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Empfehlungen der Redaktion

16. November 2011

 Gunter E. Grimm
 
Die alte Universität Duisburg und ihre Dichter

Der Aufsatz beschreibt die früher auch an Bildungsinstitutionen übliche Gelegenheitsdichterei am Beispiel der alten Universität Duisburg (1655 bis 1818) und ihrer Dichter (1. Die Promotionen, 2. Theorie und Praxis der Gelegenheitsdichtung, 3. Die Gedichte der Duisburger Universitätspoeten, 4. Zwei Duisburger Dichter). Zu den bekannten Dichtern, die an die Universität Duisburg studiert und gelehrt haben, gehören Carl Arnold Kortum, der Verfasser der „Jobsiade“, und Johann Philipp Withof, ein angesehener Lehrdichter der Aufklärung.

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12. November 2011

 Gunter E. Grimm
 
„Nichts ist widerlicher als eine sogenannte Dichterlesung.“ Deutsche Autorenlesungen zwischen Marketing und Selbstpräsentation 

Der historisch-systematische Beitrag widmet sich der Geschichte und den habituellen Ausprägungen des Inszenierungsmodells ,Dichterlesung‘ und untersucht ihre Funktionen im ‚literarischen Feld‘. Das in der Dichterlesung sich gestaltende Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit erfährt dabei besondere Beachtung.

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27. Oktober 2011 

 Patrick Peters
Der Rhein in Versen und Bildern. Auf den Spuren von Schlegel bis Byron

Um 1800 entwickelt sich die Rheinromantik. Dazu gehören u.a. Clemens Brentano, Friedrich von Schlegel, Lord Byron und William Turner. Diese Dichter und Maler stellen den Rhein mit seinen Baudenkmälern und der besonderen Landschaft in den Mittelpunkt ihres Schafens. Vor allem das obere Mittelrheintal hat es ihnen angetan.

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27. Oktober 2011 

 Gunter E. Grimm
Christian Wolff und die Literatur der Frühaufklärung

Der Aufsatz behandelt folgende Aspekte:
1. Wolffs Ruhm: Zeitgenossen und Nachwelt
2. Literatur und Poetik im Werk von Christian Wolff
3. Gottscheds „Critische Dichtkunst“ als Umsetzung der Wolffschen Philosophie
4. Wolffs Wirkung auf die Literatur der Frühaufklärung (Themen und Inhalte;  Denkmethode; neue Stilideale)
5. Wolff in der Satire seiner Zeit

Christian Wolffs Auftreten signalisiert den Beginn einer theoriefreudigen, naturwissenschaftlich interessierten und lehrhaft-didaktischen Periode. Dem uneingeschränkten Vertrauen in die Allmacht der Rationalität entspricht die Verabsolutierung des Ordnungsdenkens und der methodologischen Exaktheit. Der Erfolg des Wolffschen Systems erklärt sich aus seiner stabilisierenden Funktion in der mentalitätsgeschichtlichen Krisensituation des 17./18. Jahrhunderts. Wolff und Gottsched ersetzten „geglaubte“ Sicherheiten durch eine mathematisch abgesicherte, metaphysisch verankerte Ordnung. Wolffs Bedeutung muss historisch gesehen werden. So gewichtig sein Wirken für die Entwicklung des Wissenschaftssystems war, für die Literatur war es eher indirekt. Die Funktion der Wolff-Gottschedschen Reform war ein kurzzeitiger Reinigungsakt, der die barocken, galanten und ‚politischen‘ Normen durch Vernunftnormen ersetzte, die der Ideologie des ‚aufgeklärten Absolutismus‘ entsprachen. Um bedeutende Literaturwerke zu schaffen, mussten die engen Regeln allerdings erst überwunden werden. Nicht von ungefähr propagierte Lessing gegen diesen Regelwust die freie Schöpferinspiration und das Wirken des Genies.

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24. Juli 2011 

 Carola Hilmes
 »... wie eine Religion zu zweit«. Literarische Reflexionen romantischer Liebe bei Karoline von Günderrode und Lou Andreas-Salomé  

Das überaus wirkungsmächtige Konzept romantischer Liebe wurde auch von Schriftstellerinnen aufgenommen. In der Goethezeit besaß die „Vision vom hohen Paar“ (Ulrike Prokop) ein hohes Identifikationspotential für beide Geschlechter. Aber auch vom Unlebbaren und von den Gefahren einer ins Absolute gesteigerten Liebe sprechen die Texte um 1800. Karoline von Günderrode etwa sucht Zuflucht in der Freundschaft, was die dialogische Form vieler ihrer Werke beglaubigt. Um 1900 diskutiert Lou Andreas-Salomé das romantische Liebesproblem in Erzählungen und Essays, in Briefen und in ihrer Autobiographie. Die Grenzen literarischer Genres werden dabei bewusst überschritten und zwar im Dienst einer psychologischen Erweiterung des Wissens über das Verhältnis der Geschlechter zueinander. Die schon für die Romantik charakteristische Durchlässigkeit von Leben und Schreiben wird in den Avantgarde-Bewegungen des 20. Jahrhunderts zur dezidierten Forderung einer Überführung von Kunst in Lebenspraxis. Hier nun entpuppt sich die romantisch Liebe als amour fou; eine ehemals religiöse Kontextualisierung wird nun von einem Diskurs des Wahns überschrieben. 

