* Eintrag "Eduard Ille in wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Ille

* Hans Ries: Illustration und Illustratoren des Kinder- und Jugendbuchs im deutschsprachigen Raum 1871-1914. Osnabrück: Wenner 1992. ISBN 3-87898-329-8
* Ulrike Eichler: Münchener Bilderbogen (Oberbayerisches Archiv, Bd. 99) München: Verlag des Historischen Vereins von Oberbayern (Stadtarchiv München) 1974.
* Gunter E. Grimm: „Niflunga-Saga“. Zu einem Gemälde von Eduard Ille. Online im Goethezeitportal.
http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/PDF/wissen/projekte-pool/rezeption_nibelungen/niflunga-saga-von-eduard-ille.pdf


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3. Rechtlicher Hinweis und Kontaktanschrift

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