goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Antonio Canova
Werkauswahl in lithographierten Umrissen 

 Vorherige Seite Vorblatt   Nächste Seite 

 

Gruppe von Adonis und Venus,
in Carrarischem Marmor, für den Marchese Salsa Berio zu Neapel.
1795

 

Die beiden Gestalten stehen aufrecht; die Stellung des Adonis kündigt seinen Abschied an. Der Wurfspies den er in der Hand trägt, der Hund der ihm voraneilt (?), sind die Attribute der Jagd, die ihn ruft. In der Melancholie, die schon über die Züge dieses schönen Gesichts verbreitet ist, ahnet man, welches Geschick ihm in dem Calydonischen Forste bevorsteht.

Venus, Zärtlichkeit und Wollust athmend, ist nur mit einem Tuche bekleidet, das nachlässig über ihre Hüfte fällt, und auch dieses Gewand will sinken. Sie sucht ihren Geliebten zurückzuhalten, indem sie sich mit dem linken Arm weich auf seine Schulter stützt, und ihm mit der rechten Hand (*) zärtlich schmeichelt, mit einer jener Liebkosungen, welche die Gefallsucht, wenn sie alle ihre Kunstgriffe erschöpft hat, wieder von der Natur entlehnt. Die Finger dieser Hand haben eine Grazie, einen Ausdruck, der ganz die Natur der Liebe bezeichnet, wie sie den geliebtesten Sterblichen, den sie mit ihrer Gunst überhäuft hatte, zu verführen sucht.

 Vorherige Seite Vorblatt   Nächste Seite 
Das Fach- und Kulturportal der Goethezeit