goethe


Jutta Assel | Georg Jäger

Friedrich Schiller
Avanturen des neuen Telemachs

Eine Humoreske für Gottfried Körner

Reise nach Egipten.

     Hier ist zu sehen Körners unvergleichliche Reise nach Egipten, an welcher der Pinsel unsers zweiten Rafaels sein Meisterstük geliefert hat. Körner sizt auf einem Esel, welcher blutige Tränen über seinen Herren weint, ihm voraus geht Duchanton, mit kothigen Stiefeln. Er schreitet unerschroken grade auf einen Krokodil zu, welcher mit ofnem Rachen unter dem rothen Meere und über dem Nil steht. An dem rothen Meere, auf welchem Pharaohs Krone schwimmt, steht Moses mit den Geseztafeln, und einer Ruthe in der Hand. An dem andern Ufer des Nils liegt die Königinn Kleopatra, noch iezt schön, auf dem Grase, mit der Schlange am Busen. Kenner des Nakten werden diese Figur nicht genug bewundern können, und Architekten müssen die Pyramiden anstaunen. Auch die Landschaft ist vortreflich.

Erläuterung: Schiller fingiert eine Reise nach Ägypten, wie sie möglich gewesen wäre, wenn Duchanteau nicht mit dem ihm von Körner geliehenen Gelde durchgebrannt wäre. Vgl. "Körners Schuldner". (Seyboth)

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