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Jutta Assel | Georg Jäger

Ernst Barlach
Goethes Walpurgisnacht

 

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FAUST:
                                      Mephisto, siehst du dort
  Ein blasses, schönes Kind allein und ferne stehen?
  Sie schiebt sich langsam nur vom Ort,
  Sie scheint mit geschloßnen Füßen zu gehen.
  Ich muß bekennen, daß mir deucht,
  Daß sie dem guten Gretchen gleicht.
MEPHISTOPHELES:
  Laß das nur stehn! dabei wird's niemand wohl.
  Es ist ein Zauberbild, ist leblos, ein Idol.
  Ihm zu begegnen, ist nicht gut:
  Vom starren Blick erstarrt des Menschen Blut,
  Und er wird fast in Stein verkehrt;
  Von der Meduse hast du ja gehört.
FAUST:
  Fürwahr, es sind die Augen einer Toten,
  Die eine liebende Hand nicht schloß.
  Das ist die Brust, die Gretchen mir geboten,
  Das ist der süße Leib, den ich genoß.
MEPHISTOPHELES:
  Das ist die Zauberei, du leicht verführter Tor!
  Denn jedem kommt sie wie sein Liebchen vor.
FAUST:
  Welch eine Wonne! welch ein Leiden!
  Ich kann von diesem Blick nicht scheiden.
  Wie sonderbar muß diesen schönen Hals
  Ein einzig rotes Schnürchen schmücken,
  Nicht breiter als ein Messerrücken!
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