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24. Juli 2011

 Carola Hilmes
 Vom Skandal weiblicher Autorschaft. Publikationsbedingungen für Schriftstellerinnen zwischen 1770 und 1830 

In der Goethezeit sind viele Schriftstellerinnen zu verzeichnen. Um publizieren zu können, bedienen sie sich unterschiedlicher Strategien: anonym, kryptonym, pseudonym oder heteronym. Nur selten publizieren sie unter eigenem Namen. Das Studium der Titelblätter ihrer Romane ist diesbezüglich aufschlussreich. In den „Vorbemerkungen“ befleißigen sich die Autorinnen meist, ihren künstlerischen Anspruch gegenüber dem pädagogischen Wert des Buches zurück zu drängen, während das Romangeschehen selbst dann sehr häufig eine deutliche Kritik an den konventionellen Rollenerwartungen für Frauen und Männer erkennen lässt. So ist C.A. Fischer Die Honigmonathe (1802) die in Briefen polyperspektivisch entfaltete Geschichte einer gescheiterten Liebe. Mit ihrem Familien- und Revolutionsdrama Die Familie Seldorf (1795/96) greift Therese Huber literarisch in die politischen Debatten ihrer Zeit ein und setzt damit geschlechtsspezifisch neue Maßstäbe.

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04. April 2011

 Carola Hilmes
 "Lieber Widerhall". Bettine von Arnim: Die Günderode - Eine dialogische Autobiographie 
 

In ihrem Günderode-Buch (1840) entwirft Bettine von Arnim ein in die Moderne voraus weisendes Modell poetischer Selbstverständigung. Im Dialog mit der Freundin gelingt es, sich ihrer selbst zu vergewissern. Dabei bedient sie sich der Form des Briefes, einer literarisierten Mündlichkeit, und betont so den Vorrang des Redens und Hörens vor dem Sehen im autobiographischen Diskurs. Das in idealer Ergänzung entworfene Verhältnis der Freundinnen zueinander wird u.a. bezogen auf die mythologischen Figuren von Narziß und Echo. Indem Bettine von Arnim die Günderode als „lieben Widerhall“ anspricht, vermeidet sie die Festschreibung eigener Identität und plädiert statt dessen für eine beglückende Selbstwahrnehmung im Resonanzraum der anderen.

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01. März 2011

 Siegfried Schödel 
"Kaiserschnitt am Wolf". Eine Auseinandersetzung um ein Rotkäppchen-Bild als rezeptionsästhetisches Exempel

Der Umgang mit Märchen ist häufig komplex und nicht selten, insbesondere in der Öffentlichkeit, konfliktbeladen. Der Beitrag zeigt einen Fall eigenwilliger künstlerischer Adaption des Rotkäppchen-Märchens und die Rezeption dieser Adaption im "Dritten Reich". 

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01. März 2011

 Carola Hilmes
 "Jetzt bin ich negativ glücklich". Die autobiographischen Schriften und Reisetagebücher Elisa von der Reckes 

In ihrer Zeit bekannt durch eine Publikation gegen Cagliostro, ist Elisa von der Recke (1754-1833) heute nur noch im historizistischen Kanon präsent. Dabei verdienen die heterogenen Schreibweisen, in denen sie Ihre Autobiographie verfaßte, durchaus Beachtung. Vor allem die dialogische Selbstverständigung in Briefen zeigt die Rollenerwartungen an Frauen der Goethezeit und wie sie schreibend unterlaufen werden können. Die von den Autorinnen um 1800 vertretene heteronome Ästhetik motiviert auch einen anderen Blick auf Literatur und Geschichte. 

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18. Januar 2011

 Gerhard Lauer
Das Erdbeben von Lissabon. Ereignis, Wahrnehmung und Deutung im Zeitalter der Aufklärung
 

Der Beitrag diskutiert die Texte und Strategien, durch die erst das Erdbeben von Lissabon im 18. Jahrhundert zu einem Jahrhundertereignis stilisiert wurde. Ausgangspunkt ist einer der wenigen Augenzeugenberichte, der von den Debatten der Aufklärung kaum berührt ist. Über die politischen und konfessionellen Interessenslagen im Europa der Aufklärung hinweg bis in die gelehrten und literarischen Streitigkeiten der Philosophen um die Deutung der Katastrophe wird aufgezeigt, welche unterschiedlichen Funktionen das Erdbeben jeweils hatte. Von einer allgemeinen Erschütterung des Optimismus kann dabei kaum die Rede sein. Eher kam die Katastrophe vielen für ihre jeweils schon länger laufende Debatten gelegen. Schon bald sollte freilich der Siebenjährige Krieg alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das Erdbeben von Lissabon wurde zur Geschichte schon im 18. Jahrhundert, nicht als ein Ereignis, sondern als ikonischer Moment der Aufklärung.
 

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