Johann Wolfgang von Goethe
»Das Märchen«
Mehr als zwanzig Personen sind in dem Märchen geschäftig.
„Nun und was machen sie denn alle?“ Das Märchen, mein Freund.
Aus den „Xenien“ von Schiller und Goethe, 1796
„Diesen Abend verspreche ich Ihnen ein Märchen, durch das Sie an nichts und an alles erinnert werden sollen.“ So kündigt der Erzähler in den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ das „Märchen“ seinen Zuhörern an. Im Rahmen dieses Novellenzyklusses ist das „Märchen“ eingebettet, es erschien als dessen letzter Teil in Schillers Zeitschrift „Die Horen“. Im Begleitbrief zu diesem Text schrieb der Autor Goethe dem Herausgeber Schiller: „Ich hoffe, die 18 Figuren dieses Dramatis sollen, als soviel Rätsel, dem Rätselliebenden willkommen sein.“
Was die einzelnen Figuren und ihre Handlungen bedeuten, darüber hat Goethe zeitlebens geschwiegen und die rätselnden Freunde immer wieder auf den Text zurückgewiesen. Auch die Lesung von Hans-Jürgen Schatz löst dessen Rätsel nicht endgültig, doch sie verleiht den Figuren stimmlich Konturen und der Handlung Lebendigkeit.
Inhalt
Ein alter Fährmann wird nachts von zwei Irrlichtern geweckt, die den Fluss überqueren wollen. Der Alte setzt die Irrlichter über, sie wollen ihm seine Arbeit mit Gold entlohnen, er aber fordert stattdessen die „Früchte der Erde“: drei Kohlhäupter, drei Artischocken und drei große Zwiebeln. Die Irrlichter verspotten den Fährmann, versprechen aber, mit seinem Lohn wiederzukommen. Mit dieser Episode beginnt die Suche der Irrlichter nach der schönen Prinzessin Lilie. Eine alte Frau und ein Jüngling werden sich ihrer Suche anschließen. Zum weiteren Figurenrepertoire des an Symbolen reichen Märchens gehören eine sprechende Schlange, ein Riese und ein zu Stein erstarrter Mops.
„Das Märchen“ ist die letzte Erzählung aus Goethes Novellenzyklus „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter“ (1795). Sie erschien zuerst in der von Friedrich Schiller herausgegebenen Zeitschrift „Die Horen“.
Elisabeth Böhm
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