goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Antonio Canova
Werkauswahl in lithographierten Umrissen 

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Venus Victrix, liegend;
Statue in Marmor.
1805

 

Venus, Pallas und Juno; die sich auf dem Berg Ida den Vorzug streitig machen, schienen einigen Symbolikern eine Allegorie, welche die wetteifernden Mächte der Stärke, der Intelligenz und der Schönheit darstellten. Der Triumph der letztern Macht verursachte keine Abänderung in diesem System.

Wie dem auch sey, so hat jener Gegenstand die Malerkunst und die Bildhauerei öfters in Bewegung gesetzt. Der Triumph der Schönheit verdient von allen Künsten gefeiert zu werden. Der Künstler hat Venus im ruhigen Besitz ihres Sieges dargestellt: sie geniesst mit Stolz die neuesten Erinnerungen; ihre Augen sind mit Wohlgefallen auf den Apfel geheftet, den ihr der glükliche Hirte so eben zuerkannt hat. Diese Ruhe gibt ihr eine glänzende Stellung. Auf ein griechisches Bette hingestreckt, den Rücken durch reiche Küssen gestützt, das Haupt mit dem linken Arme krönend gewährt die Göttin einen Anblick, der den Entwicklungen der Schönheit höchst günstig ist.

Man sollte meinen, sie lebe. Der venetianische Bildhauer scheint von dem milden Pinsel seines Landsmanns Titian etwas entlehnt zu haben. Die Grazie, mit der Schultern und Hals zusammen gefügt sind, die Linien des Rumpfes, die Bestimmtheit der Extremitäten, alles diess bildet eine Reihe von Vollkommenheiten, welche Schüler nicht genug studiren können, und wozu man nicht leicht anderswo ein Modell finden könnte, als etwa in einem andern Werke Can0va's. Wir werden Gelegenheit finden, diess später zu untersuchen.

Das Werk ward im Jahr 1805 ausgeführt. Man weiss, dass der Kopf der Venus Victrix Potrait der Prinzessin Pauline Borghese [Schwester Napoleons] ist.

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