Goethes Italienische Reise, Rom
Jutta Assel | Georg Jäger
Franz Reber: Album der Ruinen von Rom

41. Der Tempel von Cori.
Die auf der Burghöhe von Cori gelegene Tempelvorhalle, deren Cella jetzt durch eine Kirche ersetzt ist, giebt unter allen römischen Ueberresten das anschaulichste Bild der römisch-dorischen Ordnung, wie sie Vitruv beschreibt. Die schlanken Säulen, schwächliche Capitäle, der schmale Architrav, die mit der Weitstellung der Säulen zusammenhängende grössere Zahl der Triglyphen und die horizontalen statt schräg abwärts geneigten Mutuli sprechen den Compromiss deutlich aus, den die römische Kunst zwischen etrurischer Tradition und hellenischem Einflusse geschlossen hatte. Zugleich zeigt die unverhältnissmässig tiefe tetrastyle Vorhalle noch die Nachwirkung des etrurischen Planschemas, welche dem römischen Prostylos seinen vom Griechischen abweichenden Charakter gab. Die Bestimmung des Tempels ist nicht zu eruiren.